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weil die Träger der Idee der Zukunft, Opfer der Gegenwart — politische Lerbrecher. Eben der unglückliche Erfolg war daher der erste Grund, warum die Oktoberbcwcgung verkannt wurde Ter zweite liegt in dem ciqcnthümlichcn negativen Eharakter derselben, welcher auch die Schuld trägt, wenn Wien ohne Svm- pathic und Unterstützung der Provinzen allein seine Sache, welche man fick keine allgemeine ansah, auskämpfcn mußte. Die März- und Maibewegnngen waren positiven Charakters, wenn man mir diese Bezeichnung gestattet, d. h. man konnte positive Forde rungen aus die Schlachtsahnc schreiben, man konnte ein Schlag wort in die Masse wcrsen, was bei einem naiven Volke um so nolhwendiger ist. Kann der Demokrat dem Bauer etwas Prak tisches, wie Aufhebung drückender Lasten versprechen, so zieht der Landsturm hinter ihm her. Kommt er aber mit leeren Händen und sagt: „Wien verthcidigt seine Errungenschaften, die man ihm nehmen will," — während der Kaiser gleichzeitig dem Landvolke das Gcgenthril bctbeuert, — dann bleibt der gutmüthige Bauer zu Hause und begreift nicht, wie der Wiener „rebelliren" kann, nachdem Robot und Zehent aufgehoben worden sind. Der Oktober- aufstand war nicht von der demokratischen Partei gemacht und ein- gelcitet, sondern von der Gegenpartei erzwungen. Wie kann man daher feuer Planlosigkeit verwerfen, da sie mit allem Krastauf- wande ein ohne ihr „Werde!" entstandenes, revolutionäres EhaoS erst zu organisircn hatte. Wäre Deutschland über das süddeutsche Schleswig-Holstein — Teutschosterrcich — nicht in der PaulS- kirche zu einer noch immer unmotivirten Tagesordnung geschritten, wir hätten bald praktische Anträge gestellt und der Bewegung einen positiven Charakter verschafft. Es liegt eine tragische Sühne, ja eine historische Nothwen digkeit in dem Falle Wiens. Man muß Politik nicht der Art betreiben, daß man die Neuigkeiten im Tage blatte hin liest und über das Heute kanne gießert, ohne da 6 Gestcrn und Morgen zu beachte n. Wien, welches so lange das Eisen zu den Völkcrkcttcn hergab, so lange es die wollüstige Buhldirnc des Absolutismus war, muß eine harte Sebule durchmachen, tun der Freiheit würdig zu werden. Ter rücksichtslos dahinschrcitnidc Geist der Geschichte fordert von den Volkern ein neues GottcSurtheil mit Schwert und Feuer: wohl jenem, welches besteht! Wien ertrug noch Eine hatte Sühne deshalb, weil ein Blatt seiner Revolution mit Mord befleckt wurde. Mit den Waffen des Geistes bekämpfe man seinen Gegner, — die Gedanken müssen entweder als Schwert oder Pflugschar verwendet werden, damit sie nicht verrosten; — mit