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Pulsnitzer Wochenblatt : 28.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191004284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19100428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19100428
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-28
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 28.04.1910
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Rr. 49. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 28. April 1909. Seite 6. treten, als Verteidiger war Rechtsanwalt Marschner-Bautzen erschienen. Bachmann war beschuldigt, am 28. Februar (gzo in Großröhrsdorf ein dem Kaufmann Friedrich Alwin Philipp daselbst gehöriges Wohn haus auf der Bischofswerdaer Straße, Brd-Kat. vorsätzlich in Brand g'esetzt zu haben. Das Haus wurde von dem Fabrikarbeiter Walther im Erdgeschoß und von Bachmann im (Obergeschoß bewohnt, der Bodenraum war für beide Parteien geteilt. Der Brand war früh gegen 5 Uhr ausgebrochen und hatte den ganzen Dachstuhl, sowie einen Teil des (Obergeschosses vernichtet. Auf Befragen bestritt Bachmann jede Schuld und behauptete, er habe die ganze Nacht geschlafen und sei bei Aufgang des Feuers erst durch seine Frau geweckt worden. Als Lntstehungsursache könne ein Lffendefekt in Frage kommen, er habe aber auch schon wiederholt im Grundstück fremde Leute gesehen und außerdem habe der Eigentümer Philipp selbst einige Wochen vor dem Brande in einem Restaurant öffentlich geäußert, es würde ihm gut tun, wenn ihm jemand die alte Bude anbrennen würde. Heute wurde aber nun folgendes festgestellt: Schon im Jahre 1907 hatte Bachmann, der früher als Tischlermeister selbständig gewesen, aber in Konkurs geraten war, sein Mobiliar, Wäsche usw. gegen Feuer mit 4700 M versichert und nach dem Brande der Versicherungsgesellschaft gegenüber behauptet, ihm seien für 2(00 M Sachen verbrannt. Ls stellte sich aber bald heraus, daß Bachmann bei dem Brande Sachen beiseite geschafft hatte, daß seine gesamte Habe überhaupt höchstens einen wert von eoo M besessen und er nur einen Brandschaden von 24s M erlitten hatte. Der im selben Hause wohnhafte Arbeiter Walter hatte gar nicht versichert. Die Feueresse befand sich in tadel- losem Zustand, auch eine Selbstentzündung von Stoffen oder eine Ver wahrlosung des Feuers war ausgeschlossen. Die Haustür war am 27. Februar abermals zeitig geschlossen worden und wurde so auch bei Ausbruch des Feuers noch voraefunden; eine fremde Person konnte als Brandstifter nicht in Frage kommen. Als aber früh gegen '/«q Uhr der Schutzmann Horn von seiner letzten Runde nach Hause ging, sprang der Polizeihund am Bachmannschen Hause plötzlich am Zaune empor und knurrte, und Horn bemerkte, daß an einem offenen Fenster der Bachmannschen Wohnung sich schnell ein Kopf zurückzog und ein Fensterflügel vorsichtig geschloffen wurde. Nach dem Brande wurde entdeckt, daß von der Wohnstube Bachmanns aus durch die Decke drei Löcher gebohrt und zum Teil mit Firniß getränkt worden waren, die Löcher und deren Umgebung waren stark verkohlt, und sie Ehefrau Bachmanns hatte dem die Erörterungen mit großer Umsicht leitenden Gendarmen Zecher gestanden, ihr Mann habe vor dem Brande in das eine Loch ein Stück Schwefel gesteckt gehabt und nach dem Brande ihr verboten, davon zu sprechen, über dieses Loch habe er auf dem Boden eine mit Stroh gefüllte Kiste gestülpt gehabt. Am 27. Februar hatte Bachmann seine Frau nach (Ohorn geschickt und ihr empfohlen, auch die nächste Nacht dort zu bleiben. Er hatte auch schon wieder holt eine Zeit vorher geäußert: „wenn nur nichts passiert" Auf- fälligerweise war er auch am Tage vor dem Brande sehr oft auf dem Boden gewesen, hatte Sachen umgeräumt und ein sehr erregtes Wesen gezeigt. Auch bei früheren Bränden des Schuppens des Gastwirts Franke und der sogenannten Hautemühle war der verdacht der Täter schaft schon auf Bachmann gefallen, und dazu kam noch, daß er die Absicht gehabt hatte, das Geschäft des Brunnenbauers Mittag für Looo M zu kaufen. Vie Geschworenen sprachen Bachmann schuldig. Er wurde demgemäß zu (Jahr 9 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. ( Monat gilt als verbüßt. Vermlscbtss. * Ein Beweis für den Heroismus der ja panischen Soldaten ist das Bordbuch des kürzlich bei Kobe untergegangenen japanischen Unterseebootes. Der Kommandant machte bis zu dem Augenblick, wo er nicht mehr konnte, Auszeichnungen über die Ursachen des Unfalls und über die Bemühungen, das Boot flott zu halten. Er lobte vor allem den Mut und die. Manneszucht der Soldaten, bedauerte den Verlust, den das Vaterland erleide und bat zum Schluß den Mikado für die Hinter bliebenen der Sterbenden sorge tragen zu wollen. * (Der gefährliche deutsche Floh.) Eine kuri ose Nachricht ist dem „Cocriere della Sera" aus San Fran cisco zugegangen. Danach hat das hygienische Amt der Stadt die Ausweisung der unglücklich dressierten Flöhe verfügt, die von einem Deutschen dem verehrlichen Publi kum in einer erstaunlichen Produktion vorgeführt wurden. Als Ankläger gegen die deutschen Flöhe trat vor dem hygienischen Stadtrat vr. Knox auf, der sich zu folgen der Philippika aufschwang: „Sie repräsentieren eine der schrecklichsten Spielarten der Gattung. Es sind Vampire, Menschenfresser, und es muß unbedingt verhindert werden, daß unsere harmlosen kalifornischen Flöhe mit dies.n blutsaugerischen, kriegswütigen Vertretern der europäischen Art bekannt werden. Unsere Flöhe greifen ausschließlich Tiere an, und man muß ihnen die Gerechtigkeit wider fahren lassen, daß sie sich dabei großer Mäßigung befleiß igen. Sie nehmen nicht einen Tropfen Blut mehr, als sie absolut nötig haben. Der deutsche Floh ist dagegen unersättlich und hält sich nur an den Menschen. Es ist ein Gebot der Pflicht, unser Land vor diesem gefährlichen Jmporartikel zu bewahren!" Das vernichtende Plädoyer verfehlte seinen Eindruck auf die Mitglider des hohen Rates nicht: der Direktor des Flohzirkus erhielt die strenge Weisung, seine Zöglinge an die Kette zu legen und sich unverzüglich nach einem anderen Betätigungsfelds umzu sehen. kauptgewinne der kT S Lanveslottsris. 5. Klasse. — Gezogen am 26. April 1910. — Ohne Gewähr. 5000 Mark 38401. 5000 Mark 5923 12257 19050 27213 29251 51675 51983 54404 63318 65738 69726 78067 78518 88966 89065 93820 98544 99424 107540 108575 109446. 2000 Mark 3975 5746 6215 7846 14862 18944 19304 29370 32734 34747 39639 40984 42467 49586 50986 52721 53612 56783 57910 67798 77022 78134 85200 87531 88482 95142 96520 99158 100167 102891 102969 104025 106894. MO Mark 590 3700 4699 5276 5956 6397 8589 10355 16266 19296 19847 20636 31872 35624 41354 45809 49533 50666 51181 52384 57524 58805 59835 65551 66966 68382 68576 68676 69907 72839 75829 78851 78958 80552 80562 81449 82374 84339 88292 88955 90162 90244 91064 96353 96602 101582 102132 102168 103985 106843 108311. 500 Mark 3745 4969 8073 9111 10335 13612 19735 22728 23827 24881 25265 25513 27693 28730 28890 30478 32786 33946 40581 41435 41649 41753 43025 44202 44602 46021 46307 47660 48039 51895 52036 52873 54042 55072 59464 64469 65815 65928 67464 69448 71292 77235 79748 83306 83346 83730 83733 91232 92945 93080 93389 93653 93891 94441 97608 98590 100158 100640 105984 108248 108815. Gezogen den 27. April 1910. 10000 Mark 22514. 5000 Mark 109886. 3000 Mark 880 2135 2509 9210 10676 14163 15395 15769 18387 20550 22908 25092 37058 37716 40319 41289 42983 44962 77193 83135 85661 93591 94771 96295 100385 107975. 2000 Mark 1779 8945 9290 12818 15334 26805 41359 57521 58655 59658 64492 71807 73668 75363 75799 81081 86573 90105 92593 94149 95512 99484 102779 104589 107599. 1006 Mark 760 2832 5697 6752 7769 8352 12379 12543 13646 16798 17268 18142 20259 21333 22363 24839 25333 28429 30720 33506 38222 46012 47464 48244 49074 50120 50829 51208 53516 55155 56552 57154 58869 60813 64751 67424 68346 75660 76973 77830 78008 78149 78880 80489 80658 80703 81588 82294 83275 85332 86768 87559 90453 97111 98427 99409 99864 100628 103349 105134. 500 Mark 1119 1122 4512 5285 9071 9277 12261 13881 14158 14359 15081 17562 18798 19319 21959 23527 24183 25074 28475 30456 33749 35525 35672 35789 36778 37538 40779 40958 45822 46379 49765 51640 51891 53053 55477 58681 59937 61467 62996 65605 66517 67599 69341 69818 74059 76324 77230 78535 80617 83383 84175 86208 86371 87284 93339 94630 103711. WEkVvStchexfage der KSurgUch Sächsische« K««ds»WettesWar1e x« Dresden. Freitag, den 29. April: Südwind, meist heiter, wärmer, vorwiegend trocken. Magdednrger Wettervsrhers°mc. Zeitweise heiteres, meist wolkiges bis trübes, windiges, ziemlich mildes Wetter mit Regen. fKlrckNcbs Nackriebtsn. Pulsnitz. Sonnabend, den 30. April: 1 Uhr Betstunde. Pastor Resch. Sonntag, den 1. Mai, Rogate: 8 Uhr Beichte. l Pfarrer V«9 „ Predigt (1. Thessal. 5, 17 — 18). s Schulze. V-2 „ Gottesdienst für die konfirmierte weibliche Jugend. Pastor Resch. 8 „ Jungfrauenverein An diesem Tage' wird eine Kollekte für dis Sache der evangelischen Jungfravenvereine gesammelt werden. Amtswoche: Pfarrer Schulze. —4- Irrungen. 4— Kriminal-Novelle von G. Struder. SO. Nachdruck verboten. (Schluß.) »Allmächtiger Gott, e« ist Hedwig meine unglückliche Braut!" schrie mit einem Male die Stimme eine« jungen Manne«. »Ruft sofort einen Arzt herbei, Leute, vielleicht ist noch Hilfe möglich." „Ihre Hedwig lebt und kann noch gerettet werden, Herr v. Dürrnstein", sagte Stumpf, der einige Male in seinen nassen Kleidern sich tüchtig geschüttelt und dann zu den beiden weid« lichen Gestalten sich niedergebeugt hatte. „Für die andere da» gegen kommt jede menschliche Hilfe zuH spät, ihre Seele weilt nicht mehr in diesem Körper." Etwa anderthalb Jahressspäter schritt eine« Morgen« ein athletisch gebauter Mann von etwa 40 Jahren den Waldweg hinauf, der nach dem Etzelhofe führte. E» war Frühjahr, eine milde, erquickende Luft wehte über die Fluren und überall brach üppig ein saftige« Grün auf den Wiesen und in den Wäldern hervor. Al» der Wanderer den Etzelhof in Sicht bekam, blieb er einen Augenblick stehen, ließ nachdenklich seine Blick« auf dem selben ruhen." »Wie sich doch in der kurzen Zeit die Burg verändert hat!" sprach er halblaut vor sich hin. „Kein Mensch sollte in diesem prächtigen und modernen Gebäude den alten verfallenen Stein- kästen von früher wieder erkennen. Wo jetzt dieser herrliche Garten ist, war früher ein leerer, wüster Platz, in dessen Mitte, wie ich mich noch genau erinnere, die zerfallenen Pfeiler der Zugbrücke standen, und dort wo augenscheinlich Stallungen lür die Pferde und Remisen für die Wagen erbaut sind, bildete damal« da« ganze Terrain «inen einzigen Schutthaufen. Ja, mit Geld kann man alle« in Stand bringen, man kann förmlich hexen mit demselben. Doch wie werde ich die Bewohner diese« Schlosse« vo,finden? Ob sie auch noch alle gesund und am Leben find? Und wa« für Augen werden dieselben wohl machen, wenn sie mich mit einem Male vor sich sehen!" Ein Lächeln stahl sich über seine knochigen Züge und dann schritt er rüstig vorwärt«. Al« er da« Tor de« Gitter«, welche« den Garten umschloß, erreicht hatte, zog er kräftig an der dort angebrachten Schelle, und gleich darauf kam ein Diener in Livre« h«rb«igeeilt, d«r nach sein«m Beg«hr«n sich erkundigte. .Ist Herr v. Dürenstein zu Hause?" frug der Fremde kurz. »Allerding«. Indessen ist der Herr Baron um dies« Zeit für Fremde niemal» zu sprechen. Kommen Sie diesen Nach mittag wieder." „Ach wa«", versetzte dieser lachend, „wenn der Herr Baron zu Hause ist, so bin ich auch für ihn zu sprechen. Da« weiß ich ganz genau. Und nun lassen Sie mich durch, guter Freund, denn ich werde mich sofort zu Ihrem Herrn begeben." Damit stieß er da« schwere Tor mit einem heftigen Rucke auf und schritt al»dann, den ihn höchst verblüfft anschauenden Diener zur Seite drängend, durch den Garten rasch dem Hause zu. Jetzt kam ihm der Diener nachgelaufen, dem di« «ntschiedene Art de« Fremden derart imponiert hatte, daß er dem Vorgehen derselben keinen weiteren Widerstand entgegenzusitzen wagte, sondern ihm in ziemlich ehrerbietigem Tone bemerkte, er wolle dem Herrn Baron, der sich im Kreise seiner Angehörigen be- fände, Meldung von dem «ingetroffenen Besuche machen. ,Da« ist unnötig", entgegnete der Fremde, „zeigen Sie mir nur da« Zimmer, wo die Herrschaften sich aufhalten, und lassen Sie alttdann alle» Weitere mich selbst besorgen." Der Diener führt« nun den Ankömmling über einen langen, mit Marmorplatten belegten Gang in da» Hau» und wie» ihn dann nach einem Zimmer am Ende diese» Gange«, an dessen Türe der Letztere ohne Zaudern kräftig anklopfte. Auf da« Herein öffnete er dieselbe, blieb aber einen Augenblick aus der Schwell« stehen beim Anblick der Szene, welche dort seinen Augen sich darbot. Auf dem Sopha saß eine blühend schöne und jungfräuliche Frau mit einem reizende Kinde auf dem Arme, welche« sie mit der ganzen Zärtlichkeit mütterlicher Liebe an Ihre Brust drückte, während da» kleine Wesen gleichzeitig mit den Händen in kind lichem Entzücken an dem Schnurrbarte eine« neben der Mutter sitzenden etwa 30jährigen Minne» riß. Vor d^sen drei Per sonen stand ein älterer, aber noch sehr rüstiger Herr, der mit seligem Wohlgefallen auf die Gruppe vor ihm herabblickte. Al» die Tür so energisch geöffnet wurde, schauten die drei Erwachsenen erstaunt auf, im nächsten Momente aber sprang der junge Mann von dem Sopha und stürzte dem Fremden entgegen. „Stumpf, lieber Stumpf, sind Sie e» denn wirklich!" rief er au», wobei er dessen Hand ergriff und ihn dann stürmisch umarmte, und nunmehr eilte auch die Dame, sowie der älter« Herr auf den Eingetretenen zu, um ihm herzlich die Hand zu drücken. „Ja, ich bin der alt« Stumpf, wie er leibt und lebt", er. widerte dieser, ernstlich gerührt durch diesen Empfang, „und e« freut mich außerordentlich, Sie all« so blühend und gesund wiederzusehen und wieder bei Ihnen zu sein. In Amerika habe ich eine immer heftiger werdende Sehnsucht nach dem schönen Rhein und seinen vortrefflichen Weinen empfunden, und al« da her Ihr Anerbieten, bei Ihnen, Herr v. Dürenstein, eine Stellung anzunehmen, eintraf hing ich kur, entschlossen mein Amt an den Nagel und reiste nach Hohenheim zurück. Somit befinde ich mich denn jetzt hier, um zu hören, wa» nun weiter au» mir werden soll." . „So wollen Sie allo d-finitiv bei un« bl«»ben!" rief Herr von Dürenstein au«. „O, Sie wissen ja gar nicht, welch eine unbeschreibliche Freude dieser Entschluß un« bereitet. Ihr« Stellung sollen Sie selbst bestimmen denn die Dankbarkeit gegenüber dem Retter meiner Hedwig ist grenzenlo», und ich fürchte nur, daß unser ganze» Leben nicht hinreicht, um Ihre Aufopferung Ihnen in genügender Weise vergelten zu können." Menn ich bitten darf, kein Wort mehr hiervon, mein ver ehrter Herr v. Dürenstein!" sprach Stumpf abwehrend. „Die erste Stunde unsere» Wiedersehen» soll nicht durch solche traurige Erinnerungen getrübt werden. Ich bringe übrigen« ein hübsche» kleine« Kapital mit, von dessen Zinsen ich ungefähr leben kann, und wenn e« mir erlaubt wird, mich hier und da nützlich zu erweisen, mit Ihnen ,u verkehren, sowie an dem Au'blühen der von Dürensteinschen Jugend mich zu erfreuen, so wüßte ich nicht, wa« mir noch weiter fehlen sollte. Ich bin entschlossen, hier mein Leben zu beschließen — sofern Sie mich nicht von sich jagen. Denn alsdann kehre ich auf der Stelle wieder nach Amerika zurück." „Herr Stumpf hat Recht", sagte der altere Herr, der kein Anderer war al« der Vater der jungen Frau, „wir wollen da« Wiedersehen in fröhlicher Weise feiern und daher nach alter und guter Sitte zunächst einige Flaschen Wein zusammen au«- leeren. E« müssen noch verschiedene Flaschen von dem 56«r, den ich dir bei der Gelegenheit der Taufe meine« Enkel« ge ¬ schenkt habe, im Keller sein, Ferdinand, diese wollen wir jetzt heraufholen lassen. Für Herrn Stumpf, dem wir All« so sehr viel zu verdanken haben, ist da« Best«, wa« unser Hau« auf weisen kann, noch nicht gut genug." „Sind Sie doch wieder bei diesem Thema!" bemerkt« Stumpf lachend. „Sir wohnen jetzt wohl gleichfall« auf dem Etzelhofe, Herr Bürgermeister?" „Da« nun gerade nicht. Ich wohne noch immer in meinem alten Hause, aber bring« doch die meiste Zeit meine« Dasein« bei meinen K ndern und meinem Enkel zu, und Bürgermeister bin ich Gottlob schon seit langem nicht mehr. An demselben Tage, an welchem mein alter Feind, der Baron v. Siepen, ge storben ist, bin ich au« dem Amte geschieden." „So ist der Baron also tot! Und wie geht e« seiner Frau?" Frau v. Siepen führt «ine traurige Existenz", erwiderte der Bürgermeister. ..Da« entsetzliche Schicksal Marga« hat ihren Geist umnachtet, sie befindet fich in einem Institut für unheilbar« Geisteskranke. Doch da kommt der Wein und da mit sei alle« Schmerzliche oder Melancholische ganz und gar au« unserer Nähe verbannt. Stoßen wir auf die« fröhliche Wiedersehen und vor allem auf da« Wohlergehen und ein recht lange« Leben unsere« treuen Freunde« Jame« Stumpf an, durch dessen Mut und Energie e« un« allein vergönnt ist, hier so glücklich und vergnügt zusammen zu sitzen." Die Gläser klangen aneinander, und dann sagte Herr von Dürenstein lächelnd: „Eigentlich wäre ich verpflichtet, noch ganz speziell auf da« Wohlergehen meine« wackeren Freunde» zu trinken und ihm meinen Dank für eine Sache abzustatten, für welche ich die» bi« dahin versäumt habe. Wer weiß nämlich, ob alle» so ge kommen wäre, wenn nicht unser lieber Gast auf mich eine» Tage» seine gewaltig« Faust gelrgt und mich eb«nso wi« jen«n Be« rüger sestgenommen und . . „Halt, nicht weiter!" unterbrach ihn Stumpf, der blutrot im Gesichte geworden war. „Er ist die» der dümmste Streich, den ich in meinem Leben begangen habe und an dem ich jetzt um keinen Prei« erinnert sein will. Ich zweifle zwar nicht daran, daß der Herr Gemahl Ihnen die ganze Geschichte bereit« mitgeteilt haben wird, gnädige Frau, aber ich müßte denselben nicht kennen, wenn er nicht hierbei die ungeheuerlichsten lieber« treibungen hätte einfleßen lassen. Später werde ich Ihnen ein mal einen wah heit»getreuen Bericht über den Vorfall abstatte«, und dann mögen Sie selbst urteilen, ob ich wirklich so ganz un verantwortlich und unentschuldbar gehandelt habe." „Ich weiß alle«, Herr Stumpf", erwiderte Hedwig mit lächelnder Miene, „und die Erinnerung an jenen Irrtum Ihrer seits hat un« in der Tat schon manche frohe Stunde bereitet. Mein armer Ferdinand ist überhaupt schwer und viel verkannt worden. Erst hält der Polizeidiener Eich, der, nebenbei bemerkt, noch immer unverdrossen seine« Amte» waltet, ihn ebenso wie der Bürgermeister für einen Vagabunden, dann halten Sie, der erfahrene und scharfsinnige Beamt«, ihn für einen Betrüger und Schwindler, und nur ich habe seiner ehrlichen Miene stet« voll und ganz vertraut. Die« beweist aber wieder einmal die Wahr heit der schon häufig gemachten Erfahrung, daß der kühle und nüchterne Verstand sich öfter« hintergehen läßt, daß die Empfin dungen de« Herzen« dagegen, welche zuweilen mit unerklärlicher und rätselhafter Gewalt für einen Menschen un» «innehmrn, nur sehr selten un« täuschen, daß mit anderen Worten dem Ge- müte mitunter eine stärkere Erkenntniskraft innewohnt, al« dem schärfsten Verstände." - Ende.
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