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Bürger und Bürgerinnen! zweiten Male betrete ich den gastfreundlichen Boden des freien Sachsens, — beide Male in gleich ernster, bedeutungS« voller Zeit, von gleich feierlichen Momenten begleitet. Die Brust voll jugendlicher Hoffnungen betrat ich im August 1845 Euer Vaterland, um in dem dichten Leichenzuge, welcher Leipzigs Todtcn folgte, ungekannt und unbemerkt — ein Fremder — eine Thränc der Wchmuth den Opfern der Freiheit nachzuweinen. Und jetzt tritt der manngewordcne Jüngling vor Euch hin, um Euch an Wiens Todte, an Wiens Flüchtlinge zu mahnen, die Thräne der VolkSwchmuth nun in Eurem Auge hervorzu- rufen. Nehmt meinen Dank für Eure warme Thcilnahmc an Wien, — an unö. Ich spreche ihn im Namen der ganzen, jetzt zum Schweigen gezwungenen, demokratischen Partei in Oesterreich dem deutschen Volke in seiner Gesammthcit aus. Euch gegen über bin ich stolz, ein Deutscher zu sein. Welche erhebende Gefühle in mein Herz eingezogen, als ich aus der Verborgenheit hervorgetreten, wieder frei athmen, wieder „Ich" sein durste, kann ich nicht schildern. Mag cS Derjenige ahnen, der in gleicher Lage war. Wie ein Schiffer, der auf dem Meere geboren, lange von dem Wasser entfernt, laut auf jauchzt, wenn er sein Element — das Meer wiedersieht, so schlägt mein Herz im neuen Thatcndrange, da ich vor Euch auftrete — vor dem Elemente, in dem ich mich am liebsten bewege, — vor dem Volke! Nehmt mich auf, Männer und Frauen deS Märzes, — mich, den Haß verfolgte, weil er liebte; — auf den drei Kugeln, diese Dreieinigkeit des Absolutismus, gerichtet waren, weil er für die Dreieinigkeit der Demokratie: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit auftrat; — dessen Namen man unter die zwölf „Gefährlichsten" schrieb, weil ich einer der zwölf Apostel war, welche das Evangelium deö neuen Messias der Völker, des dreizehnten Märztages predigten; — auf dessen Kopf man einen schweren Goldpreis setzte; — der in Trauerkleide rir aus der