Volltext Seite (XML)
Nr. 2. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 8. Januar 1910. Seite 8. Hinter der Waske. Von Karl Berkow. 14. Nachdruck verboten. Helga erwiderte nicht«; sie war zu taktvoll, um eine direkte Frage zu stellen; sie wußte, daß Gabriele ihr au« eigenem An« triebe miitsilen würde, was sie bewsgte- „Der eine dieser beiden", fuhr Gabriels nach einer Pause gedankenvoll fort, „war ein Freund meine« Bruder« Reinhard. Ich sah ihn noch vor mir, wie Reinhard ihn am Tag« seiner Rück« kehr in dar Elternhaus zu uns brachte, Damals ahnten wir nicht, wieviel Leid dir nächsten Iah e schon uns bringen sollten, wir, die alle so jung, so froh, so glücklich waren. Der Leicht» sinn meines Bruders brach meiner Eltern Her-, AuL Furcht vor drohender Schande yerließ er uns und nie ist wieder eine Kunde von dem Verlorenen zu unS gedrungen. Er war unser aller Liebling gewesen und jetzt — mitten durch die Tanzmusik gestern glaubte ich beständig seine frische Stimme, sein Helles Lachen zu vernehmen und dazwischen die Wogen dis Ozean», der zwischen uns rollt." Eie legte die Hand über die Augen und versanken schmerz liches Sinnen. „Und der andere?* fragte Helga um ihre Gedanken von dem trüben Gegenstands abjuleiten; Gabriele fuhr empor. „Der andere", sagte sie, während der schmerzliche Zug um ihrs L pprn stärker hervortrat, rie' mir die Erinnerung an eine der schwersten Stunden meines Lebens zurück. „Kann der Vorwurf jemals von unserer Seele genommen werden, der un« um ein für uns geopfertes Leben verklagt?" Sie erhob sich und aus einem Fach der Schreibtisches ein reichverzierte« Sammetetui nehmend, reichte sie es Helga hin. Ein ideal-schöne« JünglingSangrsicht blicke au« großen strahlen den Augen ihr entgegen, -Ich zeigte Ihnen diese« Bildnis nie, das ich von einem berühmten Künstler nach einer Photographie, vor Jahren schon, anseriigen l eß. Mir war der Anblick des Bilde« stet« zu schmerzlich, al« daß ich ihn mit einer Anderen teilen mochte. — Mein Alfred! Mein ritterlicher Schützer, dessen junges Dasein m t den reichsten Gaben auSgestattet war, die die Natur in verschwenderischer Laune oft nur dem Einzigen au« Tausen den verleiht. Und diese« schöne, reiche Dasein opferte er für mich Um mich vor der blinden Wut eine« Elenden zu retten, warf er sein Leben hin und starb durch Mörderhand. An einem Todenlager trat Franckes Lombardi mit entgegen; werden sie e« nun begreiflich finden, daß dieser Ball mir die verborgensten Tefen der Seele bewegt hat?" Helga wandte sich zu dem Knaben, der mit großen er schrocknen Augen seine Mutter anschaute. „Gehe hinüber in da» Schulzimmer, Herbert, und schreibe die Vorschrift ab, die ich dir hingelegt, ich komme sogleich nach." Der Knabe verschwand, gehorsam dem Gebote. Ga briel« lächelte dankbar und traurig zugleich der besonnenen Freundin zu. „Sie haben Recht, Helga, daß Sie den Knabs« entfernen. Jener Elende, den ich nicht zu nennen wage, ist ja sein Vater, und doch ist e« mir stet«, al« habe nur ich allein ein Recht auf jenes Schmeezenkkind; schenkte ihm ja doch sein Vater kaum di« geringste Aufmerksamkeit, wenn er seltene Tags nur in feinem Hauss verlebte! Wie ein schwerer Traum erscheinen mir jetzt jene Jahre, in welchen ich an jenen Mann ge fesselt war." „Und tonnten Ihre Angehörigen nicht helfend und ratend Ihnen zur Seite stehen? Ihr Geschick mußte den Ihren ja ein beständiger Schmerz sein." „Ich hatte mir mein Schicksal selbst gewählt. Kurz, ehe Waldau um mich warb, wie« ich den Antrag eine« Manne« zurück, der meinen Eltern ein erwünschter Schwiegersohn ge- wesen wäre. Ich aber ließ mich von der glänzenden Außenseite blenden und wurde die Gattin eines Mannes, in dem ich zu meinem Schrecken bald einen Wüstling niedrigster Art «rkannte- Da« Schicksal, da« ich mir selbst bereitet, mußte ich auch zu tragen wissen! — O, und wa« habe ich gelitten! — Oft, wenn man aus vergangene Leiden zurückblick, erstaunt man über die Kraft de« Ertragens, die in un« geschlummert. In meinem Elternhaus« war ich vor jedem Leid behütet worden, in dem eigenen Haus« war ich täglich den rohen Wutausbrüchen eines Unzurechnungsfähigen ausgesetzt; ja selbst vor körperlichen Miß handlungen war ich nicht sicher, bevor Alfred in unser Haus kam. Keine Gegenwart allein war mir Schutz, denn Waldau scheute sich vor ihm wie sich der Unedle stets vor dem Reinen scheut. Und mir, mir brachte de« geniale Knabs einen Teil der verlorenen Jugend zurück; ich liebte ihn wie einen Bruder, einen Sohn. Und er mußte sterben! Sterben von der Hand jene« Mannes, der die Blüte meines eigenen Leben« gebrochen, und ich mußte weiterleben — ohn« ihn." Usberwältigt von der Erinnerung jener Zeilen barg Ga briele ihr Gesicht in die Kissen de« Sola»; nach einer langen Pause sprach sie weiter: „Auf entwürdigende Weife wußte sich mein Mann der Strafe für seine Untat zu entziehen; die Dienerschaft wurde bestochen, nicht« zu verraten, was seinen Plänen entgegen war. Ich war in jener Zeit mehr vom Hause abwesend al« vorher; da« Unglück meiner Ehe konnte nun auch meinen Verwandten nicht mehr verborgen ble-ben; man wunderte sich nicht, wenn ich mit meinem Kinde wochsn-, monatelang mich bei meinen Angehörigen aufhielt. — Und dann kam wieder ein Tag voll Grausen und Entsetzen, al« man mir meinen Mann erschossen aus dem Walde hereinbrachte. Man sagte, er sei aus de« Jagd verunglückt, ich glaubte es nicht, doch wie es dem auch sei, e« war die Hand der rächenden Ver geltung, die ihn ereilte." Ja den Augen der schönen Frau brannte jetzt ein düstere» Feuer, sie sah in ihrer Erregung, bleich und bebend, der Rache göttin ähnlich. „Sie sehen mich staunend an, Helga", sprach sie mit trübem Lächeln, „so haben Sie mich ja noch nie erblickt. Euch Allen bin ich ja dis reiche und gefeierte junge Witwe, die nach der Residenz gekommen, um sich ihrer Freiheit zu freuen. Und Sie kennen mich noch besser, al» viele Andere, die mich eine herz lose Kokette nennen, weil mich die Anbetung meiner Verehrer bisher kalt gelassen; Sie allein wissen, wie unendlich schwer mir oft die heitere Launs fällt, die jene so bezaubernd finden, und daß ich kein Verlangen trage, mir zum zweiten Male Fesseln anzulegen, unter deren Last ich fast zusammenge brochen bin." Helga blickte sie herzlich an. „Ja ich kenne Sie besser Gabriels, aber weil ich Sie kenne, tut es mir oft leid, Sie so falsch beurteilt zu wissen." „Ich lege kestten Wert auf di« Meinung der Welt, die un» ja stet» nur dem äußeren Schein und Sein beurteilt; Mögen sie mich für das halten, wa» ich in ihren Augen bin: eine eitle gefallsüchtige Frau. Zu den wenigen Menschen, von denen ich ein andere« Urteil wünsche, gehören Sie, Helga". Die Erzieherin nahm dis dargebotsne Hand. „Ich danke Ihnen dafür, Gabriels". Wenige Stunden später saß Gabriels in dem von Be suchern gefüllten Salon, blühend und heiter, in gewohnter Frische m>t ihren Gästen plaudernd. Nur ein sehr scharfes Auge würde in dem reizenden Gesicht die Spuren der Erregung de« Morgen» gelesen haben. Unter ihren Gästen befand sich auch Bergen und der ita lienische Maler, der Letztere voll Leben und Geist die Unterhal tung beherrschend. Es lag etwa« Hinreißende« in der Liebens würdigkeit de« Künstlers, da« besonders seins Zuhörerinnen stet» fast widerstandLlok an sich zog Auch Gabriele schien unwill kürlich davon gefesselt, dsnn sie richtete am häufigsten da« Wort an ihn, während Bergen, stumm beobachtend, kaum die not wendigsten HöflichkeitSformen mit ihr wechselte. „Wer war dis Dame, die Ihnen gegenüber neben Frau von Walvau saß?" fragte der Maler auf dem Heimwege. „Nicht sehr jung, auch nicht sehr hübsch, wa» Schweigen anbe langt ganz da« Pendant zu Ihnen." „Dar war eine Freundin Gabrielen?, ein Fräulein War burg; wie ich von mehreren Seiten hörte, ein liebenswürdige», anziehende« Mädchen." (Fortsetzung folgt.) IM" wen sicli"selbst rasiert — viel Sei- profitiert! -MH gebtung! l.000.000 onger Leute und Männer gibt es, die sich gerne selbst rasieren möchten, umffder Gefahr wegen Anstek- kung von Hautkrank heiten aus dem Wege zu gehen. — wir haben un» deshalb entschlossen, nm das Selbstrasieren allgemein,^ machen in den nächsten 3 Monaten mehrere tOOV Sicherheitsrafiermesser rnbil"zu dem erstaun lich billigen Reklamepreise von nur 2 Mk. per dtück in feinem Etui nvt Golddruck an Jedermdnn adzugeben. (Bei vorausse ung des Betrages sind 20 Pfg. für Porto miizuscnden, Nachnahme kostet 20 pn. mehr.) Das Messer ist Mit Schutzvorrichtung versehen, die ein Schneiden fgmöglich macht, wir ga rantieren für s Jahre Schneidefähigkeit und mehnen jeun Messer, das nicht ge fällt, nach so Tagen retour. vollständige Ra desgarnitur Nr. 2 echt Eiche, fein poliert, mit Sicherheits-Rasiermesser, pinsel, erpf, Seife und Streich riemen, pro. Stück 5,75 Mk., Porto Nara. Saupt-Ratalog mit ca. 4ooo Gegenständen über Solinger Stahlwaren Kaus- und Küchengeräte, Gold-, Silber- und Lederwaren, Uhren, p seifen, Musikwerken Spielwaren rc. gratis und franko an Jedermann Marcus S bammesfatm,-^'^ Größte Neuheit! ren Zündhölzer 1 Electra-Feuerzeug al- Ersatz für die teu- mr., o Stück 2 80 Mk., für Porto 20 pfg. Die Mühle des menschlichen Körpers ist der Magen. Wenn Lie an einem kranken Magen leiden oder an den dadurch hervor" gerufenen Folgen, wie Verstopfung, Kopfschmerzen, Schlaf, lofigkeit Nervosität oder Magenschmerzen, dann brauchen Sie notwendig ein gänzlich unschädliches Getränk. Völlig unschädlich, von anregendem Wohlgeschmack und dabei außerordentlich billig ist Kathreiners Malzkaffes, der schon manchem gute Dienste geleistet hat. Es gibt keinen lose ausgewogenen Kathreiners Malzkaffee, er ist nur echt in geschloffenen Paketen mit Bild des Pfarrer Kneipp. — kin« Luv««-Iä»»igL Kulke kür» Küvk« ist ^66« Oemüse usw. 8tets ru haben bei 8ie verbessert augenblick lich alle scbwacb gera tenen 8uppen, 8aucen, kksnr fkikeii, !u!i.: Mgnnlk kistueilsl, KglWsImken-UMuiig, l.i«Mtk. frzleiidkMn «Wie? »«« IlirUe« in bekannter Güte empfiehlt kikor-ilL Ksdsuv»». Jedes Quantum MUGZL Kauksn noch gegen Jahresabschluß ! Wer erteilt Unterricht in doppelter amerlkanlsckor vucküüvrung? Off. unter 8. 20 an die Exp. j d. BH 15VO ML werden auf sichere Hypothek zu 5 o/„ i zu leihen gesucht. Off. sind unter IlIs.100i.d. Exp.d.Bl.niederzuleg Vmdm UMmi vr-sden. GelmiSer MM. Allein-Vsrtr. für epochem. Neuheit an rühr. Herrn nr vergeb. Off. erb. Otto Stahn, Dresden sy. Oitene Zivilen. ? 'j Tüchtig. MchergesÄe wird bei hohem Lohn gesucht. Angebote unter 8. 20 in die Exped. d. Bl. erbeten. Ein tüchtiger junger SMek-Kezelle findet vom 16. d. M. bis Ostern bei mir Stellung. 0»v. Osnlsn. Junger kräftiger Mrburrcke für sofort gesucht. ttlkrsd Msnsck, Gasthof zum Stern, Großröhrsdorf. Suche zu Ostern unter günstigen Bedingungen einen Lehrling. Reinhold Richter, Ofentöpferei, Pulsnitz, Ohornerstr. Wartung gesucht. Bischofswerdaer Str. s67 O. I. welches die Damenschneiderei und Schnittzeichnen erlernen will, kann sich melden bei Fr I. Schubert, Kamenzer Straße bei Herrn Klemp- nermstr. Herrlich, ll. Lin Xnsde, welcher Lust hat, die pkokksr- kücklersl zu erlernen, kann Ostern in die Lehre treten bei Moritz Rüdrich. Lehrlingsgesulh. Zu Ostern suchen wir für unsere Brauerei und Mälzerei einen Lvdrllng, Sohn rechtlicher Eltern, welcher unter tüchtiger fachmännischer Leitung in unserer, mit allen techni schen und neuesten Einrichtungen versehenen Brauerei ein tüchtiger Brauer werden will. Braugenossenschaft Pulsnitz Lar! Robert Haufe, Vorstand. vekäblglsr Knabs achtbarer ^Eltern, welcher Ostern die Schule ! verläßt, als Lehrling in Bandfabrikgeschäft gesucht. ! ! Näheres in der Exped. o. Bl. ! Ein Mädchen, welches die Alliütiiflhlieiiimi ! mitScdnMzsicbnsn gründlich! lerlernen will, kann sofort oderi später antreten bei Anna Mattkss, geb. Hedrich, ! Bismarckplatz Nr. 198 a, 1. Etage. 8ieNen-6e8ueli6. LLir MTirLvv, welcher Ostern die Schule verläßt,! sucht Stellung als --Aus- Hnksiisbunsoke. Näheres sagt die Exped. d. Bl. i lu verkaufen kl» nlmsM Spür ist zu verkaufen. Pulsnitz M. S. I KM jmge Wner». ein HOi Maye Mimrkns zu verkaufen. Ohovn 156. No. l. vermieten. I-r»srs zu vermieten Schlofistr. 5H. Ein neu »MM s» « ausgebauteS S ist billig zu vermieten u. 1. April beziehbar auch mit Obst- und Ge müsegarten Dobrig Nr. 3. Pr. 1. April oder später ist in Pulsnitz eine Mm Wohnung, bestehend in Stube, zwei Kammern, Küche und Zubehör an einzelne, ruhige Leuts zu vermieten. Reflektierende wollen ihre Adres sen unter Ik. 150 in der Exped. d. Bl. abgeben. kkilmes l.ogk sofort oder später zu vermieten. Wo? sagt die Expedition d. Bl. Llsinsr I-Läsn mit schöner großer Wohnung pr. 1. April zu vermieten. Max Trepte, Milchhalle. Zwei Logis sind zu vermieten und 1. April zu beziehen. Obersteina Nr. 51.