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Nr. 79. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, Nen 7. Juli 1910. Seite 3. Franz Josef persönlich seine Glückwünsche zu dessen 80. Geburtstag darzubringen. Von Wien reist Kaiser Wilhelm mit der Bahn nach Mohaks und von dorr mit tels Schiffes nach Schloß Bellue, wo er 3 bis 4 Tage dem Jagdvergnügen obliegen wird. Das Jagdschloß Bellue ist bereits neu hergerichtet worden. Wien, 6. Juli. Der österreichische ReichSrat ist gestern vertagt worden, weil es nicht gelungen ist, die Obstruk tion der Slaven zu brechen. Wien, 6. Juli. Wie nunmehr feststeht, finden die diesjährigen Kaisermanöoer vom 10. bis zum 15. Sep tember statt. Der Kaiser wird jedoch seines hohen Alters wegen den Manövern diesmal nur drei Tage hindurch beiwohnen. An den Manövern werden 100000 Mann Truppen, 15000 Pferde, 258 Geschütze und 150 Maschinen gewehre teilnehmen. Wien, 6. Juli. Wie die „N. Fr. Pr." aus gutunter richteten Kreisen erfährt, hat eine Berufung Richard Strauß zum Direktor der Wiener Hofoper sehr wenig Wahrschein lichkeit für sich, trotzdem man sich in Wien sreuen würde, einen Mann von dem Weltrufe dieses modernen Kompo nisten an der Wiener Oper tätig zu sehen. England. London. Die mit der Festsetzung der Zivil liste des neuen Königs betraute Unterhauskommission hat als Gesamtsumme für die königliche Familie mit Ausnahme der Apanage des Prinzen von Wales 16 750000 Franks bewilligt. Wenn der Prinz von Wales sich ver heiratet, so wird für seine Gattin eine jährliche Revenue ausgesetzt werden. Für die Königin Mary ist für den Fall des Ablebens des König? eine jährliche Pension von 1750000 Franks, die gleiche Summe, die die Königin- Witwe Alexandra erhält, bewilligt werden. London, 5. Juli. Auf dem gestrigen Bankett der liberalen Freihändler von Sheffield führte Sir Joseph .JonaS, der Stahlfabrikant Klage über den unbilligen Wettbewerb der deutschen Stahlfabrikanten, die Dank den »on den Verbänden gezahlten Prämien unter Kostenpreis Mtahl in England einführen und die englischen Fabri- Mnten schädigen. Auf den Rat eines deutschen Ministers Mbe er versucht, bei Afquith Klage zu führen, aber »sonst. M Frankreich. Paris, 5. Juli. Von der Sudabai sich morgen vier Kreuzer nach Canea (Kreta) be- Sollte die Nationalversammlung in ihrer Jntole- gegen die mohamedanischen Abgeordneten verharren, .(Mwird dis Versammlung mit Militärgemalt aufgelöst Militärverwaltung bis auf weiteres eingesührt werden. . Paris, 6. Juli. Als Präsident Fallieres von der Feierlichkeit anläßlich der Enthüllung des Waldeck-Rousseau- Denkmals zurückkehrte, ereigneten sich vereinzelte feind selige Kundgebungen; man vernahm Pfeifen und Johlen der Menge, als der ^Vagen des Präsidenten sich in DMvegung setzte. Auch ertönten einige Rufe: Es lebe der MM^E^uurdennnehitere Vs Haftungen vorgenommen. Ser Luttsebiffabrl. f — (Der „!Vl. III" defekt.) Das in der Nacht zum S. Juli von Berlin nach Gotha aufgestiegene Militär luftschiff M. Ill", das am Dienstag früh infolge schwe ren Winde? auf dem Truppenübungsplatz Zeithain vor lnker gehen mußte, ist im Laufe des Tages vollständig Mekt geworden. Infolge einer Undichtigkeit der Hülle Md des dadurch verursachten Entweichens des Gases ist Eisenkonstruktion gebrochen. Die Gasnachfüllung, Zeithain vorgenommen werden sollte, konnte nicht Mälicht werden, da die Gas-Kraftwagen bis zum ME^noch nicht eingetroffen waren. Der Ballon wurde WMandi. cnU'ert und der Schiffskörper demouliert. Ill" ist Mittwoch früh per Bahn nach Tegel zurück befördert w.rden. — Uebcr die Havnrie des Luftschiffes „iA. Ill" wird Loch aus Zeithain berichtet: Die Drahtseile, die die Gon- M. mit dem Ballon verbinden, sind infolge deS heftigen »Wurmes gerissen und die Ballonversteifungen gebrochen. Ballon konnte nur mit großer Mühe von zahlrei- ^M Soldaten festgehalten werden. Da? Luftschiff be- sich um 6 Uhr abends mit dem Vorderteil auf der mährend das spitze Hintere Ende beinahe senkrecht Lmporstand. Das Gas ist teilweise entwichen, sodaß die Hülle verschiedene Einbuchtungen zeigte. Von Berlin au? trafen Mannschaften de? Luftschifferbataillons ein, die das Luftschiff inzwischen abmontiert und mit der Bahn nach Bertin zurückgeschickt haben. Ein Grenadier, der die Gondel festhielt, wurde von einem Windstoß mit ta die Höhe gerissen. Er stürzte aus 6 Meter Höhe herab und erlitt einen schweren Knöchelbruch. — (Die verschobene Parsevalfahrt.) Die Dresdener haben ein ausgesprochenes Pech. Weder Zep elin noch Parseval soll das schöne Elbflorenz erreichen. Gestern mittag war ganz Dresden in flieberhafter Span nung und Tausende Fremder waren zugeströmt, um die Fahrt des Luftschiffes mit anzusehen. Die Ngchricht von der abermaligen Verschiebung der Fahrt hat daher große Enttäuschung hervorgerufen. Ueber die Ursache läßt sich der „DreSdn. Anz." aus Bitterfeld melden: Die Wetter nachrichten aus Dresden lauten ungünstig. Hier in Bit terfeld selbst ist das Wetter derart böig, daß der Führer Oberleutnant Stelling befürchtet im Luftstrudel, die gern am nachmittag anzutreten pflegen gerissen zu werden. Diese starken Böen haben ja auch letzhin erst die Zerstö- rung der „Deutschland herbeigesührt. Das Luftschiff Vl, das nach Dresden fahren sollte, gehört der Parseval-Ge- sellschaft in München. ES konnte seinerzeit infolge des Einsturzes der Ballonhalle in München nicht abgenom- msn werden. Die Parseval-Gesellschaft hat deshalb ge stattet, mit diesem Luftschiff einstweilen einige Flüge zu unternehmen. Es soll versucht werden, Mittwoch früh zwischen 7 und 8 Uhr die Fahrt von hier nach Dresden anzutreten, allein die Wetterberichte lauten auch für den heutigen Tag noch sehr ungünstig, sodaß mit Sicherheit bis zur Stunde noch nicht gesagt werden kann, ob eS möglich ist, heute nach Dresden zu fahren. Der Führer wird allerdings versuchen, menn das Wetter nicht geradezu sturmartigen .Charakter trägt, die Fahrt heute früh zu unternehmen. Das Parseval-Luftschiff lieg: hier völlig gefüllt in seiner Halle vor Ankcr und wartet nur auf die Bemannung, um nach Dresden abzufahren. Die Kommission bedauert außerordentlich, daß der Aufstieg nicht stattfinden kann, und daß der Dresdener Bevöl kerung wiederum diese bittere Enttäuschung be reitet wird. Allein die Winde sind so stark, daß mit dem eventuellen Verlust gerechnet werden muß und dies soll natürlich nicht riskiert werden. Metz, 6. Juli. Die Manöver der Metzer Luftschiff- Flotte, die auf gestern eingesetzt waren, sind wegen des ungünstigen Windes verschoben worden. Die Manöver sollen nunmehr Mitte des Monats stattfinden und sind drei Wochen dafür in Aussicht genommen. Vermisstes. * (An den Zähnen hängend über den Nia gara.) Von einer grausigen Fahrt über die donnernden Wirbel der Niagarafälle wird aus Toronto berichtet. Der frühere Kunstmaler Williams, der seit einiger Zeit zum Varietee übergegangen ist, und als verwegener Seiltänzer unter dem Namen „Der große Houndin" in Amerika Be rühmtheit erlangt hat, wollte das aufregende Wagnis vollbringen, mit den Zähnen an einem Drahtseil hängend den Niagara zu überqueren. Vor einer ungeheuren Menschenmenge, die zu einem Volksfest zusammmgeströmt war, machte sich Houndin an die Tat. Ueber die Fälle war- ein dünne? Drahtseil gespannt, daS an beiden Ufern sorgsam verankert war. Um halb fünf trat Houndin an da§ Seil, biß sich an der kleinen Rolle fest, und die aben teuerliche Fahrt begann. Mit wachsender Schnelligkeit sauste der Menschenkörper durch die Lüfte; man sah, daß der furchtlose Artist in der Rechten eine amerikanische und in der Linken eine kanadische Flagge hielt, die fröhlich im Winde flatterten. Je mehr der schwebende Körper sich der Mitte der Fälle näherte, um so größer wurde die Geschwindigkeit. Alles schien gut abzulaufen. Aber Houn din hatte einen Fehler begangen, er hatte daS Gewicht seines Körpers nicht genügend in Rechnung gesetzt, das Drahtseil senkte sich unter dem Drucke so tief, daß er die Hälfte seiner Fahrt hätte bergauf gleiten müssen. Das Unvermeidliche trat ein: fast genau in der Mitte des Stromes, unmittelbar über den Fällen, blieb Houndin stecken. Von der oberen Stahlbrücke aus konnte man genau beobachten, wie daS Gesicht des Waghalsigen sich in Todesangst verzerrte, verzweifelt winkte er mit seinen Flaggen um Hilfe. Aber wie Helsen? Von der Brücke aus war er unmöglich zu erreichen; mit einem Boote war in der furchtbaren Strömung an Rettung Mcht zu den ken. Die Minuten verstrichen. Wie lange kann er noch aushalten? Während unter den Augen der atemlosen Menge einige beherzte Männer sofort Vorbereitungen zur Rettung trafen, stellten andere ein Megaphon auf, durch das man dem Unglücklichen Mut zusprach und ihn er mahnte, seine letzte Kraft daranzusetzen, um auszuharren. Endlich war ein Seil zur Stelle, Feuerwehrleute schleu derten eS von der Brücke herab, es verfing sich glücklich am Drahtseil, Houndin konnte eS erhaschen und am Draht befestigen. Das Seil war gerade lang genug, um bis in die Nähe der Wasserfläche zu reichen. Mühsam ließ er sich hinab, man sah, wie die Kräfte abnuhmen, sein Ge sicht war verzerrt, aber noch hielt er sich krampfhaft fest. Inzwischen hatte der Kapitän des kleinen Dampfers „Maid of the Mist" die tolle Fahrt in die schäumenden Flußschnellen angetreten. Es schien unmöglich, das kleine Fahrzeug in der reißenden Strömung zu halten, aber der wackere Kapitän kannte keine Bedenken; mehrfach wurde sein kleines Schiff abgetrieben und schien schon verloren, aber immer wieder riß er durch kühne Manöver die „Maid" herum und erreichte schließlich auch den halb besinnungs losen Houndin. Als man den Körper des Erschöpften glücklich an Deck hatte, wandelte sich die verhaltene stumme Erregung der Menge in wilden Jubel; man bereitete dem kühnen Lebensretter, der voraussichtlich die Rettungs medaille erhalten wird, einen triumphalen Empfang, als er glücklich das Ufer erreichte. * Die Kellnerinnen-Bedienungen sollen auch in Rumburg und in der Umgebung eingeschränkt werden. ES ist durch die k. k. Bezirkshauptmannschaft 10 Restau rateuren in Rumburg, Oberhennersdorf, sowie Nieder ehrenburg das Halten von Kellnerinnen verboten worden. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'S Telegraphen-Bureau. Posen, 7. Juli. Auf dem Truppenübungsplatz Wei ßenberg bei Posen hat sich gestern bei dem Scharfschießen des Liegnitzer Königs-Grcnadier-RegimentS ein schwerer Unfall ereignet. Beim Schießen der 3. Kompagnie sprang plötzlich der Draht, dec mittels Motorkraft die Scheibe anzeigt, aus der Leitung mit solcher Kraft heraus, daß der in der Nähe stehende Oberst von dem Borch, zwei VizefeldÄUbel und 13 Mann zum Teil nicht unerheblich verletzt würden. Der Oberst wurde zu Boden geworfen und blieb eine Zeit lang bewußtlos liegen. ES hat bei ihm ein Bluterguß in das Knie und in den Rücken statt gefunden. Mailand, 7. Juli.i Bei dem Brand eines Hause? in San Bartolomäo ist ein Bauer mit fünf Kindern umge- kommen. Die Mutter und das sechste Kind wurden töt- lich verletzt ins Hospital gebracht. Die EntstehungSur- sache des Brandes ist unbekannt. Athen, 7. Juli. Nach hier aus Kanea eingetroffencn Nachrichten ist es infolge der neuerlichen Intervention der griechischen Regierung VenigeloS gelungen, die Annahme der Forderungen der Schutzmächte durchzubringen. Konstantinopel, 7. Juli. Die hiesige Polizei entdeckte eine geheime Gesellschaft, die bezweckte, durch Ermordung der Minister und anderer Staatsmänner die jungtürkische Regierung zu vernichten. Die Polizei soll viele wichtige Dokumente gefunden haben, u. a. bei einer Haussuchung in zwei Druckereien. Mehrere Verhaftungen sind, wie verlautet, bereits erfolgt. Paris, 7. Juli. Zu den gestrigen Demonstrationen anläßlich der Gedenkfeier am Denkmal Waldeck-RouffeauS wird noch berichtet: Die Manifestanten, junge Leute, die der journalistischen Jugend angehören, beleidigten durch ihre Schmährufe alle hervorragenden anwesenden Per sönlichkeiten' Sie verteilten in der Nähe des Wagen des Prästdent-n Fallieres eine Anzahl Zettel mit anti- republikanischem Text, wurden aber bald verhaftet. Die Polizei glaubt, daß es sich kaum um eine improvisierte Kundgebung handelt, sondern um einen von langer Hand vorbereiteten Anschlag, der nur durch die strenge Ab sperrung des Platzes nicht größere Ausdehnung angenom men hat. Das Denkmal Waldeck-RouffeauS wird jetzt streng bewacht. Im ganzen wurden 14 Personen verhaftet. Paris, 7 Juli. Der Führer des französischen Ver bandes der Eisenbahnarbeiter und untergeordneten Ange stellten kündigte gestern abend an, daß er durch Entsen dung von Brieftauben an die Werkstätten am nächsten Sonnabend den Streikbeginn proklamieren werde. Die Regierung trifft alle erforderliche Vorkehrungen. London, 7. Juli. Der Text des russisch-japanischen Vertrages, der erst am nächsten Montag der Oeffentlich- keit übergeben werden wird, wird bereits heute in der „Times" abgedruckt und lautet folgendermaßen: Getreu der Prinzipien der Konvention vom 17. Juli 1907 un- in dem Wunsche, ihren Einfluß inbezug aus die Auf rechterhaltung des Friedens in Ostasien auszudehnen, ha ben die beiden Parteien folgenden Vertrag abgeschloffen. Mit dem Ziele, die Verkehrsverbindungen zu erleichtern und den Handel zwischen den beiden Nationen auSzu- dehnen, entschließen sie sich gegenseitig zu einer freund schaftlichen Korporation in der Absicht, ihre Eisenbahn linien in der Mandschurei zu verbessern und ihren Et- senbahndienst gegenseitig zu verbinden, um so jede Kon kurrenz aufzuheben. Sie verpflichten sich zur Aufrechter haltung und Anerkennung des Statuts nur gemäß drn bis zum heutigen Tage abgeschlossenen Verträgen, seien es solche zwischen Rußland und Japan oder solche zwischen diesen beiden Mächten und Ehina. Für den Fall, daß der 81atus quo durch irgend welchen Vorfall bedroht wird, sind beide Kontraktmächte verpflichtet, die notwendigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Friedens zu ergreifen. lick» U Neujahr 1911 zu vermieten. »SIMM klPMM. „Lange Jahre litt ich an einem hart näckigen Hglll3U88ctll3§. Viel, sehr viel habe ich erfolglos ver sucht. Ich probierte Zucker's patent- MediffnalSeise. Plötzlich besserte es sich von Tag zu Tag. Nahm nur zum Waschen Zucker's pateutMediffnal- Seife und hatte großartigen Erfolg. M. Schlör in B." ä Stück 50 Pf. (15°/°ig) und 1.50 M. (35°/„ig, stärkste Form). Dazugehörige ruck^K-Oreme 75 Pf. u. 2 M., ferner Iack^-8eike (mild) 50 Pf. und 1.50 Mk. Bei Max Jentsch. KdswPWioK-Iks-kM, von keremann L- Oo. in ksäebeul bestes Koprvssser, verhindert dss LllS- kallen, 8palten und Orauweräen der tissre und beseitigt alle Kopfschuppen. ä NInscke 1.25 dtnrlc bei Nsx jentsch, OeotmioroLerle. Miner Lsöen oder Parterre-Stube pi sofort zu mieten gesucht. 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