Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer MckendlaN und Zeitung Ielegr.-5lLr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. des ^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr autzugeben. vis künk mal gespaltene Zells oder deren Naum 12 p r., Lokaipreis 10 Pi. Neklams 25 Pi. Bsi Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larit. Srküilungsort ist Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. vszirKS-AnZSlgEr Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landrvirtschakt- lichsr Beilage" und „§ür Baus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., visrtelsährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Baus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. Q rvtte:tUsiiv umkassend dis Ortschakten: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, Bretnig, Bausrvalds, Ohorn, Oberstsina, vieder- »lllllSMuli IUt Uv.il llOilSgel rU^lSUUZU PUiSIlli), steina,Wsitzbach,Ober-u-viLdsriichtsnau^risdersdork-rhismenLorf,Mittelbach,tZrotznaundork,Lichtenberg,Klsm-Oittmannsdork. Druck und Verlag von C. L. Sörstsr's Lrbsn (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz vr. 265. Verantwortlicher Bedakteur: Z. XV. Mohr in Pulsnitz. Donnerstag, dar 12. Mai 1910. 82. Jahrgang. Das Wichtigste. Se. Majestät der König ist aus Tarvis zurückgekehrt. In Vertretung Sr. Majestät des Königs wird sich Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach London begeben. In der Ersten Kammer wurden am Dienstag mehrere Etatskapitel erledigt. Ferner wurde das Gesetz über die Landesbrandversicherungsanstalt angenommen. Eine lebhafte Debatte entspann sich bei der Schluß beratung des Antrages Brodaus über Verkürzung der geschlossenen Zeiten. (S. Landtagsber.) Die Zweite Kammer erledigte am Dienstag eine An zahl Petitionen und nahm das Kapitel 16, Eisen bahnen, in Schlußberatung. (S. Landtagsber.) Die Erste Kammer erledigte am Mittwoch einige Etatskapitel, darunter das der Universität Leipzig, genehmigte weiter u. a. den Gesetzentwurf über Ge meindeverbände und beschäftigte sich mit einigen Petitionen. Die Zweite Kammer verabschiedete am Mittwoch u. a. den Ergänzungsetar für 1910/11 nach längerer De batte, erledigte mehrere Petitionen, genehmigte das Dekret über die neue Anleihe und beschäftigte sich schließlich mit der sozialdemokratischen Interpellation über die Aussperrung im Baugewerbe. Dabei wurde festgestellt, daß Verhandlungen ungebahnt seien. Der Landtagsabgeordnete Merkel-Mylau ist aus der nationalliveralen Landtagsfraktion ausgetreten. Der Reichstag verabschiedete am Dienstag das Kali gesetz ni zweiter und dritter Lesung und vertagte sich bann bis zum 8. November. (S. Reichstagsb.) In der Mittwochsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes für den Absatz von Kali salzen in der vom Reichstag beschlossenen Fassung zugestimmt. Der Besuch der Familie Roosevelt beim Karserpaare am Dienstag - Nachmittag im Neuen Palais bei Potsdam trug rein familiären Charakter. In Frankreich tritt am 15. Juni eme Erhöhung der Tabaksteuer um 40 bis 50 Prozent in Kraft. Die Lage in Marokko soll sich nach der Times derart verschlechtert haben, daß die europäischen Einwohner von Fes daran denken, die Stadt zu verlassen. Narlamnts-Ferien. Nach einer Dauersitzung von nicht weniger als elf Stunden ist der Reichstag noch am Dienstag Abend in die Ferren gegangen und man kann ihm diesmal dis Ruhe wohc gönnen, denn er hat sie redlich verdient, Kann auch nach außen hin, wenigstens so weit e§ sich um große Vorlagen handelt, ein Erfolg weniger in die Erscheinung treten, so ist doch tatsächlich reiche Arbeit geleistet worden, und man kann in dieser Hinsicht der deutschen Volksver tretung die Anerkennung nicht versagen. Hat man doch den Etat rechtzeitig erledigen können, obwohl es dabei recht ausgedehnte Debatten gab, denn unter völlig ver änderten innerpolitischen Verhältnissen war der Reichtag wieder zusammengetreten, ein neuer Kanzler war zur Stelle, mit dem Sturze des Fürsten Bülow war die Block politik zertrümmert worden und nach der Finanzreform war unzweifelhaft wieder eine Annäherung der Regierung an das Zentrum erfolgt. Nach üstz Monate langer Arbeitszeit sind an grö ßeren Gesetzen verabschiedet worden: das Beamtenhaft pflichtgesetz, das Stellenvermittlergesetz, den Entwurf über die Entlastung des Reichsgerichts, den Entwurf zur Aus führung der Berner Konvention zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst, das Kaligesetz, daS Kolonial beamtengesetz und die nachträgliche Regelung der Besol dungsverhältnisse der Kolonialbeamten. Von kleineren Entwürfen wurden erledigt: einige Nachtragsetats für 1909 und 1910, die Handelsverträge mit Bolivien und Portugal, die Entwürfe über die Regelung der Handels beziehungen mit England und Nordamerika, der Entwurf über die AusstandS-Ausgaben in Südwestasrika, die Ver ¬ einbarung über die Verlängerung des deutsch-schwedischen Handelsvertrages, das Zusatzabkommen zum deutsch- ägyptischen Handelsvertrags, das Konsulatsgebührengesetz, eine Novelle zum ReichSschuldb ^ch Abgelehnt wurde nur ein Gesetz, nämlich der Entwurf über die Ausgabe kleiner Aktien in den Konsulargerichtsbezirken und in Kiautschau Freilich ist noch reichliche Arbeit übrig geblieben, insbe sondere die Erledigung der Reichsversicherungsordnung und die Strafprozeßordnung, wegen deren sogar die Kom missionen auch im Sommer tagen werden, um die Er ledigung der Entwürfe nicht gar so weit hinauszuschieben, da ja da§ Ende der Legislaturperiode immer mehr heran kommt. Zu erledigen ist außerdem noch die Verabschie dung des Arbeitskammergesetzes, die Heimarbeitsnovelle daS Reichsbesteuerungsgesetz, die neue Strafprozeßordnung und schließlich noch zwei Entwürfe, bei denen es zu langen Beratungen und Abänderungen noch kommen wird, der Fernsprechgebührenordnung und dem Wertzuwachssteuer- gesetz, welch letzteres man noch vor der Tagung erledigt hätte, wenn es nach den Wünschen der Regierung ge gangen wäre. Hierbei hat aber der Reichstag gestreikt, mit dem Argument, daß weiteres Material geprüft wer den müsse und die Angelegenhe t demgemäß noch nicht völlig spruchreif sei. Für die Interessenten ist dieses Hinausschieben freilich sehr mißlich, weil man absolut nicht übersehen kann, wie sich die Bestimmungen schließ lich gestalten werden, sodaß eine Stockung aus dem Bau- markte und damit eine Schädigung mancher Kreise nicht äusbleiben wird. Für den Winter ist also mehr als reich lich Arbeit vorhanden, die Tagung dürfte wahrscheinlit, sehr lang werden und es ist sehr wohl möglich, daß sie die letzte dieses Reichstages sein wird. OerMckss unQ SöcÄsisiÄSS. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter zu Pfingsten > scin?) Ja, jetzt muß der Wetteronkel notgedrungen j Farbe bekennen, wie er sich Lie Psingstwitterung denkt. Es ist eine schlimme Woche für die Wetterpropheten, von allen Seiten werden sie mit Fragen bestürmt; was sie aber auch sagen mögen und ob ihre Ansage zutrifft oder nicht, auf Anerkennung haben sie wohl nicht zu rechnen, es findet am eintretenden Wetter oder an der Prognose ein Jeder etwas auszusetzen und des Raisonnierens ist kein Ende. DaS soll den Wetteronkel aber nicht abhalten, seine Ansicht klar zu äußern. Die Pfingstvorwoche setzte in fast ganz Deutschland mit Regenfällen, teilweise auch Ge wittern ein, verschiedene Wirte liefen deshalb schon mit recht mißvergnügten Gesichtern herum; man kann es ihnen nachfühlen, „Schein auf Schein oder nicht", das ist jetzt die Frage, wobei natürlich nur 100 M-Scheine eine Rolle spielen. Der Tourist, der vielleicht eine vier- bis sechs tägige Gebirgswanderung machen möchte, blickt auch nicht besonders freundlich drein, wenn er liest, daß es auf dem Brocken am Sonntag und Montag geschneit hat. Vor gestern befand sich nun eine Depression über Pommern, an deren Süd- und Ostseite starke Erwärmung eingetre ten war, sodaß Montag 8 Uhr vormittags Memel, Riga, PinSk und Triest 14, Wilna und Florenz 1S, Lemberg 16, Belgrad und Hermannstadt 19 Grad meldeten. Die Stö rung schritt nordwestwärts fort, aber Ostdeutschland und Westrußland zeigte neue Abkühlung. Dagegen hat Pe tersburg, Finnland und Haparanda starke Erwärmung aufzuweisen in der Nähe eines „Hoch", das sich südwest wärts ausbreitet. Wenn wir nun aus dem Gebiet des Einflusses einer noch über Italien befindlichen Störung sind, so wird das Wetter heiterer und wärmer werden, weil, wie wir ja wissen, das nordöstliche „Hoch" in der Ausbreitung nach unserer Gegend hin begriffen ist. Wir glauben also, daß wir kein verregnetes Pfingsten j zu erwarten haben, es dürfte auch die Temperatur an genehm sein und ein beträchtlicher Teil der Feiertage wird Sonnenschein bringen unter Einfluß hohen Drucks. Es könnte sogar möglich sein, daß die Festtage ohne Re gen bleiben, doch ist dies noch nicht ganz sicher. Jeden falls verdient das kommende Pfingsten nach den jetzigen Aussichten die Bezeichnung „ziemlich schön!" Also los gewandert und loSgereist, wer die Absicht und — das Geld hat! Ob sich die Absichten noch weiter bessern oder, was wir schließlich nicht hoffen wollen, verschlechtern, da rauf kommt der Wetteronkel demnächst noch zurück. Pulsnitz. Der Deutschnationale Handlungs- gehilfen-Verband hielt am Sonntag, den 8. Mai in Pulsnitz (SchützenhauS) eine öffentliche Versammlung ab, die stark besucht war und in der Herr Hildenhagen- DreSden über das Thema: „Was will der Dutschnatio nale Verband" sprach. Redner gab als Einleitung eine Schilderung der Entwicklung des deutschen Handels in den letzten Jahrzehnten, die den HandlungSgehilfenstand überhaupt erst geschaffen hat, da in der heutigen Zeit die weitaus größte Anzahl der Handelsangestellten Zeit ihres Leben in abhängiger Stellung verbringen müssen. Diese Entwicklung hat den ersten Anlaß zur Gründung von Berufsorganisationen auch im Handlungsgehilfen stand gegeben. Die größte dieser Organisation ist der Deutschnationale HandlungSgehilsen-Verband, der 120000 Mitglieder in 1200 Ortsgruppen vereinigt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen Mitgliedern mit Rat und Tat beizustehen, diese mit den Kenntnissen auszurüsten, welche in der jetzigen Zeit mit Fug und Recht von einem tüchtigen Handlungsgehilfen verlangt werden. In Ham burg hat der Verband eine höhere Handels-Lehranstalt geschaffen. In fast allen Ortsgruppen des Verbandes werden jährlich Unterrichtskurse veranstaltet, die den Mitgliedern Gelegenheit geben, ihre Kenntnisse zu er weitern. Diese Arbeit und Tätigkeit des Verbandes kommt in erster Linie den Prinzipalen zu statten und ist von diesen auch schon vielfach dankbar anerkannt worden. Auch auf dem Gebiet der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Handelsangeftellten durch die sozialpoli tische Gesetzgebung ist der Verband in hervorragender Weife tätig gewesen. Die Wünsche deren Erfüllung von der Gesetzgebung erwartet werden, lassen sich durchführen im Rahmen der bestehenden Staats- und Gesellschafts ordnung und liegen auch durchaus im Interesse der Prinzipale. Redner behandelte sodann die Forderungen des Verbandes im einzelnen und bedauert, daß aus Pulsnitz keine Prinzipale erschienen sind. Zum Schluß berichtet der Vortragende über die Tätigkeit des Verbandes, den nationalen Gedanken zu verbreiten und vaterlän dische Gesinnung zu pflegen. Reicher Beifall lohnte den Redner für seine Ausführungen. Nach dem Vortrag fand eine freie Aussprache statt, in der sich alle Teilnehmer zustimmend zu dem Vortrage äußerten. —i. Pulsnitz, „Aus alter Zeit! Bilder aus der Vergangenheit von Pulsnitz" betitelt sich eine von Paul Hübschmann-Königsbrück verfaßte Abhandlung über die Vorgeschichte unserer Stadt. Wir bringen dieselbe unseren werten Les.rn in mehreren Abteilungen zur Kenntnis, und zwar: I. Die Entstehung von Pulsnitz. II. Die Herren von Pulsnitz. III. Nm 1550. IV. Der schwarze Tod (die Pestzeit). V. Kriegsstürme und andere mehr. Pulsnitz. Auf dem Schützenplatze herrscht wie der reges Leben. Man ist mit dem Aufbauen der Schank zelte, Buden und Schau- und Belustigungsstätten be schäftigt, die während des am zweiten Feiertag beginnen den Pfingstschießen d r privilegierten Schützengesellschaft den Festbesuchern hinreichend Vergnügen bieten werden. Der Platz wird diesmal ein buntes, vielbelebteZ Bild zeigen; unter anderen Schaustellungen ist PatyS moder nes, höchst sehenswertes kinematographisches Theater ein getroffen und wird eine schöne Zierde für unseren Schützen platz bilden. Pulsnitz. DasHotelundReftaurantSchützen- tzaus, hier, soll nächsten Dienstag, den 17. Mai aus 6 Jahre verpachtet werden. Die neue Pachtzeit beginnt Ostern 1911. — (Zur Zeppelinfahrt') Nach einem Schreiben der Luftschiffbau-Gesellschaft Zeppelin, gerichtet, an die Re daktion des in Bischofswerda erscheinenden „Sächs. Erz.", steht es noch nicht fest, ob Zeppelin bei der Rückfahrt über Breslau die Lausitz berührt, doch wird die Zusi cherung gegeben, daß ein Zeppelin-Luftschiff, wenn nicht Heuer, so doch bestimmt im nächsten Jahre die Lausitz berühren wird, indem es im angezogenen Schreiben heißt: „Wenn wir auch leider keinerlei Zusagen machen können, so werden wir doch nach Möglichkeit bemüht sein, den Wünschen der Lausitz gerecht zu werden, und gelingt es nicht in diesem Jahre, dann doch bestimmt und späte stens in den nächsten. Häslich, 12. Mai. (Schadenfeuer.) Gestern Abend in der elften Stunde brannte hier die dem Steinarbeiter Großmann gehörige, aus Wohnhaus und Scheune be stehende Wirtschaft bis aus die Umfassungsmauern nieder. Die Entstehungsursache ist unbekannt. DaS Vieh und der größte Teil des Mobiliars konnten gerettet werden. Von den anwesenden Spritzen erhielt Bischheim die erste und Gersdors die zweite Prämie.