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Nr. 82. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 14. Juli 1910. Seite 2. — Postscheck-Verkehr. Der preußische Finanz minister hat neuerdings bestimmt, daß Anträge der In haber von Postscheckkonten, ihnen ihre Guthaben bei den staatlichen Kassen unter Verwendung von Zählkarten auf ihr Postscheckkonto zu überweisen, schon dann für vor wiegend zu erachten sind, wenn aus den ForderungSzetteln oder auf den Rechnungen die Nummer des Postscheckkon tos des Forderungsberechtigten angegeben ist. — (Der letzte Taler!) Das letzte ehrwürdige Münzstück, das an alte vergangene Zeiten erinnerte, ist nunmehr endgültig aus dem Verkehr gezogen: die ver späteten Talerstücke, die sich noch an Reichs- und LandeS- kassen einfanden, werden rühmlos zerschlagen und zum alten Silber geworfen. — 8. K. Ein g ewalti ger EntrüstungS sturm ist, von wahrhaft imponierender Einmütigkeit getragen, gegen die päpstliche Enzyklika durch das evangelische Deutschland und vor allem durch unsere sächsische Heimat dahingeöraust. Und doch wird es einem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen sein, daß sich dabei Geister grundverschiedenster Art zu gleichem Tun vereinigt haben. Während die einen die Reformatoren als Bahnbrecher ei ner Aufklärung im Sinne von Haeckel, Nietzsche oder Fer rer preisen, die es unternahmen die Menschheit vom schwe ren geistigen Joche religiösen Glaubens überhaupt zu lö sen, verehren die anderen Luther und seine Mitkämpfer gerade als Befreier und Reiniger unseres evangelischen Christenglaubens, des höchsten Guts in unserem Erdenda sein. Sind sich wohl alle, die in diesen Tagen begeistert in den stegesfreudigen Kampfruf: „Gottes Wort und Lu thers Lehr' vergehen nun und nimmermehr!" einstimmten, solchen Unterschiedes bewußt geworden, oder besteht die Gefahr, daß sich ein erheblicher Teil unserer evangelischen Christen erfüllt von KampfeSfreudigkeit gegen Rom, wahl los auch solchen zugesellt und unterordnet, die zwar Lu thers Namen auf ihr Panier schreiben, seine positive Lehre aber unbedenklich zu opfern bereit sind? Möchte doch je- der bedenken, daß die Reformatoren ihre beste Kraft aus dem positiven Glauben geschöpft haben, wie er in uner reichter Klarheit seinen Ausdruck im Lutherischen Kate chismus findet. Darum sollte auch jeder, der „dem alten bösen Fe nd" wirksam entgegentreten will, vor allen Din gen an seinem Teile mit dafür sorgen, daß der Rus: Das Wort sie sollen lassen stahn! nicht zur leeren Phrase he- rabgewürdigt werde. Oberstema. (SchulhauS-Neubau.) Die Ausfüh rung unserer neu zu erbauenden Schule wurde in einer am Montag stattgefundenen Sitzung Herrn Baumeister Richard Fischer in Pulsnitz übertragen. — Der Kreisverband Radeberg, dem die Evangelischen Arbeiter-Vereine zu Bühlau-Rochwitz, Lausa, Loschwitz, Pulsnitz und Radeberg angehören, hielt am letzten Sonntag in Radeberg sein diesjähriges Kreisfest ab. Nach 2 Uhr unternahm man einen Spaziergang nach der im Rödertal gelegenen Hüttermühle, von wo aus man auf schlechtem Wege aber mit gutem Mute nach dem Schützenhause wanderte. Trotz des schlechten Wetters waren alle Vereine des Verbandes erschienen. Sie wurden durch das Abt'sche „Gott grüße dich" seitens der Sängergruppe „Eintracht"-Radeberg und durch e ne Ansprache des Herrn Oberlehrer Schwabe, Vorsitzender des Radeberger Vereins, begrüßt. Er führte, anschließend an den Unstern, der bez. des Wetters und der Musik über dem Kreisfeste schwebte, recht erbaulich aus, daß die Menschen sich in Zeiten des Unglücks und der Not ver trauensvoll die Mahnung zurufen sollten: Haltet aus im SturmgebrauS! Das Hauptinteresse nahm die Fest rede des Herrn Pastor Gerlach in Anspruch, der über die Borromäus - Enzyklika sprach und in '/istündlgen interessanten Ausführungen klarlegte, warum „Rom nicht umlernt und nicht umlernen kann." Reicher Beifall lohnte seine kirchengeschichtliche Belehrung. Weitere Chorlieder, wie „Die Linde" von Förschner, ausgezeichnet gesungene Doppelquartette (z. B. „Heut' scheid ich"), eine Dekla mation des Mitgliedes Herrn Schuhmacher Wolf „Der Sturm auf St. Privat" und allgemeine Gesänge ver schönten den weiteren Verlauf der anregungsreichen Ver sammlung. Nachdem Herr Seminar-Oberlelehrer Böhme- Loschwitz dem gastgebenden Vereine und allen Mitwirten den gedankt und zum nächstjährigen Kreisfest in Loschwitz eingeladen hatte, schloß Herr Pastor Hellriegel, der Ver bandsvorsitzende, die Versammlung, der ein geselliges Beisammensein folgte. Eine nietenarme Verlosung von Pfefferkuchen und anderen Süßigkeiten trug zur Unter haltung bei. Arnsdorf. In hiesiger Gegend mehren sich die Ein. brüche und Diebstähle in beklagenswerter Weise. In letzter Nummer erst berichteten wir von einem Ein bruch in das Gemeindeamt, und heute liegt schon wieder eine Meldung vor über den Einbruch bei der Firma Bleiwarenfabrik Kirchhoff k Lehr, der in der Nacht vom 10. zum 11. Juli verübt wurde. Der auf eine bestimmte Person gerichtete Verdacht hat sich bestätigt. Die Unter- suchung geschah mit Hilfe eines Polizeihundes. Dresden, 13. Juli. (Kindersegen nach der sil bernen Hochzeit.) Daß nach der silbernen Hochzeit noch „Gevatter Storch" sich einstellt, ist zwar eine Selten heit, wiederholt sich aber regelmäßig von Jahr zu Iahe. So wurden in Sachsen im Jahre 1908 6 Kinder nach 25jähriger Ehedauer, 14 Kinder nach 26jähriger, 6 Kin der nach 27 jähriger, 3 Kinder nach 28jähriger und 2 Kinder nach 29 jähriger Ehedauer der Eltern geboren. Somit waren in 31 Fällen Kinder nach stattgehabter silberner Hochzeit geboren worden. Es war jedoch keine Ehe von mehr als 30 jähriger Dauer noch mit Nach- kommenschaft gesegnet worden. Freiberg, 11. Juli. (Amtsenthebung des Vor sitzenden der Ortskrankenkasse in Freiberg.) Wie bereits mitgeteilt, haben die Arbeitgebervertreter der Freiberger Ortskrankenkasse bei der Aufsichtsbehörde den Antrag auf Amtsenthebung des aus den Kreisen der Arbeitervertreter gewählten Vorsitzenden Bielig! gestellt. Der (nicht der sozialdemokratischen Partei angehörige) Kassierer der Kasse, Gräßer, hatte sich, wie erinnerlich sein wird, kürzlich das Leben genommen und in einem hinter lassenen Briefe erklärt, daß der Vorsitzende Bieligk ihn durch sein Vorgehen in den Tod getrieben habe. Be gründet wurde der erwähnte Antrag damit, daß 1. der Vorsitzende ungesetzlich gehandelt, indem er den Antrag auf Dienstentlassung Gräßers gestellt habe, da hierzu allein die Aufsichtsbehörde berechtigt sei; 2. wegen Un fähigkeit, weil er keine Buchführung gelernt habe; 3. weil er nicht wisse, was eine Tratte sei (!); 4. weil er in der Generalversammlung Anträge gestellt habe, die dem Vor stand nicht vorgelegen haben. Sämtliche Arbeitnehmer vertreter wurden infolgedessen dieser Tage vor dem Vor sitzenden des Versicherungsamtes, Ratsassessor Jahn, ge laden und ihnen verschiedene Fragen vorgelegt. Als die Vernehmung beendet war, wurde dem Vorsitzenden die Frage vorgelegt, ob es unter den jetzigen Umständen nicht besser für ihn sei, wenn er vorläufig von seinem Amte zurücktrete. Nachdem dieses verneint worden war, erklärte Ratsassessor Jahn, er habe einen Ratsbeschluß bekannt zu geben, den Vorsitzenden vorläufig von seinem Amte zu entheben, weil ihn eine nicht unerhebliche Schuld an den herrschenden Zuständen treffe. Gegen diese vor läufige Amtsenthebung wird bei der Kreishauptmann schaft Beschwerde erhoben. Pillnitz, 12. Juli. (Eine an Pilzvergiftung verstorbene Familie.) Vorgestern erkrankte plötzlich die in Söbrigen bei Pillnitz wohnhafte Fabrikarbeiters» familie Simon nach einem genossenen Pilzgericht unter Erbrechen und allgemeiner Benommenheit. In der daraus folgenden Nacht starben zwei Kinder und gestern folgte ihnen der Vater, der 35 Jahre alte Fabrikarbeiter Simon und ein kleiner Knabe in den Tod nach. Die Mutter und eine Tochter schweben trotz ärztlicher Hilfe in höchster Lebensgefahr. — Der Sächsische Sanitätskolonnenlag in Chem nitz nahm einen recht befriedigenden Verlauf. Am Sonnabend fand Begrüßungsabend im kaufmännischen Vereinshause statt. Der Vorsitzende des dortigen Ortsausschusses, Herr Lehrer Mergner, begrüßte die Versammlung. Am Sonntag fand auf dem Schützen platz zu Chemnitz-Altendorf Festgottesdienst statt. Die Predigt hielt Herr Militäroberpfarrer Neumeister-Leipzig. Nach einem strammen Parademarsch gingen die Kolonnen an die ihnen zuge wiesene Uebung, um den, wie angenommen wurde, gegen »,^12 Uhr auf dem Bahnhofe Chemnitz-Altendorf eintreffenden Hilfslazarett zug zu entladen und für die Unterkunft und den Transport der damit ankommenden Verwundeten entsprechende Maßnahmen zu treffen. Es übten insgesamt 18 Sänitätskolonnen, denen die Herren Exzellenz vn Graf Vitzthum von Eckstädt und Generalleutnant von Schmalz in ihrer Kritik der Uebung mit Worten größter An erkennung für die Herren Aerzte, Stabsarzt d. R. vr. Hering und Assistenzarzt Or. Clausnitzer, das Zeugnis ausstellten, daß sie gut gearbeitet und sich die größte Zufriedenheit erworben haben. — In Nebenräumen des „Feenpalastes" war eine Ausstellung der Firma Jungnickel K Co. errichtet worden. Interesse erregte auch die in einem anderen Zelte untergebrachte Modellsammlung. — Von 4 Uhr nachmittags ab fand im Kristallpalast eine gesellige Zusammenkunft statt, die vom Landesverein vom Roten Kreuz veranstaltet war. ^agesgssckicdts. Deutsches Reich. Der Kaiser arbeitete während der Kohleneinnahme der „Hohenzollern" in Bergen auf der „Stettin" und hörte den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes. Er begab sich sodann in Beglei- tang des Gesandten v. Treutler an Bord des französischen Kreuzers „Lavoisier". Das Frühstück wurde gegen i'^UHr beim Konsul Mohr eingenommen und der Tee beim früheren Ministerpräsidenten Michelsen. Das Wetter ist andauernd schön. — Dankadresse an Staatssekretär Dernburg. Der Bund der Industriellen hat an den Staatssekretär a. D. Dernburg eine Adresse gerichtet, der sich auch die Ver treter der Verbände der sächsisch-thüringischen, schlesischen und württembergischen Industrie««, sowie größere Fach verbände der deutschen Industrie angeschlossen haben. — (DerKaiser lehnt dasErbeab.) Der kürz lich verstorbene Berliner Kaufmann Burchardt, ein PotS- dammer Kind, vermachte die Hälfte seines Vermögens, das in etwa einer Million Mark, sowie in einer übrigens wertvollen Münzensammlung besteht, dem Kaiser und be stimmte, falls die Erbschaft vom Monarchen ausgeschlagen würde, daß seiner Geburtsstadt Potsdam dann der Nachlaß zufallen sollte. Der Kaiser hat nun zugunsten von Potsdam die Annahme der Erbschaft abgelehnt. Gleichzeitig, wurde die Stadt Erbin des im Mai verstor benen Kaufmanns Eduard Beutel in Potsdam. Der Nachlaß beziffert sich auf ungefähr 150000 Mark. Kiel, 13. Juli. Die „Kieler Neuesten Nachrichten" melden au« Berlin: Deutschland ermächtigte den Bot schafter in Washington, den Originaltext des deutschen Kaiserbriefes an den Präsidenten Madriz der Regierung der Vereinigten Staaten zur Kenntnis zu bringen. Berlin, 12. Juli. Als Nachfolger des Erbprinzen von Hohenlohe im Vizepräsidium des Reichstages soll das Mitglied der Wirtschaftlichen Vereinigung Abg. Gräf in Vorschlag gebracht werden, falls die Reichspartei der Prinz Hohenlohe angehört, die Uebernahme der Stelle ablehnt. Oesterreich-Ungarn. Die böhmischen Bergarbeiter und die Frachttarife für Sachsen. In einer Versamm lung forderten die Bergarbeiter von der Regierung Herab setzung der Frachttarife für die böhmische Braunkohle, um Konkurrenz mit der schlesischen Steinkohle in Sachsen zu ermöglichen. Wien, 13. Juli. Die gesamten österreichischen Fleisch hauer beabsichtigen, sämtliche Viehmärkte zu boykottieren, um so einen Druck auf die hohen Fleichpreise auszuüben. Frankreich. Paris, 12. Juli. Die hiesige Agentur Fournier veröffentlicht eingehende Einzelheiten über die Begegnung des Deutschen Kaisers mit dem französischen Gesandten in Christiani«. ES heißt darin, die franzö ¬ sische Fregatte „Lavoisier" mit dem französischen Vertret; für Norwegen, de la Voud, an Bord war um 10 Uhr nr Bergen angekommen. Sie stieß gleichzeitig mit der hiere vor Anker liegenden Kaiseryacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord im Hafen zusammen. Der Kapitän der französischen Fregatte, Kommandant Magreville, begab sich sofort an Bord der „Hohenzollern", um dem Komman danten der Kaiseryacht seinen Gruß zu entbieten. Der Kapitän wurde auch vom Kaiser in der leutseligsten Weise empfangen. In der Unterhaltung drückte der Kaiser den Wunsch aus nach einer Unterredung mit dem französischen Geschäftsträger. Er ließ diesen durch den deutschen Gesandten in Christiania zu sich einladen, de la Voud begab sich an Bord der „Hohenzollern" und hatte mit dem Kaiser eine einstündige Unterredung. Die Unterredung dauerte von 9 bis 10 Uhr vormittags. Kurz nach 10 Uhr ließ sich der Kaiser an Bord der franzö- sichen Fregatte bringen, die er in allen Einzelheiten in Augenschein nahm. Um 11»/- Uhr fuhr der Kaiser wieder zurück, de la Voud wird bis zum 15. d. M. in Bergen verbleiben. Mittags war der Kaiser mit zehn Personen seines Gefolges zu Gaste beim deutschen Konsul in Bergen. Unter den Geladenen befand sich auch der französische Geschäftsträger. Paris, 13. JuU. Als Nachfolger RevoilS wurde Geoffroy zum Botschafter in Madrid ernannt. Er war bisher französischer Geschäftsträger in Kairo, nachdem er volle 13 Jahre als erster Botschaftsrat in London ge wirkt hatte. Voü Revoil wird heute gesagt, daß er keinen neuen Posten im Ministerium des Aeußern übernimmt, sondern endgültig den diplomatischen Dienst verläßt und als Leiter an die Spitze der Banque Ottomane tritt. Türkei. Konstantinopel, 13. Juli. Das bereUS an gekündigte Entlassungsgesuch des Scheiks ul Islam stellt sich als ein Akt von politischer Wichtigkeil dar. Der Scheik hatte den Sultan vor mehreren Tagen besucht und dabei aus die Unsicherheit in der politischen Lage sowie auf die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung hingewiesen. Der Sultan besprach den Inhalt der Unter redung mit dem Großvesir. In einem partiellen Mi nisterrat wurde der Scheik sodann zur Einreichung seines Entlassungsgesuches aufgefordert und das Gesuch wurde vom Sultan sofort bewill gt. Amerika. Newyork, 13. Juli. Das Staatsdeparte ment erklärt, daß die Anerkennung des Präsidenten Ma driz durch Deutschland hier nicht unangenehm berührt hat, sondern nur als Formsache betrachtet wird, unter der Annahme, daß das Deutsche Reich nicht völlig orien tiert gewesen sei infolge mangelnden Interesses in Ni caragua. Nus aller >Velt. Berlin, 12. Juli. -(Bombenattentat.) DaS fried liche Lichtenrade vor den Toren Berlins war heute mittag der Schauplatz einer mysteriösen Bombenexplosion, bei der es sich freilich nicht um ein anarchistisches Attentat, sondern allem Anscheine nach um den niedrigen Rache akt eines Erpressers handelt. Der 35 Jahre alte Land wirt Otto Graatz erhielt einen anonymen Brief zuge sandt, in dem er aufgefordert wurde, an einer genau be zeichneten Stelle der Chaussee, die nach Groß-Beeren führt, 3000 Mark zu deponieren. Das Geld solle in einer Blechbüchse, die dort vergraben fei, niedergelegt werden. Heute mittag begab er sich an die Großbeerener Chaussee, um nachzusehen, ob sich die mysteriöse Blechbüchse wirk lich an der bezeichneten Stelle befinde. Er hatte kaum einige Brocken Erde zur Seite geschoben, als die Büchse wirklich zum Vorschein kam. Er nahm sie knteend in die Hand, und ehe er sich das Gefäß näher angesehen hatte explodierte die Bombe mit einem fürchterlichen Knall. Sie riß ein fast metertiefes Loch in die Erde und brachte Graatz schwere Verletzungen am Gesichte bei. Nach den bisherigen Feststellungen der Polizei scheint es festzu stehen, daß ein Rachakt vorliegt. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur. Die Blechbüchse war mit Pulver gefüllt und mit einer elektrischen Zündung versehen. Das Befinden des Landwirts Gratz ist besorgniserregend, da die Gefahr besteht, daß er vollständig das Augenlicht verliert. Berlin, 13. Juli. Wie aus Lichtenrade berichtet wird, ist in der Bombenaffäre heute vormittag eine neue Ver haftung vorgenommen worden. Der Verhaftete, auch ein junger Mensch, steht der Familie Graatz ebenfalls nahe. Der Verdacht stützt sich darauf, daß dieser Mann vor einer Woche einem Maurerpolier gegenüber geäußert hat, er möchte ihm 3000 M besorgen und auf die Frage, wo zu er das brauchte, erwiderte er, er brauche es nicht für sich, sondern möchte es auf ein Grundstück eintragen lassen. Hamburg, 12. Juli. (Untergang der Dampfers „Attika".) Der Dampfer „Attika" der Bremer Dampfer- linie Atlas ist am 6. Juli im ägäischen Meere unterge gangen und zwar, wie der Kapitän meldet durch vulka nischen Ausbruch oder ein Seebeben. Die Mannschaft konnte sich aus Booten retten. Sie wurden durch einen französischen Dampfer ausgenommen und in Oran ge landet. Der voll versicherte Dampfer fuhr für die deutsche Levantelinie mit einer Ladung Getreide von Noworossijsk nach Hamburg. Essen, 13. Juli. (Vier Bergleute getötet.) Auf den Zechen „Westende" und „Neumühl" verunglückten zwei Bergleute durch herabstürzende Gesteinsmafsen tätlich. Auf Schacht IV der Zeche „Phönix" wurde ebenfalls ein Bergmann von einem herabsallenden Stein erschlagen. Ein zweiter Bergmann stürzte in einen Aufbruch und starb alsbald. Osnabrück, 13. Juli. (Automobilunfall.) Bei Bissendorf ereignete sich heute ein schwerer Automobilun fall, wobei der Buchdruckereibesitzer Moehle und der Buch halter Rahe aus Bünde, Westfalen, ums Leben kamen. Braunschweig, 13. Juli. Ein vierfacher Mord wird aus dem nahen Helmstedt gemeldet: Heute früh