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17 europa kann die Zeitfrage lösen, und die Demokratie zu eine Mehrheit machen. Auch die religiöse Bewegung bedarf eines neuen Aufschwun ges. Der Deutschkatholizismus war ein Gebärenwollen und Nicht- können. Da er zu einer Zeit auftrat, wo die Freiheit der Kirche noch in Frage stand, mußte er dem früheren Systeme Konzessi onen machen, deren jetzige Zurücknahme ihn ebenso schwächen würde, Ivie das unglückliche Schwanken seiner Führer, die heute niederreißen, was sie gestern aufgebaut hatten, zwar den Willen, ein neues Gebäude aufzurichten, aber nicht die Kraft besaßen, sich von dem alten verwitterten Gemäuer ganz loszusagcn. Schon der Name des DeutschkatholiziSmuö ist sein Todcsurthcil; die neue Weltreligion wird nicht Sache eines Volkes, sondern der ganzen Erde sein. Vor ihr werden alle bestehenden Kirchen wei chen. Den leeren, auf keinen Vernunftgründcn beruhenden Glauben wird sie ganz verwerfen müssen, und aus den Anschauungen einer geläuterten Philosophie als d i c einzig wahre Religion der Wissenschaft erstehen. Der Verkündigung dieser Religion, welche ich in der Offenbarung der Welt geschrieben fand, habe ich meine Kräfte geweiht. Wenn ihre Zeit da sein wird, werde ich ihre Wahrheit von den Dächern und. auf den Straßen predigen. Fassen wir in dem hohem Sinne der Zukunft die politische, religiöse und sociale Bewegung als Eine auf; weihen wir dieser alle Kraft — einig, denn in der Einigkeit liegt eben die Kraft. Ich bin entschlossen, trotz allen Gefahren und Prüfungen auf diesem Wege der Wahrheit auSzuharrcn. Wie Luther auf dem Reichstage zuWormS zu Karl d. Fünften und den versammelten Reichsräthen, vor denen er sich verantworten sollte, sprach: — „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!", — so schlage ich die Hand auf dieses Rednerpult, und spreche, weit von meiner Heimath, getrennt vom Vaterland und Vaterhaus, nachdem ich wiederholt dem Tode in das Auge gesehen habe, noch immer mit demselben Muthe: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Und ob auch die Geschichte lehrt, daß wenige Männer der Revolution dieselbe überlebt haben, ich gehe dieser Gefahr, ihr Opfer zu werden, mit gefaßter Seele entgegen, und werde noch vor dem Kriegsgerichte sprechen: „Hier stehe ich, — ich kann nicht anders!" Bürger! erfaßt die Bedeutung dieses Augenblicks; ich rufe Euch unter die Fahne der Demokratie. Wir müssen den Baum der Freiheit pflanzen, damit die Nachkommen glücklich in seinem Schatten ruhen können. Wenn dies auch süßer sein mag, des halb schließt euch von der That nicht aus, denn erhebender, als