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Nr, 61. Pulsnitzer Wocyeublatt. — Donnerstag, ven 26. Mai 1810, Er»r 2. Ein Fliege, die ein Weilchen auf den Exkrementen oder dem Auswurf eines Typhuskranken gesessen, die aus einer Krankenstube kommt, wo Scharlach, DiphtheritiS, Masern herrschen, trägt genügend Krankheitsstoffe mit sich, um andere zu infizieren. Nun surrt sie zum Fenster hinein und trägt die Keime auf Lebensmittel, durch die dann die Krankheit weiter ihren Weg nimmt. Darum kann oftmals schweres Unheil verhütet werden durch Bekämpfung der Fliegenplage. Die Hausfrau unterlasse es nie, durch Leimruten oder Leimtüten ihr Möglichstes zu tun, sie sorge auch für das Zudecken der Eßwaren und Vorräte ihrer Speisekammer, sei es durch Glasglocken, durch Draht netze oder durch einfache Musielinnetze. — Die langjährigen Bestrebungen auf Festlegung des Osterfestes waren trotz wiederholten Vorgehens des Deutschen Handelstages und vieler Handels kammern immer noch nicht recht weitergekommen; erst in den letzten Wochen hat sich die Situation mehr geklärt; soweit man in Rom hat sondieren können, ist die Kirche nicht mehr gegen die Festlegung des Osterfestes, es ist sehr viel Stimmung für den zweiten Sonntag im April vorhanden. Auch in Rußland ist die Geistlichkeit von ihrem Oppositionsstandpunkte abgewichen. Es ist nun zu erwarten, daß der Internationale Handelskammer-Kon greß entgültig zu der Osterfrage Stellung nimmt. Da mit sind wir freilich immer noch nicht aus der Kalami tät, die unserer Geschäftswelt so viel Schaden bringt, heraus. — In den Lausitzer Flußgebieten wurden in der 2. Dekade (11. bis 20.) des Mai folgende Nieder schlagsmengen festgestellt: Spree 8 (normal 20), Löbauer Wasser 10 (20), Mandau 12 (22), Neiße 20 (20), Puls nitz 7 (19), Schwarze Elster 7 (19). — (Teure Kirschen.) Nachdem sich die Kirschbäume jetzt erstmalig „gereinigt" haben, ist in den Kirschplan tagen zu beobachten, daß auf den Bäumen noch sehr we nige Früchte hängen. Die Kirschernte dürfte deshalb wenig zufriedenstellend ausfallen, sondern nur eine Mit telernte bedeuten. Der mäßige Behang der Bäume ist auf die kühle Witterung während der Kirschblüte zurück zuführen, welche der Befruchtung der Blüten wenig günstig gewesen ist. Großröhrsdorf. Ein Automobil-Unglück hätte sich leicht am Montag Vormittag ereignen können. In mä ßiger Geschwindigkeit kam zu dieser Zeit ein Automobil die Radebergerstraße den Ort heraufgesahren, als ein drei jähriges Kind noch schnell über die Straße laufen wollte. Der Chauffeur, der dies bemerkte, gab dem Automobil in letzter Minute noch eine Seitenwendung, wodurch da§ unvermeidliche Unglück zwar verhütet wurde, das Auto mobil aber so an den Straßenrand geriet, das es bei Kat.-Rr. 9 b zwei Zementsäulen wegfuhr. Dem Chauf feur ist somit keinerlei Schuld beizumessen. Der Unfall lehrt indessen, kleine Kinder nicht ohne Aussicht auf die Straße zu lassen oder doch dahin zu belehren daß sie beim Nahen von Automobilen, Wagen oder Fahrrädern ruhig aus der Seite der Straße bleiben, wo sie sich be finden. Kamenz. Wie das „Dr. Journ." meldet, ist für die zum 1. Juni d. I. frei werdende Stelle des Bezirks arztes für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz der derzeitige Assistent am hygienischen Institut der Uni versität Leipzig Herr Or. Heyn in Aussicht genommen. Gersdorf. (Ehrung.) Ein festlicher Akt vollzog sich am Sonntag abend im hiesigen K. S. Militärverein. Dem Mitgliede Wirtschaftsauszügler Karl Samuel Freu denberg in Möhrsdorf wurde für über 25jährige ersprieß liche und uneigennützige Tätigkeit als Vorstandsmitglied durch den stellv. Bezirksschriftführer Herrn Zscheische aus Kamenz unter entsprechenden Worten eine vom K. S. MtlitärvereinSbunde verliehene Ehrentafel überreicht. Dresden, 25. Mai. Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Königs trägt die Stadt reichen Flag genschmuck. Morgens sand ein militärisches Wecken statt. Um 8 Uhr brachten die Kapelle des Grenadier-Regiments Nr. 100, das Trompeterkorps des Gardereiter-RegimentS und dasjenige des Feldartillerieregiments Nr. 12 dem Könige in der Villa Wachwitz eine Morgenmusik dar. Von 10 Uhr an nahm Seine Majestät im Resider zschlosse die Glückwünsche der kommandierenden Generäle, Hofbe amten usw. entgegen. Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde trafen vormittags zur Beglückwünschung im Residenzschlosie ein. Um 11 Uhr wohnte der König in der katholischen Hofkirche dem Te- deum bei und begab sich ^/i1 Uhr zur Parade über die Truppen des Standortes Dresden nach dem Alaunplatze, der auch Prinz und Prinzessin Georg und Prinzessin Mathilde sowie die Töchter des Königs beiwohnten. Die königlichen Prinzen standen in der Front. Nach der Pa rade kehrte der König zu Pferde nach Wachwitz zurück, wo um 3 Uhr eine Familientafel stattfand. Abends 6^/2 Uhr fand im Residenzschlosie Marschallstafel statt. Der König hat 26 Strafgefangene begnadigt. — Se. Majestät der König haben zu verleihen Aller- gnädigst geruht im Geschäftsbereiche des Justizministeriums u. a. dem Amtsrichter Gerlach in Pirna (früher in Puls nitz) den Titel und Rang als Amtsgerichtsrat; im Ge schäftsbereiche des Ministerium des Innern dem Amts hauptmann v. Erdmannsdorff in Kamenz den Titel und Rang als Geheimer Regierungsrat, dem Gewerbeinspektor Reichardt in Bautzen den Titel und Rang als Gewerberat; im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts dem geistlichen Rat bei der Kreis hauptmannschaft zu Bautzen Kirchenrat Rosenkranz den Titel und Rang als Oberkirchenrat; dem Konrektor Or. pk. Helbig am Gymnasium in Bautzen den Titel und Rang als Studienrat. Dresden, 25. Mai. Der König hat der Frau Prin zessin Johann G.eorg den Sidonienorden verliehen. Der Staatsminister Graf Vitztum von Eckstädt erhielt das Komturkreuz 1. Klasse des Verdienstordens. — ^se. Majestät der König hat vom 1. Juni 1910 an die Gerichtsasiesioren Or. Sigismund Schindler und Or. OSkar Sättler zu Amtsrichtern ernannt. Die Ge- richtSassessoren l)r. Ernst Köst und l)r. Friedrich Bechstein werden am 1. Juli als Amtsrichter nach Plauen versetzt. — Se.Maj. der König haben Allergnädigst zu verleihen geruht das Verdien st kreuz vom Verdienstorden dem Kreisobergendarm Krauß in Zwickau (früher in Kamenz); das Ritterkreuz 1. Klasse mit der Krone vom Albrechts orden dem Mitglied der Generalzolldirektion Oberfinanz rat Böttner in Dresden; das Ritterkreuz 1. Klasse dem verpflichteten Feldmesser Rentsch in Kamenz und Pfarrer Mietschke in Elstra; das Ritterkreuz 2. Klasse dem Oberbahnhofs-Vorsteher Albrecht in Arnsdorf, dem Eisenbahn-Ober-Sekretär Kretzschmar in Dresden, dem Kaufmann Löhnert in Bischofswerda; das Albrechts kreuz dem Amtsstraßenmeister Anger in Kamenz, dem Bahnmeister 1. Klasse für den Außendienst Gebauer in Kamenz, dem AmtSstraßenmeister Petasch in Bautzen, dem Sekretär Heine bei der Amtshauptmannschaft Kamenz, dem Obergendarm Rougk in Kamenz; das Ehrenkreuz dem Weichenwärter 2. Klasse Brade in Großröhrsdorf, dem Straßenwärter Hartwig in HauSwalde, dem Stra ßenwärter Hustig in Gelenau; die Friedrich August- Medaille in Silber dem Militärvereins-Kassierer Kurth in Pulsnitz, dem MilitärveceinS - Ehrenmitglied Gierisch in Elstra, dem MilitärvereinS-VorstandSmitglied Schwend ler in Kamenz, dem Militärvereins-Ehrenmitglied Sim- mang in Elstra; die Friedrich August-Medaille in Bronze der pensionierten Hebamme verw. Sandleben geb. Fuchs in Pulsnitz. — Seie Majestät der König haben aus Allerhöchst eigener Bewegung den erblichen Adel Allergnädigst zu verleihen geruht: dem Großkaufmann Karl Osku. Haeb ler in Großschönau und dem Geheimen Kommerzienrat Konsul Heinrich Gustav Lüder in Dresden. — Eine Verpflegungs-GeneralstabSreise durch Sachsen hat am Montag von Dresden au§ be gonnen. Zu den Teilnehmern gehören preußische und Der Weg der diesjäh rigen Wiij-HtinriH- Ähri. Die dritte und letzte Prinz- Heinrich-Fahrt, die in der ersten Juniwoche dieses Jahres statt findet, wird nur durch deutsche Gegenden führen. Der Start findet am 2. Juni in Berlin statt. Dann führt die Fahrt über Nauen und Brandenburg nach Plaue. Dort findet eine Schnelligkeitsprüfung statt, dann geht es weiter nach Braun- schweig, der ersten von Berlin 247,8 Kilometer entfernten Etap penstation. Am 3. Juni fahren die Wagen den Harz bis nach Kassel. Tags darauf über Fulda und Würzburg bis Nürnberg. Dort ruhen die Fahrtteilnehmer am 5. Juni aus; am 6. geht es durch Schwaben über Stutt gart nach Straßburg im Elsaß. Am nächsten Tage führt der Weg durch beide Reichslande über die Hohkönigsburg nach Metz. Bei Kolmar unterziehen sich die Wagen der zweiten Schnelligkeitsprüfung. Am 8. Juni endlich erreichen die Rennfahrer über Koblenz und das Lahntal bei Homburg v. d. H. ihr Ziel. Im Durchschnitt sind an jedem Renntage etwa 325 Kilometer zurückzulegen. ««SM»--«« »z» «H. 4, - Osburg OKE Noblen) imbung ^5^" bringen 0/CE67?E '8aäLu^ /emigerode ÄLLLNlyMS 87M83M6 SWiasnbupg »eiSgenstack ^5^" G 8 I L bi 7 -AM»- » s GLz2//s/</ ^0^68^6 (sruketag) Karte zur Prinz-Heinrich-Fahrt ISIS. sächsische Generalsstabsoffiziere, Aerzte, Jntendanturbe- amte und Trainoffiziere, insgesamt 30 Herren. Die Oberleitung hat der Oberquartiermeister von Preußen, Generalmajor von Steuben; von sächsischen Offizieren und Militärbeamten nehmen die Jntendanturräte Deutsch bein und Müller, Hauptleute Treitschke vom Generalstab, Hauptmann Härtel-Leipzig teil. Während ihres Aufent haltes in Dresden seit vergangenem Donnerstag besich tigten die Herren die Güteranlagen des Neustädter Bahn hofes, sowie die Hafenanlagen 'im Dresdner Gebiet der Elbe und das Proviantamt in der Albertstadt. Am Montag begaben sie sich per Eisenbahn ins Erzgebirge, und zue st auf einige Tage nach Annaberg. Von dort aus wird dann die GeneralstabSreise. die wahrscheinlich bis Anfang Juni dauern wird, zu Pferde fortgesetzt. 8. Dresden, 25. Mai. (Unglück einer Reiterin.) Der in Sportkreisen sehr bekannte Dresdner Rechtsanwalt und Rennstallbesitzer Or. Frederking ist von einem schwe ren Unglück betroffen worden. Am heutigen Vormittage unternahm l)r. Frederking gemeinsam mit seiner Gattin einen Spazierritt durch den großen Garten. Durch ein vorüberfahrendes Automobil scheute das von Frau l)r. Fr. gerittene Pferd und stürzte in rasender Geschwindig keit davon. Der Garte der Frau gab seinem Pferd so fort die Sporen und eilte dem Durchgänger nach, konnte ihn aber nicht mehr einholen. Frau Or. Fr. stieß fort gesetzt Hilferufe aus. Mehrere Straßenpasianten machten auch den Versuch, das rasende Tier auszuhallen, aber vergebens. An der Zirkusstraße kam das Pferd auf dem glatten Asphalte zu Fall und begrub die Reiterin unter sich, die bewußtlos und schwerverletzt liegen blieb, wäh rend das Pferd wieder empor kam und weiter rannte. Frau Or. Frederking erlitt eine schwere Gehirnerschütte rung. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. 8 Dresden, 26. Mai. (Goldenes Doktor-Jubi läum.) Das goldene Doktorjubiläum begeht heute der bekannte DreSdn r Physiker Geh. Rat Professor Or. pkil. August Töpler. Geh. Rat Or. Töpler, der 1836 zu Brühl bei Bonn geboren wurde, wirkte von 1876 niS 1900 als Professor und Direktor de§ physikalischen Instituts an der Technischen Hochschule zu Dresden und trat Mi chaelis 1900 in den Ru estand. Töplers glänzendste experimentellste Leistungen sind die Schlierenmethode, die Quecksilberluftpumpe, die Luftdämpfung, die Jnfluenza- maschine und die Drucklibelle. Der Jubilar ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, Leipzig, Mün chen und Wien, Or. MA. ehrenhalber von Heidelberg und Dresden. 8. Dresden, 26. Mai. (Esplanade-Hotel) Auf dem umfangreichen Hesseschen Areal am JohanneSring und Marienstraße beabsichtigt die Dresdner Immobilien- Aktiengesellschaft mit einem Kostenaufwande von 200.000 Mark ein Esplanade-Hotel verbunden mit erstklassigem Restaurant und Caf6 zu errichten. Das Hotel soll noch bis zur nächstjährigen Eröffnung der Internationalen Hygienischen Ausstellung fertiggestellt sein. Bantzen. Zum Brande der Oberguriger Papier fabrik ist ergänzend zu berichten, daß nur noch das Beamtenwohnhaus und duS Kesselhaus stehen. Die Ma schinen, insbesondere die wertvolle Hauptmaschine, die mitten in der ungeheuren Glut stand, sind vernichtet. Durch den Fabrikbrand sind ca. 300 Arbeiter und Ar beiterinnen brotlos geworden, die, wenn die Fabrikleitung nicht in außerordentlicher Weise Rat schafft, in diesem Jahre kaum wieder sämtlich eingestellt werden dürften. Wilthen. (Lausitzer Radfahrer-Bundes-Fest.) Aus allen Teilen der Lausitz strömten am Sonntag, den 22. Mai die SportSkameraden in Wilthen zusammen, um das 4. Bundessest des Lausitzer RadsahrerbundeS da- sclbst zu feiern. Nachmittag um 2 Uhr stellte man zum Preiskorso, an dem 500 Fahrer mit vielen Bannern und prächtig geschmückten Rädern teilnahmen. Um 4 Uhr wurde die Bundesversammlung vom 1. Vorsitzenden Herrn Lehrer Pauli, Demitz-Thumitz eröffnet. Nach dessen Be richt ist der Kasienbestand ein günstiger, die Mitglieder zahl ist im letzten Jahre auf zirka 650 gestiegen. Bei der Neuwahl des Gesamtvorstandes wurden sämtliche Herren wiedergewählt. Beschlossen wurde, die 3. BundeS- ouSfahrt am 12. Juni mit dem Ziele Ebersbach - Rum burg (Böhmen), die 4. am 3. Juli mit dem Ziele Kamenz (Hutberg) abzuhalten. Mit großer Spannung sah man dann der Eröffnung des Saalfestes entgegen. Wurden doch die Meisterschaften im Reigen- und Kunstfahren auSge- fochten, und jeder sollte dabei auf seine Rechnung kom men, denn das Gebotene war vortrefflich zu nennen. Die um 10 Uhr oorgenommene Preisverteilung hatte folgen des Ergebnis: 1. Preiskorsofahren: a) Bundesvereine. 1. Radfahrer-Klub „Wettin", Sohland a. d. Spree, 2. Rad fahrerklub Neukirch (Lausitz), 2. Radfahrerklub Olbersdorf- Zittau, 3. Radfahrerklub „Brieftaube". Beiersdorf, b)Nicht- bundeSvereine. 1. Radfahrerknb „Concordia", Wehrsdors. 2. Preisreigenfahren: 1. Me.sterschaft der Lausitz Rad- sahrerklub „Transvaal", Bischofswerda, 2. Radfahrerklub „Wettin", Demitz-Thumitz, 3. Radfahrerklub „Wettin", Sohland (Spree). 3. Einzel-Kunstfahren: 1. Meister schaft der Lausitz Heinrich Wollmann, Kleinsörstchen, 2. Max EnzeSberger, Schölln, 3. Alfred Wünsche, Neu gersdorf Ein fröhlicher Ball beschloß den Abend. Am Montag früh fand eine Besichtigung der Kognakbrennerei Hünlich in Wilthen statt. Nach dieser ein Ausflug nach dem MönchSwalder Berg wo das Fest mit einem Kom mers seinen Abschluß fand. Fröhlich und zufrieden konn ten alle Teilnehmer das freundliche Wilthen verlassen, und mit Stolz kann der Lausitzer Radfahrer-Bund auf sein diesjähriges Fest zurückblicken. All Heil! Zittau. Um endlich die Hühner seines Nach bars loszuwerden, die ihm im Garten großen Scha den angerichtet hatten, stellte ein hiesiger Einwohner eine Falle auf, in die sich auch ein Huhn sestklemmte. Nach dem er es erschlagen hatte, stellte er es seinem Nachbar