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Pulsnitzer MckendlaN des ^änigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz und Leitung vlatt LrsüMnt: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. Mit „lUustr. Sonntagsblatt", .Landwirtschaft, iicher Beilags" und „§ür Saus und SsrL". Ndonnernent: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. IL5 bei kreier Zustellung ins Saus, durch Lis poft bezogen Mk. l.4l. ———— KernsprechEr: Nr. 18. VSISMS-KnZSlgSr 1 elegr.-NLr.: Wochendtatr pulsiutz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags l0 Uhr aukzugeben. vis künk mal gespaltens Zells oder deren Naum l 2 pk., Lokalpreis 10 pk. Nsklcnne 25 pk. Bei Wiederholungen Rabatt. Zeitraubender und tabellarischer Latz nach bs- sondsrem 7arik. LrKilungsort ist Pulsnitz. umkasssnd dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzrährsdork, Bretnig, Sausvvalde, Ohorn, Obsrstsina, Niedsr- lul. PLU s ^/Ulöul^,stsina,weitzbach,Obsr-u.N>edsrlichtsnau,§risdersdorf-1'hiemsnLork,Mittelbach,Srotznaundork,Lichtenberg,Msin-Vittmannsdork. Druck und Verlag von C. L. §örster's Erben (lnh.: Z. w. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. Donnerstag, den 24. Keöruar 1910. Mr. 22 62. Jahrgang. Mtmly, den 2. Nörj MÜ: LlMinM, sowie Roß- und Vitzmurkt in Radeburg. Für Rinder und Schweine sind Ursprungszeugnisse mitzubringen. vsr StcrOtrat zu l^adsburg. Das Wichtigste Der Reichstag überwies am Mittwoch die Vorlage eines Reichskontrollgesetzes der Budgetkommission und setzte die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fort. (S. Reichstagsber.) An der türkisch-bulgarischen Grenze ereignete sich ein blutiger Zusammenstoß. Das bulgarische Königspaar ist in Petersburg ein getroffen. Der Ausstand der Straßenbahnangestellten in Phila delphia hat zu wahren Straßenkämpfen geführt, fodaß das Standrecht verkündet wurde. AMonö saunnell sich. Als Rußland nach der schweren Niederlage im Krim kriege in der Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Er oberungspolitik im Orient für lange Zeit fallen lassen mußte, da gab der damalige russische Minister, Fürst Gortschakoff, die Losung aus: Rußland sammelt sich! — Diese Sammlung Rußlands hat damals tatsächlich auch stattgefunden und zwanzig Jahre nach dem Krimkriege hat es einen furchtbaren neuen Vorstoß in seiner Orient politik vollzogen und hätte die Türkei zermalmt, wenn England und Oesterreich nicht Einspruch erhoben hätten. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so arbeitet auch jetzt Rußland mit seinen politischen und kriegerischen Kräften an einer großen Sammlung, und will sich für einen neuen großen Schlag vorbereiten, der die Niederlage im japanischen Kriege wettmachen soll. Die schimpflichen Niederlagen im Kriege mit Japan kann Rußland als Großmacht nicht überwinden, denn das russische Weltreich ist vor allen Dingen nicht nur europäische, sondern vor allen Dingen auch asiatische Großmacht, denn fast der dritte Teil Asiens ist russisch und die russischen Gebiete in Asien gewinnen für Handel und Verkehr immer mehr an Bedeutung, nachdem sich herausgestellt hat, daß die südliche Hälfte Sibiriens fruchtbare und auch klimatisch günstige Ländereien enthält. Der ganze Ehrgeiz Japans ist aber darauf gerichtet, im nordöstlichen Asten festen Fuß zu fasten. Rußland will gerade dort im nordöstli chen Asien an dos Meer, wo Japan mit festem Fuße vor dringt. Rußland wie Japan erblicken also in dem Kampfe um das nordöstliche Asten wichtige Zukunftsinteressen, und es kann nicht ausbleiben, daß Rußland den ver haßten Gegner, der der russischen Ausbreitung im nord östlichen Asien ein so großes Hindernis bereitet hat, in einem neuen Kriege zum Rückzüge aus kein Jnselreich zwingen will. Natürlich läßt sich das offizielle Rußland von dieser Absicht nicht das geringste merken, und die Parole der Friedenspolitik wird von Petersburg fortwäh rend ausgegeben. Man hat aber in Petersburg vollstän dig erkannt, wo der große Gegner in Ostasien ungefaßt werden muß, und schon seit einiger Zett gingen Gerüchte über fantastische russische Flottenbauten durch die Zeitun gen. Man hielt diese Gerüchte im Bezug auf den schlech ten Stand der russischen Finanzen für ein Märchen. In zwischen ist aber ein offizielles Dokument der russischen Regierung bekannt geworden, welches den russischen Werf ten sehr deutliche Anfragen über die Verwirklichung des neuen russischen Flottenprogramms vorgelegt hat. Nach diesem Programm will Rußland 24 der größten und modernsten Kriegsschiffe bauen, von denen jedes 33 Mil lionen Rubel kosten soll. Ferner sollen 24 sehr große Geschwadertorpedoboote und 40 sehr große Transport- schiffe gebaut werden. Die Kosten für diese Riesenflotte würden sich allerdings auf eine Milliarde Rubel belaufen, und man könnte mit Recht fragen, woher Rußland die Riekensumme für solche Flottenbauten nehmen will. Es darf aber dabei erinnert werden, daß es Rußland noch säst jedes Jahr gelungen ist, seine Anleihen in Frankreich und England unterzubringen. Auch haben die russischen Finanzpolitiker vor Kurzem nicht ganz mit Unrecht da rauf hingewiesen, daß Rußland, wenn man die große ! Zahl feiner Einwohner und die gewaltige Ausdehnung seines Weltreiches in Betracht ziehe, verhältnismäßig we niger Schulden haben, als die übrigen Großmächte, auch habe Rußland bisher immer pünktlich die Zinsen seiner Staatsschulden bezahlt. Man wird daher in den wich tigsten Punkten der groß-n maritimen Sammelung und Kräftcanstrengung Rußlands nicht daran zweifeln können, daß Rußland tatsächlich an dem Bau einer riesigen neuen Kriegsflotte und an der Wiederherstellung seines Ansehens als ostasiatische Großmacht arbeitet. OsrNicbes und SScbsisebss. Pulsnitz. Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Na, wenn es so ist, wie am vergangenen Sonn tag, so wird wohl allgemein Zufriedenheit herrschen — pardon, allgemein wohl doch nicht, z. B. die Winter sportler nicht, denen das Sportvergnügen buchstäblich zu Wasser wird, und auch — Kohlenlieferant nicht. Der hat mir schon auseinandergesetzt, daß es eine Schande sei, daß dre Kohlen so billig seien uns daß er noch so viel aus Lager behalten habe wegen des milden Winters. Wir lassen uns die Anwesenheit tiefer Depressionen gern ge fallen, wenn sie solch schönes Wetter wie am Sonntag zuläßt, und läßt sie es dann hernach am Montag mal regnen und hält sie sich länger über Europa auf, das schadet alles nichts, weil dadurch milde Südlust weit nordwärts geführt und der Winter immer weiter ver drängt wiro, sodaß alles zum Empfange des holden Len zes bereit ist. Frühlingsmäßig ist ja die Luft schon, die 15 deutschen Stationen der Wetterkarte meldeten zusam men am Montag 74 Grad Wärme und am Dienstag 88 Grad Wärme, ein Mittel pro Ort also fast 5 bezw. fast 6 Grad Wärme. — Die Wechselwirkung des „Hoch" im Osten und neu auftretendes „Tief" im Westen und Nordwesten stellt für Sonntag wechselnd bewölktes, mil des, windiges Wetter mit etwas Regen, in den östlicheren und südöstlicheren Teilen Deutschlands aber meist trockenes und teilweise heiteres Wetter mit kälterer Nacht, aber milder Tagestemperatur in Aussicht. — (Das Verhängen der Schaufenster an den Sonntagen.) Die vierte Deputation der Ersten Kammer beantragt, die Petition des Sächsischen VerkebrS- verbandes, betr. das Verhängen der Schaufenster an Sonn-, Fest- und Bußtagen, dadurch zu erledigen, daß die Regierung zum Erlaß einer besonderen Verordnung ermächt wird. Nach dieser soll die zurzeit vorgeschriebene Schließung der Schaufenster an den genannten Tagen unterbleiben, soweit dies durch Ortsstatut nach Gehör der Handels- und Gewerbekammern, sowie der kirchlichen Behörden für zulässig erklärt worden ist. — Am Mittwoch, den 23. Februar, feierte der Kgl. Kammerherr und Klostervogt Herr Georg von Posern sein 25jähriges Jubiläum als Schutz- und Schirm herr des Klosters St. Marienstern. — Die diesjährige Musterung im Aushe bungsbezirk Kamenz findet statt: Dienstag, den 1. März dS. IS., von mittags 12 Uhr an im Schießhause in Königsbrück für die Militärpflichtigen aus Höckendorf, Königsbrück und Schnepnitz; Mittwoch, den 2. März ds. IS., von vormittags ^9 Uhr an ebendaselbst für die Militärpflichtigen aus Bohra, Cosel, Gottschdorf, Gräfen hain, Grüngräbchen, Koitzsch, Krakau, Laußnitz, Lüttichau, Neukirch, Reichenau, Reichenbach, Röhrsdorf, Rohna, Schmorkau, Sella, Steinborn, Stenz, Weißbach b. K., Zeisholz, Zochau; Donnerstag, den 3. März ds. IS., von vormittags Vz9 Uhr an im Schützenhause zu Pulsnitz für die Militärpflichtigen aus Bretnig, Friedersdorf mit Thiemendorf, Großnaundorf, HauSwalde und Kleinditt mannsdorf; Freitag, den 4. März ds. Js., von vormit tags ^/,9 Uhr an ebendaselbst für die Militärpflichtigen aus GwßröhrSdorf; Sonnabend, den 5. März ds. Js., von vormittags >/z9 Uhr an ebendaselbst für die Mili tärpflichtigen aus Lichtenberg, Mittelbach, Ntederlichtenau, Niedersteina, Oberlichtenau, Obersteina und Vollung; Montag, den 7, März ds. Js., von vormittags Vz9 Uhr an ebendaselbst für die Militärpflichtigen aus Ohorn, Pulsnitz, Pulsnitz'M/S. und Weißbach b. P.; Dienstag, den 8. März ds. IS., von vormittags st«9 Uhr an im Schützenhause zu Kamenz für ädie Militrpflichtigen aus den Ortschaften des Amtsgerichtsbezirkes Kamenz mit den Anfangsbuchstaben A bis mit G (Auschkowitz bis mit Großgrabe.) Rammenau. (Philosoph Fichte kein Schlesier.) In einer unlängst vom Direktor des Görlitzer Realgym nasiums, Herrn vr. Kersten gehaltenen Festrede wurde der bedeutende Philosoph und hervorragende Vaterlands- sreund Johann Gottlieb Fichte als einer der ersten Lehrer der in diesem Jahre das 100 jährige Jubiläum feiernden Berliner Universitär gepriesen und dabei als Schlesier be zeichnet. Ohne in unserem bescheidenen Dorfe überhebend zu sein, wollen wir aber hiermit feststellen, daß die Wiege des großen Gelehrten hier in Rammenau gestanden hat, wo er am 19. Mai 1762 das Licht der Welt erblickte. Wir können also diesen geistig hochbegabten Mann und warmherzigen Patrioten zu dem unsrigen machen, den wir noch heute als eine von der Macht der sitttlichen Idee durchdrungene Persönlichkeit verehren, die in drang salsvoller, schwerer Zeit nicht blos geredet, sondern auch gehandelt hat. Wir erinnern uns stolzerfüllt an seine Reden an die deutsche Nation, mit denen er die Willens kraft seiner Zeitgenosten anfeuerte, und die er unter dem Trommelwirbel französischer Soldaten in Berlin gehalten hat. Daß Fichte in religiösen Fragen und besonders dem Christentum gegenüber eine bestimmte Stellung annahm, wodurch er im Jahre 1799 in Jena unter Anklage ge stellt und bei der dasigen Universität seiner Professur oer- lustig ging, darüber wollen wir nicht richten; wir schätzen einzig und allein in ihm den unentwegten Förderer der Vaterlandsliebe, der nicht nur für das Geschlecht seiner Zeit vorbildlich wirkte, sondern auch für spätere Genera tionen, und das ist es, weshalb er zu den besten und edelsten Söhnen unseres geliebten Sachsenlandes zählt, und wir seinen Geburtsort nicht ohne weiteres in frem des Gebiet verlegen lasten. Bischofswerda. (Anleihe.) Die städtischen Kollegien haben für den Postneubau, das Pumpwerk und dem Seminarbau auszunehmende Anleihe endgiltig aus 280000 Mark festgelegt. Bautzen. Der Streik der Stellmacher in der Bautzner Waggon- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft (oorm. Busch), der volle 16 Wochen gewährt hat, ist nach er zielter Einigung beendet. Gröba. Seit einiger Zeit hat die neuerbaute Baumwollspinnerei ihren Betrieb eröffnet. Dresden, 22. Februar. Heute Nachmittag besichtigte Se. Maj. der König von Sachsen mit Gefolge die Salem Aleikum-Zigarettenfabrik Jenidze. In anderthalbstündi ger Führung nahm Se. Majestät Kenntnis von der allen modernen Anforderungen gerecht werdenden Fabrik. Ueber die von deni Inhaber der Firma Zie: zur Erinnerung an diese hohe Auszeichnung errichtete Stiftung von 50 000 M zugunsten hilfsbedürftiger Beamter und Ar beiter gab der König seiner Freude Ausdruck. Dresden. Der Frachtoerkehr auf der Elbe ist nunmehr infolge der andauernden warmen und günsti gen Witterung am gestrigen Mittwoch im vollen Um fange ausgenommen worden. Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft wird, für den Fall, daß die jetzige günstige Witterung anhält, ebenfalls von Anfang März an ihre schmucken Schiffe auf der ganzen Elbstrecke Mühlberg-DreSden-Leitmeritz wieder verkehren lassen. Dresden. Eine hier stattgefundene Versammlung des Verbandes und Ausschusses des LondesvereinS der Freisinnigen Volkspartei im Königreich Sachsen erklärte sich mit der Einigung der freisinnigen Parteien auf Grund des vorliegenden Programm-Entwurfs und Organisations statuts einverstanden. Joachimsthal. Hier wurde eine neue Radiumquelle mit einer Ergiebigkeit von 16 Minutenlitern entdeckt.