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Nr.> 71. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18. Juni 1910. Seite 3 an der Leiche des Majors geweilt habe. Die Angeklagte habe wiederholt die Leiche geküßt und Gesicht und Hände der Leiche gestreichelt. Wohl eine Stunde hätte sie bei der Leiche zugebracht und in rührender Weise von dem Toten Abschied genommen. Die Zeugin konnte auch an geben, daß Frau von Schoenebeck am Abend nach der Mordnacht ihren Sohn zu Bett gebracht und mit ihm lange gebetet habe. Am Weihnachtsabend hatie die An geklagte, wie sie auf Befragen des Justizrates Sello an- gab, mit ihrem Ehemann Zukunftspläne für die Zeit nach seiner Verabschiedung aus dem Heeresdienst be sprochen. Sie wollten sich ein Gut mit einer großen Jagd kaufen und dort in ländlicher Einsamkeit ihre Tage verleben. In den Gedanken, als Gutsbesitzer leben zu können, hatte sich der Major geradezu verliebt. Die An geklagte gab an, der Major habe gerade an dem in Frage stehenden Weihnachtstage ihr versprochen, sie solle öfter auf Reisen gehen, wenn ihr des Leben auf dem Lande zu einsam werden sollte. Sie habe das aber mit der Bemerkung abgeschlagen, daß sie ihm Gegenteil froh fein würde, dem Trubel der Welt aus dem Wege zu gehen. Die Zeugin Frau Rittmeister Grätz bemerkte hierzu noch, daß die Angeklagte damals öfter erwähnt habe, wie erfreut der Major über ihre Häuslichkeit sei. Er freute sich kindlich, als er seine Frau einmal in einem hübschen Morgenrock sah, den sie sich selbst genäht hatte und bemerke dabei, er habe gar n bt gewußt, wie ver ständig ünd fleißig sie sein könn . Rittmeister v. Grätz machte noch einige Angaben über seine Bekanntschaft mit Frau v. Schoenebeck. Sie liebte es, in etwas burschikoser Weise aufzutreten. Noch bevor sie ihm vorgestellt war, forderte sie eines Tages auf dem Exerzierplatz von ihm eine Zigarette. Die Erregung der Majorin nach der Tat hält auch ^er Rittmeister für durchaus natürlich und nicht gekünstelt. Hier mußte die Verhandlung abgebro chen werden, da die Angeklagte erklärte, nicht verhand- lungSfähig zu sein, Draußen auf dem Gerichtskorridor verfiel sie dann in eine tiefe Ohnmacht. — Frau Ritt meister v. Grätz hatte, trotzdem sie durchaus für die An geklagte günstige Aussagen gemacht hatte, es doch ver mieden, die ehemalige Busenfreundin auch nur mit einem Blick anzusehen. Frau Weber litt sichtlich während der Vernehmung. Sie lag weit zurückgelehnt in ihrem Stuhl, das Gesicht mit dem Taschentuch bedeckt. Allenstein, 17. Juni. Wie gemeldet wird, ist Frau Schöne beck-Weber gestern bei der Vernehmung des Oberleutnnnts Tup- schewskil zusammengebrochen und erlitt einen Ohnmachtsanfall. Nachdem Frau Weber nach dem Hotel zurückgebracht worden war, erholte sie sich bald, klagte aber über Schwächezustand. Um 6 Uhr nachmittags, als Frau Weber ein Bad nahm, bekam sic plötzlich einen Tobsuchtsanfall Sie schrie, das; sie auf weite Entfernung vernommen wurde und die Menschen zusammeneilten. Ihrem Gatten gelang es nicht, sie zu beruhigen. Er konnte nicht ver hindern daß sich Frau Weber sehr beträchtliche Vitzwunden an den Händen und Armen beibrachte. Man glaubt nicht, daß die Ange klagte heute vernehmungsfähig sein wird. Neueste direkte Wetdungen von Hirsch'S Telegraphen-Bureau. Berlin, 18. Juni. Da§ Befinden des Kaisers hat sich, wie verlautet, im Laufe des gestrigen TageS auch weiterhin günstig gestaltet, sodaß dem Monarchen viel leicht schon heute größere Bewegung gestattet werden dürfte. Die Schwellung am rechten Knie ist fast völlig geschwunden; irgend welche Schmerzen haben sich auch gestern nicht bemerkbar gemacht. Die Reisedispositionen nach Kiel werden daher in vollem Umfange aufrecht er halten. Es wird erwartet, daß der Kaiser noch den über wiegend größten Teil der sportlichen Veranstaltungen bei der Kieler Woche beiwohnen kann. Einer telegraphischen Meldung aus Hamburg zufolge ist beim Präsidium des Senats ein Telegramm vom Kaiser eingetroffen, worin er seinem Bedauern Ausdruck gibt, daß er dies Mal sei nen Besuch in Hamburg habe aufgeben müssen wird an gekündigt, daß die Kaiserin am nächsten Sonntag zum Rennen erscheinen werde. Die Abreise der Kaiserin nach Hamburg ist für heute in Aussicht genommen. Zürich, 18. Juni. Obwohl das Hochwasser nachge lassen hat, treffen fortgesetzt neue Unglücksnachrichten ein. Furchtbar hausten die Elemente im Kanton Graubunden. Zürich ist schon seit der 2. Nacht im tiefsten Dunkel ein gehüllt. Warschau, 18. Juni. In Grodzisk wurde gegen den Chef der dortigen Polizei eine Bombe geworfen. Hierbei wurde ein Gendarm ge ötet, drei schwer und einer leicht verletzt. Der Täter selbst erlitt ebenfalls Verletzungen und wurde später festgenommen. Rom, 18. Juni. In der italienischen Presse gehen Gerüchte um von einer Erschütterung der Stellung des Kardinalsekretärs Merry del Val. Auf eine Anfrage an unterrichteter Stelle wurde jedoch erklärt, daß eine De mission Merry del Vals ausgeschlossen sei. Papst PiuS werde Merry oel Val bis zu seinem Tode behalten. Mailand, 18. Juni. Der Pfarrer der St. AmbrostuS- Kirche ist gestern von der Spitze des Mailänder DomeS, auf dessen Turm er weilte, herabgesprangen. Er blieb tot liegen. Der Pfarrer soll geistesgestört gewesen sein. Ncwyork, 18. Juni. Der gestern hier eingetroffene transatlantische Dampfer „Mauritanien" hatte in letzter Nacht 20 Seemeilen vom Feuerschiff von Fire Island ein über und über brennendes Schiff angetroffen. DaS Fahrzeug schien ein großer Schooner zu sein. Die „Mauri tanien" verminderte ihre Schnelligkeit und näherte sich dem brennenden Schiffe. Sie konnte beobachten, daß sich keine Menschen an Bord befinden. Nachdem Man sich auch vergewissert hatte, daß in der Nachbarschaft kein Boot mit der Besatzung sich befindet, setzte die „Mauritanien" ihre Reise nach Neuyork fort. Frankreich. 900 Millionen Franks fordert der fran zösische Militäretat für das Jahr 1910, d. i. 25 Millionen Franks mehr als im Vorjahr. Ende 1911, beim Ab schluß der Vorarbeiten für die zweijährige Dienstzeit, wird das Ausgaben - Plus gegen 1909 rund 100 Millionen Franks betragen. Montenegro. Ccttinje, 16. Juni. Entgegen allen neuerlichen Dementis wird das Fürstentum Montenegro im Monat August d. I. anläßlich des 50jährigen Regie rungsjubiläums des Fürsten Nicolas zu sehr feierlicher Weste zum Königreich proklamiert werden. Dieser Plan wird in Cettinje vorläufig geheim gehalten, weil man eine Überraschung vorbereitet. Die Jnitative hierzu ist von Italien und Rußland ausgegangen, während die anderen Großmächte bereits ihre Zustimmung gegeben haben. Osr Mlsnstsmsr prozstz. Bei Eröffnung der Mittwoch-Sitzung ließ der Zu stand der Angeklagten sehr zu wünschen übrig. Sie hatte während der Nacht schwer unter Herzk-mmpfen zu leiden und fand keine Ruhe, sodaß sie sich während der Verhand lung nur mit Mühe aufrecht erhalten tonnte, als die ehe mals beste Freundin der Angeklagten, Frau Rittmeister Grätz, als Zeugin vernommen wurde, erlitt di« Ange klagte eins schwere Nervenkrisis, die sich so steigerte, daß die Verhandlung unterbrochen werden mußte. Sehr von Wert war die Aussage des Rittmeisters Grätz, daß das zum Schlafzimmer des Majors von Schoenebeck führende Fen ster in der Mordnacht geöffnet vorgefunden wurde. In der Verhandlung machte einer der Verteidiger zunächst die Mitteilung, daß er gehört habe, der Kriegsgerichtsrat Conradi habe, von der Ansichr ausgehend, daß Major von Schoenebeck Selbstmord verübt habe, in menschlich begreiflicher Rücksichtnahme die Leiche aufs Bett gelegt. Später, als die Anzeichen auf Mord hindeuteten, habe Man die Leiche wieder in die urspringliche Stellung ge bracht. Der Vorsitzende erwiderte daß an diesem Gerücht kein wahres Wort sei. Rittmeister Grätz, zunächst als Zeuge vernommen, war von Hauptmann von Toebsn am Morgen nach der Mordnacht nach der Schoenebeck'schen Villa gerufen worden. Ihm fiel sofort auf, daß eins der Fenster des Salons nicht verriegelt war, obgleich es der Bursche am Abend geschlossen hatte. Der Rittmeister hatte sofort die Empfindung, daß hier etwas nicht in Ordnung sein müsse. ie Gattin des Rittmeisters, als Zeugin venommen, bekundete, daß sie am Morgen nach der Mordnacht Frau von Schoenebeck in einer Aufregung vorfand, daß sie des Verstandes beraubt zu haben schien. Als sie ihr Schlafzimmer betrat, schrie die Majorin laut auf: „Gustel! Gustel! Da ist er ja!" Sie schien ihre Freundin für den Major zu hatten. An der ganzen Szene war nichts, was Theater gewesen wäre. Weiter bekundete die Zeugin, daß sie mit Frau von Schoenebeck Es ladet ergebenst ein M. Frenzel. Offene 8te»en. Verkaufe wegen vorgerückter Saison Lu sussvnsl dittig- »len Preisen Herren- unS Ismen-MrrAer, Mmrckinen, sowie einen Posten gedruckte pahi^nctei' unri I^nkmnsekinen. üemricli Kiessig kisckkeim. 48 Gänger _ LLuLstutü Mm Einteilung, auf Motor ge- ^öen mit dauernder gutlohnen- * Arbeit sofort auszugeben. Zu '^gen m der Exp. d. Bl. Geübte ^sdsr mr dauernde gutlohnende Arbeit werden g.sucht von 0 6. ^übnsr, G. m. b. H. , MmiaMtl ftddet dauernde Stellung. s. W. UUer. Größere Bandwebecei Sachsens sucht per sofort bez. per 1. Jul I Mkiluilgs-WerkmMer schon Gummiband gearbeitet hat; sowie 1 weibliche Hilfskraft leichtere schriftliche Arbeiten und Lager. Offerten mit Angabe bisheriger Tätigkeit und Gehaltsansprüchen unter Chiffre V 771 an Hasenstein u. Vogler, Dresden erbeten. GuW'„ElildM Atyrt" Mökrsöorf. Sonntag, den 19. Juni, von nachmittags 4 Uhr an starkössehts WcEnrustk. 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