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Pulsnitzer Wochenblatt : 30.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191004300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19100430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19100430
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-30
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 30.04.1910
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Nr. 50. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 30. April 1910. Seite 2. Pulsnitz. Wie im Inseratenteile unseres Blattes ersichtlich ist, veranstaltet der Verband Dresden des Wohl- tätigkeitsvereinS Sächs Fechtschule e. V. eine große hoch interessante und lehrreiche Ausstellung vom 2.—17. Mai in sämtlichen Räumen des städtischen Ausstellungspala stes zu Dresden. Der hohe Schutzherr der Sächs. Aecht- schule Se. Mas. der König Friedrich August hat dazu seine Büste in Meißner Porzellan und die König!. Staats- regierung eine Anzahl StaatSpreise gespendet. Die Aus stellung umfaßt in 18 Gruppen Erzeugnisse des gesam ten HauS- und Volkswirtschaft, sowie Schule und Er ziehung, desgl. auch noch Erzeugnisse Taubstummblinder. Der hiesige Ortsverband der Sächs. Fechtschule fordert seine Mitglieder zu recht zahlreichem Besuche dieser Aus stellung aus und sind Eintrittskarten bis zu dem im Inserat bestimmten Tage zum Vorzugpreise von 50 Pf. bei dessen Vorsitzenden Herrn Kaufmann Beyer zu ent nehmen. Die Sächs. Fechtschule in ihrer vortrefflichen, unser ganzes Sachsenland umspannenden Organisation, marschiert jetzt an der Spitze der vaterländischen Wohl tätigkeitsvereine und erfreut sich der ganz besonderen Wertschätzung ihres hohen Schutzherrn Sr. Maj. unseres Königs Friedrich August, Allerhöchstderselbe, hat ja der Fechtschule schon oft wiederholt zahlreiche Gnadenbeweise gegeben. Wie schon aus der großzügigen Art und Weise der in Dresden stattfindenden Ausstellung zu ersehen ist, dehnt die Fechtschule ihr Arbeitsfeld immer mehr und mehr aus, und will auch nun versuchen ihren Teil mit zur Lösung der brennendsten sozialen TageSsragen in unseren Vaterlande beizutragen; denn Haus und Herd, Schule und Erziehung sind Fragen, die wohl jetzt unser ganzes Volk in seinem tiefsten Innern bewegen. Schon in dieser Hinsicht ist der Besuch dieser Ausstellung wohl Jedermann zu empfehlen. 8. Pulsnitz. Die Versendung mehrerer Pakete mit ei ner Postpaketadresse ist für die Zeit vom 8. bis einschließlich 15. Mai weder im inneren deutschen Verkehr noch im Verkehr mit dem Ausland — ausgenommen Argentinien — gestattet. — Auch an dieser Stelle möchten wir auf das Gustav Adolf-Fest aufmerksam machen, das am näch sten Himmelfahrtstage in Obersteina gehalten werden soll. Gustav Adolf-Arbeit ist uns allen wohl bekannt; wenn irgend etwas uns mit den Zielen jenes großen Vereins vertraut machen konnte, der den Namen des gewaltigen Schwedenkönigs trägt, so war es das kirchliche Fest, das wir im Jahre 1907 in Pulsnitz feiern konnten. Nun, solche große Feste werden selten gefeiert; das Fest in Obersteina wird sich nur in kleineren Gren zen halten. Aber desto besser soll es die vereinigen, die sich zusammenftnden. Unser Pulsnitzer Gustav Adolf- Zweigverein hat seit vielen Jahren die evangelische Ge meinde Gablonz in Böhmen zu seinem besonderen Pflege kind auserkoren. Der bisherige Seelsorger der dortigen Gemeinde, Herr Pastor Fränkel, wird aus seiner öster reichischen Arbeit berichten. Zur Verschönerung der Feier haben der Gesangverein zu Oberstetna und einige Herren Lehrer gütigst Gesangsvorträge in Aussicht gestellt. Wie durch die Zeitung bekannt gegeben, beginnt die Feier um ^-4 Uhr im oberen Gasthof. Mag der Besuch aus der Gemeinde Obersteina selbst wie aus der Umgegend, ins besondere aber, bei der Nähe des Festortes, auch aus Pulsnitz recht zahlreich sein. — (Maienanfang.) Auf den ersten Mai, den Walpurgistag hat der Volksmund gar manche Sprüch lein geprägt. So heißt es: „An Walpurgis Sonnenschein, kommt manch Reif noch hirnerdrein. Je trüber das Wetter am Walpurgistage ist, desto willkommener ist es dem Landmann, der denn auch in diesem Sinne sagt: „An WalpurgiS Regen bringt ein Jahr mit Segen." Eine andere Bauernregel lautet: „Walpurgis ein Rabe, Urban ein Knabe." Das soll heißen: Kann sich am 1. Mai ein Rabe im Korn verstecken, so muß es am 25. Mai Meter höhe haben. „Setzt du an Walpurgis Bohnen, wird eS dir am besten lohnen", lautet ein anderer Spruch. Wir aber schließen mit dem folgenden: „Wenn an WalburgiS der Reif liegt offen, ist ein gutes Jahr zu hoffen." — Am vorgestrigen letzten Ziehungstage der Sächs. LandeS-Lotteris fiel die Prämie im Betrage von 300000 Mark mit dem zuletzt gezogenen größten Haupt gewinn von 10 000 Mark auf Nr. 96001 in die Kollektion von Leichsenring nach Zwickau i. S. Von den großen Hauptgewinnen fielen diesmal 200000 M, 150000 M und 100000 M, 50000 M und 40000 M nach Leipzig. DreSen erhielt das große Los. — Eine das gesamte Zeitungswesen interessierende Entscheidung fällte der 2. Strafsenat des Reichsgerichts. Der höchste Gerichtshof entschied: Der Abdruck von Inseraten aus anderen Zeitungen als sogenannte „Füllinserate" ist nur gestattet, wenn die Inserate be sonders als solche kenntlich gemacht werden. — Der neue Ballon „Riesa", der am Mittwoch nachmittag 2 Uhr 20 Minuten unter Führung des Herrn Hauptmann Mueller Riesa mit noch drei Insassen seine erste Fahrt von Weißig aus unternahm, ist am gleichen Nachmittag nach vierstündiger Fahrt gegen 6'/z Uhr bei Oberkunnersdorf bei Löbau glatt gelandet. (In der 4. Stunde überflog er unsere Stadt.) Heute Sonnabend in der neunten Vormittagstagsstunde unternimmt der Ballon „Riesa" seine zweite Fahrt. Für Sonntag ist der Aufstieg eines der beiden Ballons „Heyden" geplant. Die Zeit des Aufstieges ist noch nicht festgesetzt. — (Prüfung von H onig.) Die „Leipziger Bienen- zeitung" hat einen Preis von 1000 Mark für ein Mittel ausgesetzt, das der Markt-Polizei ermöglicht echten Honig leicht und sicher vom gefälschtem zu unterscheiden. — Die Vertrauensmänner der fortschrittlichen Volks partei im 3. sächs. Reichstagswahlkreise haben unter Zustimmung ihrer Parteiorgane beschlossen, das Vor standsmitglied der Landespartei, Kaufmann Richard Pudor in Kl.-Storkwitz, Bez. Leipzig, Besitzer der Meß paläste „Reichshof" und „Hansa-Haus", als Kandidaten der fortschrittl. Volkspartei für den 3. Wahlkreis (Bautzen— Kamenz—Bischofswerda) aufzustellen. Herr Pudor hat die Kandidatur angenommen. — Der Kandidat ist ein Sohn des verstorbenen Hofrats Pudor, ehemaligen Be sitzers des Königl. Konservatoriums in Dresden, und ein Bruder des bekannten Schriftstellers Heinrick Pudor. Er ist erst 35 Jahre alt und von Beruf Buchhändler. Kamenz. Die diesjährige Fohlen schau und Stuten- musterung i, der Amtshauptmannschaft Kamenz fand gestern vormittag 9 Uhr auf dem hiesigen Albertplatz statt. Es waren dazu erschienen die Herren Gras Karl zu Münster als stellvertr. Landstallmeister, Veterinärrat Röber vom Königl. Landstallamt, Königl. Kammerherr Amtshauptmann von ErdmannSdorf. Als Preisrichter wirkten mit die Herren Bezirkstierarzt vr. Zietzschmann, Königl. Kammerherr von Bünau-Bischheim und Ritter gutspachter Hauffe-Brauna. Ferner hatten sich zahlreiche Landwirte aus dem ganzen Bezirke eingefunden. Mit der Qualität der vorgeführten Tiere war die Kommission sehr zufrieden, was auch zum Ausdruck gebracht wurde. Eingetragen wurden ins Zuchtregister 16 Stuten. Dresden, 28. April. Am Dienstag, den 26. d. M. hielt der Arbeitgeberverband sür das Baugewerbe zu Dresden eine außerordentliche Hauptversammlung ab. Fast sämtliche Mitglieder, weit über 150, waren anwe send. Zuerst berichtete der Vorsitzende, Herr Kgl. Hofzim mermeister Noack, über den Stand des Kampfes. Aus dem Bericht ist hervorzuheben, daß nicht allein sämt liche dem Verbände angehörende Baugeschäfte ihre Be triebe stillgelegt haben, sondern daß auch der größere Teil der Baugeschäste, die nicht Mitglied des Arbeitge berverbandes sind, mitgeschlossen haben. Zahlreiche Werke der Industrie haben gleichfalls ihre Bauarbeiten eingestellt. Man erkennt eben in allen Krei sen, daß den ins Maßlose gehenden Forderungen der Arbeiterführer endlich einmal ein energisches „Bis hierher und nicht weiter" geboten werden mutz. Unterstützt wird der Umfang der Arbeitereinstellung wesentlich dadurch, datz die Materiallieferanten die Lieferungen einstellten. Hierüber berichtete Herr Baumeister Grotzmann, während Herr Baumeister Kirsten über die Tätigkeit des Preßaus- schusses kurze Angaben machte. Die Versammlung ent hielt sich jeder Debatte und fatzte einstimmig folgende Resolution: „Die außerordentliche Generalversammlung des Arbeitgeberverbandes für das Baugewerbe in Dres den hat von den ausführlichen Berichten über den gegen wärtigen Stand der Aussperrung mit Befriedigung Kennt nis genommen, billigt alle Maßnahmen des Vorstandes und beschließt einmütig, den Kampf in gleichem Sinne und in gleicher Weise fortzusetzen und in der festen Zu versicht auf den Sieg der gerechten Sache!" Aus diesem einmütigen Verhalten der Verbands-Mitglieder ist es zu ersehen, daß alle gegenteiligen Nachrichten über Kleinmü tigkeit der Unternehmer oder Umgehung der Verbands beschlüsse vollständig aus der Luft gegriffen sind. Der Verband stand nie so fest als heute zurzeit des Kampfes. Sücbslscder Landtag. Dresden, 28. April. Die zweite Kammer beriet in ihrer heutigen Sitzung zunächst Kapitel 29 des ordentlichen Etats, Land tagskosten betr. Hierbei beschäftigen sich die Abgeordneten Lang hammer i Natl.), Günther (Fortschr, Vp.) und Sindermann (Soz.) des längeren mit einem Artikel der „Dresdner Nachrichten", in dem behauptet wird, daß die liberalen Abgeordneten die kost bare Zeit des Landtages mit um endlich langen Reden totschlügen, ohne etwas positives zu leisten. Vizepräsident Gxitz (Kons.) wies darauf hin, datz die linksstehende Presse die gleichen Beschuldi gungen seinerzeit gegen die Konservativen erhoben haben. Seine Parteigenossen hätten sich auch dagegen verwahrt, aber nicht in so empfindlicher Weise und in solch starken Ausdrücken. Im Verlaufe der Debatte wünscht Abg. Günther Verlängerung der Gültigkeit der Freifahrkarten der Abgeordneten auf die ganze Legislaturperiode. Hiergegen wandten sich die Abg. Horst (Kons.) und Vizepräsident Opitz (Kons.). Die Einnahmen werden schließ lich mit 2700 M und die Ausgaben mit 399193 M bewilligt. Einstimmig beschloß die Kammer weiter, bei Kapitel 59 s, technische Staatslehranstalten zu Chemnitz, die Einnahmen mit 140630 M zu genehmigen und die Ausgaben mit 344042 M, darunter 16820 Mark künftig wegfallend, zu bewilligen, desgleichen bei Kapitel 59b, Elektrisches Prüfamt Chemnitz, die Einnahmen mit 1000 M und die Ausgaben mit 6890 M, bei Kapitel 59 c, Bauschulen zu Dres den, Leipzig, Plauen und Zittau mit Tiefbauschule in Zittau, die Einnahmen mit 40100 M. die Ausgaben mit 433 691 M, darunter 125 350 M künftig wegfallend, zu bewilligen. Es folgt die Schluß- beratung über Kapitel 65 des Etats, Berichtigung. von Wasser läufen, sowie Wege-, Wasser- und Uferbauunterstützungen betr. Abg. Geisberg (Natl.) bittet, den Bau von Talsperren zu for dern. Der Minister des Innern sagt dies zu. Die Abgg. Wittich (Kons.), Göpfert (Natl.) und Rentsch - Kons) äußern verschiedene Wünsche meist lokaler Art, worauf das Kapitel in den Ausgaben antragsgemäß mit 1112000 M, darunter 212000 M künftig weg fallend, genehmigt wird. Weiter folgt die Schlußberatung über Kapitel 3 des Etats, Domänen und Jntraden betr. Gleichzeitig damit steht zur Beratung eine Petition des sächsischen Vereins für Volkskunde zu Dresden und der Dresdner Gesellschaft zur Förde rung der Amateurphotographie um Ueberlassung von Räumen für ein Museum für sächsische Volskunde. Die Regierung hat dem Verein für sächsische Volkskunde die Räume der ehemaligen Ar tillerieschule, beziehentlich in dem alten Kadettenhause zur Ver fügung gestellt. Der Verein hält dieselben jedoch bei weitem nicht für ausreichend. Finanzminister Dr v. Rüger erklärt, daß das alte Ständehaus dem Verein nicht zur Verfügung gestellt werden könne, da es eventuell für Galleriezwccke gebraucht werde, oder man auch den Gedanken verfolgen könne, es zu veräußern. Es dürfe deshalb nicht verbaut werden. Abg. Lange (Soz.) sprach sich sehr lebhaft für die Petition aus und stellte den Antrag, die selbe der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen, während die Deputation eine Ueberweisung zur Erwägung beantragt. Nach dem sich noch verschiedene Abgeordnete für die Petition ausge sprochen und auch Anregungen gegeben hatten, das militärfiska lische Areal in Dresden-Neustadt bald nutzbar zu machen, wird das Kapitel angenommen und die Petition dem Anträge Lange gemäß der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Bei Ka pitel 9 des ordentlichen Etats, Steinkohlenwerk zu Zauckerode betr, bringen die sozialdemokratischen Abgeordneten Fleissner und Arause Klagen über verschiedene angebliche Mißstände vor, die Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Wahle widerlegt. Die Kammer beschließt einstimmig, die Einnahmen mit 3163 000 M und die Ausgaben mit 2543000 M einschließlich derjenigen für Neuanlagen und Grundstückserwerbungen, darunter 39 300 M künftig weg fallend, nach der Vorlage zu genehmigen. Nach längerer Debatte werden auch bei Kapitel 77 a, allgemeine Ausgaben für den Berg bau betr., die Einnahmen mit 56600 M genehmigt und die Aus gaben mit 363 516 M, darunter 71024 M künftig wegfallend, be willigt. Zur Schlußberatung stand ferner Kapitel 21 des Etats' indirekte Abgaben betr. Es fand darüber eine unerhebliche De batte statt. Abg. Günther (Freis.) regte unter anderem an, daß Sachsen im Bundesrat dahin wirken möge, daß die Vergütung für Erhebung der Reichsabgaben höher normiert werde. Das Kapitel fand in den Einnahmen mit 17 724 484 M und in den Ausgaben mit 6499 742 M Annahme. Dagegen stimmten die Sozialdemokraten. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildet der sozialdemokratische Antrag betr. Aufhebung der indirekten Landessteuern und Ersatz dafür durch entsprechende Reform resp. weiteren Ausbau der direkten Steuern. Der Antrag wird von dem Abg. Fleissner (Soz.) begründet. Nachdem Staatsminister Graf Vitzthum v. Lckstädt den ablehnenden Standpunkt der Re gierung dargelegt und unter anderem betont hatte, daß der ge forderte Ersatz der indirekten Abgaben durch den Ausbau des di rekten Steuersystems eine Erhöhung der jetzt bestehenden direkten Steuer um etwa 16 Prozent bedingen würde, wird nach längerer Debatte der zur Verhandlung stehende Antrag in sofortige Schluß beratung genommen. In der Abstimmung wird der Antrag mit 48 gegen 20 sozialdemokratische Stimmen abgelehnt. Nächste Sitzung Freitag nachmittag 1 Uhr. Dresden, 29. April. (Zweite Kammer.) Auf der Tages ordnung steht zunächst die Schlußberatung über den Entwurf eines Gesetzes betreffend die Verjährung direkter Steuern und verwandter Leistungen. Ohne Debatle wird der Entwurf mit den von der Deputation beschlossenen Abänderungen angenommen. Es folgt die Schlußberatung über die Kapitel 30 und 31 des Etats, Stenographisches Landesamt und Allgemeine Regierungs- und Verwaltungsangelegenheiten betreffend. Bei Kapitel 31 ver anlaßt die Einstellung von 15000 M als Beihilfe an den Verein sächsischer Heimatschutz u. a. den Abg. Brodaus (Freis.) zu der Bemerkung, daß sich verschiedene Industrien durch die Bestrebungen des- Vereins beeinträchtigt fühlten, vor allem die Steinkohlenteer- Jndustrie, da der Verein die Verwendung von Dachpappe zur Ein deckung von Dächern ausgeschlossen wissen wolle. Schließlich wer den bei Kapitel 30 die Einnahmen mit 2040 M genehmigt und die Ausgaben mit 61245 M, darunter 800 M künftig wegfallend, bewilligt. Bei Kapitel 31 werden die Ausgaben mit 145 590 M, darunter 1000 M wegfallend, bewilligt. Es folgt die Schlußbera tung über Titel 23 des außerordentlichen Etats, Umbau der Leip ziger Bahnhöfe (5. Rate) betreffend. Die Finanzdeputation 8 be antragt, nach der Vorlage 1100000 M zu bewilligen. Bericht erstatter Abg. Dürr (Freikons.) teilt mit, daß die ersehnte direkte Nachtverbindung zwischen Leipzig und Köln und umgekehrt, vom 1. Mai d. I. ab eingerichtet werden solle. Nach kurzer Debatte tritt das Haus dem Anträge der Deputation bei. Einstimmig und ohne Debatte erklärt sich die Kammer ferner mit der Erbauung einer normalspurigen Nebenbahn vom Bahnhöfe Zeulenroda nach der Stadt Zeulenroda einverstanden und bewilligt die hierfür ein gestellten 588000 M nach der Vorlage. Es folgt eine Reihe von Eisenbahnpetitionen, die sämtlich nach den Anträgen der Deputa tion erledigt werden. Zur Schlutzberatung steht hierauf der Be richt der Rechenschaftsdeputation über den Antrag des Abg. Günther und Gen., die Mitwirkung von Arbeitern bei der Ausübung der Gewerbeinspektion betr. Die Deputation stellt den Antrag, zu be schließen, die Staatsregierung zu ersuchen, von 1912 ab die An zahl der Gewerbeinspektionsbeamten in der Weise zu vermehren, daß für jeden kreishauptmannschaftlichen Bezirk möglichst zwei aus dem Arbeiterstande zu entnehmende Hilfskräfte eingestellt und diese heuen Hilfskräfte den gewerbetechnischen Räten bei den Kreis- dauptmannschaften unterstellt werden, sowie die nötigen Mittel hierfür im nächsten Haushaltsetat einzustellen; ferner für den Fall, daß nochmals eine Vermehrung der Gewerbeinspektionsbeamten refolge, weitere neue Hilfskräfte aus dem Arbeiterstande zu ent nehmen. Es entspinnt sich hierüber eine sehr lange Debatte, die zum größten Teil einen rein persönlichen Charakter irägt. Sach lich bemerkten verschiedene Redner, daß mit dem Anträge der Zweck verfolgt werde, nicht etwa eine weitere, lästige Gea^rbe- polizei für den Unternehmer zu schaffen, sondern daß vielmeA? beiden Teilen, den Arbeitgebern und Arbeitnehmern, und damit dem sozialen Frieden und der allgemeinen Wohlfahrt gedient werden solle. Der Antrag wird mit 39 gegen 22 Stimmen ange nommen. Gegen den Antrag stimmten die Konservativen fast ge schlossen, sowie auch einige nationalliberale Abgeordnete. Den letzten Beratungsgegenstand bildete der Antrag Günther und Gen. betr. eine Reform des Forst- und Feldstrafgesetzes. Darauf ver tag! sich das Halls auf Montag vormittag stz11 Uhr. Lagssgsscdicvts. Deutsches Reich. Berlin, 29. April. Der Senioren konvent des Reichstages verständigte sich heute über die durch die Arbeit der letzten Tage nunmehr gestaltete Ge schäftslage. Soweit eine Voraussicht möglich ist, glaubt man vor Pfingsten in die großen Sommerferien gehen zu können. Bis Ende nächster Woche sollen erledigt wer den: die südwestafrikanischen Au,standskosten, das Stellen- vermittelungsgesetz, das Urheberrecht, die Entlastung des Reichsgerichts, das ägyptische Zusatzabkommen und auch die Wertzuwachssteuer, die man Mittwoch Abend in der Kommission in zweiter Lesung erledigen zu können hofft. In der Woche vor Pfingsten soll das Kaligesetz erledigt werden. Alles andere bleibt bis zum Herbst. Berlin, 29. April. Hauptmann Frank von der Schutz truppe für Deutsch-Ostafrika und zweiter Jnfpektionsoffi- zier der dortigen Polizeitruppe ist heute Nacht im Gou- vernementshospital in Daressalem an einer bösartigen Gelbsucht gestorben. Berlin, 29. April. Der Magistrat der Stadt Berlin hat heute beschlossen, Theodor Roosevelt bei seinem Be suche in Berlin einzuladen einige städtische Anstalten zu besichtigen. Nürnberg, 29. April. An der morgen stattfindenden Beerdigung des durch die Kugel seiner Frau getöteten Rektors vr. Hederich hat die katholische Geistlichkeit auf Anweisung des Ordinats in Bamberg ihre Teilnahme verweigert, mit der Begründung, daß der Verstorbene nach Auffassung der kirchlichen Behörden seinen Pflichten gegen die katholische Kirche nicht in genügender Weise nachge kommen sei Frankreich. Paris, 29. April. Kabinettchef Briand unterhielt sich heute längere Z:it mit dem Seinepräfekten über die Zwischenfälle, welche gelegentlich der morgen stattfindenden Maifeiern zu erwarten sind. Briand be schloß, daß er keinerlei Genehmigung zur Abhaltung von Maifeiern erteilt habe und keine derartigen Versammlun gen dulden werde. Da jedoch verschiedentlich von den Sozialdemokraten Maifeiern sür den morgigen Tag an gekündigt worden sind, find umfassende Vorsichtsmaß regeln getroffen worden. Serbien. Belgrad, 29. April. Albanesen haben das serbische Dors Czerwena Wodicza angegriffen. Einige Serben sowie mehrere Albanesen sind gefallen. Es ver lautet, daß die Telegraphen - Verbindung Verizovitzea- Prischtina bis zur serbischen Grenze von Albanien zer stört ist. Auch bestätigt eS sich, daß die Bahnlinie Ues- küb-Mitrowitza zerstört ist.
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