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Nr. 30. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 1b. März 1910. Seite S. blatt" von nun an bis 1. April 1910 völlig gratis. Postabonnenten erhalten ebenfalls Gratislieferung bis 1. April 1910, sofern sie jetzt auf das zweite Quartal bei der Post abonnieren und die Postquittung an unsere Expedition einsenden. Der Abonnementspreis für das zweite Quartal des „Pulsnitzer Wochenblattes" beträgt frei Haus durch unsere Boten nur 1,25 M, frei Haus durch die Post nur 1,41 M. Abonniere jeder gütigst aus das zweite Quartal, inseriere jeder in dem „Pulsnitzer Wochenblatt", denn es bildet das erfolgreichste Vermitte- lungSorgan zwischen Verkäufer und Käufer. — Der Halleysche Komet hat sich zwar der Erde soweit genähert, daß er durch das Fernrohr als Stern nahezu 7. Größe erscheint, aber durch seine bis zu Ende März noch zunehmende Annäherung an die Sonne wird die Beoachtung stark beeinträchtigt. In nahem Abstande folgt er der Sonne und ist am Abendhimmel bald nach Sonnenuntergang sichtbar; vom 26. März ab geht er er jedoch der Sonne voran, und infolgedessen ist er bis Mitte Mai im Osten vor Sonnenaufgang zu suchen. Dem bloßen Auge wird er wahrscheinlich erst gegen Mitte April (um den 10.) im Osten vor Sonnenauf gang zwischen 3 bis 4 Uhr früh sichtbar, da er dann die Helligkeit eines Sternes 5. Größe erreicht, die bis Mitte Mai beständig zunimmt. Vom 20. oder 21. Mai ab tritt der Komet nahezu mit der Helligkeit eines Sternes 1. Größe wieder links von der Sonne; er erscheint dann also wieder am Abendhimmel nach der Sonne, und r-as dürste die günstigste Zeit für seine Beobachtung werden. — Der in Genf in der Nähe des Halleyschen Kometen angeblich aufgefundene Komet 1910b hat sich nicht be stätigen lassen und beruht jedenfalls aus einem Fehler der photographischen Platte. Großröhrsdorf. Am Sonntag abend wurde hier von der Gendarmerie ein 16 Jahre alter Arbeiter Paul Mütze aus Häslich verhaftet, welcher in Neudörfel ein Fahrrad entwendet hatte. Das Rad hatte er einfach in Kamenz wieder stehen lassen. Er wurde am Montag früh in das Amtsgericht Pulsnitz eingeliefert. Reichenau, j (. Februar. Für (8jährige treue Dienst leistung wurde dem Bäckergesellen Herrn Paul Hauswald, in Beschäftigung bei Herrn Mühlenbesitzer Hönzsch hierselbst, auf Antrag der Bäcker-Innung Königsbrück durch die Ge werbekammer AOtau ein Ghrendiplom verliehen und namens der Gewerbekammer im Beisein des Vorstands der Bäcker- Innung und seines Arbeitgebers durch Herrn Bäcker-Dber- meister Friedrich aus Bischofswerda als Vertreter der Ge. werbekammer in feierlicher weise überreicht. Arnsdorf. Herrn Kantor Fr. Bernhard Störzner wurde am Sonntag bei persönlicher Anwesenheit des Herrn Schul rats Or. Lange der Titel „Oberlehrer" verliehen. Dresden. Eine lebhafte Werbearbeit entfaltet z. Z. die konservative Partei Sachsens. Ihr eifriger General sekretär Kunze ist fast jeden Tag unterwegs, um in öffent lichen Versammlungen, meistens sogar zweimal täglich die konservativen Anschauungen verständlich und populär zu machen. 8. Dresden, 14. März. (Eine sozialdemokra» tische sächsische Armee?) In der letzten Sturm sitzung im sächsischen Landtage warf der sozialdemokra tische Abgeordnete Fräßdorf die Frage auf, wie man in Sachsen das Vaterland ohne die Sozialdemokratie ver teidigen wolle? Ein Drittel der sächsischen Armee sei sozialdemokratisch oder sei aus sozialdemokratischen Fami lien heroorgegangen. Er, der Abgeordnete, wisse nicht, wie man da ohne Sozialdemokraten die Vaterlandsver teidigung sich noch denke, ob man da sage: Ihr seid nicht würdig, die Flinte zu tragen oder die Geschütze zu be dienen. — Staatsminister vr. v. Rüger erwiderte hierauf, daß er derartige Drohungen mit dem Falle des etwaigen Zurückbleibens bei dem Aufruf zur Fahne als pure Rede reien betrachte und aus dieselben kein Gewicht lege. Vor längeren Jahren habe ein sozialdekratischer Redner im Reichstage gesagt: Ja, die Militärverwaltung werde sich das wohl überlegen müssen, ob die Sozialdemokraten alle mit zur Fahne treten würden, wenn sie gerufen würden, und da habe der damalige Kriegsminister von Goßler mit Recht gesagt, er bäte das Vaterland, ganz ruhig zu sein, „die Herren nehmen wir olle mit". „Und ich möchte es auch keinem der Herren Sozialdemokraten raten," fuhr Minister von Rüger fort, „im Falle, daß es zur Mobil machung käme, dem Rufe nicht Folge zu leisten, Sie würden alsbald merken, welche Gewalt die Regierung in Händen hat. Die Sozialdemokratie will daS natürlich nicht glauben oder stellt sich nach außen so. Ihre Rede reien sind aber nichts anderes als Flunkerei. Dresden, 14, März. (Schweres Automobilun glück) In der Nähe des historisch bekannten Ortes KeffelSdors ereignete sich in der Nacht zum Sonntag ein schweres Automobilunglück. Fünf Angestellte der Moto- rensabrik von Hille Li Co. in DreSden-Löbtau hatten in einem Automobil der Gesellschaft, ohne deren Genehmi gung einen Ausflug nach Kesselsdorf unternommen. Bei der stark abschüssigen Landstraße kurz vor dem genannten Orte fuhr das Auto mit voller Kraft gegen einen Baum, wobei es sich überschlug und der Benzinbehälter explo dierte. Von den Insassen wurde der Werkmeister Funcke, Vater von 6 Kindern, sofort getötet, sein Bruder erlitt zahlreiche Arm- und Rippenbrüche und ein dritter Fahr gast trug einen so schweren Schädelbruch davon, daß sein Ableben stündlich befürchtet wird. Die beiden unverletzt Gebliebenen verließen den Unglücksplatz sofort fluchtartig, ohne sich um die Schwerverwundeten zu kümmern. Wie sich herausgestellt hat, sind sie vom Schreck so aufgeregt gewesen, daß sie nicht wußten, was sie taten. Der eine der Unverletzten, der Chauffeur Tittel, trug einen Strick bei sich, um sich das Leben zu nehmen. Der tragische Vorfall wird jedenfalls noch ein gerichtliches Nachspiel haben. 8. Dresden, 14. März. (Elb Piraten.) Seit Jahren haben in sächsischen und böhmischen Elbehäfen Schiffs ¬ piraten ihr Unwesen getrieben und trotz der Verhängung schwerer Strafen haben die Behörden dieses Uebel nicht auS- zurotten vermocht. Immer aufs neue treten die Elbpiraten auf und ihr Treiben ist zu einer wahren Plage geworden. In der letzten Zeit häuften sich die Einbrüche auf den in den Hafenplätzen vor Anker liegenden Schiffen in außerordentlicher Weise. Namentlich im Rosawitzer Hafen traten die Elbpiraten mit unglaubhafter Keckheit aus. Nachdem bisher acht Einbruchsdiebstähle ausgeführtwurden, waren in den letzten Nächten neue Einbrüche zu ver zeichnen und zwar wurden die Kähne der Schiffseigner Gustav Schröger, Hermann Müsse, Daniel Richard und Franz Hesse erbrochen. Die Diebe gelangten durch Ab schlagen der Nietenköpfe an den Eisengittern in die Ka jüten und entwendeten daraus Kleider, Geld und ver schiedene Gegenstände. Vom Schiffe des Schiffseigners Schröger banden die Diebe eine Schaluppe ab und fuhren mit unglaublicher Dreistigkeit, nachdem sie die Beute in die Schaluppe geschafft hatten, talwärts. Ein Schiffer verfolgte die Piraten, woraus die Diebe den Kahn ober halb der Kettenbrücke festbanden und mit einem Teil der Beute die Flucht ergriffen. Die Schaluppe wurde nach dem Rosawitzer Hafen zurückgebracht. In derselben Nacht wurde in die Proviantkähne der Schiffer Hortsch, Vogel und Ohmsorg nach Abdrehen der Vorhangschlüssel ein gebrochen. Dieser Dieb wurde erkannt und in der Per son des 24 Jahre alten Franz Förster aus Mittelgrund ermittelt. Förster verbüßte im Bezirksgerichte in Leit- meritz eine Strafe, ist jedoch dort entwichen und zu seiner Mittelgrund wohnhaften Mutter geflüchtet. Hier hat er sich feiner Sträflingskleidung entledigt und dann die Diebstähle verübt. Auf die übrigen Elbpiraten wird noch eifrig gefahndet. 8. Dresden, 14. März. (Luftschifferinnen beim Nationalen Wettfliegen in Dresden.) Zum Nati- nalen Wettfliegen, das am 1. Osterferertag in Dresden beginnt, haben sich auch zwei Luftschifferinnen gemeldet. So wird der kleine Ballon „Halle" des Sächsisch-Thürin gischen Verein von Frau vr. Gocht aus Halle gesteuert, während der Dresdner Ballon „Graf Zeppelin" von Fräulein Margarete Große aus Meißen geführt werden wird. Die letztere Dame hat in demselben Ballon bereits einmal von Innsbruck aus die Alpen überflogen. Unter den übrigen Ballons befinden sich eine Reihe von inte ressanten Fahrzeugen. Ebenso befinden sich unter den Führern eine Anzahl, denen ein sehr guter Ruf auf dem Gebiete des Luftsports vorausgeht. Da ist z. B. Haupt mann von Abercorn, welcher den Ballon Düffeldorf" vom Niederrheinischen Verein steuern wird, mit welchem er auch das Gordon-Bennet-Rennen im vorigen Jahre zu Zürich bestritt, da ist l)r. Bröckelmann mit dem Ballon „Groß". Otto Korn, welcher bei der Wettfahrt den Ballon „Kolmar" führen wird, hat im vorigem Jahre den Dauer-Rekord über 70 Stunden erzielt, er blieb nur um weniges hinter dem Gordon-Bennet-Rekord des Schack vom vorhergehenden Jahre zurück. Der Ballon „Kolmar" ist jenes traurig berühmte Fahrzeug, welches den l)r. Brückman trug, als an der dalmatischen Küste der wütende Ora-Sturm die Fahrt zur Todesfahrt machte. Ein vielgefahrener Mann ist Hauptmann v. d. Thewalt, welcher seinen Privatballon „Pibst" steuern wird. Z 8. Dresden, 11. März. (EinMörderalsDieb.) Vor der 3. Strafkammer des Dresdner Landgerichts stand am Freitag der wegen Mordes an dem Fleischerlehrling Höch angeklagte, 1881 in Löbtau geborene Dienstknecht Paul Max Heinze, um sich zunächst wegen schweren und einfachen Diebstahls zu verantworten. Als der 19jährige Mörder auf die Anklagebank geführt wurde, nahmen ihm die Gerichtsdiener die Hand- und Fußfesseln ab. Er machte einen etwas schwerfälligen Eindruck und bekun dete zunächst, daß er bereits mit 10 Jahren den Vater und bald darauf auch die Mutter verloren habe die in- folg: Schwermut Selbstmord verübte. Ein in Cotta bei Dresden wohnender Gärtnereibesitzer nahm sich dann als Vormund des verwaisten Knaben an und brachte ihn nach der Konfirmation in der Landwirtschaft unter. Mehrere Male wechselte er seine Stellungen, tat aber sonst seine Schuldigkeit. Er ist einmal wegen Kirschen diebstahls mit 3 Mk. bestraft worden. Mit schwacher zaghafter Stimme erzählte dann Heinze seine weitere Lebensgeschichte: „Die letzten zwei Jahre war ich beim Gutsbesitzer Zieger in Ockerwitz und dann kam ich hier her ins Gefängnis." Nach der Anklage hat Heinze vor Mitte Oktober 1908 bis zum 9. Januar 1910 in Lsute- witz, Merbitz und Ockerwitz teils aus einfache Weise, teils mittels Etnsteigens und Erbrechens von Behältnissen den Gutsbesitzern Merbitz, Große und einem Gärtnereibesttzer zusammen 550 Mk. Bargeld und verschiedene Schmuck sachen gestohlen. Mit einem vorgefundenen Beile sprengte Heinze in mehreren Fällen Schränke und andere Behält nisse, nachdem er zuvor auf einer Leiter durch ein Fen ster in die Gehöfte gelangt war. Heinze gibt zu, daß er das gestohlene Geld teils vernascht, teils mit Frauen zimmern durchgebracht hat, auch seine „Braut", die mit ihm zusammen auf demselben Gute diente, habe er reich lich beschenkt. Nach dem vom GerichtSarzt vr. Oppe er statteten Gutachten ist der Angeklagte von seiner in Gei- steSumnachtung gestorbenen Mutter völlig verhätschelt und verzogen worden, troZdem sei der jugendliche Mörd-- später ein fleißiger, ve träglicher, anhänglicher Arbeiter gewesen, dem niemand einen Mord zugetraut hätte. Be zeichnend sei aber, daß Heinze beim Spiele immer eine gewisse Härte gegen kleinere und schwächere Kameraden zeigte. Das positive Wissen sei mittelmäßig, sein Ge dächtnis dagegen gut. Merkwürdig erscheine die völlige Gleichgiltigkeit bei der Besprechung der von ihm an dem Fleischerlehrling verübten Mordtat. Eine eigentliche Reue selbst über den Mord habe Heinze nicht gezeigt, selbst nicht unter der Möglichkeit der Hinrichtung. Dabei war er nicht etwa stumpfsinnig, sondern nur gleichgiltig. Dies sei eine Folge des Fehlens an sittlichem Empfinden. ZweiffelloS habe die materielle Genußsucht und die feh lerhafte Erziehung das Uebrige getan. Er spielte sich gern als Freigebiger auf, um unter seinem Bekannten im Mittelpunkte des Interesses zu stehen. Nach alledem könne Heinze nicht als unzurechnungsfähig, wohl aber als geistig minderwertig gelten. Dem Anträge des Staatsanwalts vr. Kurth entsprechend verurteilte daS Gericht den Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umstände zu 2 Jahren Gefängnis; 1 Monat der Unter suchungshaft wurde auf diese Strafe in Anrechnung ge bracht.—Das Schicksal des 19jährigen Dienstknechtes Paul Max Heinze aus DreSden-Löbtau, der nach seinem eignen Geständnis den 16 Jahre alten Fleischerlehrling Willy Höch auf der Landstraße bei Omsewitz erschlagen und be raubt hat, wird sich nunmehr in einigen Tagen entschei den. Die Staatsanwaltschaft hat gegen Heinze Anklage wegen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raube sowie Brandstiftung erhoben. Die Aburteilung Heinzes erfolgt am 18. dieses Monats vor dem Königlichen Schwurgericht zu Dresden unter dem Versitz des Landgerichtsdirektors Abee. lagssgssckickts. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich am Sonn abend nach Beendigung der Nordseereise, die bis Ekeron an der norwegischen Küste sich erstreckt hatte, nach Bre men zur Aktiengesellschaft „Weser", die er eingehend be sichtigte. Es ist bemerkenswert, daß die Arbeiterschaft der Werft durch ihren GesamtauSschutz den Wunsch ge äußert hatte, ihrer Anteilnahme an der der Werft zuge wandten Auszeichnung dadurch Ausdruck zu verleihen, daß am Nachmittag des Besuchstages des Kaisers gefeiert würde. Nachmittags 3 Uhr wurde geschlossen. Kiel, 14. März. In Neumünster finden morgen wäh rend der 1 t/z stündigen Mittagspause große WahlrechtS- demonstrationsveriammlungen statt. Die gesamte Arbei terschaft verzichtet auf das Mittagessen und marschiert direkt von den Arbeitsstätten zur Versammlung und dann wieder zurück zur Arbeitsstätte. — Asbest bei Swakopmund. Beim Abteufen eines Schachtes ist man unweit Swakopmund aus Anzeichen gestoßen, die auf das Vorhandensein von Asbest Hinwei sen. Der Farmer Schluckwerder fand einen mehrere 1000 Meter langen Bodenrücken, der vollständig aus Asbest besteht. Die „Deutsch-Südwestafr. Ztg.", die diese Nach richt bringt, fügt hinzu: „Hoffentlich stellt sich nun auch die Lbbauwürdigkeit des Lagers heraus; ein Minenbe- betrieb in nächster Nähe Swakopmunds würde dem Ort viel Gutes bringen". Hamburg, 13. März. Gestern abend Md im Hotel „Atlantic" das von 300 Personen besuchte Liebesmahl der sogenannten Ostasiaten statt. Nachdem Herr Bürger meister Or. Predöhl eine längere Rede gehalten hatte, erhob sich Prinz Heinrich von Preußen und sagte nach einigen einleitenden Worten, in denen er die Kamerad schaft der Ostasiaten betonte, ungefähr folgendes: „Man wisse, er sei vor einigen Tagen aus dem Lande jenseits des Kanals zurückgekehrt. Dankbaren Herzens sei er von England geschieden. Gastfreundschaft, Liebe und Offen heit seien die Fundamente, auf denen das Wesen der eng lischen Vettern beruhen. Er sei absolut inoffiziell drüben gewesen, aber er habe mit vielen maßgebenden Persön lichkeiten gesprochen, und er könne versichern, daß uns von England eine ehrliche, aufrichtige Gesinnung entge- gengebrucht würde. AgressiveS Vorgehen liege den dorti gen Regierungskreisen völlig fern. DaS beruhe aber auf Gegenseitigkeit. Nichts dürfe unterbleiben, das Vertrauen der beiden Mächte zu stärken. Das alte Vertrauen be halte ja seine Geltung. Die Deutschen hätten mit Eng ländern draußen in Ostasien Schulter an Schulter gestan den und die Erfahrung gemacht, daß die beiderseitigen Interessen durch gegenseitiges Vertrauen gefördert wür den. Im Seeoffizierkorps seien die freundschaftlichen Ge fühle aufrichtig vorhanden. Dafür stehe er gut. Aber wie so manche militärische Kameraden erfülle auch der Kaufmann die gleichen kulturellen Aufgaben. Deshalb trinke er auf die Kameradschaft zwischen Seeoffizier und Kaufmann und zwischen Kaufmann und Seeoffizier. Gesterreich-Ungarn. Wien, 14. März. Heute sand unter ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung das Lei chenbegängnis vr. Luegers statt. Mehr als 1100 Kranz spenden sind ins Rathaus gebracht morden. Der Sarg Luegers, der schon gestern geschlossen und verlötet worden war, wurde in einen 2. Sarg gestellt. Um 9 Uhr begann sich der Trauerzug zu ordnen. Abteilungen der städtischen Behörden und der städtischen Angestellten eröffneten den Zug, dann folgten die verschiedenen Vereine, studentischen Verbindungen und schließlich der lange Zug des Klerus. Hierauf folgten die 18 Krauzwagen, dann der große Galaleichenwagen, der mit 8 Pferden bespannt war, be gleitet von berittenen Laternenträgern. Vor dem Rat haus hielt der erste Vizebürgermeister dem Verstorbenen einen Nachruf im Namen dcr Stadt Wien, dann ging der Zug über die Ringstraße zum Parlament, wo der Präsident des Abgeordnetenhauses und der Landmarschall stellvertreter von Niederösterreich dem Verstorbenen einen Nachruf hielt-n. Dann ging der Zug durch die Kärnth- ner Stro^ ^er StephanSkirche, wo er um 1 Uhr . rde die feierliche Einsegnung in Ge- c u..-,ecs, mehrerer Erzherzöge und Erzherzo ginnen, der Botschafter, der behördliche Vertreter usw. vorgenommen. Dann wurde der Leichnam nach dem Zentralfriedhof übergeführt. Wren, 14. März. DaS Budapester Blatt „Hirlap" veröffentlicht einen Aufsehen erregenden Artikel gegen den Thronfolger wegen des Beileidstelegramms anläßlich deS Todes Luegers. Ebenso wie das Testament l)r. LuegerS, so schreibt das Blatt, beweist die Depesche des Thronfol gers den Hatz gegen die Ungarn, der im Wiener Rat hause und im Belvedere herrscht. Der Thronfolger wird niemals den Weg zu den Herzen der Ungarn finden