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Rr. 40. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 7. April 1909. Seite 6. hervorragend beteiligter Arbeiter erzählte, nichts sei furcht barer gewesen, als die stundenlangen, vergeblichen An strengungen, die unglücklichen Soldaten aus den sie ein zwängenden Trümmern zu befreien und dabei fortgesetzt oaS Wimmern und Stöhnen der von Minute zu Minute auf Erlösung Hoffenden hören zu müssen, die zum Teil vor den Augen der sich um ihre Befreiung fruchtlos Mühenden starben, ehe man zu ihnen gelangen tonnte. Herzzereißenden Eindruck machte es auch, als einer der mühselig aus den Trümmern gezogenen Soldaten seinen Rettern zurief: „Da habe ich aber Glück gehabt!" — dann erst gewahr wurde, daß ihm beide Füße fehlten. Der Aermste starb bald nachher. Und was mag jenes Mitglied der Sanitätskolonne empfunden haben, als eS einen Schuh aus dem Chaos zog, und im Momente, da er ihn fottschleudern wollte, einen vom Körper abgetrenn- ten Fuß darin erblickte! Es gehörten eiserne Nerven dazu, bei dieser Katastrophe im Dienste der Nächstenliebe mit zuwirken. Man kann es wohl verstehen, daß in den die Trümmerstätte passierenden Zügen Frauen beim bloßen Anblick der zwischen einem Gewirr aus Holz und Eisen hängenden menschlichen Leiber in tiefe Ohnmacht fielen. Andererseits wird das trübe Bild freundlich erhellt durch den schönen Zug der Kameradschaftlichkeit, der sich bei den an der Unglücksstelle langsam vorüberfahrenden In sassen eines Militärkonvois zeigte, die nur mit Mühe davon zurückgehalten werden konnten, ihre Abteile zu verlassen, um ihren in der Not befindlichen Waffenbrü dern beizustehen. Von den Regimentern, die Angehörige bei der Eisenbahnkatastrophe verloren haben, sind Depu tationen eingetroffen, und zwar von den Infanterie- Regimentern Nr. L8, 130, 131, 135, 138, 144, 145 und den Artillerie-Regimentern Nr. 17 und 70. Mit der Leitung der Ueberführung und Beerdigung ist ein Haupt mann vom 160. Infanterie-Regiment beauftragt. Das Regiment hat den schwersten Verlust von 25 Toten und Verwundeten. Der endgültige Tatbericht ist festgestellt worden. GeheimerBaurat Breusing hat die Rückreise nach Berlin zur Erstattung des Berichts angetreten. * (Ein bayerischer Klosterskandal) Aus München wird der „B. Z. am Mittag" berichtet: Drei ehemalige Schwestern des Klosters Oberzell bei Würzburg, und zwar Lie Schwester Aquinika Heinlein, die Schwester Josepha Schiferholz, eine Nichte der Generaloberin, und die Schwester Hortmüder, erheben öffentlich gegen die Generaloberin Wilhelmina Winniger und den Mrnoriten- pater Aquilin Roßmann schwere Beschuldigungen. Ueber einstimmend erzählen alle drei Schwestern des Klosters, daß vor allem die Krankenschwestern nicht selten bei fünf bis sechs aufeinanderfolgenden Nachtwachen ungenügen des und überdies fehr schlechtes Essen bekamen. Die Generaloberin gab indessen mit dem Direktor Roßmann und dem früheren Direktor Dominikus Kraus Gastmahle, bet denen sich die Generaloberin nicht selten schwer be trunken haben soll, daß sie, um nicht den Novizen ein schlechtes Beispiel zu geben, zu Bett gebracht werden mußte. „Die Schwestern des Klosters", so fahren die Nonnen in ihrem Bericht fort, „wurden, wenn sie der Oberin mißliebig waren, des sträflichen Umganges mit ihrem Beichtvater — genannt wird als solcher der Minoritenpater Mühler — ohne jeden Grund beschuldigt, und ihnen der schwere Vorwurf gemacht, sie hätten die Kommunion empfangen, ohne sich von dieser Sünde ge reinigt zu haben. Arme Filialen des Klosters mußten bei einem Besuch der Generaloberin unverhältnismäßigen Aufwand machen. In Würzburg sei es bereits zu einer Redensart geworden: „Du kannst ja trinken wie die Generaloberin von Oberzell". Durch das unwürdige Beispiel der Generaloberin, durch ihre zotigen Redens arten sowie durch allzu freien Verkehr bei ihren Gastereien mit den Klosterdirektoren, und durch ihre dieses „jung fräuliche Empfinden der Schwestern verletzende Reden" sahen sich nun die drei Schwestern gezwungen, zu entfliehen. Aus demselben Grund habe sich seinerzeit die Schwester Berta im Main ertränkt. Soweit die Anklagen der drei Schwestern. Die Untersuchung wird ergeben, in welchem Umfange sie berechtigt sind. Säcdsiscdsr Landtag. Dresden, 5. April. 2. Kammer. (Fortsetzung.^ Es folgt die Schlußberatung über Titel 4 des außerordentlichen Etats für 1910/11, der für die Vermehrung der Personen- und Güterwagen 14280000 M anfordert. Abg. Günther (Freis.) beantragt als Berichterstatter der Deputation, diese Summe zu bewilligen. Es sei merkwürdig, daß auf einmal so viel für rollendes Material ausgegeben werden solle. 75 °/» der sächsischen Güterwagen liefen auf nichtsächsischen Linien. Staatsminister Du. v. Rüger: Auch er habe sich nur schweren Herzens entschließen können, diese hohe Summe anzufordern. Er habe sich jedoch dem Drucke der Ver hältnisse fügen müssen. Je mehr sächsische Wagen auf fremden Linien liefen, desto mehr erhalte Sachsen auch dafür vergütet, werde also finanziell nicht allzuschlecht abschließen. Sachsen werde jedoch in diesem Maße in Zukunft seinen Wagenpark nicht mehr vermehren können. Abg. Hartmann (Natl.) wünscht größere Berücksichtigung der Waggonfabriken in Werdau und Bautzen bei der Vergebung von Aufträgen. Abg. Hähnel (Kons.) meint, daß Sachsen dem Staatsbahnwagenverbande etwas zu sehr entgegen gekommen sei. Es sei zu befürchten, daß Sachfens wertvolles Wagenmaterial in der Hauptsache im Auslande bleibe. Abg Mehnert (Soz.) fragt an, ob bei der Gründung des Staatsbahn wagenverbandes etwa strategische Gründe maßgebend gewesen seien. Abg. Bär (Freis.) wünscht größere Berücksichtigung der Zwickauer- Fabriken Ministerialdirektor v. Seydewitz führt aus: Strategische Gründe seien bei der Bildung der Güterwagengemeinschaft nicht maßgebend gewesen, sondern lediglich wirtschaftliche. Bei der Ver gebung von Aufträgen müßten auch außersächsische Fabriken be dacht werden, da doch die sächsische Industrie auch außerhalb Sachsens Bestellungen zu erhalten wünsche. Nach weiterer Debatte tritt das Haus schließlich dem Anträge der Deputation bei. Bei Titel 5 betr. die Erbauung und Erweiterung von Heizhausständen für Lokomotiven wird nach unwesentlicher Debatte die geforderte Summe von 250000 M einstimmig nach der Vorlage bewilligt, ebenso bei Titel 7 966 000 M für die Erweiterung der Werkstätten in Dresden-Friedrichstadt und Leipzig-Engelsdorf. Bei Titel 10 werden für den viergleisigen Ausbau der Linie Dresden-Werdau zwischen Hainsberg und Tharandt als 3. und letzte Rate 75 000 M bewilligt, die zum Ausbau des Haltepunktes Coßmannsdorf ange forderte Summe dagegen abgelehnt. Die hierzu vorliegende Pe tition des Gemeinderates zu Rabenau, soweit sie auf die Weiter führung der elektrischen Straßenbahn gerichtet ist, wird der Regie rung zur Berücksichtigung, und soweit sie die Arealbeschaffung be trifft, zur Erwägung überwiesen. Die Petitionen der Gemeinden Coßmannsdorf und Somsdorf werden durch diesen Beschluß für erledigt erklärt. Bei Titel 13 werden für den zweigleisigen Aus bau der Linie Dresden-Elsterwerda als 2. Rate 1300000 M und bei Titel 26 für den Umbau der Strecke Chemnitz-Kappel und den teilweisen Umbau des Bahnhofes Chemnitz als 7. Rate 1132000 M bewilligt. Nächste Sitzung Donnerstag vormittag 11 Uhr. Dresden, 5. April. 1 Kammer. Zunächst werden die Titel 12 und 36 des außerordentlichen Etats für 1910/11 betr. den vier gleisigen Ausbau der Linie Dresden-Werdau zwischen Dresden und Potschappel sowie betr. die Erbauung einer Eisenbahn von Markneukirchen-Stadt nach Erlbach einstimmig nach der Vorlage genehmigt. Hierauf wird die Petition des Komitees für die Er bauung einer normalspurigen Eisenbahn von Großhartmannsdorf nach Pockau-Lengefeldt sowie die Petition der städtischen Kollegien zu Waldheim betr. den Umbau des dortigen Personenbahnhofs der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. Die Petition des Gemeinderatcs zu Großwaltersdorf um Fortsetzung der Schmal spurbahn Hetzdorf-Eppendorf bis nach Eroßwaltersdorf wird der Regierung zur Erwägung überwiesen. Eine längere Debatte ent- spinnt sich im Anschluß an den Bericht über die Petitionen der Stadt Zittau betr. die Bewilligung einer Staatsbeihilfe zur Be kämpfung der Nonnen, sowie des Grafen Schall-Riaucour in Gaußig und Gen. betr. die Nonnenbekämpfung und die Gegen petition der Gemeindevorstände zu Ober- und Niederottendorf. Die Deputation beantragt, die Petition der Stadt Zittau auf sich beruhen zu lassen und die anderen Petitionen dadurch für erledigt zu erklären. An der Besprechung beteiligen sich Rittergutsbesitzer v. Sandersleben, Geheimer Oekonomierat Steiger, Geheimer Kommerzienrat lvaentig, Oberbürgermeister Dr. Aäubler und Rittergutsbesitzer Rüttner. Staatsminister Dr. v. Rüger erklärt namens der Regierung, daß den Petenten eine Staatsunterstützung nicht gewährt werden könne. Nach weiteren Ausführungen der Herren Landforstmeister Minter und Staatsminister a. D. von Metzsch wird der Antrag der Deputation einstimmig angenommen. Ferner wird die Petition des ehemaligen Heizers Moritz Franke in Freiberg, soweit sie auf Gewährung einer Rente gerichtet ist, auf sich beruhen gelassen, soweit sie aber darauf gerichtet ist, dem Petenten eine laufende Unterstützung zu gewähren, der Negierung zur Erwägung überwiesen. Schließlich werden die Petitionen des Vereins Versicherungsbevollmächtigter im Königreich Sachsen und des Verbandes der deutschen Lebensversicherungsgesellschaften um Abzugsfähigkeit der Lebensversicherungsprämien vom steuerpflich' tigen Einkommen auf sich beruhen gelassen. Nächste Sitzung Donnerstag vormittag 11°/« Uhr. Abänderung des allgemeinen Berggesetzes. kauptgewinns Qsr l^. S. Lanvsslottsrls. 5. Klasse. — Gezogen am 6. April 1910. — Ohne Gewähr. 20000 Mark 39597. 15000 Mark 51967. 5000 Mark 12168 42801. 5000 Mark 4284 5337 13500 13837 18984 24417 31370 35180 41340 46287 60323 73248 80784 94412 95742 96768 101603 102619 107931. 2000 Mark 4480 4631 5227 11580 18963 25470 26588 33616 37502 39316 51422 54797 56214 58954 69273 71268 75891 77416 81123 81833 89275 94830 101702 105115 105971 107612. MO Mark 607 4468 4773 6288 7546 8021 1Ü171 10280 14187 14435 17596 19512 21000 24738 25327 30007 32091 32151 32306 33686 37000 37738 38962 47822 50341 51945 57606 58888 59642 59906 59997 65012 66583 66754 86884 68270 68947 70409 70473 71627 75131 76273 78582 82105 82323 84904 85423 85558 87079 92730 96523 98731 101965 106149 106296 106950. 500 Mark 1559 6316 10293 11413 12123 12456 13437 14973 17528 20164 20415 22337 22447 22778 27910 28226 30116 32804 36235 38257 39895 40073 41566 41689 43477 43693 44025 44571 48388 49688 5164S 51683 54629 57385 60282 60528 61789 63973 64159 64645 66018 68148 70080 71165 72113 74997 79511 80056 80276 85216 86726 89931 89934 90009 90909 91617 98117 98765 102616 108304. Mstter'VsrchLrfage der KSuiglich Sächsische» AINdesWötterWsrte M Dresden. Freitag, den 8 April: Nordwest-Wind, bedeckt, kühl, zeitweise Niederschlag. W»gdeb«rser Wettervstcherfase. Abwechselnd heiteres und wolkiges, ein wenig kühleres Wetter, stellenweise etwas Regen. Cingegangsns vücksr. Auf einer Konferenz in Leipzig, die von einigen Hundert angesehenen Vertretern des deutschen Handels, den Delegierten zahlreicher kaufmännischer Korporationen, der Handelskammern und höchsten Behörden, Ministerien usw. besucht war, wurde ein stimmig anerkannt, daß die bisherige Vorbereitung für den kauf männischen Beruf nicht mehr genüge, sondern durch ein Fachstu dium zu ergänzen sei. Die rationellste Gelegenheit hierzu, — um fangreiche und gründlichste Vorbereitung innerhalb kürzestr Zeit, — bieten die Handelswissenschaftliche Aurse von Friedr. Mester, Inhaber der früheren „Handels-Akademie" Leipzig, Johannisplatz5. — Prospekte gratis. Kungenlei-en-en -l- teile ich aus Dankbarkeit durchaus unentgeltlich (lediglich gegen Einsendung des Portos) mit, wie ich durch ein ebenso einfaches wie billiges und dabei doch so überaus erfolgreiches Verfahren von meinem langwierigen Leiden (Husten, Auswurf, Nachtschweiß, Abmagerung usw.) befreit wurde, nachdem ich vorher nach einer achtwöchentlichen Kur aus einer Lungenheilstätte als ungeheilt entlassen worden war. Anna Walter, Roda (Sachsen-Altenburg), Geraer Straße 50. Ztödtische KMaffe Pulsnitz setz geöffnet: ^äglic!z vorm. 8—12, 2—4, nachm. dagegen SonnadsnD nur vormittags 8—1 Uhr. Pulsnitz. Sonnabend, den 9. April: 1 Uhr Betstunde. Pastor design. Prehn. Sonntag, den 10. April, Misericordias Domini: 8 Uhr Beichte tPastor clesi^n. ^9 „ Abschiedspredigt(2.Kor.5,17—21)j Prehn. i/g2 „ Gottesdienst für die konfirmierte weibliche Jugend. Pastor Resch. 8 „ Jünglings- und Männerverein. Amtswoche: Pfarrer Schulze. Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu und indem ich den noblen Herrn am Arme faßte, sprach zu ihm: „Ob Sie Herr v. Dürenstein oder Herr Meier oder Müller heißen, da« ist mir in diesem Augenblicke ganz gleichgültig, die Unverschämtheit, in ein fremde« Hau« «in,»dringen und dort ein achtbare« Mädchen zu überfallen, bleibt dieselbe. Und nun machen Sie, daß Sie fortkommen und sich nicht mehr in meiner Wohnung sehen lassen, oder ich behandle Sie trotz Ihrer hohen Verwandtschaft so, wie Sie e« verdienen, nämlich mit meinem Epazierstocke." Gleichzeitig machte ich die Türe auf und stieß ihn hinau«, woraus der feig« Mensch, ohne ein Wort zu erwidern, sich wie ein begossener Pudel von dannen schlich. Wa« sagen Sie nun, meine Herren, zu einer solchen Frech heit l Könnte man da nicht au« der Haut fahren vor Zorn und Aerger I Essen konnte ich diesen Abend keinen Biffen vor Wut, jetzt jedoch, wo ich meinen Gesühlen einmal gründlich Luit ge- macht habe, ist e« mir etwa« leichter um« Herz, sodaß ich wenigsten« imstande bin, ein Gla« Wein zu trinken." Stumps hatte während der Rede de« Bürgermeister« zu weilen verstohlen Springer mit den Augen zugewinkt, wa« diesem jedoch vollständig entging. Sein Gesicht glühte vor Un willen und Entrüstung, und al« Haubrecht geendigt hatte, rief er,' au«: „Dieser nichtswürdige Halunke! Nicht genug, daß er stiehlt und betrügt, wagt er e« auch, an einem unschuldigen Mädchen seine Roheit auSzulaffen l Jetzt kenne ich keine Gnade mehr mit dem Kerl, morgen schon soll er entlarvt und dem Gerichte übergeben werden." „Wa« reden Sie", bemerkte der Bürgermeister erstaunt, „dieser Herr v. Dürenstein soll ein Betrüger und Schwindler sein! Ich habe zwar kein« Veranlassung, ihn in Schutz zu nehmen, aber e« scheint mir doch, al« wenn solche Behauptungen zu weit gingen. Derartige Dinge soll niemand nachsagen, wenn man sie nicht beweisen kann." „Ich kann e« beweisen", entgegnete der Erstere aufgeregt, doch hier fiel Stumpf ihm in« Wort: „Unser junger Freund hat sich durch seinen Eifer und seine Teilnahme für Fräulein Hedwig fortreißen lassen, und daher darf man seine Worte nicht so genau auf die Wagschal« legen. Da« Benehmen de« Herrn v. Dürenstein ist allerdings ein solche«, wie man e« von einem Edelmanne nicht erwarten sollte, sodaß der Verdacht, derselbe sei am Ende gar nicht da«, wofür er sich au«gibt, keine«weg« absolut unmotiviert erscheint. Heutigen Tage« wird gar mancherlei Schwindel und Betrug in der Welt ver übt, Herr Bürgermeister, nun will ich aber einmal den Fall setzrn, daß Herr v. Dürenstein wirklich Herr v. Dürenstein wär« und nun käme, die Hand Ihrer Tochter in allem Ernste von Ihnen zu verlangen, würden Eie dann einem solchen echten und leibhaftigen Herrn v. Dürenstein dies« Hand wohl bewilligen?" „Ich, da« sind ja ganz überflüssige Fragen", meinte dieser unwirsch, „Herr v. Dürenstein ist verlobt und damit ist die Sache erledigt. Aber auch abgesehen hiervon sind dies« Menschen viel zu dünkelhaft, al« daß sich eine Heirat mit einer Bürger- lichen nur für denkbar hielten." „Et wäre aber auch der andere Fall möglich", fuhr Stumpf mit unerschütterlichem Gleichmut« fort, „daß jener Herr von Dürenst in «in Schwindler und irgend ein anderer der wirkliche Herr v. Dürenstein wäre. Wenn nun dieser echte v. Düren stein vor Sie hinträte uno sagte: „Mein verehrter Herr Bürger meister, ich kenne Ihr Töchterchen und liebe e« von ganzem Herzen, wollen Sie mir erlauben, daß ich darselbe zur Baronin von Dürenstein mache?" Welche« wäre dann wohl Ihre Anschau ung von der Sachlage?" Da» verräterische Rot und die Verlegenheit, welche bei diesen Worten auf Springer» Antlitz sich zeigte, bemerkte der würdige Beamte nicht, da er die Augen fortwährend auf den stämmigen Amerikaner gerichtet hielt. Mit offenem Munde starrt« er den selben eine Weile an, und dann rief er lachend au«: „Wahrhaftig Sie sind heute vortreffl ch zum Scherzen auf gelegt! Wo soll denn dieser echi« v. Dürenstein, der sich mit einem Male sterblich in meine Tochter verliebt, wohl Herkommen? Nein, da« kann und wird niemal« sein, wenn aber wirklich «in solcher heute oder morgen vor mich hinträte und zu mir sagte: „Geben Sir M'r Ihre Tochter", so würde ich nach den Erfah rungen, die ich bi« dahin mit dem adeligen Publikum gemacht, ihm einfach erwidern: „Guter Freund, klopfe nur ruhig an eine andere Tür." Für mich kommt e« in erster Linie darauf an, daß mein Kind einmal recht glücklich wird, da« aber ist für sie nur möglich an der Seite eine« Gatten, der ihre« Gleichen ist. Ja, noch lieber, al« daß ich sie an einen solchen aufgeblaflenen und hochmütigen Lassen weggäbe, wollte ich einen armen, aber braven und sch ichten Mann, und wä e er nicht« al« ein einfacher KommiS, zum Schwiegersohn haben. Denn ich besitze gottlob Geld genug, so daß meine Tochter keinen Mangel zu leiden braucht, wenn ihr Mann auch keinen Kreuzer mitbringt." „Armer Herr v. Dürenstein!" sagte Stumpf lächelnd, wo bei er Springer verschmitzt anblickte, der nun in einem gleich falls aufgeräumten Tone bemerkte: „Wenn nur da» vorautsichtliche Glück Ihre« Kinde« bei einem solchen Entschlusse Sie leitet,so dürfte der echte v. Düren stein — wenn e« einen solchen gibt — am Ende noch einige Hoffnung haben. E» könnte ja zum Beispiel der Fall sein, daß derselbe Ihr Fräulein Tochter kennen und lieben lernt und daß auch Fräulein Hedwig diese Neigung erwidern würde. Wäre e« Ihnen alsdann möglich, dem Glücke der beiden Menschen sich entgegenzustemmen?" „Jetzt bin ich den Unsinn aber müde!" rief der Bürger meister in komischer Entrüstung au«. „Ich begreife über haupt nicht, welchen vernünftigen Zweck diese« Gerede haben soll." (Fortsetzung folgt.)