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Bei läge Mmssulsniher Wochenblatt 29. Januar 19 M. Sonnabend OErtlickss unv Säcbsrscbss. — (Spätwinter.) Wenn der Januar sich seinem Ende zuneigt und die Tage nicht mehr scheu tn trüber Kürze einhergeflattert kommen, dann geht ein erstes Auf atmen durch die Natur. Noch hält der Winter unbe zwungen sein Regiment; aber so recht behaglich ist ihm doch nicht zu Mute. Die schüchternen Sonnenstrahlen läßt er freilich nach nicht übermütig werden. Frost und Stürme verstehen sie noch immer gründlich in Raison zu halten. Aber so ein rechtes, echtes blinzelndes Winter sonnenlachen kann ihm doch schon ein paar tüchtige Schmelztränen in die harten Eisaugen treiben. Und das hat er nicht gern! Und nun gar in diesem Jahre! Da hat der Spätwinter sich früher denn sonst heraus gemustert und Sehnsucht in den menschlichen Herzen er weckt, die besser noch einen guten Monat lang verborgen geblieben wären! Freilich aus einen naßkalten, verregneten Sommer konnte ja kaum etwas anderes, als ein anor maler Winter folgen. Dem Landmanns will das gar nicht in den Kram paffen! Der Städter freilich ist zu frieden. Je näher und bälder ihm der Frühling winkt, desto lieber ist es ihm. Um seine Wintervergnügen kommt er ja doch nicht. Denn heutzutage sind wir ja soweit, daß wir den Winter dort, wo er sich nicht regel mäßig einstellt, künstlich aus die Strümpfe helfen. Auf dem Lande nimmt man die Sache gemesfener. Man fügt sich mit Würde tn das Gute und in das Schlechte und läßt die Dinge gehen, wie sie wollen. Daß sich Heuer d ß Jahr so lau anläßt, zieht wohl manchem die Stirne kraus. Aber wer hätte nicht seine unerfüllten Wünsche? Noch ist es gar nicht so überaus arg! Die Wintersaat läßt freilich allenthalben sich fürwitzig sehen. Die Knospen aber halten sich glücklicherweise noch reser viert und zugeknöpft. Sie trauen anscheinend dem Frieden nicht und wollen ein frühzeitiges Verfrieren nicht riskieren, Denn vom Spätwinter heißt eS: Spätwinter ist ein grimmer Gesell, Lächelt wohl gern, aber würgt auch schnell! Nehmt euch in acht, ihr Knospen zart: Tückisch ist Spätwinters Brauch und Art. — In diesem Jahrs feiert Sachsen das 75° jährige Jubiläum des Erlasses eines der wichtigsten Ge setze des vorigen Jahrhunderts: Des Gesetzes über die Expropriation von Grundeigentum zum Eisenbahnbau. — Am kommenden Montag wird die Zweite Kam mer über die Petition, die Erbauung einer Eisenbahn von Rammenau nach Großröhrsdorf refv. Pulsnitz betr. verhandeln, zu welcher die Finanzdeputation 6 bekannt lich beantragt hat, sie der kgl. StaatSregierung "zur Kenntnisnahme zu überweisen. Hauswalde. Von einem schnellen Tode wurde am Mittwoch m der 8. Abendstunde die Ehefrau des früheren Ortsdieners Schöne auf der Straße ereilt. Sie wurde von heimkehrenden Arbeitern am Straßenrands liegend leblos aufgefunden, doch konnte der Tod erst kurze Zeit zuvor eingetreten sein. Ein Schlag hatte ihrem Leben ein jähes Ende bereitet, zum großen Leidwesen ihrer Angehörigen. 8. Dresden, 29. Januar. (Eine neue dreiaktige Operette.) Der Obermusikmeister der Kapelle des 2. Gre nadier-Regiments Nr 101, Louis Schröder, hat soeben eine di eiaktige Operette „Die Entführung durch die Luft," wozu H. Weise den Text geschrieben hat, vollendet. Die selbe soll noch in diesem Winter, voraussichtlich im Rest-- denztheater, zur Aufführung gelangen. 8. Dresden, 26. Januar. (Eine belgische Sonder- gesandtschaft in Dresden.) Am 7. Februar trifft tn Dresden eine Sondergesandtschaft des Königs der Belgier zur Notifizierung des Ablebens des Königs Leopold II. und der Thronbesteigung des Königs Alberts ein. Die Mission besteht aus dem Zeremonienmeister Grafen d'Assche, dem Grafen de Boustes und dem Leutnant Grafen de Lannop. veutscksr I^sickstag. Der Reichstag setzte am Freitag die Beratung des Militär etats fort. Abg v. Byern (kons.) bedauerte, daß die Maonschafts- löhne nicht erhöht wurden. Die Verwendung von Soldaten in der Landwirtschaft sei notwendig, wenn die Ernte schnell hereingebracht werden müsse. Die Soldaten gingen gerne aufs Land. Die Auf klärung. die die Kriegervereine über Wahlkandidaten verbreiten und ihre Warnung vor Sozialdemokraten sei ihre Pflicht und Schuldig keit. (Beifall rechts.! Zu wünschen sei, daß durch die Reserve- übnugen der Landwirtschaft nicht die nötigen Arbeiter entzogen werken. Redner wünschte ferner die Bevorzugung kleinerer Liefe ranten bei Armeelieferungen. Abg. Mugdan (frs. Vp ! forderte größere Sparsamkeit die sowie Einstellung auch jüdischer Aerzte in das Heer. Abg. Liebermann von Sonnenberg (wirtsch. Vgg.) wie« die Klage über die Bevorzugung des Adels zurück. Für Ab schaffung des dritten Kavalleriedienstjahres könne er nicht eintreten. Ein Teil des Soldes solle als Sparfonds einbehalten und am Schlüsse der Dienstzeit ausgezahlt werden. Er hoffe, daß man an den Errungenschaften, die schon vor hundert Jahren durchgesetzt wurden, sesthalte. Kriegsminister von Heeringen erklärte, daß die Pensionierungen zurückgegangen seien. Solange der Soldat seinen Dienst tun kann, tut er ihn auch. Wenn er aber merkt, daß er nicht mehr vorwärts komme, lasse seine Energie noch. Ein Duellunfug bestehe nicht. Das Hervortreten des Adels sei eine er klärliche Folge der Familientradition, die den Sohn in dem Regi ment dienen lasse, wo schon der Vater und Großvater gestanden habe. Auch ein Luxus bestehe im großen und ganzen nicht. (Bei fall rechts.) Abg. Rorfanty (Pole) führte Beschwerde über Ver wendung von Soldaten als Streikbrecher und Polizisten. Die Kriegsgerichtsurteile seien meist drakonisch. Kriegsminister von Heeringen wies diese Beschwerden zurück. Die Armee halte sich frei von Politik. A"g. Werner (Refp) trat für die Erhöhung der Mavnschaftslöhnung ein. Abg. Lehmann-Jena (b. ?. F.) bedauerte die Nebergehung des Großherzogtums Weimar bei Vergebung von Garnisonen. Abg. Erzberger (Ztr.) wünschte Sparsamkeit auch bei den fortdauernden Ausgaben. Preußischer Kriegsminister von Heeringen teilte noch mit, daß wegen der Durchführung der Mobilmachung auf die alljährlich zweite Kontrollversammlung nicht verzichtet werden könne und versicherte, die Verwaltung sei bei der Ausstattung von Dienstwohnungen und auch im Falle von Sub missionen stets auf Sparsamkeit bedacht gewesen. Abg. Noske (Soz.) mißbilligte, daß auch die Militärverwaltung sich an dem Kampfe gegen die Sozialdemokratie beteilige und forderte Neuuniformierung des Heeres. Schluß des Berichts 6 Uhr. ^beatsr in Pulsnitz (Sckützsndaus). Wir machen hiermit nochmals auf das am Sonntag, den 30. Januar stattfindende Gastspiel des Wolmerod-Ensembles auf merksam. Der Nachmittag bringt zunächst für die Jugend eine Kindervorstellung und zwar „Max und Moritz", von Wilhelm Busch; es ist dies die beliebteste Kinderkomödie, die es gibt. Es wird unseren Kleinen gewiß viel Freude bereiten, die Streiche der beiden bösen Buben auf der Bühne vorgeführt zu sehen. Weiter wird die Direktion der kleinen Welt durch eine Verlosung von 30 Gewinnen am Schlüsse dieser Vorstellung eine Ueberraschung bereiten. Der Hauptgewinn ist ein Postkarten- Album. Jeder Besucher erhält ein Freilos. Abends 8 Uhr ge langt die größte Novität der Neuzeit zur Aufführung, nämlich: „Der dunkle Punkt", Schwank in 3 Akten von Viktor Leon, welcher in Berlin, Leipzig, Breslau, Frankfurt a. M. Stuttgart, enormen Beifall erzielte. Das Stück ist einer der lustigsten Schwänke, die es gibt. Die höchst komischen Szenen lassen den Zuschauer bis zum Schluß nicht aus dem Lachen herauskommen. Das Thema, welches das Stück behandelt, ist die Schwiegermutter, die oft im Leben der dunkle Punkt ist. Es bietet sich somit Ge legenheit, einige recht vergnügte Stunden zu verleben. Wir em pfehlen daher den Besuch dieser Vorstellung allen Theaterfreunden. Standesamts - Nackrlcdten vom 22. bis 28. Januar 1910. Geburten: Max Martin, S. des Wirtschaftsgehilfen Ernst Max Eisold in Friedersdorf. — Ella Gertrud, T. des Garten- Nahrungsbesitzers Anton Edwin Hermann Mager in Weißbach. — Hermann Johannes, S. des Sattlers und Tapezierers Gustav Her mann Heinke in Pulsnitz. — Otto Alfred, S. der ledigen Näherin Bertha Linda Militzer in Pulsnitz. — Anna Marie, T. des Fabrik arbeiters Max Bruno Steglich in Pulsnitz. — Hans Tobias, S. des Lehrers Curt Tobias Thomas in Ohorn. — Karl Gerhard, S. des Stuhlbauers Otto Bruno Schölzel in Ohorn. — Erna Marie Hedwig, T. des Tagearbeiters Friedrich August Pisfang in Pulsnitz M. S. Sterbefälle: Johanne Emilie Körner geb. Jätzold, Ehefrau des Viehhändlers Karl Emil Körner in Pulsnitz, 47 I. 11 M. 12 T. alt. — Rosa Linda Anders geb. Schmidt, Ehefrau des Stein arbeiters Max Otto Anders in Ohorn, 25 I. 7 M. 19 T. alt. — Hanna Eleonora Mager geb. Gneuß, Ehefrau des Gartennahrungs auszüglers Friedrich Wilhelm Leberecht Mager in Weißbach, 80 I 11 M. 16 T. alt. — Franz Louis Schäfer, Viehhändler in Weiß- bach, 57 I. 8 M. 17 T. alt. vsr Setrsldemarkt. Wochenbericht vom 21. bis 25. Januar 1910. Die Stimmung auf dem GetreidenmEe hat sich etwas be festigt, wenngleich allgemeine Abwartung der Käufer und Ver käufer noch andauert. Die Stimmen mehren sich, daß die Ernte doch überschätzt sei und da auch den Landwirten und Landwirt schaftskammern selbst schon derartige Fehlschätzungen oft passiert sind, ja schon oft durch die Tatsache bewiesen wurden, so ist das ja schließlich garnicht etwas so besonderes. Heuer soll nach Mei nung mancher diese Fehlschätzung daran liegen, daß die bisherigen Schätzungen hauptsächlich darnach stattgesunden hätten, wieviel pro Stunde Getreide gedroschen worden sei. Dies hat aber dadurch, daß das Stroh Heuer kürzer wie andere Jahre, dazu geführt, daß in einer Stunde eine größere Anzahl Aehren wie sonst durch die Maschine gegangen ist, daher auch ein größeres Druschquantum das notwendige Ergebnis sein mußte. Nachdem nunmehr bei dem und jenen der Ausdrusch beendet ist, ist er in die Lage gekommen, auszurechnen, wieviel der Ertrag aus die ganze Fläche beträgt, und da soll es denn nun sehr oft vorgekommen sein, daß der große Schutt garnicht so bedeutend ist. Wenn man sieht, von wieviel Einzelheiten die Feststellung der Ernte abhängt, darf man sich nicht wundern, wenn auf diesem Gebiete besonders in außerdeutschen Ländern noch größere Irr tümer vorkommen, wie in Deutschland selbst. Hinter der Waske. Von Aarl Berksw. 23. Nachdruck verboten. „In wenigen Tagen gehe ich nun fort, Helga", sagte er mit unaussprechlicher Trauer auf ihrem Antlitz verweilend, „ich lasse nicht viele Menschen zurück, die sich meiner freundlich erinnern werden, und ich kann nicht sagen, daß ich e» bedauere. — Nur Sie, Helga — werden Sie mitunter an mich denken, wenn ich fern von Ihnen bin? Mag ich für alle auch verschollen sein, al» wäre ich nie gewesen — von Ihnen möchte ich nicht ver gessen sein." Sie erhob den gesenkten Blick nicht, al» sie ihm ihr« Hände reichte. „Ich werde Sie nicht vergessen." Er nahm die dargebotenen Hände in die seinen und drückte sie an seine Lippen. „Wenn ich Ihnen sage, daß Ihre Nähe mich zu einem besseren Menschen machte, al» ich seit langer Zeit gewesen — vielleicht wird es Ihnen keinen Eindruck machen", fuhr er in trübem Lächeln fort, „und auch ich weiß kaum ob ich Ihnen danken soll, daß Sie mich zu einer Selbsterkenntni» brachten, die mir oft erschreckend ist. Wa» Sie für mich taten, würden Sie für den Geringsten Ihrer Mitmenschen tu», wa» Sie für mich empfanden, darf ich ja auch kaum ander» al» Mitleid nennen." „Nicht Mitleid war e»", sagte Helga kaum hörbar, „innige Teilnahme". „Helga I" Er kniete vor ihr nieder und preßte sein Gesicht auf ihre Hände; «ine Träne fiel au» de» Mädchen» Augen auf seine Stirn; er richte!« sich empor. E» war vielleicht der bitterste Kampf seine» Leben», den er in diesem Augenblicke kämpfte, aber da» Geständnis, da» in dieser bewegten Stunde sich ihm auf die Lippen drängte, blieb in seiner Brust verschlossen." „Du weinst, Helga?" flüsterte er leidenschaftlich. „Weine nicht um mich, ich bin deiner Tränen nicht wert. Nein, nein, «ntzirh« mir deine Hand nicht; nie mehr vielleicht werde ich sie in der meinen halten. Mir ist'», als müßten all die bösen, wilden Gedanken von mir weichen, wenn deine Hände meine Stirn berühren. — Ach, ich vergesse —" rief er emporspringend, „lebe wohl, Helga — lebe wohl!" Er riß sie stürmisch an sich und küßte ihre Stirn nnd ihren Mund. „Franceßco I" rief sie vorwurfsvoll; zitternd aber doch mit ruhiger Entschiedenheit macht« si« sich lo» von ihm; er trat zurück. Nun ich habe Sie wohl auf unerhörte Weis« «rzürnt?" fragte" er traurig. „Fürchten Sie nicht» mehr; ich verbanne mich ja selbst von Ihnen für alle Zeiten, um nie wieder in Ihres Leben» Kreis zu treten. Wenn ich an einen Gott glaubte, würde ich sagen: „Gott segne Sie", aber dieser fromme Segen»« wünsch paßt nicht für mich." „So will ich denn ihn für Sie sprechen", sagte Helga in tiefer Bewegung. „Gott segne Sie, Francesco, jetzt und alle zeit, und lasse Sie den Frieden finden, nach dem Sie so ver geblich ringen." Nie wieder vergaß sie den Ausdruck rötlichen Schmerze», mit dem er sich noch einmal über sie neigte. „Beten Sie für mich, Helga, ich glaube, Ihr Gebet wird Gott erhören." Und hastig sich abwendend, eilte er hinau». In dem Neben zimmer, da» er durchschritt, saß noch immer die alte taube Näherin, die ihm bei seinem Eintritt so unangenehm ausgefallen; in seiner Erregung achtete er jetzt nicht auf sie. Er hatte auch nicht bemerkt, wie sie in sichtlicher Verwirrung ihren Platz am Fenster w eder eingenommen, als er in da» Zimmer trat, und ahnte nicht, welch ein giftiger Blick aus den kleinen, grünen Augen ihm folgte. „So, mein Herr Maler", flüsterte da» widerwärtig« W«ib, ihr« Arbeit eilig zusammenraffend, da wüßten wir endlich, woran wir wären. Diese Nachricht wird mir Frau von Wielopol»ka hoffentlich mit Gold aufwiegen." Und den Hausbewohnern gegenüber ein plötzliche« heftige» Unwohlsein heuchelnd, verließ sie in einer Eile das Hau», die in grellem Widerspruche mit ihrer sonstige» Gebrechlichkeit stand. H Siebentes Kapitel. Gestrandet. Auf seinem Ruhebette in trübem Sinnen lag Francesco Lombardi, al» der Regierungtrat von Bergen bei ihm in da» Zimmer trat. . . „Wie sehen Sie aus, Lombardi?" rief Bergen erschrocken, al» er de» Maler» bleiche und erschöpfte Züge erblickie. „Sie sind wohl krank gewesen oder haben Sie dre Absicht e» zu werden?" „Weder da« eine noch da» andere, lieber Bergen; rch befinde mich in meinem Normalzustand«, also volltommen wohl". „Sie denken, wenn man lügen will, so muß man e« kräftig tun, sonst glauben einem die Leute nicht", meinte Bergen kopfschüttelnd. „Lombardi, ich kam eigentlich nicht her, um Ihnen «ine Strafpredigt zu halten, aber lassen Sie sich ein mal von mir warnen. Da» Leben, da» Sie führen richtet Sie zugrunde und ist Ihre« in jeder Weise unwürdig." „Ach so, Si« meinen, ich hätte, wie gewöhnlich, etwa« toll ge' schwärmt und befände mich nun in dem Stadium eine» physischen und moralischen Katzenjammer«? Nun, in hundert Fällen würden Sie neunundneunzigmal Recht behalten, aber diesmal irren Sie sich doch. Ich bin gestern Abend gar nicht ausgewesen." „Nun, dann muß Ihnen etwa« ungewöhnlich Schlimme» widerfahren sein; so sah ich Sie noch nie." „Schlimm, wie Sie e» nehmen wollen. Unter anderem hatte ich gestern nachmittag eine unangenehme Szene mit Kazimira, die mich wieder einmal in meiner eigenen Wohnung überfiel, um mich mit ihrer Eifersucht zu quälen." Bergen sah ihn ernst an. „Sie wissen, wie ich über die» Verhältnis denke. Ganz abgesehen von dem zweifelhaften Rufe dieser Frau, sollten Sie sich doch nicht zum Spielball der wechselnden Launen eine» lrichtsinnigen Weibe» machen lassen." „Das letztere habe ich mir schon sehr oft gesagt, klebrigen» tun Sie Kazimira doch etwa» Unrecht. Wenn e» wahr ist, daß wir Männer an allen Fehlern der Frauen schuld sind, so müßte ich sie ganz gewiß speziell auf dem Gewissen haben; denn, wenn sie fehlte, geschah e» au» Liebe zu mir. Ich lernte sie während de» polnischen Aufstande» kennen und brachte später mehrere Wochen au? ihrem Gute zu. Sie war damal» noch an einen widerwärtigen, vollständig blödsinnigen Greiz, ihren Gatten, ge fesselt, dem man sie mit sechszehn Jahren, trotz ihre« Bitten und Tränen, förmlich verkauft hatte. In Polen denkt man über die eheliche Treue ziemlich tollerant. Ich mag nicht der erste Gegenstand ihrer Neigung gewesen sein, augenblicklich bin ich «S aber noch zu meinem Schrecken mehr al« je. Nach dem vor «inem halben Jahre erfolgten Tode ihres Gatten folgte sie mir hierher trotz jahrelanges Trennung und ich — bin undankbar gegen so viel Liebe." „Und wie soll «S einst enden?' „Ich weiß e» nicht; eS ist mir auch gleichgültig, wie mein ganze» übriges Leben." „Lombardi, ich fragte nie nach Ihrer Verganqenheit; wenn ich «S heute tue, geschieht eS in dem Gedanken, daß wir unS für viel« Jahre vielleicht trennen werden. Wollen Sie mit dem dunklen Rätsel, da» Ihr Leben mir gewesen, von mir scheiden, wollen Sie mir nicht mitteilen, welch ein Verhängnis e« war, da« Sie am Leben so verzweifeln ließ, da« Ihre groß und genial angelegte Natur so tief herabziehen konnte? Der Maler war aufgestanden und schritt einige Mal« im Zimm r auf und ab. „Ich würde keinem anderen Antwort auf dies« Frage geben", sagte er endlich, „Ihnen möchte ich käst ein Recht darauf zugestehen. Aber die Gesch chte meine» Leben« ist lang und düster; rechnen Sie darauf, daß ich Sie vielleicht er müden werde." (Fortsetzung folgt.)