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BeilMeMrnLulsniher Wochenblatt Yr. SV. Honnakend 30. April MV lismus nur der rednerische Pomp im leidenschaftlichen Parteikampfe, und er dient außerdem auch noch dazu, den munteren Volksmassen in Frankreich Sand in die Augen zu streuen. Auf dem Gebiete des französischen Parlamentarismus werden daher die Neuwahlen schwer lich eine nennenswerte Veränderung herbeiführen. Nus Som Ssricktssaale. Pulsnitz. Schöffengericht. (Sitzung am 27. April (9(0.) (. weil der Bandweber ff. in Vhorn im Januar dss. Jahres im Staatsforstrevier Röhrsdorf einen 5 Meter langen und 9 Lentimeter starken kiefern Alotz weggenommen hatte, hatte er sich am Mittwoch vor dem Rönigl. Schöffengericht zu verantworten. Er wurde wegen Diebstahls !m ideellen Zusammentreffen mit Uebertretnng nach K (5, Ziff. 2, des Feld« und Forststrafgesetzes zu einem Tage Gefängnis kostenpflichtig verurteilt. 2. weiter wird verhandelt gegen dar Dienst mädchen A. aus Pcietitz. Die A. hatte dem beim Raufmann R.. in Pulsnitz befindlichen Dienstmädchen G. aus deren unverschlossener Rammer im Februar dss. I. den Betrag von etwa 2,80 M und im März dss. I. 2,50 M wegenommen. Die Angeklagte wurde unter kostenloser Freisprechung von der Anklage des Diebstahls in einem Falle wegen Diebstahls in andern Falle zu einen verweile kostenpflichtig verurteilt, s. Die weiter anstehende ffauptverhandlung gegen den suspendierten Polizeiexpedienten N. in Dresden wegen Uebertretnng in Meldesachen wurde auf den (2. Mai (9(0 vertagt, da sich die Er hebung weiterer Beweise erforderlich machte. 8 Bautzen, 28. April. Jugendgericht des Landgerichts. (Nacbdr. verb.s Sehr geneigt zum Eingriff in fremdes Eigentum scheint der wegen Diebstahls schon zwei mal vorbestrafte erst (4 Jahre alte landwirtscbaftliche Arbeiter Paul Richard Mütze aus ffäslich bei Ramenz zu sein. Im Sommer <909 entwendete er dem Brennmeister Schmidt in Röckelwitz eine Taschenuhr, am 6. März dem bei dem Gutsbesitzer Schepschick in fföflain bediensteten Dienstknecht Paschke ein portemonaie mit 4 M Inhalt und am 9. März stahl er der Dienstmagd Marie Brösan aus Röckelwitz im Gasthof von Neudörfel ein Fahrrad im Sns MM des „I. II." Unser Bild veranschaulicht den traurigen Zustand, in dem das schöne Luftschiff am Abhang des WeberbergeS bei Weilburg an der Lahn aufgefunden wurde nachdem der Sturm eS bei Lim burg entführt hatte. Der „Z. I" kam an der Stelle der letzten Katastrophe schon schwer beschä digt an, denn der Wind hatte es zuerst in das Wasser deS Flusses getaucht, dann aus den Bahnkörper geworfen, an dem mehrere Bäume und Telegrap hendrähte geknickt wurden, schließ lich aber nochmals gehoben und gegen die Kastanienbäume und Felsen des Berggipfels geschleu. dert. Bei dem Anprall brach daS Gerippe des mächtigen Luft schiffes mitten durch, und daS Gitterwerk des SchiffSruwpfeS bohrte sich in die Ballonhülle. Der Ballon zerbrach iu zwei Teile, von denen einer bis auf einige Verbiegungen unversehrt blieb. Auch der hinderste Teil der auf den Räumen und den Pavillons des Kurhotels Webers berg aufsaß, sowie die beiden Gondeln mit dem Motor und den Instrumenten blieben un. versehrt. Dennoch kann man das Luftschiff als völlig verloren ansehen. werte von 100 Mark. Das Rad warf er vor Ramenz weg, nahm aber die Acetylenlaterne mit. Mütze, der seit dem (5. März sich in Untersuchungshaft befand, erhielt wegen Rückfallsdiebstahls s Monate Gefängnis. Die Untersuchung fand Anrechnung. tz Bautzen, 28. April. Landgericht. (Nachdr. verb.) vorder 2. Strafkammer als Berufungsgericht hatte sich der Erdarbeiter Johann Rarl Gierth, 24 Jahre alt, aus Pulsnitz heute nochmals wegen Dieb stahls zu verantworten, nachdem er vom Schöffengericht Pulsnitz am 16. März 2 Wochen Gefängnis erhalten und Berufung eingelegt hatte. Gierth sollte am (9. Februar 19(0 der Materialwarenhändlerin Diebel in Pulsnitz aus der Ladenkaffe 15 M entwendet haben. Sein Rechts mittel harte Erfolg, er wurde heute unter Aufhebung des erstinstanz lichen Urteils fceigesxrochen. Verteidiger war Rechtsanwalt Zjchucke- Pulsnktz. 8. Dresden, 27. April. (Dresdner Hoftheater prozeß.) Ein Beleidigungsprozeß von großem Umfange, der sensationelle Enthüllungen über pikante Histörchen und Vorkommnisse hinter den Kulissen der Dresdner Hostheater bringen sollte, indessen alle diesbezüglichen Erwartungen zerstörte, beschäftigte am Mittwoch das Dresdner Schöffengericht unter dem Vorsitz des Amtsge richtsrat Or. Ginsberg. Angeklagt war der verantwort liche Redakteur der „Dresdner Rundschau", Emil Rauw aus Wien. Zur Feststellung des Tatbestandes waren 50 hiesige und auswärtige Zeugen, darunter der Intendant der Kgl. Hoftheater, Graf Seebach, die Kgl. Kammer sänger Burrian und Perron, Hofoperntänzer Rains, Hofrat Franz-Berlin, vr. Stöffel-Karlsbad, Mitglieder deS Ballett korps, ehemalige Ballettänzerinnen und -Tänzer aus Prag, Amsterdam usw. geladen. Der Vorsitzende ermahnte die Zeugen, sich streng an die Wahrheit zu halten. ES seien dem Gerichtshof anonyme Briefe zugegangen, in welchen mehrere Zeugen verdächtigt seien, eS mit der Wahrheit Das Wrack des ,.Z ll" bei Weilburg. Die ßPbnisse Ser NWen in AMreich. Die letzten Sonntag in Frankreich stattgefundenen Neuwahlen für die Deputiertenkammer haben keine poli tische Ueberraschung gebracht, es war auch gar nicht gut möglich, da die radikalen Republikaner und die Sozia listen bereits in der französischen Deputiertenkammer bisher die Mehrheit hatten, und keinerlei Anzeichen da für vorlagen, daß die gemäßigten Republikaner oder die Konservativen nennenswerte Aussichten hatten, die radi kalen Parteien in vielen Wahlkreisen zu verdrängen. Ganz genau ist das Wahlergebnis auch nicht bekannt ge worden, da auch die Depunertenwahlen in den franzö sischen Kolonien mit hinzugerechnet werden müssen. Es sind aber aus 591 Wahlkreisen die Ergebnisse bekannt, und sind danach 156 radikale Republikaner und sozia listische Radikale gewählt worden, ferner 58 Republikaner, 10 unabhängige Sozialisten, 28 geeinigte Sozialisten, 48 Fortschrittliche und nur 12 Nationalisten und 53 Kon servative. In 234 Wahlkreisen müssen Stichwahlen statt finden. Es zeigt sich also in Frankreich bei den Wahlen dieselbe Erscheinung, wie in Deutschland bei den Reichs- tagswahlen. Das Vorhandensein von sieben Parteien in Frankreich führt in vielen Wahlkreisen zur Aufstellung von drei und vier Kandidaten und daraus ergeben sich dann die Wahlzersplitterungen und die Stichwahlen. Da sich das französische Ministerium bisher schon auf eine Kammermehrheit stützte, welche von den radikalen Repu blikanern und den sozialistisch gefärbten Republikanern gebildet wurde, so wird wahrscheinlich die Neuwahl in Frankreich zu gar keiner politischen Veränderung führen. Diese Meinung wird dadurch unterstützt, daß alle Minister, mit Ausnahme des Verkehrsministers Millerand, bereits wiedergewählt worden sind. Wir erwähnen dabei, daß es in der französischen Republik zu den politischen Er fordernissen gehört, daß jeder Minister auch ein Mandat als Deputierter haben muß. Wahrscheinlich wird auch der Verkehrsminister Millerand gewählt werden, da er im zwölften Pariser Wahlkreis zur Stichwahl kommt und voraussichtlich von allen radikalen Republikanern und sozialistischen Republikanern in diesem Wahlkreise die Stimmen erhalten wird. Es ist auch nicht gerade anzunehmen, daß die große Zahl der Stichwahlen die alte Regierungsmehrheit in der Kammer zertrümmern wird, da der Radikalismus der rupublikanischen Anschau ung in Frankreich schon fast allgemein zur politischen Ueberzeugung geworren ist, und die Republikaner mit sozialistischen Neigungen stets bereit sind, die radikalen Republikaner zu unterstützen, weil sie dadurch selbst mit zur Macht und Einfluß in den Regierungskreisen ge langen. ES ist aber eine politisch im hohen Maße wich tige Erscheinung in Frankreich, daß der Sozialismus wesentliche Fortschritte auch bei den letzen Wahlen nicht gemacht hat, und daß bis zu einem Grade der radikale Republikanismus die französische Republik vor dem ganz roten Fahrwasser schützt. Für die politischen Verhält nisse in Frankreich liegen die Dinge eben so, daß viele Radikale die sozialistischen Theorien von der allgemeinen Gleichheit der Menschen zwar für richtig hatten und mit diesen Theorien die politischen Kämpfe gegen alle rechts stehenden Wähler und Deputierte mit echtem französischen Feuereifer ausfechten, aber in der Praxis der TtaatS- leitung und Gemeindeverwaltung fällt es ihnen nicht im Traume ein, die sozialistische Theorie von der Gleichheit und der Gütergemeinschaft wirklich einzuführen. Die Unmöglichkeit der Erfüllung der sozialistischen Forderungen ist daher in der französischen Republik schon lange er kannt worden, trotz der großen Anzahl der sozialistisch gefärbten radikalen Republikaner. Für sie ist der Sozia- SGWß Schönfeld. Roman von Franz Treller. t- Nachdruck verboten. — 1. Kapitel. — kl Die Fenster de, linken Flügel, de, Schlöffe, Schönfeld strahlten Helle, Licht in die dunkle Nacht und den schweigenden Park hinau«. Musik tönte au« dem Saale im ersten Stock und tanzende Paare bewegten sich vor den Augen de, stillen Manne, vorüber, der bewegungslo« im Schatten ver uralten Eichen stand, welche im Halbkreise den Rasenplatz vor dem Hauptportal einfaßten. Der Besitzer de, Schlöffe«, Herr Mehlburgrr, gab heute, am Geburt«age seiner Tochter, ein Ballfest und hatte zahlreiche Gäste au« der nahen Residenz zur Feier de« Tage« eingeladen. Der sehr reiche Herr, welcher sein Vermögen al« Bierbrauer erworben hatte, war erst seit kurzer Zeit im Besitz von Schönfeld gelangt und benutzte die sich darbietende Gelegenheit, den Glanz seine« neuen Heim« vor seinen Freunden au« der Stadt zu entfalten. Oben wurde getanzt und au« den Räumen de« Erdge- schaffe« drang fröhlicher Lärm zechender Gesellen hervor. Di« Gestalt unter der Eiche löste sich jetzt von dem Baum, in dessen Schatten sie geweilt, und schritt, den Lichtschein, welcher au« den Fenstern fiel, vermeidend, in den Park hinein. Der Mann ging die verschlungenen Wege, welche nur der Sterne Licht er hellten, mit einer Sicherheit, entlang, welche auf Vertrautheit mit ihren Windungen schließen ließ, bi« er vor einem Gemäuer angelangte, welche» sich au« umrahmendem Buschwerk düster in die Lüste erhob. E» waren die Ueberreste eine« alten viereckigen Turme», welche hier am Ende de« Parke« emporragten. Der Fremde sah fich um und ging dann auf eine in den Büschen halbversteckte Hol,treppe zu, welche ihn bald auf die Höhe de« verfallenen Turme» führte. Im Innern der Umfaffung«mauer, etwa» unterhalb de« abgebrochenen Mauerrande«, war ein fest gefügter Fußboden angebracht, der den Bestriger der Ruin« volle Sicherheit gegen «inen Sturz in die Tiefe gewährte. Der Mann lehnte den Arm auf die Mauer, stützte de» Kopf mit der Hand und sah schweigend in di« Nacht hinau«. Fernher ertönte Musik und F-stjubel. So stand «r eine Weile bewegung«lo«, bi« ihm «ine rauhe Stimme, welche von unten zu ihm herausklang, au« seinem Sinnen aufscheuchte. „Kommen Sie mal augenblicklich herunter, sonst lasse ich Sie von dem Hunde hier h«rabholen!* drang «» vernehmlich ,« seinem Ohr. Er richtete sich auf, lauschte «inen Augenblick und ging dann ruhig die außerhalb de» Turme» angebrachte Treppe hinab. Da, wo diese eine Wendung um den Turm machte, erblickt« «r bei dem Scheine einer emporgehaltenen Laterne drei Männer, welche in drohender Haltung den Fuß der Treppe besetzt hielten. Unter dumpfem Knurren suchte ein großer Hund, der nur mit Mühe an der um seinen Hal» geschlungenen Kette zurückgehalten wurde, diese hinaufzueilen. Al» der Fremde denen unten sicht« bar wurde, ließ die Stimme, welche er bereit» gehört hatte, sich wieder vernehmen: „Kommen Sie nur herunter, Bursche; wir wollen Sie ein« mal bei Lichte besehen l* Die Männer, augenscheinlich Park« oder Feldarbeit«, trugen schwere Knüttel al» Waffe. Der so Angeredete stand auf der Treppenwindung und schaute verwundert auf die Gruppe her nieder. Da» Licht der Laterne fiel aus eine hohe schlank« Ge stalt in knappem, eleganten Reitanzug, und unter dem Rande de» Hute« wurde ein jugendliche« Antlitz sichtbar, dessen Ober lippe ein blonder Schnurrbart zierte. „Wird« bald ?" sagte derselbe Mann wieder, „oder soll ich den Hund loilaffen?" „Nehmen Sie den Hund zurück", erwiderte der Fremde, „ich komme herab." E« klang die« sehr ruhig, aber doch in einem Tone, der de« Befehlen» gewohnt schien. Al« er fich jetzt anschickte, hm« abzusteigen, riß sich der wütende Hund lo» und sprang die Stufen heulend hinan, erhielt aber, ehe er noch sein Opfer er- erreicht hatte, einen so wuchtigen Hieb mit dem dicken Ende der Reitgerte auf den Schädel, daß er heulend sich zur Flucht wandte und eiligst verschwand. Mit einigen raschen Schritten stand der Besucher de« Turme« zwischen den überraschten Männern. In dem auf den Turm zuführenden Laubgange ließen fich Stimmen vernehmen, und Lichter wurden sichtbar. „Sie haben ihn nun richtig erwischt I" klang «» von dort her. Der Fremde sagte zu den vor ihm stehenden Leuten: „Geben Sie Raum!" „Oh nee, so nicht, Mann, erst ein Kirchen in« Verhör nehmen." Der Sprecher faßte de» Herabgekiegenen Arm, flog aber auch, von diesem zur Seite geschleudert, sofort zur Erde nieder, sie nicht gerade sanft berührend. Der Laternenträger sprang, al» er di«» sah, zurück und schrie laut um Hilse, worrn ihn der dritte der Männer, der gleichfall» dem kräftigen Arm de» Fremden gegenüber, den Rück zug angetreten hatte, lebhaft unterstützte. Au» den Laubgängen kam jetzt eilig eine Anzahl der Gäste de» Schlosse», denen einige Diener Laternen und Windlichter vortrugen, herbei, und al«bald sah fich der Fremde, der noch ruhig am Fuße der Treppe stand, hell von den erhobenen Lichtern erleuchtet und mehr al» zwanzig befrackten Herren umgeben. Ein kleiner, dicker Mann, mit rotem Gesicht und einer Glatze drängte sich mit den Worten vor: „Ich will doch mal sehen, wer allnächtlich hier in meinem Eigentum herumschleicht und mir meine Hunde vergiftet. Wer sind Sie? Wa» suchen Sie hier?" herrschte er den Umstellten an. „Rede ich mit dem Besitzer von Schönfeld?* fragte ruhig der Angeredete. „Ich denke wohl, Männeken, und Sie sollen da« gleich erfahren."