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Nr. 71. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18. Juni 1910. Seite 7. gewerbsmäßig auslegt. Der Angeklagte führt nämlich weiter aus, im Urteil sei zwar festgestellt, daß Gewinn sucht das Motiv seines Handels gewesen sei; zum Nach weise der Gewerbsmäßigkeit der Jagdausführung müsse ihm aber nachgkwiesen werden, daß seine Absicht dahin gegangen sei, fortgesetzt aus dem unberechtigten Betrieb der Jagd Erwerb zu ziehen. Dieser Nachweis ist aber im Urteil erbracht, da die Strafkammer festgestellt hat, daß der Angeklagte mit dem Jagen eine fortgesetzte, auf Erwerb gerichtete Tätigkeit bezweckt habe. Daß diese Fest stellung durch einen Rechtsirrtum beeinflußt worden sei, tritt nicht zu Tage; insbesondere liegt eine auf Erwerb gerichtete Absicht auch dann vor, wenn die Absicht d-s Täters nicht auf den Erlös aus dem Verkaufe der durch die Jagdausübung erlangten Tiere, also aus die Erzie lung von Geld, sondern auf die unmittelbare Verwen dung ihres Fleisches im Haushalt gerichtet ist. Diese Auffassung von der Gewerbsmäßigkeit ist um so einschnei- dender, als auf unberechtigtes gewerbsmäßiges Jagen Gefängnisstrafe nicht unter 3 Monaten steht, auch auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Zulässig keit der Polizeiaufsicht erteilt werden kann. Uebersicht über die an den Sauptmarktorten Deutsch lands in der letzten Woche gezahlten Fettviehpreise. Die Preise sind in Mark für 50 Kx Schlachtgewicht bezw. Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr. Biehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) , Hammel, Rindvieh Schafen. Aufgestellt am 16. Juni 1910. Mitberücksichtigt sind noch die am 15. Juni abgehaltenen Märkte. Großvieh Kälber Lämmer Schweine Aachen. . . . 64—81 70—115 82—88 66—69 Bannen . . . 65—75 75—88 85 63—67 Berlin . . . . 59—82 56—116 58—82 54—65 Bremen . . . 60—88 60—95 70—90 60—66 Breslau . . . 49—76 56—86 63—83 53—64 Bromberg. . . 24—38! 28—48! — 41—47 l Chemnitz . . . 50—82 45—571 30-43! 57—69 Dortmund . . 50—83 42—55 l 78—83 58—66 Dresden . . . 48—84 70-86 73-84 58-66 Elberfeld . . . 64—82 41—92 70—77 57—74 Essen . . . . 65-83 35—76 70-85 56-67 Frankfurt a. M. 51—87 77-100 82—84 63—68 Hamburg . . . 45—81 73—126 67—86 48-61'/ Hannover. . . 50—81 60-95 68—85 55—63! Husum .... 75—78 — — 38—44! Kiel 50—82 60-96 55-90 34-50! Köln a. Rh. . . 60—84 44—82 60—84 54—68 Leipzig.... 41-83 35-55! 35-42! 56-65 Magdeburg . 29—43 l 36-80 33—40 l 53—64 Mainz .... 56-85 94-96 59-70 Mannheim . . 54—87 85—100 70-80 67—69 Nürnberg. . . 69-89 55—72 60-70 67—70 Stettin.... — 50—78 — 53—62 Zwickau . . . 45-80 40-58 l 35—44 l 56-67 r--»d^.ssxsdukten-Börse, 17. Juni 1910. Wetter: Trübe. - Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: tVeizen, weißer, — — — M, brauner, neuer, 74—78 Lilo, 195-203 M, do. feuchter Ai, russischer rot 206—214 M, do. russisch, weiß M, Argentinier 204—212 Australischer 218 M, Manitoba 215-220 M. Roggen, sächsischer 70-73 Kilo 143—149 M, russ. 157-160 M. Gerste, sächsische, —,— M, schlesische —M, Posener —,— M, böhmische —M, Futtergerste 120—134 M Hafer, sächsischer 152—158 M, beregneter —M. schlesischer 152—158 M., russischer loco —,— M. Mais Cinquantine 160—168 M, alter M, Laplata, gelb, M, amerikan. Mired-Mais 150—152, Rundmais, gelb, 155—158 M, do. neu, feucht — — M. Erbsen, 170—180 M, Wicken, sächs. 168—180 M. Buchweizen, inländischer 180—185 M, do. fremder 180—185 M. Melsaaten, Winterraps, feucht —, trocken M. Leinsaat, feine —, ,— M, mittl. —,— ,— M. Laplata 295,00—300,00 M. Bombay 320,00—325,00 M. Rüböl) raffiniertes 61,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 12,— M, runde M Leinkuchen (Dresdner Marken) I 18,00 M, II 17,50 M. Malz 26,00-31,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 34,00—34,50 M, Grießlerauszug 33,00—33,50 M, Semmelmehl 32,00—32,50 M, Bäckermundmehl 30,50—31,00 M, Grießlermundmehl 21,50 bis 22,50 M, Pohlmehl 15,50—16,50 M. Roagenmehle (Dresdner Marken) Nr.O 23,50—24,00 M, Nr. 0/1, '22,50—23,00 M, Nr. 1 21,50—22,00 M, Nr. 2 19,00—20,00 M Nr. 3 15,50—16,00 M, Futtermehl 12,20—12,40 M, ercl. der städtischen Abgabe. Weizenkleie (Dresd. Mark.): grobe 10,00—10,20, feine 9,00—9,40. Roggenkleie (Dresdner Marken): 10,60—11,00 M. vuttsrprelfe auk dem diesigen Wocdenmarkle Sonnabend, den 10. Juni 1910. 4 Stück 2.50. Mark. Marktpreise su KaMSNZ am 16. Juni 1910. ß höchster niedrigst. Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weizen Gerste Hafer Herdekorn Hirse Kartoffeln M. 7 9 7 7 17 2 Pf. 20 70 50 60 30 M. 7 9 6 7 16 Pf- 50 30 30 Heu 50 Kilo Stroh ^(Schutt- , Psd.(Maschm. ButterKo. ^Ss"r (niedrigst. Eier Erbsen 50 Kilo M. 5 2 28 26 2 2 17 Pf- 50 60 30 6V. 50 Marktpreise für Schweine u. Ferkel in Kamenz am 16. Juni 1910. Läuferschweine: pro Paar: Ferkel: höchster Preis 115 Mk., höchster Preis 50 Mark, mittler „ 90 Mk., mittler „ 40 „ niedrigster „ 85 Mk., niedrigster „ 30 „ Zum Verkauf waren gestellt: 45 Läufer und 315 Ferkel. Für ausgesuchte feine Ware wurden Preise über Notiz gezahlt Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden Sonntag, 19. Juni: Nord-West-Wind, heiter, etwas wärmer, meist trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, 19. Juni: Im Osten meist heiter, trocken, wärmer. Im übrigen Gebiet wol kiger, zeitweise heiter, ziemlich warm, Regen und Gewitterneigung. Montag, 20. Juni: Wechselnd bewölkt, etwas kühler, Regenschauer, stellenweise Gewitter. KMWe ZMkofft Pulsnitz jetzt geöffnet: räglick vorm. 8—1, 2—4 nachm. dagegen Sonnabend nur vormittag- 8—12 Uhr. Standesamts - Nackricktsn vom 11. bis 17. Juni 1910. Geburten: Johanna Gerta, T. des Tagearbeiters Clemens Theodor Rietschel in Obsrsteina. Anna L esbeth, T. des Ziegeleiarbeiters Robert Hermann Micklich in Pulsnitz M. S. Richard Kurt, S. des Tischlers Max Bruno Frenzel in Pulsnitz M. S. Dorothea Marianne, T. des Kaufmanns Friedrich Walther Guhr in Puls nitz. Hugo Gotthard, S. des KlempnerweisterS Alwin Hugo Reißig in Pulsnitz Johanna Elsa, T des Fabrik arbeiters Friedrich Alwin Schütze in Vollung. Helene Gertrud, T. des Eisenformers Friedrich August Arthur Wittig in PulSn tz M. S. Sterbefälle: Hildegard LieSber, T. des Fabrik arbeiters Ernst Otto Rasche in Ohorn, 7 M. 4 T. alt. Arthur Erwin, S. des Gutsbesitzers Friedrich Max Ma ger in Niedersteina, 11 I. 25 T. alt. ulsnitz. Sonntag, den 19. Juni, 4. nach Trinitatis: 8 Uhr Beichte >/,9 „ Predigt (2. Corinth. „4,13. „Luther redet noch!") r/z2 „ Misstonsstunde („Die Mission in Deutsch-Ost- afrika"). Hilfsgeistl. Schuster. 8 „ Jünglings- und Männerverein. Amtswoche: Hilfsgeistl. Schuster. Licdlsnbsrs. Sonntag, den 19. Juni, 4. nach Trinitatis: v,9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. r/z12 „ Trauung 2 „ Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Getauft: Frieda Hilda, T. des Fabrikarbeiters Ferdinand Paul Kreische! in Mittelbach. — Elsa Gretchen, T. des Tischlers Karl August Wolf hier. Pfarrer Schulze. Srotznoundork. Sonntag, den 19. Juni, 4. nach Trinitatis: 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Text: 2. Kor. 4, 13—18.) 2 „ Unterredung mit der konfirmierten Jugend. oberNcklenau. Sonntag, den 19. Juni, 4. nach Trinitatis: r/,9 Uhr Lesegottesdienst. Getraut den 14. Juni: Emil Bruno Kaiser, Hausbesitzer uud Schuhmacher in Oberlichtenau mit Klara Frieda Guhr, (Se- schäftsgehilfin daselbst. 4 Beim Nutzen öer Linder — dürfe« keine scharfen Striegel verwandt werden. Denn dadurch ent stehen Verletzungen und kleine Wunden, die den Tieren die heftigsten Schmerzen verursachen, zumal wenn bei der Abheilung die Krusten mit dem Striegel losgerissen werden. Schon im voraus, ehe man die Tiere anrührt, zucken sie zusammen, kommen in Angst und Auf regung, drehen hin und her und sind nur mit Mühe zum Stehen zu bringen. Lui das ZVmrdcu uud Reifeu des AMmMes zu beschleunigen, versehe man die betreffende Hinterwand (Mauer) mit einem schwarzen Anstrich. Ist dieselbe indessen die Mauer eines Hau ses, welche man dadurch auf die Dauer nicht gerne verunzieren möchte, so bringe hinter den Spalierobstständchen zum mindesten schwarzes, bez. dunkles Zeug au und der eingangs erwähnte Zweck wird erreicht werden. — Es läßt sich diese dem Laien vielleicht wunderliche Tat sache auf ein physikalisches Gesetz zurückführen: Dunkle Gegenstände verschlucken bedeutend mehr Lichtstrahlen als Helle Körper, welche letz teren das Licht um so vollständiger zurückwerfen, je Heller sie sind. Der Beweis ist sehr leicht zu führen, wenn wir daran denken, daß unter einem schwarzen Tuche der Schnee bekanntlich viel schneller schmilzt als unter einem weißen, indem die schwarze Farbe bedeutend mehr Lichtstrahlen verschluckt als die Helle und somit auch viel mehr von der mit den Lichtstrahlen gleichzeitig verknüpften Wärme auf nimmt. Ein in der Sonne liegendes schwarzes Tuch wird sich be deutend wärmer anfühlen als unter der gleichen Voraussetzung ein weißes. — Die von dem dunklen Gegenstände mehr aufgenommene Wärme kommt demnach den Früchten zugute und beschleunigt deren Reife unter gleichzeitiger Vermehrung der Süßigkeit. (Wärme fördert und bedingt Zuckerbildung.) Das PWen dkl «Meeren. Dasselbe erfordert Sorgfalt und geschieht am besten in den frü hen Morgenstunden, wenn der Tau liegt oder auch gegen Abend. Die Frucht ist mit dem Kelch und etwas Stiel abzunehmen, was am zweckmäßigsten mit einer Scheere geschieht, man verletzt oder zerstört dann nicht durch Rupfen oder Ziehen die noch im Fruchtstiel verblei- benden unreifen Beeren. Mich, die in rotzigen Ersätzen lransMiM wird, nimmt einen unangenehmen Geschmack an, der durch die Bildung von milchsaurem Eisen verursacht wird. Auch die Milchprodukte haben darunter zu leiden. Der Landwirt. PÜI» Kan-Ettcliakl UN- Hafenbau. Sonnabend stummen § iS. )uni igio. Der Rückgang der KHafiuchi in Europa. Es ist nicht nur von großem Interesse für die Landwirtschaft, sondern es hat auch eine große Bedeutung für die Wollindustrie und die Fleischversorgung, zu erfahren, wie seit etwa 60 Jahren die Schaf zucht in fast allen Staaten Europas zurückgegangen ist. Deutschland besaß vor 60 Jahren noch etwa 30 Millionen Schafe und hat jetzt deren nur noch etwa 7 Millionen. Oesterreich-Ungarn hatte vor 60 Jahren etwa 25 Millionen Schafe und besitzt deren jetzt nur noch etwa 10 Millionen Stück. Frankreich hatte vor etwa 60 Jahren so gar 32 Millionen Schafe und besitzt jetzt nur noch 17 Millionen Stück. In Schweden, Norwegen, Dänemark, Holland und Belgien hat ein den Verhältnissen entsprechender gleicher Rückgang der Schaf zucht stattgefunden. Nur drei europäische Länder sind sich in ihrer Schafzucht ziemlich gleich geblieben und zwar sind dies England, Ruß land und Spanien. In England, Rußland und Spanien gibt eS nämlich noch sehr viele und sehr große Guts-Wirtschaften und sogenannte Latifundien, also sehr große Grundstückswirtschaften von einer solchen Ausdehnung, daß sie gar nicht intensiv mit moderner Viehzucht und Getreidebau betrieben werden können, also zum größten Teile als Weideland benutzt werden müssen. Daher kommt es, daß England jetzt fast genau noch soviel Schafe besitzt, als vor 60 Jah ren, nämlich etwa 32 Millionen Stück. In Rußland wird der Schaf besitz auf 60 Millionen Stück und in Spanien auf 28 Millionen Stück geschätzt. Ein besonderer Nachteil für die europäische Landwirt schaft ist aber aus dem Rückgänge der Schafzucht nicht gerade herzu- leiren, da eben jetzt viel früheres Weideland zum Getreide- und Kn- toffelbau benutzt wird und dadurch höhere Erträge gewonnen werden, als wenn auf diesem Grund und Boden Schafe geweidet werden. Das immer teurer werdende Holz hat ferner auch in vielen Staaten Europas und besonders auch in Deutschland dazu geführt, Haideland, das früher zur Schafweide benutzt wurde, als Wald aufzuforsten. Da durch haben sich die Flächen für das Weideland vermindert und des halb mußte auch die Schafzucht zurückgehen. Es muß auch erwähnt werden, daß eine intensive Rinderzucht und Schweinezucht der Land-