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Pulsnitzer Wochenblatt : 05.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191005050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19100505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19100505
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-05
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 05.05.1910
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Nr. 52. Pulsnitzer Wochenblatt. — Mittwoch, den 4. Mai 1910. Seite 2. zehnten Mai — Ist der Weltuntergang! — Am neun zehnten Mai — Ist alles vorbei!" Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Sonn tag sein?) „Die Gaben sind ungleich in der Welt be stellt, der Eine hat den Beutel, der Andere das Geld." Und wie es mit dieser Sache ist, so ist er auch mit der Temperatur, selbst in Europa. Da hatten heute das westliche Rußland und Galizien, sowie das nordwestliche Deutschland, Vormittags 8 Mr schon 13 bis 14 Grad Celsius, eine Wärme, die selbst Mittags im übrigen Deutschland nicht oder kaum erreicht wurde. Wir er warten noch keine erhebliche Erwärmung bei uns, da schon wieder Störungen vom Ozean herankommen, die stärkere Bewölkung bedingen werden, für Sonntag dürf ten wir wechselnd bewölktes, nur mäßig warmes Wetter mit etwas Regen zu rechnen haben. Ein „Hoch" lag heute über England, das einen Ausläufer bis nach Nord- kandinavien entsandte; letzterer wird Südostwind vor rücken und etwas Besserung bringen. Da dann aber sehr schnell eine nordwestliche Störung hsranzieht, so ist schon Himmelfahrt wieder etwas Regen zu erwarten. — Wenn somit Himmelfahrt und am Sonntag recht anhal tender, lachender Sonnenschein und blauer Himmel zu erwarten ist, so wollen wir nur bescheiden zufrieden sein, wenn nur wenigstens die beiden Pfingsttage herrliches Wetter bescheeren. Dies wünscht der Wetteronkel sowohl im Interesse der Wirte, als in den aller Touristen und Wandrenden. — Da Gras Zeppelin seine Fahrt von Wien nach Dresden nicht, wie er es erst beabsichtigt hatte, über Böhmen nimmt, sondern über Oderberg, Breslau, Lieg nitz, Görlitz, wird aller Wahrscheinlichkeit nach unsere Stadt bez. unser Bezirk auch einmal den Anblick eines durch di« Luft steuernden lenkbaren Luftschiffes haben. — Der Mai hat seinen Anfang genommen. Der Akai ist der ausgesprochene Lieblingsmonat der germa nischen Völker. Er, den sie Wonnemond, Blumenmond, Blütenmond nennen, hat etwas unsagbar Liebes und Inniges in der Art, wie er sich in unseren Breiten zu geben pflegt. Der Mai ist der Monat des Maibaums, der Maien, des Maigrafs, des Maikönigs, des MaienrittS und des MaientrinkenS, er ist auch der Monat der Poesie. Die große Sehnsucht, die winterlang in unserem Herzen sang, ist nun in Erfüllung gegangen, ist Wahrheit und Wirklichkeit geworden. Millionen Lieder, die im Geäst blühender Bäume jubeln, künden, daß Trauer und Trüb sal, F.ost und Dunkelheit endgültig vorüber sind. Der Mai ist der Monat des Lichts. Heller und wärmer be ginnt wieder die Sonne zu strahlen. Schöner und leb hafter beginnt sie Blatt und Blüte, Blume und bald auch Frucht heroorzuzaubern. Zaubermächte blitzen und blinken im Sonnenstrahl. Die österliche Verheißung wandelt sich zur pfingstlichen Erfüllung um. Kein Hemm nis, kein Rückschritt mehr. DaS Leben hat über die letzten Verstopfversuche des Todes gesiegt. Und das Leben lockt. ES zieht uns hinaus aus Heim und Haus. ES treibt uns hinein in die lachende, goldene Welt. — Uebe- das Feuerwehrwesen im Königreich Sachsen hat der Landesverband Sächsischer Feuerwehren nach dem Stande vom 1. Januar 1910 eine Statistik ausgenommen. Danach zählt der Verband, dem außer den Berufsfeuerwehren zu Dresden, Leipzig und Chemnitz sämtliche freiwillige Feuerwehren zugehören, gegenwärtig 879 Wehren mit 47131 Mitgliedern. Die Statistik von 1909 wies 874 die für 1908 858 Verbandswehren nach. Die Pstichtfeuerwehren Sachsens entbehren noch der Organisation. Lichtenberg, 4. Mai. Noch hält der Schrecken des am 2. d. M. in unserem ^Orte geschehenen Unglücksfalles die Gemüter inAusregung undschonwareS leicht möglich, daß heute etwas ähnliches passieren konnte. Angehörige des Trainbataillons fuhren heute früh »/t6 Uhr mit Geschirr von hier nach Radeberg, um von da mit der Bahn nach Dresden zu dem heute dort stattfindenden Heimatfeste zu fahren. Die Pferde waren nahe daran durchzugehen, als der Wagen an eine Barrierensäule an prallte und zum Weiterfahren unbrauchbar wurde. Nur der Entschlossenheit und dem mutigen Eingreifen des Geschirrführers Haase von hier ist es zu danken, die Pferde zum stehen zu bringen und großes Unglück zu verhüten. Die Pferde wurden in einen anderen Wagen gespannt und die Festteilnehmer konnten, außer den Schrecken ohne besondere Verletzung ihre Weiterreise fortsetzen. Großröhrsdorf. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist in dem Photographischen Atelier des Herrn Krzr> winski auf der Großmannstratze ein EinbruchZ- diebstahl ausgeführt worden. Der Dieb, der sich durch ein kleines Fenster hindurchgezwängt hatte, um Einlaß in das Atelier zu erlangen, hatte es augenscheinlich we niger auf Geld oder andere Wertsachen abgesehen, die er unberührt ließ, als vielmehr auf das im Atelier zu pho tographischen Zwecken auchewahrte Gift, von dem er einige Fläschchen mitnahm. Ob sich die nach einer ge wissen Richtung hinweisenden Verdachtsmomente über die Person des Täters und die Ursachen der Tat be stätigen, muß abgewartet werden. Schwepnitz, 2. Mai. Unsern Ort hat ein schmerzli cher Verlust betroffen. Herr Fabrikdirektor Emil Loch mann ist am Freitag abend nach kurzem Krankenlager durch den Tod seinem umfangreichen Wirkungskreise ent rissen worden. Die Glaswerke August Leonhardi haben mit dem Verewigten ihren langjährigen, gewissenhaften Leiter und unser Ort eine um Schwepnitz sich hochver dient gemacht habende Person verloren. Dresden, 3 Mai. Der konservative Landtagsabge- ordnere Sieber, Vertreter des 44. ländlichen Wahlkreises, wurde heule im Landtage während einer Sitzung der Rechenschaftsdeputation, deren Mitglied er ist, von einem Unwohlsein befallen. Er wurde 'sofort nach seiner hiesi gen Wohnung in der Ferdinandstraße überführt und ist dort alsbald am Schlaganfall gestorben. 8. Dresden, 1. Mai. (Heiratslustige Männer zur Auswahl.) Eine originelle und launige Antwort haben die Schülerinnen eines Dresdner Malinstituts dem Vizepräsidenten des sächsischen Landtages, Geheimrat Opitz, aus einen Vortrag des letzteren über den Konservativis mus und dessen Stellung zur Frauenfrage zugehen lassen. Das Schreiben lautet: „Sehr geehrter Herr Geheimrat! Mit großem Interesse haben wir Ihre die Frauenfrage betreffende Rede gelesen. Wie alle wichtigen Tagesereig nisse wurde sie natürlich in der Malstunde sofort zur Debatte gebracht; doch war diese ausnahmsweise sehr chnell beendet, da wir uns gleich alle offen zu ihrer An- icht bekannten. Auch wir sind der Meinung, daß die Zrau nur fürs Haus und zur Gefährtin des Mannes ge- chaffen ist, doch leider sind unsere Bemühungen, einen Gefährten zu finden, stets an der Heiratsunlust der Männer gescheitert. Da Sie aber doch sicher bereits Wege gefunden haben, dieser zu steuern (sei es durch Heiratsprämien oder andere Anregungsmittel), wenden wir uns vertraulich an Sie mit der Bitte, uns einige jeiratslustige Männer zur Auswahl zu senden. Wir sind eben Dienstag und Donnerstag im Atelier X-Straße zu prechen. Der Malerei haben wir uns nur in Ermange- mng eines besseren Lebenszweckes zugewendet. Wir sind bereit, sie sofort aufzugeben und nur noch dem Manne zu leben. Ueberhaupt sind wir sehr anspruchslos; einem Mann zuliebe können wir alles aufgeben. Wir sind übrigens auch alle mehr oder weniger jung und hübsch. Doch möchten wir, falls Sie unseren Wunsch erfüllen, auch bitten, einen heiratslustigen Großpapa für unsere Lehrerin mitzuschicken, da sie durch unseren Abgang doch brotlos werden muß. Aber wir möchten damit nicht etwa sagen, daß nicht auch wir mit einem älteren Herrn zufrieden sein würden, wenn er noch einigermaßen rüstig ist. In der Hoffnung auf baldige Antwort, Ihre Ihnen dankbar ergebenen Maljungfrauen. 88. Als Treffpunkt könnten wir auch die Kunstausstellung empfehlen, da sie, außer an Sonntagen, wo es nur 20 Pfg. Eintrittsgeld kostet, der einsamste Platz in Dresden und Umgegend ist und die günstigste Gelegenheit zu ungestörten Aussprachen bietet." — Für daS 9. WettinbundeS schießen ist jetzt an alle sächsische Schützengesellschaften das Festplakat zum Versand gelangt. ES zeigt im Vordergründe zwei Schützen der Feststadt Großenhain, einen mit Gewehr im Anschlag, den anderen nach abgegebenen Schuß und im Hintergründe die im Flaggenschmuck prangende Feststadt Großenhain, überragt vom Kupserberg. Das überaus wirksame Plakat ist gefertigt nach dem künstlerischen Ent würfe des Großenhainer Malermeisters W. Jähne, der sich frei hält von überflüssigen Bilderzierrat, dafür durch große Figuren und dunkele Flächen prächtige Reklame- wirkung erreicht. Die Mitglieder des Wetttnschützenbun- des dürste es interessieren, daß für den Gabentempel be reits verschiedene Ehrenpreise angemeldet sind, allen voran einer Sr. Majestät des Königs. Für das Fest werden aus dem überaus freundlich im Stadtpark gelegenen Festplatz eine große Schteßhalle, sowie eine Festhalle er richtet, letztere in solcher Größe, daß sie für 2000 Perso nen Platz gewährt. Bet dem 9. Wettinbundesschießen wird erstmalig nicht nur auf 28 Scheiben- und Pistolen- ständen geschossen, sonoern auch ein Vogelpremienschießen mit Rüstung stattftnden, da in der Feststadt neben der Priv. Scheibenschützen- und der Freihandschützen- auch eine Priv. Stahlbogen-Schützengesellschaft existiert. Alle drei Gesellschaften sind Mitglieder des WettinbundeS. — Die Königliche StaatSregierung hat der Elektrtzi- täts- und Straßenbahngesellschaft in Zwickau die Kon zession zu den Vorarbeiten für die elektrische Bahn von Schneeberg nach Auerbach i. V. erteilt. Schneeberg. Ein kaum der Schule entwachsenes Bürschchen kehrte spät abends mit seiner „Braut" in einem Restaurant in Albernau ein. Als der Bruder des Mädchens dieses mit nach Hause zu gehen aufforderte, zog das Bürschchen plötzlich einen geladenen sechsläufigen Revolver und bedrohte mit diesem feinen zukünftigen Schwager! Durch das Dazwischenkommen des Wirtes, der den Revolver wegnahm, wurde Unheil verhüt-t. Gibt's denn in Schneeberg keine ungebrannte Asche? Das wäre für so'n Bürschchen doch noch das beste. SScksiscbsr Landtag. Dresden, 3. Mai. (1. Kammer.) Das Haus erledigt debatte los eine Anzahl Kapitel des Etats und zwar zunächst Kapitel 77, Bergakademie Freiberg betr., über das Prinz Johann Georg den Bericht erstattet. Ferner wird der Entwurf eines Gesetzes, ent haltend Nachträge zu dem Gesetze über die Verwaltungspflege vom 19. Juli 1900, und zu dem Gesetze, die Form der Eidesleistung betr. vom 20. Februar 1879 nach dem Berichte der Deputation angenommen. Debattelos finden ferner Titel 10 des außerordent lichen Etats für 1910/11, den viergleisigen Ausbau der Linie Dresden-Werdau zwischen Hainsberg und Tharandt betr., sowie Kapitel 34 des ordentlichen Etats von 1910/11, Ortenskanzlei betr., Annahme. Sämtliche Beschlüsse erfolgen in Uebereinstimmung mit der 2. Kammer. Nach Erledigung einer Reihe von Petitionen s vertagt sich das Haus auf morgen mittag 12 Uhr. Dresden, 3. Mai. (2. Kammer.) Auf der Tagesordnung steht zunächst die Schlußberatung über verschiedene Uebersichten des Rechenschaftsberichtes auf die Finanzperiode 1906/07. Aus dem vom Abg. Singer (Natl.) gegebenen Bericht ist zu ersehen, daß das Reinvermögen des Staates an Kassenbeständen, Außen ständen und Vorräten in der genannten Finanzperiode sich um 29 700000 M auf 189 730000 M erhöht habe. Das unbewegliche Staatsvermögen erhöhte sich um 29 Millionen auf 1401500000 M. Die Staatsschulden verminderten sich um 23'/z Millionen. Aus diesen Ziffern sei zu ersehen, daß der Finanzminister eine gesunde Wirtschaftspolitik befolgt habe nach dem Motto: „Wer seine Schulden bezahlt, verbessert seine Güter." Der Minister habe sich in der Finanzgeschichte Sachsens ein Ruhmesblatt mit dem Namen „Wilhelm v. Rüger" gesichert. Abg. Frästdorf (Soz.) glaubt, als Mitberichterstatter der Deputation darauf Hinweisen zu müssen, daß die letzten Ausführungen des Berichterstatters lediglich dessen persönliche Anschauungen enthielten. Das Haus beschließt, der Regierung betreffs des mittels Dekretes vorgelegten Rechenschafts berichtes für die Finanzperiode 1906/07 Entlastung zu erteilen, und zwar, was die Uebersicht L anlangt, für diejenigen Teile, für die abgeschlossene Rechnungen vorliegen. Es folgt die Schluß beratung über das Dekret, betr. den Bau einer vollspurigen Neben bahn von Theuma nach Plauen, Nach unwesentlicher Debatte erklärt sich das Haus, mit den: Bau einer vollspurigen Nebenbahn von Theuma nach Plauen-Chrieschwitz einverstanden, bewilligt als erste Rate 800000 M und beschließt, die Petition der städtischen Kollegien zu Falkenstein und Auerbach, soweit sie sich auf bessere Betriebsverhältnisse und Schnellzüge auf der Linie Herlasgrün- Falkenstein bezieht, der Negierung erneut zur Erwägung zu über weisen, im übrigen die eingegangenen Petitionen durch den ge faßten Beschluß für erledigt zu erklären. Ohne wesentliche Debatte erklärt sich die Kammer ferner einverstanden mit der Gewährung einer staatlichen Beihilfe zur Herstellung einer Drahtseilbahn Erd mannsdorf-Augustusburg. Zu diesem Zwecke werden 175000 M, das heißt 25 000 M mehr als das Dekret verlangt, bewilligt und die dazu vorliegenden Petitionen für erledigt erklärt. Die Pe tition des Gemeinderates zu Gelenau und Gen. um Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn Annaberg-Chemnitz übe« Schön- feld-Ehrenfriedersdorf-Gelenau mit Anschlußpetitionen beschließt das Haus, auf sich beruhen zu lassen. Die Petition einiger sepa rierter evangelisch-lutherischer Gemeinden ungeänderter augsburgi- scher Konfession um Abschaffung bezw. Ermäßigung der Gebühren bei Austrittserkiärungen aus anerkannten Religionsgemeinschaften wird der Regierung zur Erwägung überwiesen. Die Petitionen kaufmännischer Vereine um Einführung obligatorischen Fach- und Fortbildungsunterrichts für Handlungsgehilfinnen werden nach unwesentlicher Debatte der Regierung als Material für das ge plante Volksschulgesetz überwiesen. In gleichem Sinne wird die Petition des Schulvorstarides zu Leuben um Aufhebung von Z 4 Abs. 1 des Volksschulgesetzes erledigt. Eine längere Debatte ent- spinnt sich über die Petition des Volksbundes zur Bekämpfung des Volksbundes in Wort und Bild zu Berlin sowie des Frei maurerischen Vereins zu Dresden, betr. die Vorführungen der Mutskope und Kinematographen, sowie die Ausstellung und den Verkauf anstößiger Schriften und Bilder. Die Deputation bean tragt durch ihren Berichterstatter Abg. Posern (Natl.h die Peti tionen der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Die Redner sämtlicher Parteien treten dem Anträge der Deputation bei und geben verschiedene Anregungen zur wirksamen Bekämpfung der Schundliteratur. Staatsminister Dr. Beck gibt seiner Freude über die Einmütigkeit der Stände in dieser Frage Ausdruck, sagt die reiflichste Erwägung der vorgeschlagenen Mittel zu und spricht die Hoffnung aus, daß es dadurch gelingen möge, das Gist der Schundliteratur aus dem Volke zu bannen. Hierauf wird der Antrag der Deputation angenommen. Es folgt die Petition der gemeinsamen Ortskrankenkasse in Chemnitz als Vorort der Freien Vereinigung Sächsischer Ortskrankenkassen wegen Abänderung der ärztlichen Standesordnung. Die Deputation ist geteilter Ansicht. Die Mehrheit der Deputation beantragt, die Petition der Regie rung insoweit zur Erwägung zu überweisen, daß zur endgültigen Entscheidung der Differenzen zwischen Aerzten und Krankenkassen eine unparteiische Rekursinstanz einberufen werden könne, im übrigen aber die Petition mit Rücksicht auf die dem Reichstage vorliegende Reichsversicherungsordnung auf sich beruhen zu lassen. Die Minderheit der Deputation beantragt, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Für die Mehrheit der Deputation sprechen Abg. Schuls« (Soz.) und in langen Ausführungen Abg. Fräfidorf (Soz.). Den Standpunkt der Minderheit vertritt Abg. siettner (Natl.). Nach einer kurzen Entgegnung des Ministerialdirektors Dr. Rum pelt ergreift Präsident Dr. Vogel das Wort zu folgender Mit teilung: Ich habe Ihnen eine schmerzliche Mitteilung zu machen. Unser Kollege, der Abg. Sieber ist nach kurzem Unwohlsein an einem Herzschlage verschieden. Er war uns ein treuer, lieber Mitarbeiter. Wir werden ihm ein treues und dankbares Andenken bewahren. Sie haben sich zu Ehren des verstorbenen Kollegen von Ihren Plätzen erhoben und haben damit Ihrem Mitgefühl Ausdruck gegeben Ich schlage Ihnen vor, die Sitzung zu schließen, nachdem ich noch die Tagesordnung für morgen verkündet haben werde. Das Haus beschließt demgemäß und vertagt sich. Lagesgesedickts. Deutsches Reich. Berlin, 3. Mai. In der Budget- kommission des Reichstages teilte vor Eintritt in die heutige Tagesordnung der Vorsitzende Freiherr v. Gamp (Reichsp.) mit, daß die Reise der Budgetkommission nach dem westdeutschen Industrie-Gebiet nunmehr für den 18.—25. Mai geplant ist. — Für die Behandlung der Frage der Diäten für die Sommerkommissionen (Reichs- versicherungsordnung und Strafprozeßordnung) wurde eine Subkommission eingesetzt, — Das Kolonialbeamten gesetz wurde mit einigen unwesentlichen Abänderungen in zweiter Lesung angenommen. — Vor einigen Tagen hat der Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsoerleger, Sitz Hannover, ein Rund schreiben an alle Mitglieder des Vereins verschickt, in dem er gegen die Veröffentlichung von unreellen und unsitt lichen Anzeigen in der Presse entschieden Stellung nimmt. er Verein empfiehlt seinen Mitgliedern — und diese Bitte sei hiermit auch an die Blätter gerichtet, die dem Verein noch nicht angehören — sämtliche Anzeigen, die als unreell oder unsittlich erkennbar sind, von der Ver öffentlichung auszuschließen. Besonders wendet sich das Rundschreiben gegen die Aufnahme der sogenannten Blut- stockungsanzeigen. Es kann zwar nicht als die Aufgabe der Zeitungsverleger angesehen werden, dem Publikum die Prüfung abzunehmen, ob ein zweifelhaftes Angebot auch vorliegt oder nicht — das Publikum muß in jeder Beziehung selbst eine gewisse Kritik üben —, aber jeder Zeitungsverleger, dem sein Ansehen und sein guter Ruf, sowie der der deutschen Presse am Herzen liegt, wird doch alles tun, was in seinen Kräften steht, um derartige An gebote von dein Leserkreise seines Blattes fernzuhalten. — Theodor Roosevelt macht die Leute neugierig auf seine Reds, die er an der Berliner Universität zu hal ten gedenkt. Einem Journalisten gegenüber bezeichnete er sie selbst als die wichtigste seiner europäischen Reden. Sie wird sich hauptsächlich mit der Festigung des natio nalen Friedens beschäftigen. Da kann man wohl ge spannt sein, was Roosevelt uns zu sagen haben wird. Die bisherigen Reden, vielleicht abgesehen von der in Kairo gehauenen, erheben sich nicht über den Durchschnitt boten wenigstens nichts anderes, als was man schon aus den Schriften des Expräsidenten kennt. In Berlin trifft Roosevelt am 10. d. M. ein. — Das jüngste Parlament, der Landesrat in Deutsch-Südwestasrika, faßt einen Beschluß, wo nach die Anerkennung der vor 1905 standesamtlich ge schlossenen Ehen Weißer mit Bastardfrauen sowie scharfe Maßregeln gegen die Zunahme der Mischlinge verlangt werden. — Die Rentabilität des Kaiser Wilhelm Kanals steigt von Quartal zu Quartal in erfreulicher Weise. Die Netto-Einnahme betrug im ersten Quartal
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