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15 bezeichnen, denen — mit einem Worte — die Demokratie höher steht als die Nationalität. Auf diesem Boden stehe ich. — Ich will in einer Zeit, wo der Zeiger der Wcltuhr auf 18-19 weist, den neuen Staal auf demokratischen, nicht auf beschränkt natio nalen Grundlagen errichtet sehen. Mein Wahlspruch für mich als Deutscher lautet: Erst frei, dann deutsch! Nicht umgekehrt! Oesterreich hat einen großartigen Weltberuf, welcher bei seiner Zertrümmerung vernichtet wäre. Wir haben Golt als Weltmsnarchen aufgestellt. In dieser Idee liegt die Verbrüderung aller Völker der Erde, und ihre vielleicht nicht so ferne liegende Verbindung derselben zu einem einzigen, alle Welltheile umfassenden Völkerb unde. In einem solchen werden wir uns nicht als Deutsche, — nein, was höher ist, als Menschen fühlen. Dieser Völkerbund der Zukunft ist die einzig mögliche Bürgschaft eines allbeglückendcn Weltfriedens! Der Lauf der Geschichte lehrt, daß jede Weltidee ihre An kunft vorbereitet, wie jedem Messias sein Johannes vorangeht. Wo aber wäre dieser Völkerbund vorbereitet? Meine Antwort lautet: In Oesterreich, in dem Reiche des Ostens. Dort wurden stammverschiedene, ja, sich vorhin hassende Völker an dasselbe Joch geschmiedet. Die Fürsten thaten dies aus Herrschsucht, ohne zu ahnen, daß sie nur für eine Idee der Zukunft arbeiteten, wenn sie die Völker zusammenführten. Das gemeinsame Loos der Knechtschaft, die gemeinsame Geschichte des Druckes verbrüderte uns. Wir lernten uns im Schmerze kennen und lieben, denn wir kommen in dem Hasse gegen die Unter drücker überein. Seit dem dreizehnten März haben wir auch eine gleiche Geschichte der Revolution! Wenn auch unleugbar Metternichs System in die neue Zeit herübergetragen und ein Volk gegen das andere geführt wurde, in diesem Jahre dürfte es sein Ende erreicht haben. Die Völker haben unbedingt erkannt, daß sie nur dann frei werden können, wenn sie einig sind. Während ein zertrümmertes Oesterreich, dessen Theilung nach den Nationalitäten sogar eine Sache der Unmöglichkeit ist, nur eine Beute Rußlands wird, kann ein freies, in meinem Sinne starkes Oesterreich, ein Herold der Demokratie, ein Träger der Bildung nach Osten werden. Wenn die deutsche Tiefe sich paart mit polnischem Freiheitsmuthe und romanischer Gluth, mit magyarischem Selbstständigkeitsgefühle und slavischer Klugheit, kann da nicht Oesterreich mit seinen stürmischen, revo lutionären Kräften ein Hort der Freiheit werden? Wenn auch Italien sich zu einem nationalen Bundesstaate umaelniNi-t