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Pulsnitzer MHenblatt «MN des k^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz umkasssnü die Ortschatten: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdorf, vretnig, Hauswalds, Ohorn, Oberstsina, Nieder- ffrNUSOlUU lur OLN steina,Weißbach,Ober-u.Niederlichtenau,§risdersdorf-1'I)ismendorf,Mittelbach,Orotznaundorf,Lichtenberg,Klsin-Oittmannsdork. Verantwortlicher Redakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz. 1 elegr^-Adru Wochendlatr puismtz lnseraio tür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsbsn. vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum1 2 Pf., Lokalpreis lQ pk. Neklclms 25 Pf. Lei Wiederholungen Rabatt. Nbonnement: Monatlich 45 pk., viertelsährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins 6aus, Lurch Lie Post bezogen Mk. 1.41. ———— Fernsprecher: Nr. 18. VEZirKs-MnzeigSr und Isttung blatt Druck und Verlag von T. L. Sörslsr's Erben (Inh.: Z. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, lZismarckplatz vr. 265. Zeil .-übender und tabellarischer Latz nach bs- sonLsram Tarik. ErKliungsort ist Pulsnitz. erscheint: Olenstag,Donnerstag u.3onnadend. Mit „INustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- licher vsilage" und „§ür köaus und 6erd". Wc. 8 Sonnaöend, den 22. Januar 1910. 62. Jahrgang. SV-kT-LND«»- Aas Wichtigste. Der König und Prinz Johann Georg werden sich zum Geburtstag des Kaisers nach Berlin begeben. Die Zweite Kammer überwies am Freitag Petitionen, die die Aushebung des Verbots, an Sonntagen die Schaufenster zu verhängen, betreffen, nach leb hafter Debatte zur Erwägung. (S. LandtaMer.) Der Reichstag verabschiedete am Freitag in zweiter Lesung dm Etat des Reichseisenbahnamts und den die Bahnbauten betreffenden Nachtragsetat für Ost afrika. (S. Reichstagsbericht.) Der Reichstag genehmigte am Donnerstag den Etat des Reichsjustizamtes. ,(S. Reichstagsbericht.) Der Reichsbankdiskont wurde auf 4'/-, der Lombard zinsfuß auf 5'/- Prozent herabgesetzt. In Tirol haben umfangreiche Schneefälle allgemeine Verkehrsstörungen verursacht. Die Eröffnung der Brüsseler Weltausstellung wurde auf den 23. Avril festgesetzt. Die beiden letzten Tage der englischen Parlaments wahlen brachten den Unionisten bedeutende Erfolge. UWdW eines deutschen LiUelAnndsbundes für HnnStl und Gewecke. Die Mittelstandsbewegung und die Mittelstands ver bände existieren bekanntlich in Deutschland bereits seit einer Reihe von Jahren, aber es fehlte den letzteren bis her die große gemeinsame Zentrale, und diese ist nun am 16. Januar in einer Sitzung des Ausschusses der deut schen Mittelstandsverbände in Leipzig gesckaffen worden. Diese Organisation soll die -großen gemeinsamen Interes sen des deutschen Mittelstandes vertreten und den Namen „Mittelstandsbund für Handel und Gewerbe" führen. Diesen Mittelstandsbunde können angehören alle Fach- und BerusSvereine des gewerblichen Mittelstandes, also vor allen Dingen auch die Innungen und JnnungSver- bände, die«Genossenschaften und Vereinigungen der Klein- kaufleute. Auch Vereine und Verbände, welche die wirt schaftlichen Interessen des Mittelstandes und deS Hand werkes vertreten, können die Mitgliedschaft bei dem Mit telstandsbunde erwerben und schließlich können auch alle einzelnen Personen, welche die Interessen des Mittelstan des nach dessen Satzungen fördern wollen, Mitglied deS Mittelstandsbundes werden. Die Organe des Mittelstands- Lundes sind der geschäftsführende Vorstand, der Zentral- oorstand und der Gesamtausschuß. Zum Vorsitzenden deS geschäftsführenden Vorstandes wurde Herr Architekt Felix Höhne-Leipzig und zum Schriftführer Herr Rechtsanwalt Stocks Düsseldorf gewählt. Dem Ausschuß gehören an die Herren Ingenieur Theodor Fritsch-Leipzig, Stadtrat Kaufmann Hugo Seifert-Leipzig, Buchdruckereibesitzer Bau mann Kulmbach, Stadtverordneter Kämpf-Frankfurt a. M., Schornsteinfeger-Obermeister Conradt-Breslau und Kom merzienrat Nagler-München. Ein großer deutscher Mittel- standStag soll in diesem Jahre im August oder Septem ber in Düsseldorf abgehalten werden. Ausdrücklich wurde bei der -Gründung des deutschen Mittelstandsbundes her- vorgehoben, daß Parteipolitik und konfessionelle Bestre bungen vom Mittelstandspunkte fernzuhalten sind. Auch will der Mittelstandsbund in keinen Gegensatz zu ande ren Berufsorganisationen treten, sondern den Hauptwert auf die sachliche Behandlung der Forderungen des Mit telstandes legen. Da diese Forderungen aber in der Haupt sache darin gipfeln, daß die Vertreter des Mittelstandes einen gewissen Schutz in der Konkurrenz gegenüber den Großbetrieben und Warenhäusern erlangen wollen, so dürften doch die Bestrebungen des Mittelstandsbundes auch sehr leicht aus das politische Gebiet hinüberspielen, da nur durch die Einführung neuer Gesetze oder einer be sonderen Besteuerung der gewerbliche Mittelstand einen gewissen Schutz gegenüber der erdrückenden Konkurrenz der Großbetriebe und der Warenhäuser erlangen kann. Sehr wichtig ist es, daß der deutsche Mittelstand besonders auch nur durch die Erziehung zur Selbsthülfe und durch die geeigneten Organisationen erhalten will. Dieses Mit tel der Selbsthülfe soll offenbar den Einkauf und die Produktion für den gewerblichen Mittelstand erheblich billiger gestalten, damit der Mittelstand besser mit den größeren Betrieben konkurrieren kann. OsrNickss und Säcksifcbss. Pulsuitz. (Sonntagsplauderei.) Der heutige Sonntag steht inmitten zweier wichtiger Gedenktage, die von unseren Zeitgenossen nie genug gewürdigt wer den können, denn sie sind eng verknüpft mit Kaiser und Reich. Der 18. Januar erinnert uns an die Neuerrich tung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 und der 27. Januar ist der Geburtstag Kaisers Wilhelm II. Ist es nötig, patriotische Gedenktage zu begehen, für ein Volk, das doch längst politisch mündig ist und keiner lehrhaften Bevormundung mehr bedarf wie ein Schul- knabs? hört man manchmal fragen. Zugegeben, alle Volkskreise hätten wirklich die erforderliche politische Reife erlangt, so ist doch zu bedenken, daß auch die frischesten, tüchtigsten Kräfte allmählich anfangen zu erlahmen im fortwährenden Getriebe des Alltagslebens und bei den hochgespannten Anforderungen, die heute das Berufsle ben mit seinem aufreibenden Kämpft ums Dasein an den einzelnen wie ganze Kreise stellt. Die beste Maschine bedarf eben einer zeitweiligen Oelung, um weiter zu funktionieren. So sind denn auch nationale Gedenktage Feiertage des politischen Lebens dazu nötig und bestimmt, das nationale Bewußtsein, wenn erforderlich, zu wecken oder es zu schärfen und zu stärken. Und haben nicht auch wir allen Grund dazu, umsomehr, als nns im Ge gensatz zu anderen Völkern wie Franzosen, Nordamerika ner usw. ein eigentliches Nationalfest fehlt? Ehedem wurde der Haupttag der Leipziger Völkerschlacht, der 18. Oktober alls solches allenthalben begangen, aber seit der 50. Wiederkehr im Jahre 1863 schlief dasselbe all mählich ein. Dann war es der Sedantag, der zwar noch heute vielfach patriotisch gefeiert wird, aber von seinem ehemahligen Glanze viel eingebüßt hat und je denfalls weit entfernt ist, als Nationalfest zu gelten. So bleiben als Höhepunkte patriotischen Empfindens noch die beiden übrig: Der 18. Januar und Kaisers Geburts tag. Freilich: Festansprachen, Prunkmähler, rauschende Musik, befrackte und besternte Männer und was alles dazu gehört, machen noch lange keine patriotische Feier aus; sie können höchstens gegen das äußere Decorum, als Staffage zu dem eigentlichen Bilde gelten. Die rechte Feier soll im Innern des patriotisch fühlenden und für Kaiser und Reich entflammten und begeisterten Her zens vor sich gehen. Und wir meinen: eine solche Feier vielleicht in ärmlicher Hütte unter schlichtem Arbeiterkit tel ist weit wertvoller als die im prunkenden Festsaale. Möchte darum aus aller Herzen, ob hoch ob niedrig, die Freude an Kaiser und Weich und das ernste Gelübde unentwegter Treue ihren Ausdruck finden in dem Ju belrufe: „Hoch Kaiser Wilhelm II!" PulSnitz. (Politz ei bericht.) Seit längerer Zeit bereiste ein unbekannter Dieb fast alle Städte Sachsens i und bestahl Kürschnereigeschäftsinhaber in der Weise, daß er für einige Nickel Pslzfleckchsn angeblich zum Spielen für seine Kinder einkaufte, und Während diese Abfälle fast immer aus der Werkstatt herbsigeholt werden mußten, -stahl er im Laden wertvolle Boas usw. Er ist u. a. auch in hiesiger Stadt, Radeberg, Großenhain, Meißen, Döbeln, Zwickau usw. aufgetreten. Am Donnerstage glückte es nun der hiesigen Polizei endlich diese vielfach gesuchte Person in hiesig r Stadt festzunehmen. In der Person des Diebes, der nach langem Leugnen geständig war, wurde der in Rochlitz gebürtige ehemalige Koch und jetzige Händler Max Richter ermittelt. Richter ist bereits schwer vorbestraft und zwar das letzte mal mit 6>/z Jahren Zuchthaus wegen Diebstahls und Hehlerei. In seinem Besitze wurden noch für etwa 1000 M gestohlene Pelz waren vorgefunden, die beschlagnahmt und vorläufig in Verwahrung genommen wurden. Richter, der ein äußerst feines Auftreten zur Schau trug, wurde noch am selben Tage an das Amtsgericht Pulsnitz abgeliefert und dürfte einer strengen Bestrafung entgegensetzen. Pulsnitz. (Stenographie-KursuS.) Wie aus dem Anzeigeteile ersichtlich, beginnt der hiesige GabelS- berger Stenographenverein Donnerstag, den 3. Februar, abends 8r/j Uhr, mit einem Anfängerkursus zur Erlernung der Gabelsbergerschen Kurzschrift. Dieser Kursus soll ins besondere für Damen und ältere Herren stattfinden. An meldungen sind im Ratskeller zu bewirken, wo die Liste zur Einzeichnung ausliegt. Der Wert der Kurzschrift ist hinreichend bekannt. Eine Anstellung bei einer Behörde oder im Kausmannsstande ohne die Kenntnis derselben ist heute ausgeschlossen. Beim Rat zu Dresden werden seit kurzer Zeit die Registranden stenographisch geführt- Bei vielen Behörden ist die Stenographie ein Ge» nstand der Prüfungen geworden. Aber nicht nur für den Be amten oder Kaufmann ist die Kurzschrift von außeror dentlicher Wichtigkeit, sondern auch dem einfachen Manne bietet sie mannigfache Vorteile. Wie herrlich ist diese Kunst, wenn eS gilt, in Versammlungen und bei Vor trägen die interessanten Ausführungen des Redners fest zuhalten. In unserer jetzigen bewegten Zeit treten an jeden Menschen Momente heran, die der Aufzeichnung wert sind, die aber in der Regel nicht erfolgen kann, weil hierzu die erforderliche Zeit nicht vorhanden ist. Mit Hilfe der Stenograhie ist es schnell getan und das Wich tige bleibt dem Gedächtnis erhalten. Nur mit Hilfe der Stenographie wird man auf einer Reise alle Erlebnisse genau aufzeichnen können. Nur der Kunst Gabelsberger verdanken wir es, wenn die Berichte des Reichstages und Lanvtages in den Zeitungen wörtlich erscheinen. Der ge wandte Stenograph ist im Stande, auch die schnellste Rede nachzu schreiben. Es würde zu weit gehen, die man nigfachen Vorteile der Kurzschrift aufzuführen. Wohl mancher steht der Kunst noch fern, die ihn einen unschätz baren Nutzen bringen könnte. Pulsnitz. (Gastspiel des Dresdner Zentral- theater-BalletS — 10 Damen.) Am Freitag, den 28. Januar steht uns im SchützenhauSsaale ein ganz be sonderer Kunstgenuß bevor. Die Direktion Wolmerod hat das Zentraltheater-Ballet aus Dresden, das am Frei tag, den 14 d. M. in Kamenz gastierte, auch am Freita- tag für Pulsnitz engagiert. Jedenfalls ist dieses Gast spiel mit Freuden zu begrüßen. Da wir derartiges in unserer Stadt noch niemals hatten, so gilt diese Darbie tung der rührigen Direktion Wolmerod wohl als ganz besonderer Beweis des Wohlwollens, sodaß ein zahlreicher Besuch nicht ausbleiben dürfte. Trotz des hohen Hono rars von 200 M, die das Ballet kostet, hat die Direktion die alten Preise betbehalten, was ebenfalls sehr anzuer kennen ist. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, und sind Billets in den Zigarrengeschäften des Herrn Beyer zu haben. Pulsnitz. Am Donnerstag, 27. Januar, dem Ge burtstage Sr. Majestät des Kaisers, sind die hiesigen Postschalter für den Verkehr mit dem Publikum nur wie an Sonntagen, d. h. von 8 bis 9 vorm. und von 11 Uhr vormittags bis 12 Uhr nachmittags geöffnet. Auch findet an diesem Tage nur eine einmalige Orts und Landbestellung statt. Pakete werden nicht abge tragen. — St. Vincenttag ist heut. Je näher wir den ersten Märztagen kommen, desto mehr Voraussagungen bezüglich der Gestaltung der kommenden Ernte sowie Wetterregeln finden sich im Munde des Volkes. Auf den heutigen Vincenttag, den 22. Januar sind besonders viele Sprüchlein geprägt worden. So heißt es: „SH Vincenttag schön Sonnenschein, bringt reichen Segen an Frucht und Wein." Ein anderer Spruch sagt: „Vincent Sonnenschein bringt viel Korn und Wein, gibt es aber Wasserflut, ists für beides nicht gut." Auch für die Ge staltung deS Wetters ist der 22. Januar sehr bedeutungs voll. Ein Sprüchlein behauptet sogar: Wie'S Wetter am St. Vincent war, so wird es sein das ganze Jahr." Vom heiligen Vincentius wird berichtet, daß er zu Sara gossa geboren wurde und als Diakon eifrig für die Aus breitung des ChristentumeS tätig war. Als Kaiser Dio kletian das Gebot erlassen hatte, die Christen in Spa nien auszurotten, mußte auch Vincentius in den Kerker wandern, wo °r die fürchterlichsten Torturen auszuhalten hatte. Vincentius blieb aber standhaft bis ihn der Tod im Kerker erlöste. — (Zunahme des Tages.) Eine solche ist schon heut wieder wahrnehmbar, denn während die Sonne am kürzesten Tage um 8 Uar 12 Minuten ausging und 3 Uhr 46 Minuten unterging, ging die Sonne am 19. Ja nuar schon wieder um 8 Uhr 3 Minuten, also 9 Minu ten eher auf und erst 4 Uhr 19 Minute", also bereits über eine halbe Stunde später unter. . — Ein neuer Komet, der sich der Sonne nähert, wurde in Südafrika beobachtet. Man glaubt, daß er auch in Europa sichtbar sein wird. — Der Halleysche Komet, )er im Mai für uns seine ganze Pracht entfalten wird, ist in Italien bereits als Stern erster Größe sichtbar. — Der Halleysche Komet nähert sich der Sonne und wird Anfang Februar innerhalb der Marsbahn sein. Seine Entfernung von der Erde beträgt am 22. Januar 812/4 Millionen Meilen und wird sich Anfang März noch bis auf 37>/z Million Meilen vergrößern dann aber