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Nr. 9. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 25. Januar 1910. Seite 6. Innsbruck, 24. Januar. (Unwetter in Tirol.) Infolge Schneeverwehungen ist der Güterverkehr auf der Bahnstrecke Pfronten—Reutten eingestellt worden. Am Brenner ist ein Personenzug und ein Güterzug einge weht. Die an der Nordkette gelegene Schutzhütte der Jnnbrucker Alpinen Gesellschaft, Bergbrüder, ist von einer Staublawine fortgerifsen worden. Aus dem Achenthal, das bisher vom Verkehr abgeschlossen war sind heute wieder Nachrichten eingetroffen. Schneestürme und Lawinen haben dort arg gehaust und die Telegraphen leitungen streckenweise in den Schnee gestürzt. Bern, 23. Januar. (Lawinen.) Bei Evolena im Bezirke Herens des Kantons Walis sind ueuerdingS drei Männer durch eine Lawine verschüttet worden. Die Ret tungsversuche waren bisher erfolglos. Zürich, 23. Januar. (Revolverattentat.) Wie aus Arbon gemeldet wird, gab in einem Mädchenpen sionat der 15jährige Sohn der Verwalterin auf ein 20jähriges Mädchen einen Schuß ab, weil dieses ihm einen Kuß verweigert hatte. Hierauf erschoß er sich selbst. DaS Mädchen ist lebensgefährlich verletzt. Belfort, 23. Januar. (Hochwasser.) Nach den Regengüssen der letzten Tage hat sich nunmehr starkes Schneegestöber eingestellt. Infolgedessen sind zahlreiche Telephon- und Telegraphenlinien zerstört. Auf der Pa riser Linie unweit des. Tunnels Genevreuille bei Lure fand ein Erdrutsch statt. Ein Bahngeleise ist verschüttet worden, der Verkehr wird auf einem Geleise aufrecht er halten. Die Ueberschwemmungen längst der Maaß neh men ebenfalls zu. Auch die Aisne ist stark gestiegen. In dem Aisnetal haben alle Fabriken und Mühlen den Betrieb einstellen müssen. In den Straßen von Rethel steht meterhohes Wasser. Die Einwohner sind in ihren Häuser blockiert. Der Verkehr wird mittels Booten auf recht erhalten. Große Holzlager sind durch die Waffer- mengen beschädigd worden. In Troyes ist die Unterstadt vollständig überschwemmt. In Foucheres ertranken zwei Kinder. In Gpernay sind mehrere Ortschaften über schwemmt, und vom Verkehr völlig abgeschnitten. Die Bevölkerung schwebt in Lebensgefahr. Die Mannschaften des 1. Dragonerregimentes sind beauftragt worden, die Einwohner, welche Zuflucht auf den Dächern genommen haben, in Sicherheit zu bringen. Auch in Witry le Francios ist die Lage sehr ernst. Infolge Dammbruchs sind mehrere Ortschaften unter Wasser gesetzt. Der Eil zug Calais-Brüssel mußte nach Joinville zurückkehren. In ChalonS sur Marne ist die Lage noch immer seh ernst. Die Truppen beteiligen sich an den Rettungsar beiten. Der angerichtete Schaden ist ungeheuer. Mm um MsWine, Sie mil den Neri- Miem hinterlegt oder oerpstndct sind, bei Fälligkeit heranssordern? -- (Nachdruck auch im Auszug verboten.) — j. X. Klägerin hatte zum Zwecke der Zwangsvoll streckung aus einem gegen Sicherheitsleistung für vor- Unter der Maske. Von Aarl verkow. 21. Nachdruck verboten. Die Sitzungen zu Herbert» Portrait nahmen ihren regel mäßigen Fortgang, aber sonderbarer Weise schien die Arbeit nur langsam vorwärts zu schreiten. Oft sprang Franee«co da zwischen auf, um ivMner hastigen Art einige Male im Zimmer aus- und abzugehen und endlich zu dem Fenster zu treten, wo Helga mit ihrer Arbeit saß. Er war jetzt nie mehr um einen Gesprächsstoff mit ihr verlegen und erstaunte oft über sich selbst, daß ,hm die Unierhaltung jene» ernsten Mädchen» mit den stillen melancholischen Augen so anziehend sei. Zum ersten Male in seinem vielbewegten Leben empfand er hier den vollen Zauber der Weiblichkeit; er fühlte sich in Helga» Näh« ruhiger werden, al» seit langer Zeit. Wie von selbst schwand im Gespräch mit ihr der düstere Zug, den herber Schmerz um seinen Mund gezogen, die dunklen Augen blickten weich und träumerisch, da» Lächeln, da» zuweilen sein geistvolle» Gesicht überflog, trug nicht mehr den Stempel bitteren Hohne», e» war unbelangen und stiller geworden. Wenn er freilich einige Stunden später im Salon Ga brielen» erschien, war er wieder der wilde Maler voll sprü. hender Gedanken, toller Einfälle, schneidender Earkatmen, und ost fragte Helga staunend, ob der trübe, am Geschick verzweifelnde Mann de« vorherrschenden Morgen« und der heitere, von Witz und Laune übersprudelnde Künstler ein und dieselbe Person sein könnten. Francesco bemerkte einst einen jener Blicke Helga«, in dem sich eine stumme Fr'ge zu bergen schien; einig« Minuten später verließ er seinen Platz inmitten einer Schar enthujiatmierter Bewunderer und näherte sich der jungen Erzieherin. „Sind Sie unzufrieden mit mir?" fragte er leise und halb bittend. „Weshalb?" war die ruhige Antwort, „ich habe kein Recht, Ihnen irgend eine Vorschrift zu machen." „O, wenn Sie e» tun wollten, ich würde Ihnen gehorchen", sagte der Maler gedankenvoll, „aber", fuhr er lebhafter fort, „blicken Sie nun wieder freundlich oder lieber noch, singen Sie ein» Ihrer schönen Lieder; Ihre Stimme hat für mich etwa« unau»sprechlich Wohltuende»." „Ich singe nicht gern in größerem Kreise", entgegnete Helga, ich bin zu wenig daran gewöhnt." „Wenn ich Sie aber recht herzlich darum bitte?" Helga lächelte; sie fand nicht den Mut, ihm seine Bitte abzuschlagen, sondern ging zum Flügel, um den sich soeben einige d«r Gäste gesammelt, die in die Aufforderung einstimmten. Gabriele bemerkte zu ihrem Erstaunen die sichtliche Auf merksamkeit, die France»co ihrer Gesellschafterin erwies, aber läufig vollstreckbar erklärten Urteile fünf 4prozentige deutsche Reichsanleihe bei der Gerichtskaffe hinterlegt. Während das Berufungsverfahren schwebte, wurden Zins scheine fällig. Klägerin beantragte, anzuordnen, daß ihr diese fälligen Zinsscheine herausgegeben werden. Das Kammergericht lehnte ab; das Reichsgericht ordnete indes die Herausgabe an. Nach dem Wortlaut des 8 190 C. Pr. O. war allerdings, weil der Prozeß noch in der Berufungsinstanz schwebte, die „Veranlassung für eine Sicherheitsleistung" noch nicht weggesallen. Nach 8 1296 Abs. 2 BGB. kann indes, wenn nichts anderes ausgemacht ist, der Verpfänder oder Hinterleger eines Wertpapieres, der die Zinsscheine mit übergeben hat, sie herausfordern, sobald sie fällig geworden sind und andererseits der Anspruch, wegen dessen die Verpfändung oder Hinterlegung erfolgt, noch nicht realisierbar ist. Der Prozeß schwebte noch; es stand also noch nicht fest, ob Beklagter einen Schadenersatzanspruch werde erheben können, zu dessen Sicherheit die deutsche Reichsanleihe hinterlegt worden. Einer Klage bedurfte es nicht. Viel mehr war die Vorschrift in 8 109 C. Pr. O., nach welcher die Rückgabe einer Sicherheit überhaupt durch Beschluß angeordnet werden, auch im gegenwärtigen Falle zulässig. Diese analoge Anwendung des 8 109 C. Pr O. recht fertigt sich durch das Interesse des Hinterlegers an schneller Erledigung und Herausgabe der Zinsscheine. (Beschluß des R. G. vom 6. Dez. 09. B. 207/09 VI C S.) Nsklamstell. Die Zeitungs-Annonce ist ein wichtiger Faktor im Geschäfts- leben unserer Zeit geworden. In weiten Kreisen von Industrie und Handel sieht man deshalb dem alljährlich um die Jahreswende er scheinenden Zeitungs-Katalog der Annoncen-Expedition Rudolf Mosse mit besonderem Interesse entgegen. Der Inserent findet in diesem Buch in übersichtlicher Anordnung alle wünschenswerten Angaben. In Verbindung mit Rudolf Moffe's Normal-Zeilenmeffer bietet dieser Zeitungs-Katalog die einzige sichere und bequeme Handhabe für eine korrekte Zeilenberechnung und für eine Kontrolle der Anzeigen-Rech- nnngen. Nit der soeben erschienenen Ausgabe für das Jahr sIsO widmet die Firma Rudolf Nosse ihren Geschäftsfreunden wieder eine elegante Schreibmappe mit einem Notizkalender für jeden Tag des Jahres. Die Schreibmappe enthält ferner eine Reihe für das Ge schäftsleben wichtiger Gesetzesbestimmungen, Porto- und Stempel-Tarife, Zinstabellen usw. In einem besonderen Abschnitt zeigt die Annoncen expedition Rudolf Nosse an Reproduktionen ausfälliger Annoncen- Entwürfe, die sie in ihrem eigenen Jeichenbureau für ihre Kunden hergestellt hat, wie sie bestrebt ist, ihre Dienste auch auf diesem Ge- biet den Inserenten immer wertvoller zu machen. -I- Kungenlei-en-en -Z- teile ich aus Dankbarkeit durchaus unentgeltlich (lediglich gegen Einsendung des Portos) mit, wie ich durch ein ebenso einfaches wie billiges und dabei dach so überaus erfolgreiches Verfahren von meinem langwierigen Leiden (Husten, Auswurf, Nachtschweiß, Abmagerung usw.) befreit wurde, nachdem ich vorher nach einer achtwöchentlichen Kur aus eurer Lungenheilstätte als ungcheilt entlassen worden war. Anna Malter, Noda (Sachsen-Altenburg)r Geraer Straße 50. kaum erfaßt, v«rwarf sir d«n Gedanken wieder, daß der abenteuerliche Künstler an d«m ernst«» Mädchen Jntensse nehmen könne. — Si« befand sich jetzt überhaupt in einem Zwiespalt der Gefühle, der si« oft beängstigte. War jene dunkle Macht, die teil« sie selbst, teil« ein eigen tümliche» Geschick dem Italiener über ihr Herz eingeräumt — war e« Liebe? — Francekco« Art und Weise hatte für fast alle Frauen, die mit ihm in Verkehr traten, etwa« Faszinierende« und Gabriele empfand diesen Zauber an sich selbst wie ein un heimliche« Verhängni«. E« war in ihren beiderseitigen Charaktern viel Verwandte«, und zweimal schon war er ihr durch einen tragischen Vorgang nahe gerückt, der d e innersten Tiefen ihrer Seele erschüttert; fast unwillkürlich war sie dadurch zu ihm in ein Verhältnis eingetreten, da« sie ihm gegenüber offener und vertrauensvoller machte, al» e« unter gewöhnlichen Umständen jahrelanger Bekanntschaft der Fall ist. Und dennoch konnte sie zuweilen in seiner Nähe ein un bestimmte« Gefühl de« Grauen« nicht unterdrücken; e« war ihr dann, al« schlummerten in der Seele de» fremden Manne« dunkle Abgründe, deren Tiefe sie erschrecken mußte. In solchen Momenten war e« denn Beruhigung, in da« ernste Antlitz Bergen« zu blicken, m tten in da« Geplauder Francesco» ein Wort jener milden und weichen Stimme zu vernehmen, die w e ein Klang au« der fernen Heimat zu ihrem Herzen drang. Fran cesco hatte Gabriele mehrere Tage nicht gesehen; er ließ sich daher eine« Tage« bei ihr melden, bevor er seine Arbeit an dem Bild« de« Knaben ausnahm und wurde in da« Boudoir geführt, in dem sich Gabriele Vo-mittag« st«t« aufzuhalten pflegte. Er fand die schöne Frau mit düsterer Miene über einige Briefe gebeugt; auf ih-er Stirn hatte sich eine leise Falte gezogen, die sie ungewöhnlich streng und finster erscheinen ließ. „Et ist mir lieb, Sie heute zu sehen, Signor Francesco", sagte sie mit einer Handbewegung ihm zum Sitzen einladend. „Ich habe den ganzen Morgen Herrn von Bergen erwartet, um ihm einige sür mich wichtige Fragen vorzulegen, aber er scheint heute nicht von P. herüber gekommen zu sein Ich möchte Sie daher um Ihren Rat bitten, denn die Sache hat Eile." Sie blätterte hastig in den vor ihr liegenden Papieren und der düstere Zug auf ihrer Stirne wurde sichtbarer al» zuvor. „Ich habe heute «in Schreiben von dem Gericht au» meinem früheren Wohnort und «in zweit«» von dem Verwalter meine» Gute« erhalten. In beiden teilt man mir mit, daß man dem Mörder meine« Gatten auf die Spur gekommen zu sein glaubt und da« Verfahren eing«leitet hat. Man wirft den Verdacht auf einen früheren Knecht auf unserem Gute, der wenige Tage vorher von meinem Manne gemißhandelt und dann entlassen worden war, und mein Zeugnis sei in dieser Sache notwendig. Mir selbst ist diese ganze Verhandlung im höchsten Grade widerwärtig, um so mehr, da ich den erwähnten Knecht bocken-Splslplan Dor königUcken kottkoater ZU Dresden. Königliches Opernhaus. Mittwoch, 26. Januar : Die Boheme. (^,8 Uhr.) Donnerstag: Der Schleier der Pierette. Versiegelt. (V-8 Uhr.) Freitag: IV. Sinfonie-Konzert, Serie 8. Solistische Mitwir kung: Fräulein Harrison (Violine). (>/,8 Uhr). Sonnabend: Madame Buttersiy. (l/z8 Uhr). Sonntag: Das goldene Kreuz. Der Schleier der Pierette. (V'8 Uhr), Montag, 31. Januar: Tiefland. (»/z8 Uhr). Königliches Schauspielhaus.- Mittwoch, 26. Januar: Die Jungfrau von Orleans. (7 Uhr). Donnerstag: Zopf u"d Schwert (i/g8 Uhr). Freitag: Auf Allerhöchsten Befehl: Die Nibelungen. I. Teil. (6 Uhr.) Sonnabend: Wenn der junge Wein blüht. (»/,8 Uhr). Sonntag: Robert und Bertram. (7 Uhr). Montag, 31. Januar: DaS Konzert. (l/z8 Uhr.) Wettervorhersage der Königlich Sächstscheu Kandeswetterwarte zn Dresden. Mittwoch, der 26. Januar: Starker West-Wind, bedeckt, wärmer, Niederschlag. Magdeburger Wettervorhersage. Abwechselnd heiter und wolkig, windig, Niederschläge in Schnee, zunächst mild, später ein wenig kälter. Dresdner Produkten-Börse, 24. Januar 1910. Wetter: Kalt. Stimmung: Ruhig. Ilm 2 Uhr wurde amtlich notiert: tvenen, weißer, — — — M, brauner, neuer, 74—78 Kilo, 222—230 M, do. feuchter M, russischer rot 242—255 M, do. russisch, weiß M, Kansas 250—252 M, Argentinier — M, Amerikanischer, weiß —,— M. Roggen, sächsischer 70-73 Kilo 161-167 M, russ. 185-188 M., Gerste, sächsische, 155—170 M, schlesische 167—182 M, Posener 162—177 M, böhmische 182—197 M, Futtergerste 135—142 M. Hafer, sächsischer 168—174 M, beregneter 150—162 M. schlesischer 168—174 M„ russischer 158—164 M. Nais Cinquantine M, alter 181—188 M, Laplata, gelb, 160 —163 SN, amerikan. Mi.red-Mais , Ruudmais, gelb, 159—163 M, do. neu, feucht M. Erbsen, 185—200 M, Wicken, sächs. 175 -190 M. Buchweifen, inländischer 190—195 M, do. fremder 190—195 M. Melfaaten, Wiuterraps, feucht —, trocken M. Leinsaat, feine 320,00—330,00 M, mittl. 305,00—320,00 M. Laplata 315,00—320,00 M. Bombay M. Rnböl, raffiniertes 63,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M. Leinkuchen (Dresdner Marken) I 19,00 M, II 18,50 M. Bla»! M. rvenenineble (Dresdner Marken): Kaiserauszug 38,00—38,50 M, Krießlerauszug 37,00—37,50 M, Semmelmehl 36,00—36,50M, Bäckermundmehl 34,50—35,00 M, Grießlermundmehl 26,50 bis 27,50 M, Pohlmehl 19,00—20,00 M. Roggenmeble (Dresdner Marken) Nr. 0 26,00—26,50 M, Nr. 0/1 25,00—25,50 M, Nr. 1 24,00- 24,50 M, Nr. 2 21,50-22,50 M, Nr. 3 18,00-18,50 M, Futtermehl 14,60-14,80 Ak, ercl. der städtischen Abgabe. lveiienkleie(Dresd. Mark.): grobe 12,00—12,20, feine 11,60—11,80. Roggenkleie (Dresdner Marken): 12,60—12,80 M. nicht für schuldig halte. Er war ein fleißiger, stiller Mensch, der einer solchen Rachetat nicht fähig gewesen. Wa» raten Sie mir nun, Signor Francekco? Soll ich dem Verfahren seinen ruhigen Lauf lassen oder darauf dringen, daß der Knecht, von dessen Unschuld ich überzeugt bin, in Freiheit gesetzt wird?" „Ich würde unbedingt da« Letztere tun", entgegnete Fran cisco ruhig, „denn jener fälschlich Angeklagte war e« nicht, der Ihren Gemahl erschoß." Gabriele sah ihn groß an. „Woher w ffen Sie da« ? Sind Sie zum dritten Male Augenzeuge eine« Vorgänge« gewesen, der auf mein ganze» Geschick von Einfluß war." „Ja I und e« ist eine eigene Fügung, die mich weit mehr verderbend al» glückbringend immer wieder Ihren Lebensweg kreuzen läßt. — Ihr Gatte fiel im Duell. Wenige Tage vor seinem Tode begegnete er in dem an sein Gut grenzenden Walde Ihrer früheren Nachbarin, Frau von Wielopolrka, eine« ent fernten Verwandten ihre« Manne« mit mir. In seinem offen bar nicht ganz zurechnungsfähigem Zustande beleidigte er die un» begleitete Dame und ihr Vetter fühlte sich gezwungen, ihn dafür zu fordern. Tag und Stunde wurden festgesetzt, an welchem man sich treffen wollte; al» Sekundanten fungierten auf seiner Seite einer seiner Freunde au« der nächsten Stadt, für StaniSlau» von Wielopolrka, Graf K-vielecki und ich. Am Tage vor dem Duell jedoch stürzte Stani»lau» mit dem Pferde und konnte daher seinen Verpflichtungen nicht nachkommen; ich trat für ihn ein — mit welchem Erfolge ist Ihnen bekannt. Wir hatten uni Alle da» Wort gegeben, un» gegenseitig nicht zu verraten; ein Wald hüter wurde durch ein reiche» Geschenk bestimmt, die Kunde von dem Tode auf da» Schloß zu bringen; seine Au»sagen mögen dazu gedient haben, diese dunkle Begebenheit noch rätsel voller zu machen. Wie die Sachen indessen jetzt stehen, werden sowohl Kwielecki, wie auch der Sekundant ihre» Manne», keinen Augenblick zögern, durch ihr eidlich bekräftigte« Zeugni« einen Unschuldigen der Strafe zu entziehen." Gabriele war während seiner Erzählung sehr bleich ge worden ; jene« unbezwingliche Grauen, da« sie zuweilen vor dem Mann« empfunden, der auf ihr ganze« Leben einen ge heimnisvollen Einfluß zu üben schien, lam mit verstärkter Macht über sie. Instinktiv nur, halb unbewußt wandte sie sich zur Flucht. Francesco hatte sich erhoben und trat zu ihr. .Zürnen Sie mir nicht, Madame, daß ich Ihnen abermal« eine schwere Stunde bereitet", sag!« er, ihr« Hand an seine Lippen führend; die Hand war eirkalt. Mit einer zuckenden Bewegung zog sie sich au» der seinen — der Zauber war ge brochen, den seine Persönlichkeit um ihr Herz gewoben. Sie konnte jetzt zuweilen nur mit Ueberwindung seine Nähe ertragen und fluchtete oft schutzsuchend an Bergen» Seite, wenn der Maler in da« Zimmer trat. (Fortsetzung folgt.)