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Nr. 71. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18. Juni 1910. Seite 2. unaufhaltsam hinabgeht. Unsere heidnischen Vorfahren feierten zum Gedenken dieses wichtigen Zeitpunktes ihr Sonnenwendfest. Auf BergeZhöhen loderten da in schwü ler Miltsommernacht gewaltige Feuer zum Himmel em por, gewissermaßen das Sonnenseuer versinnbildlichend, das nun seine heißeste Glut versendet. Das Christentum wandelte die Sonnenwendseuer in Johannisfeuer im Hin blick aus den Vorläufer Jesu, den Täufer Johannes, dessen Geburt, sechs Monate vo - der des Erlösers, sie in die kommende Woche, auf den 24. Juni, gelegt hatte. Es sind diese Tage reicher denn alle anderen an Beziehungen auf alles das, was mit der Kraft und Macht eines Men schen und eines Volkes zusammenhängt. Die Sonne ent faltet ihre stärkste Gewalt und versendet glühende Pfeile aus die Erde. Die Schöpfung steht in ihrer höchsten Ent- § Wickelung: überall, wohin wir blicken, überquellende, strotzende Kraftfülle, in Feldern und Wiesen, in Gärten, in Wald und Hain, und selbst die Tierwelt bietet jetzt, wo der junge Nachwuchs sich seines Daseins freut, ein Bild unerschöpflicher Fruchtbarkeit. Darum war es sei nerzeit ein sinniger Gedanke, die modernen Johannes- seuer zu Ehren des einen Mannes lodern zu lassen, der wie kein anderer unser Vaterland groß, stark und mächtig gemacht hat . . Bismarcks Gedenken wird wieder leben dig, in dem wir das Symbol deutscher Macht und Größe erblicken . . . Aber die Johannisfeuec verglimmen, auch die Kraftfülle ist nicht von ewiger Dauer und mit dem Naturleben altert auch der Menschen Leben; so erinnert die Zeit höchster Lebensfülle doch zugleich wieder an das Ende alles Lebens, wie das Blühen und Sprossen an die Tage der Ernte, das Welken und Vergehen gemahnt. Es ist das der Naturlauf, begründet in ewig unvergäng lichen Gesetzen und zweck- und nutzlos ist es, darüber zu jammern und sich wohl gar den Kopf zu zerbrechen, wa rum daS so ist oder sein muß. Getrost, es ist von der Vorsehung so geordnet und darum muß es so sein; und weil das der Fall ist, muß es auch gut und heilsam sein für die Kreatur. Alles im Naturleben dient seinen Zwecken und „die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual." — Die Briefträger haben mit der Einziehung der Abonnements - Beträge für das dritte Quartal des Pulsnitzer Wochenblattes begonnen. Wir richten demgemäß an alle unsere verehrten Postabonnenten die höfliche Bitte, die Postquittung gleich beim ersten Vor zeigen gütigst einzulösen, und zwar im eigensten Inte resse, denn durch rechtzeitige Einlösung wird jede Verzö gerung in der Zustellung vermieden. Das dritte Quartal des Pulsnitzer Wochenblattes wird wieder eine Fülle des interessanten Lesestoffes bieten. DaS Pulsnitzer Wochen- blatt publiziert alle amtlichen Bekanntmachungen unserer staatlichen, kirchlichen und kommunalen Behörden, die neuesten reichsgesetzlichen Bestimmungen, die Geburten, Verlobungen, Hochzeiten, Todesfälle in Stadt und Land, die neuesten Vorkommnisse in Stadt und Land, die neuesten politischen Ereignisse im In- und Ausland, Kauf- und Verkaufsangebote, vorteilhafte Bezugsquellen aller Art, und erteilen einem jeoen Abonnenten kostenfreien Rat in juristischen und anderen Angelegenheiten. Es ist daher einem jHen nur zu empfehlen, auch im dritten Quartal dem Pulsnitzer Wochenblatt treu zu bleiben und das Abonnement rechtzeitig zu erneuern. Pulsnitz. DerSchwindler, welcher sich in mehreren Orten der Umgebung als Brandkalamitose aus Ramme nau ausgab und Geld erbettelte, hat, wie uns mitgeteilt wird, auch in Obersteina sein Unwesen getrieben. — DaS Sommerfest des Verbandes frei williger Brandschädenunterstützung findet am 10. Juli d. I. in Arnsdorf statt. Für dieses Fest ist folgende Ordnung bestimmt worden: Früh S Uhr Weck ruf; vormittags von l/,11 bis 1 Uhr Empfang in Wal thers Gasthaus; um 1 Uhr Besprechung der Vereinsvor stände in der „guten Hoffnung"; 2 Uhr Stellen zum Festzuge (Stolpener Straße); Einholung der Festjung srauen; l/,3 Uhr Festzug nach dem Festplatze; Begrüßung den Vorstand deS festgebenden Vereins; Vortrag des Män- nergesangvereins Arnsdorf; Begrüßung durch den Ver- bandSvorstand und Ansprachen auswärtiger VereinSvor- steher; Schlußgesang; Konzert in den Gärten des Riemer- schen und Waltherschen Gasthauses; von '/z 6 Uhr an Tanz auf beiden Sälen für die Vereine. Die Vereins zeichen sind anzulegen. Arnsdorf rüstet sich, die Gäste würdig zu empfangen; möge aber auch dem Feste schönes Wetter beschieden sein! — Mit der Nordostbahn geht es vorwärts! Die Königliche Kreishauptmannschaft Bautzen erläßt fol gende Bekanntmachung: DaS Königliche Finanzministerium ist auf Grund von 8 14 des Enteignungsgesetzes vom 24. Juni 1902 (Gesetz- und Verordnungsblatt, Seite 153) ermächtigt worden, für eine vollspurige Eisenbahn von Radibor über Kamenz nach Königsbrück allgemeine Vor arbeiten auf fremden Grundstücken für die Dauer von zwei Jahren, vom 1. Juni 1910 ab gerechnet, vornehmen zu lassem Von den Vorarbeiten werden außer anderen folgende Gemeindebezirke mit den zugehörigen selbständi gen Gutsbezirken betroffen werden: Kamenz, Lehndorf, Lückersdors, Gelenau b. Kamenz, Gersdorf b. Kamenz, Bischheim, HäSlich, Reichenbach b. Königsbrück, Gräfen hain, Königsbrück und Weißbach b. Königsbrück. Die Eigentümer und die Besitzer der betroffenen Grundstücke sind nach 8 14 Absatz 3 des Enteignungsgesetzes verpflich tet, die Vorarbeiten zu dulden und die von der Bahn verwaltung aus diesem Anlasse angebrachten festen Merk zeichen bis zum Beginne des Bahnbaues, jedoch nicht länger als 2 Jahre stehen zu lassen. Kamenz. Bei dem am Dienstag Nachmittag nieder gegangenen Gewitter schlug ein Blitz in Rohna in das dem Gutsbesitzer Wilhelm Vetter gehörige Scheunen gebäude und zündete. Ein Löschen des Feuers war un möglich, das Gebäude brannte bis auf die Umfassungs mauern nieder. — In Großgrabe schlug der Blitz in das Stallgebäude des WirtschaftsbLsitzerS Wilhelm Mitzschke, zündete aber nicht. Ein Bulle im Werte von 400 Mark wurde betäubt und mußte sofort getötet werden. Das Gebäude hat nur geringen Schaden erlitten. Bautzen. Das neue sächsische Husarenregiment, das am 1. Oktober in Bautzen errichtet wird, erhält eine Uniformierung, über die jetzt folgende Einzelheiten be kannt gegeben werden: Bei Offizieren und Mannschaften ist für Mütze, Attila, Litewka, Halsbinde, Reithose, Tuch hose und Mantel ein feldgraues Untertuch gewählt wor den. Die Mütze erhält kornblumenblauen Besatzstreifen und hellblauen Vorstoß. Der Attila der Offiziere erhält einen Besatz von grauwollener, gründurchwirkter Platt schnur, Rosetten und Knebelknöpfe von demselben Ma terial und versilberte matte Schulterknöpfe mit Krone. Der feldgraue Attila der Mannschaften bekommt schwarze Knebel, Taillenrosetten und Knöpfe, feldgrauen Schnur besatz, kornblumenblauweiße Schulterschnüre mit der Re gimentsnummer in Messing Schwalbennester von feld grauem Tuch und durchweg gemusterte silberne Tressen Die Reithose der Offiziere bekommt einen Besatz von ge musterter feldgrauer, seidener Borde, die der Mannschaf ten feldgrauen Bordendesatz. Die feldgraue Tuchhose wird bei Offizieren und Mannschaften mit ponceaurotem Vorstoß versehen. Der graue Mantel der Offiziere erhält feldgrauen Oberkragen, hellblauen Unterkragen, weißen Kragenoorstoß und versilberte matte Knöpfe mit Krone. Der graue Mantel der Mannschaften erhält Kragenpatten von feldgrauem Tuch mit hellblauem Vorstoß. Auf der Schulterklappe befindet sich eine rote „20". Die Achsel stücke der Offiziere werden von Geflecht aus zweifacher Schnur oder von Band aus vier dicht nebeneinanderlie genden Plattschnüren hergestellt Die Truppenteilsab zeichen und Rangsterne sind vergoldet. Der obere Schaft rand der Stiefel erhä t bei Offizieren eine Einfassung von platter Silbertresse mit versilberter geprägter Metallrosette. Bautzen. In der Hauptversammlung sämt licher Geistlichen der sächsischen Lausitz, welche am Dienstag vormittag in Bautzen stattgefunden hat, wurde einstimmig eine kräftige Resolution gegcnübe der päpstlichen Borromäus-Enzyklika angenommen, unter stür mischen Beifall die Kundgebung Sr. Majestät des Königs verlesen und zugleich ein Huldigungstelegramm abgesandt. Wie wir hören, soll die Resolution wahrscheinlich näch sten Sonntag vormittag von allen Kanzeln der Lausitzer Gemeinden verlesen werden. Mögen die Gottesdienste nächsten Sonntag rechte Zeugnisse echten protestantischen Glaubens werden. Dresden, 16. Juni. Im Residenzschlosse fand heute mittag 12 Uhr in Gegenwart Sr. Majestät des Königs und der Herren Kommandeure des 1. und 2. Husaren- Regiments Nr. 18 und 19 sowie des 1. und 2. Ulanen- Regiments Nr. 17 und 18 die Auslosung der aus diesen Regimentern in daS neu zu bildende 3. Husaren - Regi ment Nr. 20 übertretenden EskadronS statt. Durchs Los wurden bestimmt vom 1. Husaren-Regimmt „König Albert" Nr. 18 in Großenhain die 3. Eskadron, vom 2. Husaren- Regiment Nr. 19 in Grimma die 4. Eskadron, vom 1. Ulanen-Regiment Nr. 17 in Grimma die 3. Eskadron und vom 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 in Leipzig die 3. Eskadron. 8. Dresden, 17. Juni. (Prinz Eitel Friedrich in Dresden.) Die Sächsische Abteilung des Johanniter- ordenS, dessen Herrenmeister bekanntlich Prinz Eitel Fried rich von Preußen ist, begeht am 4. Juli die Feier ihres 50jährigen Bestehens. Der Prinz wird an diesem Tage in Dresden eintreffen und einer internen Feier im Bet saale des Johanniter-Krankenhauses in Heidenau bei wohnen, an der auch der König Friedrich August teil nehmen wird. Nach beendeter Feier begibt sich Prinz Eitel Friedrich nach dem Lustschlosse Pillnitz, um an der dort stattfindenden Galatafel teilzunehmen. Dresden. (Denkschrift.) Der sozialdemokratische Landtagsabgeor^nete Fräßdorf hatte in den Sitzungen der Zweiten Kammer am 3. und 6. Mai d. I. scharfe Angriffegegen die wirtschaftliche Organisation derAerzte, die ärztliche Standesgesetzgebung, die ärztlichen Ehren gerichte und die ärztlichen Bezirksvereine gerichtet. Der ärztliche Bezirksverein Dresden-Stadt hat sich in seiner letzten Sitzung eingehend mit dieser Angelegenheit be schäftigt und beschlossen, eine Denkschrift ausarbeiten zu lassen, in der die Ansichten der Landtagsabgeordneten Fräßdorf ausführlich widerlegt werden sollen. Diese Denkschrift soll dem König!. Ministerium und dem näch sten Landtage zugestellt werden. Kreischa. Zu ihrem 70. Geburtstage erhielt eine hiesige Frau eine wunderhübsche Torte, die die wenig verlockende Aufschrift „Zum Totengeburtstag" trug Der mit Ausführung des Kunstwerks beauftragte Konditor hatte anstatt „70ten" ge.esen „Toten". Das Naschwerk erregte natürlich erst Befremden, später allgemeine Heiterkeit. Löbau. (Wer sind die Beiden?) Zwei Kinder, eine Junge von 12 Jahren und ein Mädchen von 7 Jah ren, trafen am Sonntag Abend mit der Bahn mit dem Dresdner Zuge hier ein und mußten, da sie unterkunftS- loS und ohne Mittel waren, vorläufig auf städtische Kosten hier untergebracht werden. Nach den Angaben der bei den Kindek, die anscheinend schon wett herumgekommen sind und qar keine bezw. nur einige Jahre die Schule besucht haben, sind sie ab Schmölln bei Bischofswerda ihrer Mutter, die sich in Gesellschaft eines „Onkels" be funden haben soll, wegen Mißhandlung entlaufen und haben durch den Verkauf von Putzpomade, wahrscheinlich aber mehr durch Betteln Geld verdienen müssen. Die Kinder geben an, Adolf und Gusti Zschernig zu heißen und bei Prag geboren zu sein. Die beiden heimatlosen Kinder sind vorläufig im Armenhause untergebracht worden riagosgsscdicdte. Deutsches Reich. Berlin, 17. Juni. DaS Befinden des Kaisers ist heute so günstig, daß man die Heilung des erkrankten Knies bis Montag erwartet. In der Um gebung der Kaisers gibt man der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß es dem Kaiser möglich sein wird, an der Kieler Woche teilzunehmcn. Der Kaiser wird dann am Montag abend zunächst nach Cuxhaven abreisen, wo für seinen Empfang bereits alle Vorbereitungen getroffen werden. Dienstag mittag wird der Kaiser auf der „Hohenzollern" die Fahrt nach Kiel machen und dort während der Kieler Woche bleiben. Die Nordlandsreise wird aus jeden Fäll stattfinden. Nach der Nordlandsreise wird der Kaiser den Besuch im Hause des Generaldirektors Ballin abstatten, der jetzt wegen der Absage der Ham burger Reise nicht stattfinden konnte. Von allen euro päischen Höfen sind Telegramme eingetroffen, in denen um weitere Mitteilungen über das Befinden des Kaisers ersucht wird. — Wie weiter berichtet wird, hat der Kaiser die letzte Nacht ohne jede Störung verbracht, die etwa auf die Knieerkrankung zurückzuführen wäre. Der dienst tuende Leibarzt Oberstabsarzt vr. Niedner hat die Nacht im Schlosse zugebracht. Das Allgemeinbefinden des Patienten ist so gut, daß er heute vormittag den Ches des Zivilkabtnetts Geheimrat v. Valentini zum Vortrag empfing. Eine Ausgabe von Bulletins wird nicht statt finden. Berlin, 16. Juni. (Dernburg lehnt ab.) Wie aus Annaberg in Sachsen berichtet wird, hat sich der Ob mann der Nationalliberalen im Wahlkreise Zschopau-Ma rienburg, wo durch den Tod des Reformers Zimmermann eine Reichstagssrsatzwahl nötig ist. an den StaatSsekre- tär Dernburg mit der Frage gewandt, ob er geneigt wäre, eine Kandidatur zu übernehmen. Darauf antwor tete Dernburg folgendes: „Obgleich mir ein sächsisches Mandat sehr sympathisch wäre, will ich mich doch bis auf weiteres politisch nicht betätigen. Dernburg." — Baron v. Lanken, der augenblicklich den deutschen Botschafter in Paris, Fürsten Radolin, vertritt, überreichte am Donnerstag dem französischen Minister deS Aeußeren, Pichon, eine Note der deutschen Regierung, in der die deutsche Regierung die Erhöhung deS Zolltarifs auf moussierende Weine, Champagner- und Cognac vom 1. Juli ab ankündigt. Baron v. Lanken erklärte dem Minister Pichon, daß die Zollerhöhung von der deutschen Regierung beschlossen worden sei, um ein Defizit von 14 Millionen, daß sich in den letzten beiden Monaten ergeben hat, auszugleichen. Man ist, wie der „Matin" schreibt, über diesen Entschluß der deutschen Regierung umsomehr erstaunt, da Deutschland erst kürzlich durch die französische Kammer inbezug auf die Einführung von Spielwaren bedeutende Zugeständnisse gemacht worden find. — Staatssekretär a. D. Dernburg sagte in seinem Dank auf die Ehrung der Mannheimer Handelskammer: „Ich hoffe, daß das nationale Interesse an den deutschen Kolonien durch deren weitere Entwickelung gerechtfertigt wird, und daß es mir auch in meiner privaten Eigen schaft beschieden sein mag, dabei Hand in Hand mit der deutschen Kaufmannschaft mitzuwirken, in deren Reih?77^ ich wieder mit Ehren zurücktreten darf." Belgien. Brüssel, 17. Juni. (Besuch der sächsi schen Industriellen aus der Weltausstellung in Brüssel.) Der Besuch der sächsischen Industriellen aus der Brüsseler Weltausstellung nahm gestern mit einem Besuche der deutschen Abteilung seinen Anfang. Am Portale der deutschen Ausstellung wurden die zahlreich erschienenen Mitglieder von dem deutschen Reichskommissar Geheimrat Albert willkommen geheißen, dem der Fabrik besitzer Uebel-Plauen im Namen der sächsischen In dustriellen dankte. Der Vor- und Nachmittag waren der Besichtigung gewidmet. Am Abend fand ein von dem Präsidenten der deutschen Abteilung, Geheimrat Ravene, gegebenes Festmahl statt, welches bei einer Beteiligung von über 200 Personen einen glänzenden Verlauf nahm. Aus die Begrüßungsansprache des Geheimrats Ravene erwiderte der Fabrikbesitzer Uebel-Plauen, indem er der Persönlichkeit des Festgebers gedachte, der in uneigen nütziger Weise seine Person in den Dienst der allgemei nen Interessen gestellt habe. Geheimer Regierungsrat Morgenstern überbrachte die Grüße des sächsischen Mi nisters des Innern und erklärte, daß er der Einladung mit großer Freude gefolgt sei, um auch auf diese Weise die festen Beziehungen zwischen Industrie und Regierung aufrecht zu erhalten. Sein Trinkspruch soll dem Ver bände sächsischer Industriellen und den ihm befreundeten Thüringischen und Württembergischen Industriellen gelten, die sich der Fahrt angeschlossen hatten. Im Namen der drei Verbände erwiderte der Reichstagsabgeordnete vr. Stresemann, der, an die Rede des StaatSministerS Grafen Vitzthum auf der Hauptversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller anknüpfend, auf die Notwendig keit des Zusammengehens von Kaufmannschaft, Industrie und Verwaltung hinwies und auf das glänzende Ge lingen der deutschen Ausstellung in Brüssel, an der die sächsische Industrie hervorragend beteiligt sei, die Gewiß heit schöpfte, daß trotz der immer größeren Sorgen um die Aufrechterhaltung unserer Stellung auf dem Welt märkte nnd mancher Schwierigkeit im Innern die deutsche Exportindustrie durch die Qualität ihrer Erzeugnisse, durch ihre tiefe technische Durchbildung, durch die Inten sität ihrer Arbeit auch ferner in der Welt ihre hervor ragende Stellung behaupten werde. Im Anschluß an diese Rede wurde unter stürmischem Beifall die Absen dung eines Telegramms an den König von Sachsen be schlossen, dessen Inhalt lautet: „Von dem gemeinsamen Besuche der Weltausstellung in Brüssel aus, die von deutschem gewerblichen Schaffen ein beredtes Zeugnis ablegt, gestatten sich die hier weilenden Mitglieder deS Verbandes sächsischer Industrieller ehrerbietigen Treu gruß zu übersenden. Wer denken in Liebe unseres Königs, dem unsere Herzen aus der Ferne ebenso zurufen wie die Begeisterung ihn im eigenen Lande umbraust, in dem Fürst und Volk kaum jemals so innig miteinander ver bunden waren wie in der Gegenwart."