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die nur durch das tragische Schicksal der Octoberbewcgung er reicht wurde. Zu Eurem Tröste sei eö gesagt, mit dem Falle Wicn's geht es überdies wie mit mancher Niederlage, wo die Schmach nicht auf den Besiegten, sondern den Sieger fällt. Wenn auch der rohen Uebermacht erliegend, siegten wir mora lisch. Die Haltung des Reichstags, wie der jüngste Gang der Ereignisse beweisen, daß unser blutiges Programm mehr beachtet wurde, als jenes, welches das „Ministerium der Energie" aufstellte. Eine große Zukunft fordert eine große Vorbereitung. Charaktere und Völker, welche einen gewaltigen Weltberuf in sich tragen, müssen eine Harle Schule des Leidens durchmachcn, denn nur das Unglück macht aus halben Menschen und Nationen etwas Ganzes. Große Unglücke lassen große Eindrücke zurück; die zar teste Jugend nimmt diese in sich auf und wird im Fürstcnhasse groß gezogen. Biennende Städte und donnernde Batterien wecken selbst rohe Gemüther wach und werfen in die ungebildetste Seele den ersten Lichtglanz eines politischen Bewußtseins. Blickt hin nach Kroatien, wo die Bevölkerung für alle politischen Gestalt ungen so gleichgültig war, daß die Regierung ungarisch oder mongolisch hätte sein können. Da rief man diese Massen auf, erweckte auf Staatskosten in ihnen cm Nationalitätsgefühl, führte sie in das brennende Wien, über Italiens zertretene Reisfelder nach Ungarns verblühter Hauptstadt und vergaß, daß diese großen, fürchterlichen Ereignisse auch in den rohesten, ideenleersten Kroaten seelen Gedanken wecken werden. Wenn in nächster Zukunst Agram Barrikaden baut, so muß Oesterreichs Kabinet sich selbst Vie Schuld zuschrciben, denn sie hat Kroatiens Bewohnern die Reise kosten bezahlt, damit sie in Wien und Pesth Modelle von Bar rikaden beobachten können. Schläge, wie die Oktoberrevolution, sind in Oesterreich nothwendig; je fester man schlägt, desto stärker muß auch der Stoß sein, der uns erwecken soll. Aus dem geht wohl hervor, daß die Politik der Kabinete sich selbst untergräbt, den Dolch für ihre Brust selbst schleift. An ihre Stelle wird die offene Politik der Völker treten, die auch dazu berufen sind, denn die Ministcrbank des Volkes ist die Barrikade, auf der es seine Freiheit erkämpfte, und sein Ministerportefeuille das Buch der Revolution, mit dem heiligen Blute seiner Söhne geschrieben. Dahin werden wir kommen, bis der AuSnahmSzu- stand nicht mehr die Regel bildet. Warum die Revolution deö vergangenen Jahres an den zweifarbigen Bestrebungen der Gegenpartei scheiterte, lag thcils darin, daß der März 1848 zwar frische Volkskraft und revolu-