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Beilage sumpulsnitzer Wochenblatt Dienstag Ar. 9. 4— 25. Januar 1910. Osrtttcdss unv SScbsiscbss. — Ueber die Fleischpreise vor 100 Jahren in der Oberlausitz heißt es in den „Zittauer Nachrichten": Eine Zittauer Fleischtaxe finden wir in dem Bande der „Zittauer Nachrichten" vom Jahre 1810. Sie galt von Neujahr bis zum Sonntag Reminiscere, also während acht Wochen und weist folgende Sätze auf: Vom besten polnischen Rindfleisch Pfund 2 Gr. Vom besten Land rindfleisch Pfund 2 Gr. Vom besten Kuhfleisch Pfund 1 Gr. 9 Pf. Vom geringen Kuhfleisch Pfund 1 Gr. 6 Pf. Vom besten Schöpsenfleisch Pfund 2 Gr. 6 Pf. Vom geringen Schöpsenfleisch Pfund 2 Gr. 3 Pf. Vom besten Kalbfleisch Pfund 1 Gr. 6 Pf. Vom geriningen Kalb fleisch Pfund 1 Gr. 4 Pf. Vom besten Schweinefleisch Pfund 3 Gr. Vom geringen Schweinefleisch Pfund 2 Gr. 9 Pf. Vom guten eingepöckelten Rindfleisch Pfund 3 Gr. Vom guten geräucherten Fletsch Pfund 5 Gr. Vom guten Speck Pfund 6 Gr. — Auf den ersten Blick mögen die „niedrigen" Preise überraschen. Wenn man aber die Arbeitslöhne und die Taxen für Leistungen der Handwerker aus der damaligen Zeit mit diesen Fleisch preisen vergleicht, so erscheinen diese keineswegs billig. — Die Benutzung der ersten Klasse bei der Eisenbahn ist im letzten Jahre noch weiter zurück gegangen, sodaß sie noch aus viel mehr Zügen ver schwinden kann, als dies bisher schon geschehen ist. Die zweite Klasse zeigte die gewohnte Zunahme und die Ab wanderung aus der drilten in die vierte Klasse scheint allmählich aufzuhören. Sie kann ja auch nur in Per sonenzügen stattfinden, da in Eil- und Schnellzügen die vierte Klasse nicht vorhanden ist. Die Mehrzahl aller Reisenden bcnu r aber ^ie letzteren Züge und kann daher nicht abwandern, selbst wenn sie wollte. 8. Dresden, 21. Jan. Die Besitzerin deS vr. Lah- mannschen Sanatoriums Weißer Hirsch, Frau Professor Peyra, ist am Donnerstag früh am Herzschlag gestorben. Die Verstorbene heiratete nach dem Tode ihres Mannes, des Besitzers und Gründers des weltbekannten Sanatoriums, den Erzieher der Söhne des Prinzen Heinrich von Preußen, Professor Peyra. Der letztere ist jetzt Leiter der Anstalt. 82K. Dresden, 23. Januar. (Eingabe an die sächsische Regierung in Sachen der Fleischteue rung.) Auf Antrag des Fleischer-Obermeisters Richter- Dresden soll seitens des Bezirksvereins Königreich Sachsen des Deutschen Fleischerverbandes an den Staatsminister Grafen Vitzthum von Eckstädl eine Eingabe gerichtet werden, in der die Anerkennung der Sachlichkeit seiner Ausführungen betreffend die Maßnahmen gegen die Fleischteuerung bei Besprechung der Interpellation im sächsischen Landtage am 15. Dezember 1909 zwar nicht versagt, gleichzeitig aber auch zum Ausdruck gebracht werden soll, was das Gewerbe in dieser Frage auf dem Herzen hat, insbesondere worin das Fleischergewerbe die Ursachen der Fleischteuerung erblickt. lagesgsscblcbts. Deutsches Reich. Berlin, 24. Januar. Wie ver lautet, wird zu Kaisers Geburtstag die Kommandantur in Berlin, die jetzt General von Boehn inne hat, durch General von PlüSkow besetzt werden. Zum Komman danten von Potsdam dürfte Oberst Freiherr von Willisen, der Kommandeur des 1. Garderegiments, ernannt werden, an dessen Stelle Oberstleutnant v. Friedeberg treten soll. Berlin, 24. Janaur. Wie die „B Z." erfährt, be stehen Bestrebungen, in Hamburg eine Filiale der Deutschen Luftschiffahrtsgesellschaft zu errichten, an der sich unter anderem auch die Harnburg-Amerika-Linie beteiligen will. Falls das Projekt zustande kommt, soll von Hamburg aus eine Luftschiffahrtslinie Hamburg-Berlin errichtet werden. Berlin, 24. Januar. Die Generalversammlung des Bundes der Industriellen nahm ei e Resolution gegen die Schiffahrtsabgaben an. Berlin, 24. Januar. Der bisherige Direktor des Burgtheaters in Wien, Hofrath Schlenther, tritt am 1. Oktober als Feuilletonredakteur beim Berliner Tage blatt ein. — General Keim über den nächsten Krieg. In Jena hat bei der von der Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins veranstalteten Feier des 18. Januar Gene ral Keim die Festrede gehalten, in der er u. a. die nach stehenden Ausführungen machte: „Unser politisches An sehen und unsere politische Machtstellung hat in den letzten Jahren unzweifelhaft gelitten. Während zu Bismarcks Zeit die ganze Welt auf die Meinung der deutschen Diplomatie in Berlin hörte, sind jetzt in erster Linie die Beschlüsse der Pariser, Londoner und Peters burger Diplomatie tonangebend. Man hat den Eindruck, und die Erfahrungen der Deutschen im Auslande be stätig n das, als wolle die deutsche Diplomatie auf Filz pantoffeln durch die Welt gehe?. Es muß endlich wieder ein energischer Ton angeschlagen werden, denn der Ton macht die Musik. Das deutsche Volk bezahlt seine Vertreter im Auslande nicht dafür, daß die Deutschen im Auslands vernachlässigt und an die Wand gedrückt werden. . . . Wenn jemand behauptet, in Zukunft wird eS keine Kriege mehr geben, so ist er reif fürs Irrenhaus. Eine Niederlage im Zukunstskriege würde für uns ein „fiinis Oermaniae" bedeuten. Denn die ganze Welt steht dann gegen uns. Es ist bedauerlich, daß von maßgebender Stelle nicht auf diese Gefahr hingewiesen wird. Der Krieg wird kommen aus wirtschaftlichen Interessengegensätzen, denn die Kriege der Neuzeit sind sämtlich aus Fragen wirtschaftlicher Natur heraus entstanden. Und England, unser Rivale aus wirtschaftlichem Gebiet, wird diesen Krieg führen. Ich fürchte, daß unsere alte Ueberlegen- heit auf militärischem Gebiete nicht mehr in gleichem Maße vorhanden ist. Die Stärke der Armee und Flotte entscheiden nicht allein den Sieg, das tun in erster Linie die Imponderabilien, d. h. die ethischen und moralischen Faktoren. Wir wollen und müssen das deutsche Volk innerlich erneuern. Wir sind unter allen Völkern Europas das Volk, das am wenigsten Nationalstolz besitzt. Wir brauchen Nationalstolz und Nationalehre." Italien. Rom, 24. Januar. Die Stadt Neapel hat den Fürsten Bülow zur Teilnahme an die Gedächtnis feier für den deutschen Naturforscher Dohrn, den Gründer der Zologischen Station, eingeladen. Fürst Bülow sagte m seiner Erwiderung, die Ehrung Dohrns sei ein neuer Beweis jener Freundschaft der beiden verbündeten Völker, die eines der Hauptziele seiner Politik gewesen sei. Serbien. Belgrad, 24. Januar. Nach einer überaus heftigen Szene mit dem Könige hat sich Prinz Georg nunmehr bereit erklärt, sich dem Beschluß der Regierung, wonach er nach Gornji versetzt werden soll, Folge zu leisten. Heute vormittag haben drei Aerzte die Hand wunden des Prinzen Georg untersucht, die er sich beim Einschlagen einer Fensterscheibe zugezogen hatte. Die Aerzte stellten fest, daß der Prinz durch diese Verwun dungen noch mehrere Wochen dienstunfähig ist. Russland. Petersburg, 24. Januar. Aus Mukden wird telegraphiert, daß das Kriegsdepartement Ordre er halten hätte, die Formierung neuer CadreS zu beschleu nigen, und 36 Divisionen zu kompletieren, was man anfangs erst Ende 1912 zur Ausführung zu bringen be absichtigte. Außerdem sollen Dislokationen vorgenommen worden sein. In der Provinz Tzitzikar ist eine ganze Division eingetroffen, 18 Schwadronen und ein großer Teil Artillerie sind noch Che-Che-Fu, am rechten Ufer des Amur designiert, und in den nächsten Tagen treffen in Min-Schanfu, an der Grenze des Uffurischen Kreises, 12 Bataillone ein. England. London, 24. Januar. Der Stand der Wahlen war heute mittag folgender: Unionisten 219, Liberale 199, Arbeiter 32, Nationalisten 68. Gewinn der Unionisten 99, der Liberaben 17, der Arbeiter 2. In 399 Wahlkreisen sind die Mandate unverändert ge blieben. Lloyd George ist in seinem Wahlkreise von Carnarvon gewählt worden mit einer Majorität von 1078 Stimmen. Seine Wahl wurde in der Stadt mit großem Jubel ausgenommen. Hmnibus-'DerksHr Pulsnitz Königsbrück. Abfahrt Vorm.: v. Pulsnitz (Post) oder Sächsischer Hof 7°° Ankunft Königsbrück 9°» Nus aller Welt. Rathenow, 23. Januar. (Brand.) Ein Großfeuer wütete heute in den ausgedehnten MettheSschen Verblend steinwerken. Der Brand verbreitete sich mit rasender Ge schwindigkeit über das ganze Werk und bedrohte auch die dahinter liegende Gasanstalt, bis eS den Feuerwehren von Rathenow und den umliegenden Ortschaften gelang, die Gefahr für die Gasanstalt abzuwenden. Zwei Feuer wehrleute wurden durch einen umstürzenden hohen Schorn stein getroffen und verwundet. Das ganze Werk ist zer stört, und der Betrieb mußte eingestellt werden. Hamburg, 24. Januar. (Schneesturm.) Ein ge waltiger Südostschneesturm herrscht auf der Nordsee. Aus Helgoland wird gekabelt, daß der Postdampfer we gen des Schneesturmes nicht auslaufen kann. Sämtliche anderen Dampfer kehren auf die Reede Cuxhafen zurück. Auch in Hamburg herrscht Schneesturm. Der Straßen bahnverkehr erleidet bereits Stockungen. Neichcuhall, 24. Januar. (Lawinensturz.) In der Nähe von Jettenherg ging in dem Augenblick eine riesige Lawine nieder, als drei mit Holz beladene Schlitten eine Schlucht passierten. Ein Fuhrwerk wurde 150 Meter in die Tiefe gerissen. Der.Schlitten ist im Schnee völlig begraben. Der Fuhrwerkslenker, der 50 Meter hinter dem Schlitten ging, kam mit dem Schrecken davon. Koblenz, 24. Januar. Die Rheinhöhe beträgt 6.11 Meter. Das Wasser fällt. Der Nachbarort Lay an der Mosel ist überschwemmt. Die Lahn ist bei Ntederlahn- stein aus den Ufern getreten. Es herrscht furchtbares Schneegestöber. Die Moseltalbahn hat den Betrieb wie der angenommen. Elberfeld, 24. Januar. (Schneesturm.) Seit heute morgen herrscht hier im ganzen Wuppertale ein heftiger Schneesturm, bei dem gewaltige Schneemaffen niedergehen' Die bergifche Kleinbahn mußte auf der Strecke NevigeS-Velberg-Verden den Betrieb vollständig einstellen. Die anderen Bahnen nach den Außenbezirken fahren sehr unregelmäßig. Düsseldorf, 23. Januar. (Komet.) Ein Komet mit einem ziemlich langen Schweif wurde gestern abend vom Rheinufer aus gesehen, allerdings nur wenige Minuten, da der Horizont sich mit Wolken bedeckte. Münster i. W., 23. Januar. (Feuersbrunst.) Der Lagerschuppen der Baumwollspinnerei „Rote Erde" in Bocholt ist gestern abgebrannt, der Schaden wird auf Million geschätzt. Der Betrieb ist nicht gestört. Triumphe des EiufchirnruivageuS in Amerika. Eine Vorführung in Brooklyn. Triumphe des MWenen-Wagens in ÄNMilttl. Der Einschienenwagen, des sen Vorführung in Berlin im November vorigen Jahres all gemeines Interesse erregte, wird zur Zeit in New-Aork-Brooklyn gezeigt. Obwohl hier nur eine verhältnismäßig kleine Halle von nur 40 Meter Länge zur Verfügung steht und der Wa gen daher fast ständig ziemlich stark gekrümmte Kurven durch fahren muß, zeigt er doch seine absolute Betriebssicherheit und erregt beim New-Uorker Publi kum nicht weniger Bewunde rung als in Berlin. Bemer kenswert ist es, daß sämtliche Leiter amerikanischer Bahnen, soweit sie in der Nähe New- Uorks weilten, den Vorführun gen interessiert beiwohnten. Nus aller Welt. Pose», 24. Januar. (Atten tat auf einen Briefträger.) Bei dem Bahnhofe Plastow an der Strecke Graetz - Kosten wurde am Sonnabend Abend auf den Briefträger Hartmann geschossen, der 400 Mark Post gelder bei sich hatte. Zwei Schüsse trafen ihn in die rechte Seite und verwundeten ihn ziemlich schwer. Auf seine Hilferufe entfloh der Attentäter. Triest, 24. Jan. (Sturm.) Im Adriatischen Meer herrscht furchtbarer Bora-Turm. Die Schiffe sind in größter Gefahr. Abfahrt Nachm.: v. Königsbrück (Post) 4»» Ankunft Pulsnitz 6"