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Nr. 64. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 2. Juni 1910. Seite 2. fesseln und nach Wilsdruff befördern. Dort wurde er sofort nach dem Krankenhause gebracht und im Lause des Nachmittags nach Dresden zurückbefördert. 8. Dresden. (Verhängnisvoller Schuß.) Aus Unvorsichtigkeit schoß der 19 jährige Fleischergeselle Käser in Ohrdruf mit einem Revolver, den er reinigen wollte, den 20 Jahre alten Sohn seines Meisters in den Unter leib. Der Getroffene erlitt eine schwere, aber glücklicher weise nicht lebensgefährliche Verletzung. — Das Ordenswesen und die sächsischen Freisinnigen. Der Führer der sächsischen Freisinnigen Günther hat bekanntlich mit seinen Fraknonskollegen ge gen das sächsische Ordenskapitel gestimmt. In der Ver sammlung in Plauen traten die dortigen Freisinnigei' gleichfalls scharf dem Ordenswesen entgegen, das die Staatsbürger in den meisten Fällen deklassiere. Da fällt es nun auf, daß vor einigen Tagen der zweite Vorsitzende des Freisinnigen Vereins in Plauen, Baumeister und Stadtverordnetenvorsteher Zimmermann, als ihm ein Or den verliehen wurde, diesen nicht zurückwies, sondern ihn recht gern annahm. Man sieht, daß der Freisinn auch s o kann. Meißen, 1. Juni. Die Meißner Kirchen- und Pastorenkonferenz nahm am Dienstag nach einem Referat des Leipziger Superintenten O. Hartung über Konfession und Schule auf Antrag von Pfarrer Koltz- Dresden nach längerer Debatte folgende Resolution an: „Die Meißner Pastoralkonferenz erachtet es für unbedingt erforderlich, daß die gesamte Schule, insbesondere aber auch der Religionsunterricht ein konfessionelles Gepräge behält, aber ohne Schärfe gegen andere Konfessionen, und sie erachtet es weiter als erforderlich, daß der Religions unterricht ebteilt wird von Lehrern, die vollkommen auf dem Boden des Bekenntnisses der evangelischen Kirche stehen." Aus der Debatte ist weiter hervorzuheben, daß Superintendent Hartung selbst eine Reform des Religions unterrichts für unbedingt notwendig erklärte. Diese Reform müsse von Kirche, Schule und Elternhaus ge meinsam vorgenommen werden. ^agesgEsckrÄdts. Deutsches Reich. Berlin, 1. Juni. Gestern sand im neuen Palais zu Potsdam zu Ehren des belgischen Königspaares eine Abendtafel statt Der König der Bel gier führte die Kaiserin, der Kronprinz die Königin von Belgien zur Tafel. Im Verlaufe der Tafel brachte der Kronprinz einen Trinkspruch aus und hieß die belgischen Majestäten im Namen'des Kaisers willkommen. Er kam auf die freundschaftlichen und achtungsvollen Gefühle zu sprechen, die in Deutschland für die Majestäten und das belgische Land bestehen. Eine Stärkung fänden diese Gefühle in der Genugtuung, daß es gelungen ist, die Schwierigkeiten, die einer Regelung der Grenze zwischen Deuisch-Ostafrika und dem Kongo entgegenstanden, einer Lösung zuzuführen. Der Kronprinz brachte dann noch im Namen des Kaisers den Wunsch zum Ausdruck, daß den belgischen Majestäten noch eine lange und gesegnete Regierung zum Heil und Frommen des belgischen Lan des beschieden sein möge. König Albert antwortete in französischer Sprache und dankte für die gnädigen Worte. Er gab seinem Bedauern Ausdruck, daß er diese Worte deS Dankes nicht direkt an den Kaiser richten könne. Er versicherte, daß die Worte in Belgien ein sympathi sches Echo finden werden. Kaiser Wilhelm biete dem belgischen Lande das Muster eines Lebens, das ganz und gar dem Wohle seiner Untertanen, der Ausdehnung, der Macht und der Produktivität Deutschlands, sowie der Er haltung des allgemeinen Friedens gewidmet sei. Der König schloß mit einem Hoch auf den Kaiser und die kaiserliche und königliche Familie. Berlin, 1. Juni. Bei sehr schönem Wetter nahm heute vormittag 9 Uhr der Kronprinz in Vertretung des Kaisers die Frühjahrsparade über die Garnisonen von Berlin und Umgegend ab. Die Parade kommandierte General v. Loewenfeldt. Die Kaiserin, der Kronprinz so wie die fürstlichen Gäste trafen mit Automobilen von Potsdam ein. Der Kronprinz in der Uniform der Pase walker Kürassiere, und der König der Belgier in der Uni form seiner 16. Dragoner stiegen zu Pferde. Anwesend waren ferner die Kaiserlichen Prinzen, Prinz Tsaitao von China, die Herren der chinesischen Studienkommission, so wie von Damen die Kaiserin, die Königin der Belgier, die Kronprinzessin und die übrigen Kaiserlichen Prinzes sinnen. Der Kronprinz ritt mit dem Könige die Fronten ab. Sodann erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch. Nach der Parade führte der Kronprinz die Fahnenkompagnie nach dem Schlosse, während die Kaiserin und die Köni gin der Belgier sich zu Wagen dorthin begaben. Das Publikum bereitete den Fürstlichkeiten lebhafte Ovationen. Die Mitglieder der amerikanischen Kriegervereine sahen dem militärischen Schauspiele auf dem Tempelhofer Felde vom Wagen aus zu. Berlin, 1. Juni. Als der Kronprinz heute mittag nach Schluß der Parade vor dem Schloßplatz durch den Lustgarten zum Schlosse ritt, wurde offenbar von einem Geisteskranken eine leere Konservenbüchse geworfen, die vor die Füße eines Schutzmannes fiel. Der Mann wurde festgehalten. Er wird ärztlich auf seinen Geisteszustand untersucht werden. — Wie sich bei näherer Untersuchung herausgestellt hat, war die Büchse mit Perlbohnen ge füllt. Der Mann der sie geschleudert hat, ist der Poli zei schon seit längerer Zett als geisteskrank bekannt und heißt Abraham Eierweiß. Er ist geborener Russe und betreibt in der Kaiser-Wilhelm-Straße ein Partiewaren- geschäft. Seine Wohnung befindet sich in der Meyer- beerstrnße. Berlin, 1 Juni. Die Heilung der Operationswunde des Kaisers verläuft weiter normal. Heute vormittag wurde durch Professor Or Bier und Generalarzt vr. v. Jl- berg der Verband erneuert. Die Schwellung des Unter armes ist weiter zurückgegangen und die durch die Wund spannung hervorgerufenen Schmerzen sind geschwunden. — (Der Kaiser gegen den Luxus der Ein jährig-Freiwilligen.) Aus den Truppenübungsplä tzen wird jetzt eine Maßregel allgemein durchgeführt, die bisher wohl nur bei Fußtruppen üblich war. Sämtliche Einjährig-Freiwilligen werden während des Aufenthalts ihres Truppenteiles auf den Uebungsplätzen mit den übrigen Mannschaften zusammen in den Baracken oder Zelten untergebracht. Es ist ihnen künftig nicht mehr erlaubt, sich in den benachbarten Gasthöfen oder in Pri vathäusern auf eigene Kosten einzumieten. Sie lernen somit die Unbequemlichkeiten des Zusammenlebens mit einer größeren Anzahl von Mannschaften auf beschränk ten Räumen durch eigene Erfahrung kennen. Gleichzei tig gewinnen sie durch enge Berührung mit den Mann schaften einen besferen Einblick in deren LebenSgewohn- heiten und Denkweise, als dies bisher der Fall war. Es führt sich diese Anordnung auf eine kaiserliche Wil lensäußerung zurück, die den in manchen Regimentern von den Einjährigen getriebenen Luxus jeder Art aufs nachdrücklichste eingeschränkt wissen will. Wie beim Of fizier, fo sei erst recht bei den Einjährig-Freiwilligen eine einfache Lebensführung die Grundlage guter dienstlicher Leistungen. Auf gleichen Ursprung zurückzuführen ist wohl auch das jetzt an die Einjährigen ergangene aus drückliche dienstliche Verbot, ihren Vorgesetzten Geschenke irgendwelcher Art zu machen oder sich ihnen gegenüber in anderer Weise freigebig zu erweisen Wer künftig diesem Verbot zuwider hantelt, hat Bestrafung wegen Ungehorsams, wenn nicht gar wegen Bestechungsversuchs zu gewärtigen. — (Keine neuen Reichssteucrn.) Die schwache Haltung, die sich neuerdings für die deutschen Reichsan leihen bemerkbar macht, ist auf Meldungen zurückzufüh ren, nach denen die Eingänge der neuen Steuern weit hinter allen Erwartungen zurückgeblieben und ber itS für die allernächste Zeit neue Reichssteue n geplant fein fallen. Da diese Meldungen, die besonders auch im Auslaute verbreitet werden, den deutschen SmatZkredit ungünstig zu beeinflussen geeignet sind, so erfolgt jetzt von Berlin aus die Erklärung, daß die Meldung, es existierten jetzt neue Reichssteuerpläne, jeder Begründung entbehrt. Abgesehen von der dem Reichstag bereits vor liegenden Wertzuwachssteuer sei für absehbare Zeit keine weitere Reichssteuer geplant. — (Postlehrlinge.) Nach dem durchweg zustim menden Gutachten der Kaiserliche Ober-Poitdirektion will die Reichspostverwaltung eimn Versuch mit sogenannten „Postlchrlingen" als Nachwuchs für die Unterbeamten laufbahn machen. Unmittelbar nach der Schulentlassung sollen die 14jährigen Knaben in eine Art Hilfsdienst für Unterbeamtengeschäfte, deren man eine größere Summe für den Zweck wird ausscheiden können, eingestellt wer den. Schon nach einmonatiger Probezeit sollen sie eine ihren Leistungen angemessene Entlohnung erhalten. Man will damit einen Doppelzweck erreichen: einmal eine vertiefte fachmäßige Vorbildung für die Unterbeam ten- (Postschaffner-, Briefträger-) Laufbahn und die ge hobenen Stellen, dann aber auch eine Verbilligung der Aufwendungen für den Unterbeamtendienst. Den Lehr lingen, die ja vor dem 18. Lebensjahre die Beamten qualität nicht erlangen können, werden unschwer eine Reihe von Verrichtungen zu übertragen fein, die jetzt vollbesoldete Unterbeamte übernehmen müssen. — (Keine besonderen Versicherungsämter.) Die ReichstagSkommission für die Reichsversicherungsord nung hat den grundlegenden Paragraphen eines Kom promißantrages der Konservativen, Reichspartei, Zentrum und Nationalliberalen angenommen, wonach nicht beson dere Versicherungsämter errichtet, sondern bei den unteren Verwaltungsbehörden Abteilungen für Arbeiterversicherung unter dem Namen „Versicherungsamt" gebildet werden sollen. — Ovationen für den Kronprinzen. Nach dem Ab bringen der Fahnen bildete der Platz vor dem König lichen PalaiS den Schauplatz herzlicher Ovationen für den Kronprinzen. Eine dichte Menschenmenge hielt dar Ge bäude umlagert. Als der Kronprinz in einer offenen Equipage vom Schloß her nahte, war das Gedränge so groß, daß der Wagen nicht von der Stelle kam. Der Kronprinz stieg aus und drängte sich durch die Mafien bis zum Eingang seines PalaiS. Die Hochrufe ließen jedoch erst nach, als der Kronprinz an der Seite seiner Gemahlin auf dem Balkon erschien. — Zu den Verhandlungen im Baugewerbe. Es be stätigt sich, daß die Generalversammlung deS Arbeitgeber hundes für das Baugewerbe in Leipzig stattfindet. Als Termin ist jetzt der 6. Juni, nicht der 4. Juni, gewählt worden. Einen späteren Termin konnte man nicht an setzen, denn am 6. Juni, abends 9 Uhr, läuft die Frist ab, bis zu der sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Einigungsvorschläge beim Reichsamt des Innern zu äußern haben. Die Versammlung in Leipzig ist auf 4 Uhr nachmittags anberaumt und findet in „Stadt Nürnberg" statt. Die Beschlüsse müssen also telegraphisch nach Berlin übermittelt werden. Sollten sich, was wahr scheinlich ist, die Arbeitgeber den am Dienstag zu for mulierenden Vorschlägen der Unparteiischen sympathisch gegenüberstehen, so haben noch in den einzelnen Bezirken Verhandlungen stattzuftnden und zwar so, daß die ein zelnen Punkte dort nach einander zur Beratung kommen. Bis Mitte Juni müssen auch die örtlichen Fragen erle digt sein. Wenn hier noch Streitfragen übrigbleiben, soll auch über diese ein schiedsgerichtliches Urteil herbeigeführt werden. Bei vollständiger Einigkeit der Parteien soll die Aufhebung der Sperre am 15. Juni erfolgen. — Färbung der Futtergerste. Der Staatssekretär des Reichsschatzamtes hat eine Konferenz von Vertretern der Deutschen Müllereioerbände im Beisein von Beamten s der beteiligten Behörden herbeigeführt. Der Wunsch der deutschen Müllerei geht dahin, daß die Kennzeichnung der deutschen Futtergerste durch Färbung soweit als möglich ausgedehnt und im entsprechenden Maße die Abfertigung auf Erlaubnisschein eingeschrieben wird. Berlin, 30. Mai. Unter zahlreicher Beteiligung der Handwerkerinnungen Berlins und der Vororte sand heute vormittag die feierliche Einweihung der Berliner Hand- werkerkammer statt, zu der der Kronprinz in Begleitung des Handelsministers Sydow erschienen war. In der Begrüßungsansprache gab der Vorsitzende der Handwerker kammer einen kurzen historischen Ueberblick über die Ent wickelung des deutschen Handwerks und die Tätigkeit der Innungen, die in den letzten Jahren einen derartigen Umfang angenommen habe, daß die Schaffung eines eigenen Verwaltungsgebäudes dringend erforderlich ge worden sei. Der Kronprinz nahm am Schluffe der Feier an einem den Ehrengästen sevierten Frühstück teil und verließ um 11 Uhr das Gebäude. Anläßlich der Ein weihung wurden oom Kaiser einige Ordensauszeichnungen verliehen. Kiel, 31. Mai. Nach einer Mitteilung von sonst gut unterrichteter Seite wird das Zarenpaar am 17. oder 18. Juni auf dem Gute Hemmelmark de? Prinzen Hein rich eintreffen und dort etwa 4 Wochen Aufenthalt neh men. Möglicherweise schließt sich an diesen Aufenthalt ein Besuch des Darmstädter Hofes an. Oesterreich-Ungarn. Budapest, 1. Juni. In der Hauptstadt verläuft die Wahl ziemlich ruhig. Aus der Provinz jedoch werden zahlreiche Exzesse gemeldet, die zum Teil einen ernsten und blutigen Verlauf genommen haben. In Obreza wurden'die Wähler der Regierungspartei von den Rumänen angegriffen, mehrere wurden aus dem Wahllokal geholt und auf der Straße halbtot geschlagen. Aehnliche Austritte werden aus dem Süden Ungarns gemeldet. Von den 237 zu wählenden Mandaten sind bisher 72 bekannt. Davon entfallen auf die Regierungs partei 47, Parteilose S7er 10, Justhpartei 2, Kossuth- partei 8, Parteilose 48er 1, Nationalitäten und Volks parteiler 4. .Die größten Verluste hat bisher die Jusih- partei aufzuweisen. Scrajcwo, 1. Juni. Der Kaiser hat heute 2000 Sträflingen den Rest der Strafe erlasfen. Unter den Be gnadigten befinden sich auch 31 Militärflüchtlinge, welche durch Urteilsspruch des Tuzlaer Militärgerichts zu lang jährigen Kerkerstrafen am 31. Dezember vorigen Jahres verurteilt wurden. Der Rest der Begnadigten besteht auS ca. 60 Hochverrätern und 100 politischen Verbrechern. Belgien. Brüssel, 1. Juni. Dos Blatt „Jndepen- dence belge" widmet den gestrigen Trinksprüchen einen länger n Artikel Das Blatt bedauert zunächst ausdrück lich, daß der Gesundheitszustand des Kaiser? es diesem unmöglich gemacht hat, an d»r Festlichkeit teilzunehmen. Der Ausdruck der Sympathien des ganzen Deutschlands für Belgien hätten erst seinen ganz besonderen Wert ae- hcibt, wenn er von dem Kaiser selbst ausgegangen wäre. Man müsse sich eigentlich deshalb fragen, ob eS nicht angesichts der Unpäßlichkeit des Kaisers besser gewesen wäre, den königlichen Besuch in Deutschland zu verta gen, bi? nach vollständiger Wiederherstellung des Kaisers, denn dann hätte der Besuch des Königs der Belgier in Deutschland erst das rechte und notwendige Gepräge ge habt. Im weiteren Verlauf der Besprechung kommt das Blatt auf die einzelnen Aeußerungen des Kronprinzen zu sprechen und bedauert namentlich die Aeußerung des Kronprinzen, in der dieser von den religiösen Gefühlen des belgischen Volkes spricht. DaS Blatt schreibt: Wir können nicht einsehen, was die religiösen Gefühle des belgischen Volkes in dieser Rede zu tun haben, und wir hoffen, daß das offizielle Deutschland dieselben herzlichen Wünsche auch dem übrigen großen Teile des belgischen Volkes widmet, der sich mit diesen religiösen Gefühlen überhaupt nicht beschäftigt. Uebrigens steht in Belgien der konstitutionelle König über den religiösen Fragen, welche für Belgien nur nationale Fragen sein können. Dieser letztere Teil des Komentars des genannten Blat tes ist verursacht worden durch die falsche Uebersetzung der Rede des Kronprinzen, welche durch die hiesige Ha- vaSagentur verbreitet worden ist. DaS Blatt bedauert in einem weiteren Artikel seiner zweiten Ausgabe mit scharfen Worten die unerklärliche falsche Uebersetzung und das leichtfertige Hinzufügen garnicht vorhanden ge wesener Worte in dem Trinkspruche von Seiten der ge nannten Agentur. Serbien. Belgrad, 1. Juni. Die Verhältnisse zwi schen Serbien und der Türkei gestalten sich von Tag zu Tag immer freundschaftlicher. Erst vor kurzer Zeit weil ten gegen 400 türkische Bürger, Beamte und Offiziere aus dem Vilajet Kofiowo in Belgrad, wo sie herrlich em pfangen wurden. Im Juli steht der serbischen Haupt stadt ein neuer Besuch türkischer Beamte, Offiziere und Bürger bevor. Auch Serben und jüdische Griechen wer den im nächsten Monat zu Besuch in Belgrad weilen. Sie kommen zum größten Teile aus Monastir, Saloniki und den übrigen Gegenden Mazedoniens. Türkei. Konstantinopel, 1. Juli. Wie der „Jkdam" erfährt, hat Rußland den übrigen Kretamächten mitgeteilt, daß unbedingt ein anderer Weg zur Lösung der Kreta frage gefunden werden müsse, da die Wiedereinstellung Zaimis die Pforte nicht zufriedsnstellen könne. Konstantinopel, 1. Juni. Nachrichten der Pforte zu folge erwiderten die Kretaschutzmächte aus die Schritte der türkischen Botschafter wegen der Erregung der öffentlichen Meinung über die Kretafrage, daß sich die Oeffentlichkeit absolut nicht zu beunruhigen brauche, da bei der defini tiven Lösung der Kretasrage die Souveränitätsrechte der Türkei durchaus gewahrt und völlig aufrechterhalten bleiben werde. Wie aus Pfortekreisen verlautet, begnüge sich die Pforte nicht mehr mit der Wiederaufnahme der muhamedanischen Deputierten in die kretensischen Kammer, sondern bestehe auf einer sofortigen und gründlichen Lösung der schwebenden Fragen.