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Nr. 64. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 2. Juni 1910. Seite 6. Arbeitern überfallen worden, und derart mißhandelt wor den, daß er bald darauf starb. Die Täter wurden ver haftet. London, 1. Juni. (Schiffszusammenstoß) DaS englische Kriegsschiff „Wasp" ist in verflossener Nacht in der Nähe von Falmouth mit einem Fischerboot zusammen gestoßen. Das Fischerboot, das von dem Kriegsschiff halb seits getroffen wurde, sank sofort. Fünf Mann der Be satzung ertranken. ES ist noch unaufgeklärt, auf wessen Seite die Schuld liegt. Petersburg, 1. Juni. (Giftmord.) Graf Buturlin, der Erbe eines Vermögens von etwa siebzehn Millionen Rubel, ist plötzlich gestorben. Ein Aerztekonzilium kon statierte, daß ein Giftmord vorliegt. Gestern wurde des halb Buturlins Schwager und Buturlins Arrt verhaftet. Sie stehen unter dem dringenden Verdacht, Buturlin ver giftet zu haben, um dessen Erbe zu gewinnen. Vor drei Jahren starb unter denselben Umständen Burtulins äl tester Bruder. Die Affäre erregt hier ungeheures Aufsehen Newyork, 1. Juni. (Schwerer Schneesturm.) In den Weststaaten wütet ein schwerer Schneesturm. Madrid. (Zusammenbruch eines Zirkus.) In der kleinen Stadt Alhaurt in der Provinz Malaga wurden Sonntag infolge des Zusammenbruches eines Zirkus, in welchem ein Stierkampf abgehalten werden sollte, viele Personen getötet. Es war eine Gallavorstel- lung angezeigt worden, weshalb der Zirkus bis auf den letzten Platz gefüllt war. Gerade war man dabei, die Stiere durch die Manege zu führen, als plötzlich der obere Teil des Zuschauerraumes einbrach. Hunderte von Leu ten wurden unter den Trümmern begraben, und ihr ent setzliches Jammergeschrei erfüllte den Raum. Darüber wurden 3 Stiere scheu, rissen sich los und stürzten sich wütend in den Zuschauerraum, wo sie mehrere Personen töteten, die unter den Trümmern lagen. Bisher hat man 11 Leichen hervorgezogen und über 40 Schwerverwundete, man fürchtet aber, daß die Zahl der Toten und Verwun deten noch viel größer ist. Vermisstes. * (Eisenbahnunfälle) Die Eisenbahnunfälle in diesem Frühjahr haben die Deutsche Versicherungszeitung veranlaßt, eine vergleichende Zusammenstellung der Eisen bahnunfülle in verschiedenen Ländern zu machen. Nach dieser fallen im Jahr je auf eine Million Reisende in: Deutschland .... 0,08 Todesfälle 03,9 Verletzungen Oesterreich-Ungarn . Frankreich.... . 0,12 . 0,13 0,96 0,18 England .... . 0,14 kk 1,94 Schweiz .... . 0,15 kl 1,12 Belgien .... . 0,22 3,02 Ver. Staaten v. Amerika 0,45 6,58 Rußland .... . 2,24 11,63 Darnach steht Deutschland inbezug auf die Sicherheit seiner Eisenbahnen an der Spitze aller Kulturländer, ein Erfolg, der nicht zum wenigsten der gewissenhaften Pflicht erfüllung des gesamten EisenbahnpersonalS, wie auch der technischen Vollkommenheit des rollenden Materials und der Betriebsetnrichtungen zu danken ist. * (Robert Koch und seine Orden.) Ein Mit arbeiter erzählt der „Täglichen Rundschau" allerlei per sönliche Züge von dem verstorbenen großen Gelehrten. Wir lesen da: „Ich fragte Koch, was er beim Empfang der Auszeichnungen empfinde, die ihm so reich seit vielen Jahren zugingen, ob sie ihm Freude machten, oder eine in Deutsch-Ostafrika verbreitete Legende recht habe, die behaupte, daß ihm Dekorationen, Titel und dergleichen völlig gleichgültig seien, und daß er um die Erlaubnis zum Anlegen fremder Orden garnicht erst einzakommen pflege. „Freude machen?" lautete die Antwort. „Ja, das kommt ganz darauf an! Was so und so viel andere, darunter Leute mit oft nur sehr schwer wahrnehmbaren Verdiensten, erhalten oder tragen, macht mir natürlich keineswegs besonderes Vergnügen, wenn man es dann auch noch mir anhängen will. Mein Lieblingsorden ist der Kronenorden zweiter Klasse, den mir unser guter alter Kaiser nach meiner Rückkehr von der Cholerakam pagne in Indien seinerzeit persönlich überreicht hat. Er ist um schwarzweißen Bande zu tragen, wie ein KriegS- orden. Es war ja auch schließlich einer. Der Kaiser ver lieh ihn mir, nachdem ich ihm persönlich über meinen Aufenthalt in Indien hatte Bericht erstatten dürfen, und Bismarck nahm seinen langen Bleistift und schrieb dazu „Mit dem Stern!", so daß ich den dann auch noch be kam. Dieser Orden hat mir große Freude gemacht. Ich glaube, ich trage ihn noch heute als Einziger." * Das Vereinswesen unter den Berliner Ver brechern steht in herrlicher Blüte. In Erinnerung steht noch der Gesangverein der „Kalupen" und der Spar-Verein „Hand in Hand". Jetzt wurde von der Polizei ein Athletenklub aufgehoben, gerade als man eifrigst darüber debattierte, wohin der „sommerliche Ausflug mit Damen" gemacht werden sollte. Es ergab sich, daß alle Mitglieder mit einer einzigen Ausnahme wegen Zuhälterei, -Betrugs, Diebstahls, Einbruchs und Münzverbrechens bereits schwer bestraft waren. * (75. Geburtstag des Papstes). Papst PiuS der Zehnte vollendet am heutieng Donnerstag, den 2. Juni, sein 75. Lebensjahr. Der bürgerliche Name des Ober hauptes der römisch-katholischen Kirche lautet bekanntlich Guiseppe Melchior Sarto Der Papst kam am 2. Juni 1835 in der Provinz Venetien, also als österreichischer Untertan, zur Welt und entstammt den einfachsten länd lichen Verhältnissen. Sein Vater war Kommunalagent, seine Mutter Schneiderin, und er war das älteste von acht Kindern. Als Patriarch von Venedig wurde der Kardinal Sarto nach dem Ableben Leos des Dreizehnten am 4. August 1903 zum Papste gewählt. * (Eine Löwenjagd in Stendal.) Infolge der Lockerung der Bodenplanken eines ZirkustranspoctwagenS war es kürzlich zu Stendal dem Löwen „Pascha" ge lungen, aus dem Wagen zu entweichen. Er stürzte sich auf zwei Pferde und zerfleischte sie, worauf er sich in die Promenadenbüsche zurückzog. Inzwischen war die alarmierte, mit Revolvern bewaffnete Polizei eingetroffen, die das gefährdete Terrain im weiten Umkreise absperrte. Fast zu gleicher Zeit waren mehrere Offiziere und Mann schaften des Husaren-RegimentS zur Stelle, die den Schlupfwinkel der Bestie schußbereit umstellten. Von dem Dache des Hintergebäudes der PulSschen Wirtschaft hatte man dem Tiere inzwischen die Schlinge eines starken Taues über den Kopf werfen können, und als das Tier sich aus dieser ihm unbequemen Umschlingung durch einen Sprung befreien wollte, zog sich die Schlinge zu, die Bestie war kampfunfähig gemacht und konnte in wenigen Augenblicken gefesselt werden. Von Angestellten des Zirkus wurde der dreijährige Löwe, der aus der Wild nis importiert und deshalb sehr gefährlich war, in einem herbeigeholten Käfig alsbald zurücktransportiert, und die nach Hunderten zählende Menschenmenge zerstreute sich. Gleichzeitig mit dem Löwen war auch eine Löwin aus- gebrochen, die sich mit zwei jungen Löwen auf der Wiese am Irrgarten niedergelassen hatte, wo sie sich mit den jungen Tieren spielend vergnügte. Diese drei Tiere wur den von Angestellten des Zirkus mühelos wieder einge- sangen. plus dem Ssricktssaale. 8 Bautzen, 30. Mai. 2. Strafkammer. Der jetzt in Haft sitzende Schneidermeister und Agent Bruno Löwe aus Großröhrs dorf hatte den Verleger und Redakteur Johannes Walter Mohr in Pulsnitz, Inhaber des „Pulsnitzer Wochenblattes", wegen Be leidigung verklagt. Mohr hatte vom Schöffengericht Pulsnitz am 30. März 1910 eine Geldstrafe von 15 M erhalten, aber Berufung eingelegt. Löwe hatte am 5. Februar 1910 einen Anzeiger für An- und Verkäufe von Grundstücken herausgegeben, der nur ein mal erschien, einen Umfang von 12 Seiten hatte, auf denen nicht nur Inserate mit Grundstücks-Angeboten, sondern auch Geschäfts empfehlungen von Gastwirten und sonstigen Geschäftsleuten stan den. Der Jnsertionspreis betrug pro halbe Druckzeile 1 M. In Nummer 19 vom 17. Februar 1910 des „Pulsnitzer Wochenblattes" veröffentlichte Mohr einen Artikel, in dem behauptet wurde, eme gewisse Sorte Leute werde nicht alle, es gäbe Leute, die auf alles hereinfallen, durch gänzlich wertlose Inserate werde den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen usw. Durch seinen Vertreter, Rechtsanwalt vr. Flatter, ließ Mohr geltend machen, die behaup teten Tatsachen seien erweislich wahr, der Artikel sei eine tadelnde Kritik einer gewerblichen Leistung, außerdem zur Bekämpfung un lauterer Konkurrenz, also in Wahrnehmung berechtigter Interessen veröffentlicht worden, er (Mohr) habe seine Leser und das kaufende Publikum vor Schaden bewahren wollen. Aber auch die 2. Straf kammer war wie das Schöffengericht der Ansicht, daß Mohr die Person Löwes und dessen Moral habe kritisieren wollen und nicht seine Leistung, daher wurde die Berufung Mohrs verworfen. Ver treter Löwes war Rechtsanwalt Niepraschk-Pulsnitz. 51. K. § Bautzen, 31. Mai. 1. Strafkammer. Zwei „Hühner marder", der 3 Mal vorbestrafte 49 Jahre alte Arbeiter Friedrich Ernst Schiffel aus Deuben und der noch unbescholtene 36 Jahre alte Zimmermann Bruno Mar Mütze aus Gersdorf, beide in Puls nitz wohnhaft, hatten sich wegen gemeinschaftlichen schweren Dieb stahls zu verantworten. Sie hatten sich in der Zeit vom 19. bis 21, Dezember gewaltsam durch ein Drahtgitter Zutritt in den am Walde gelegenen Garten des Fabrikbesitzers Neubarth in Pulsnitz verschafft, die Tür des Hühnerstalls erbrochen und 6 Hühner im Werte von über 12 M gestohlen. Die eifrigen Bemühungen des Polizeiwachtmeisters Junker führten bald zur Entdeckung der Diebe. Schiffel, der beharrlich leugnete, erhielt 4 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust, Mütze, der ein offenes Geständnis ablegte, 3 Monate Gefängnis. 51. K. Z Dresden, 31. Mai. (Bullen- oder Ochsenfleisch.) Das Dresdner Landgericht hatte sich soeben mit einem interessanten sogenannten unlauteren Wettbewerbsprozeß zu beschäftigen, der auch des Komischen nicht entbehrt Die Fleischer-Innung zu Meißen hatte gegen den ebenfalls in Meißen ansässigen Fleischerei- Geschäftsführer Schneider Strafanzeige wegen unlauteren Wett bewerbes erstattet. Die Staatsanwaltschaft hatte auch auf Grund dieser Anzeige das Hauptverfahren eröffnet. Im März hatte der genannte Fleischerei-Geschäftsführer Schneider, der der Meißner Fleischer-Innung nicht angehört, im „Meißner Tageblatt" Ochsen fleisch offeriert. Das betreffende Inserat hatte folgenden Wortlaut: „Achtung! Prima Ochsenfleisch, Pfund 60 und 65 Pfennige." Dieses so überaus billige Angebot machte die Jnnungsmitglieder sofort stutzig und es wurden Ermittelungen darüber angestellt, auf welche Weise Schneider in den Besitz des so billigen „prima Ochsen fleisches" gelangt war. Man hegte allerlei Vermutungen und man traf schließlich auch das richtige. Es wurde festgestellt, daß das annoncierte Fleisch nicht von einem Ochsen, sondern von einem — Bullen stammte. Auf Grund dieser Feststellung wurde dann seitens der Fleischerinnung gegen den Fleischerei-Geschäftsführer Anklage wegen Vergehens gegen das Gesetz zur Bekämpfung des unlau teren Wettbewerbes erhoben. Vor Gericht bestritt der Angeklagte, sich gegen die gesetzlichen Bestimmungen vergangen zu haben. Nach seiner Behauptung kann der Bulle auch ein Ochse und dem- nach Bullenfleitsch auch Ochsenfleisch sei. Man unterscheide im Fleischergewerbe Sprungochsen und Mastochsen. Sprungochsenfleisch könne man aber nicht annoncieren, das verstehe das Publikum nicht, infolgedessen habe er das Fleisch als „Ochsenfleisch" bezeich nen müssen Der als Sackverständiger vernommene Obermeister Witzschel der Dresdner Fleischer-Innung erklärte, daß der Ange klagte durch sein Inserat eine Irreführung des konsumierenden Publikums herbeigeführt habe. Er habe tatsächlich Bullenfleisch verkauft, Ochsenfleisch aber feilgeboten. Ochsenfleisch und Bullen sei zweierlei Bullenfleisch werde in der Hauptsache weder zum Kochen noch zum Braten verwendet, sondern fast ausschließlich bei der Wurstfabrikation mitverarbeitet. Dieser Anschauung trat der Angeklagte mit Entschiedenheit entgegen und behauptete, daß von Dresdner Fleischermeistern zahlreiche Bullen geschlachtet und das Fleisch zum Kochen und Braten verkauft würde. Sein Vergehen bestände lediglich darin, daß er das von ihm annoncierte Fleisch zu billig angeboten hätte. Eine Irreführung des Publikums habe er weder beabsichtigt noch erreicht. Das Gericht schenkte diesen Beteuerungen des Angeklagten Glauben, ermahnte ihn aber, in Zukunft nicht wieder Bullenfleisch als Ochsenfleisch anzubieten und erkannte auf kostenlose Freisprechung. Wettervorhersage der Kgl. S Landeswetterwarte zu Dresden. Freitag, den 3 Juni. Veränderliche Winde, heiter, rein, trocken, Gewitterneigung. Magdeburger Wettervorhersage. Wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, früh ziemlich kühl, am Tage etwas wärmer. Anfänglich trocken, später Regen. MrckNcks NacvrlÄdten. Pulsnitz. Sonnabend, den 4. Juni, 1 Uhr Betstunde. Pastor Resch. Sonntag, den S. Juni, 2 nach Trinitatis: 8 Uhr Beichte. Pfarrer Schulze. r/ü9 „ Ordination und Einweisung des Hilfsgeist lichen Schuster durch Oderkirchenrat Rosen kranz-Bautzen. Predigt: HilsSgeistl. Schuster. r/,2 „ Kindergottesdienst. Pastor Resch. 8 „ Jungfrauenoerein. Amtswoche: Pastor Resch. an die neuen Verhältnisse gewöhnen und dann behaglich ge nug fühlen, "g „Wollen» hoffen", seufzte der Alte. „Ihre Gastfreundschaft habe ich auch bereit» schon zu lange in Anspruch genommen." „Jagen Eie mir keinen Schrecken ein, Herr Baron, und denken Sie nicht etwa an Abreise, gar keine Rede davon." „Sie sind in der Tat von seltener Liebenswürdigkeit gegen mich, Herr Mehlburger, ich erkenne e» mit aufrichtigem Danke an, doch Sie begreifen, Geschäfte —" „Natürlich, natürlich, Geschäft geht vor; na, einstweilen bleiben Sie doch noch ein wenig hier." Au» einem Seitenwege kam Müller auf sie zu und machte Cuno «in Zeichen. „Ach, mein alter, guter Müller hat mir etwa» zu sagen, wie e« scheint. Sie entschuldigen mich einen Augenblick, lieber Herr Mehlburger." „Gewiß, lieber Baron", und der dicke Herr ging weiter und überließ Cuno dem Kammerdiener. „Wa» gibt«?' fragte Godsberg. „Der Agent Seemann ist da und hat die Wechsel." „Er ist doch nicht im Schlöffe?" Der Ton der Frage und da» Gesicht de» Fragenden verrieten Schrecken. „Nein, im Wirt»hause de» Dorfes, dort hat er mich hin« rufen lassen. Aber wa» nun? Ich habe kein Geld, Herr Baron." „Er muß vertröstet werden, Müller, Eie müssen das machen, Eie sind der geriebenste Teufel, den ich kenne, und jedem Wucherer gewachsen." „Er ließ Drohungen von Staatsanwalt und dergleichen fallen und besteht darauf, daß die Wechsel jetzt eingrlöst werden." „Kanaille!" murmelte der Baron grimmig. „Wie Sie es machen, Müller, den Kerl zu beruhigen, weiß ich nicht, aber es muß geschehen. Er soll bezahlt werden, e» werden sich schon Mittel bieten, verschaffen Sie mir nur Frist, Frist!" „Ich will versuchen, und ihn von der bevorstehenden Ver lobung hier erzählen." „Ja, gut, meinetwegen, bin zu allem bereit — nur Frist. Verwünschte Wechselgeschichtr. Präsentiert er die Papiere, bin ich verloren." „Machen Sie nur, Baron Cuno, daß die Sache m't dem Fräulein in Ordnung kommt, dann ist der Kredit wieder da, und wir sind geborgen." „Verwünscht! Ja, ja. Aber ich darf nicht« übereilen. Hoffentlich gewinne ich dies« Nacht, doch Müller sehen Sie sich nach dem Schmucke um." „Ich martere mein Hirn seinetwegen fortwährend. Der Turm wird von dem alten Hallunken, dem Gottfried, wie ich bemerkt habe überwacht, der muß eine Ahnung haben, daß wir etwa« suchen." „Geben Eie mit Ihrem Turme. Haben Sie «inen zuver lässigen Mann zur Verfügung, der Hammer und Meißel hand haben kann?" „Ja, den Matthia«, der ist verschwiegen; außerdem habe ich ihn in der Hand." „Halten Sie mir den Burschen bereit, doch zunächst schaffen Sie mir den Seemann vom Halse." „Ich werde gleich hinübergehen und hoffe, er wird Ver nunft annehmen." „Damit trennte sich der alte würdige Diener von seinem Herrn. Cuno ging Mehlburger nach und sagte lachend: „Mein guter Müller ist die Aengstlichkeit selbst. Mein Schneider hat ihm im Vertrauen mitgeteilt, daß er «in paar bestellt« Anzüg« nicht r«chtzeitig liefern lönn«, und da» bringt ihn, den getreuen Kammerdiener außer sich; aber ich habe ihn beruhigt," „Ein treuer Mensch, der Müller, wie?" „Ein zuverlässiger, treuer Diener." „Wann kommen Sie au» der Stadt wieder zurück, Herr Baron?" „Ich denke, morgen früh, ich will noch einige Freunde aufsuchen, di« ich lang« nicht g«seh«n hab«, wahrschkinlich trrnn«n wir un» nicht sogl«ich, und in d«r Nacht will ich hi«r nicht ein treffen, darum schlafe ich lieber in einem Hotel." „Aber nicht zu spät morgen früh, Sie fehlen mir hier, find ein Mann, der mir gesällt." „Nun, ich hoffe, mich Ihrer Freundschaft stet» würdig ,u zeigen." Er ging auf sein Zimmer um Toilette zu machen. Zu seiner Frau aber sagte Mehlburger: .Der Baron ge fällt mir alle Tage mehr, Mutt«r; er ist ein feiner, vornehmer Herr und auch solid. Der Else scheint er auch zu gefallen — wa» meinst du? Hm." „Unserer Elsa? Ich will dir etwa» sagen, Mehlburger, mir hat e» gleich nicht gefallen, daß du den Baron Cuno ein- ludest, hi«r zu bleiben, schon unsere» Kinde» wegen, welche» da durch leicht in» Gerede kommen kann." „Hm, hm, hast recht, Mutter, hatte daran nicht gedacht. Hm, aber wenn er der Elsa gefällt, daß er arm ist, soll ihm nicht schaden bei mir. Soll ein famoser Landwirt sein, sagt der Kammerdiener." „Ja, du möchtest deine Tochter gern al« Baronin sehen?" „Kann« nicht leugnen, ist da» Kind auch wert." „Werde sie natürlich nicht zwingen." „Und wenn e« «in Baron d«nn sein muß, so wäre mir der ander« Godsberg doch lieber al« dieser —" „Hm, ja, macht einen vorzüglichen Eindruck, bin ihm auch Dank schuldig, aber er hat so wa« an sich, so wa« Zugeköpfte«, wa« so die Vertrautlichkeit »»«schließt, mit diesem kann ich uM' geh«», w-e mit meinesgleichen, der besitzt keinen Adelsstolz." „Bemerkst du denn, Christian, daß er sich um Elsa» Gunst bewirbt?" .Nun, ,u gefallen scheint sie ihm schon, da» steht man, vielleicht traut er sich nicht recht." (Fortsetzung folgt.)