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Nr. 39. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 5. April 1910. Seite 2. daß daraus Würdigkeit und Bedürftigkeit des Gesuch stellers hervorgeht. Zu richten sind die Gesuche spätestens bis 5. April an die Verwaltung der Wettinstistung und zu adressieren: Julius Müller, Schatzmeister der Wettin- stiftung, Dresden, Marienstraße 9. — Zu der kürzlich in Großröhrsdorf durch die Gen darmerie erfolgten Verhaftung eines dortigen Ein wohners, des früheren Roßschlächters und jetzigen Band webers S., erfahren wir noch, daß der eigentliche Grund seiner Festnahme der war, daß er unter der falschen An gabe, er sei Gasthofsbesitzer in Großröhrsdorf und habe in Kamenz Bankguthaben, zwei Pferde erschwindelt hatte, die er am nächsten Tage in Bischofswerda bez Goldbach sofort wieder zu verkaufen suchte. Außerdem hat S., wie wir schon berichteten, noch an verschiedenen Orten, auch in Kamenz, Räder gegen Wechsel gekauft, obwohl er völlig mittellos ist. Da die Vermutung naheliegt, daß er noch weitere derartige Geschäfte, insbesondere Pferdekäufe, gegen Wechsel hier oder in dec Umgebung ausgeführt oder versucht hat, so wollen sich etwaige Ge schädigte bei der Gendarmerie melden. — Die Finanz-Deputation 8 der Zweiten Kam mer hatte sich jetzt u. a. mit der Nordostbahn zu beschäf tigen. ES wurde beschlossen, zu beantragen, sämtliche dazu eingegangenen Petitionen — ohne Ansehen der Li nienführung — der Regierung zur Erwägung zu über weisen. Lichtenberg. (Ehrende Auszeichnungen.) Am 1. April d. I. waren 25 Jahre vollendet, seitdem der Vorsteher deS hiesigen Königl. Sächs. Militärvereins, Herr Gutsbesitzer und Gemeindeältester Bernhard Mägel, dem G-samtvorstande genannten Vereins ununterbrochen an- gehöcü Aus diesem Anlaß hat der Königl. Sächs. Mili tärvereinsbund Herrn Mägel eine künstlerisch ausgestattete Ehrentafel verliehen, die ihm bei der am 3. d. M. statt gefundenen Hauptversammlung im Namen und Auftrage der Bezirksleitung von dem stellvertretenden VereinSvor- steher, Herrn Kind, unter markiger, warmer Worte der Anerkennung enthaltender Ansprache feierlich überreicht wurde. Ebenso hatte der Verein selbst in Anbetracht der langjährigen Verdienste um das Wohl des Vereins seinem bewährten Vorsteher einen wertvollen Spazisrstock mit Widmung zum Geschenk gemacht und unter entsprechen der Ansprache übergeben. Sichtlich ergriffen dankte der also Gefeierte seinen Kameraden für die ihm gewordenen Auszeichnungen und gelobte, daß er auch ferner für daS Vereinswohl und die Kameradschaft eintreten wolle, wie er es bisher, soweit es in seinen Kräften gestände", getan. Möge auch diese einfache und schlichte Feier dazu beitra gen, das Interesse für das Militärvereinswesen und die Kameradschaft zu beleben und zu befestigen. Kamenz. Seit einigen Tagen wird ein« hiesige, all seitig geachtete Geschäftsinhaberin vermißt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dem Verschwinden der Frau ein Un glücksfall zugrundeliegt. Bautzen. Die Beerdigung des unglücklichen Schul knaben Willi Kaiser, der, wie gemeldet, am zweiten Osterfeiertag in der alten Kaserne des hiesigen Infanterie- Regiments Nr. 103 ermordet wurde, fand auf dem Taucher-Friedhofe statt. Um die Leichenhalle und auf dem Wege, zu dem neuen Friedhofsteil, der, durch ein starkes Schutzmannsaufgebot abgesperrt war, bildete eine nach Tausenden zählenoen Menschenmenge Spalier. Die Trauerseier trug militärisches Gepräge. In dem Trauer zuge bemerkte man neben den Eltern und Geschwistern des armen Dreizehnjährigen eine starke Abordnung de« Offizierskorps des 103. Regiments mit dem Kommandeur, Oberst von Schmieden, an der Spitze, das Unteroffiziers- torpS, die Lehrer und Mitschüler des Knaben. Der Zug, in dem zahlreiche Blumengewinde, darunter ein riesiger Lorbeerkranz des hiesigen Regiments vor dem Sarge ge tragen wurden, bewegte sich unter gedämpftem Tromme - wirbel und mit der gesamten Regimentskapelle an der Spitze zur Beerdigungsstätte. Hier hielt Pastor Haaß eine ergreifende Rede. Die Trauerfeier fand mit einem Choral der Regimentskapelle ihr Ende. Bautzen. Zwischen der Stadt Görlitz und dem Stadt rat zu Bautzen ist ein Vertrag über Abgrenzung der Interessengebiete zwischen den Ueberland Centralen der genannten Städte geschlossen worden. Die städtischen Kollegien in Bautzen haben dem Vertrags zugestimmt. Dresden. Der Kantoren- und Organistenver ein der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden und Bautzen hielt am Freitag hier seine Hauptversamm lung ab, der eine Besprechung der eingesandten Arbei ten voranging. Der Verein ist im abgelaufenen Jahre um 20 neue Mitglieder gestiegen und zählt gegen wärtig 472 Mitglieder. Der nächste VereinStag soll in den MichaeliSferien in Pirna statrfinden. Der letzte De legiertentag beschäftigte sich mit den GehaltSverhältnis- sen der Kantoren und Organisten, dem neuen Schulge setz und der Neuregelung des Musikunterrichts an den Seminaren. Am Nachmittage sand eine Schumannfeier im Saale des Logenhauses zum Andenken an den 100jäh- rigen Geburtstag Robert Schumanns statt. Dresden, 4. April. Der Gasthofsbesitzer Liebscher in Heidelbach bei Neuhausen in Sachfen versuchte seine bei den zwölf und fünf Jahre alten Kinder zu erschießen. Als die Kinder flüchteten, erschoß sich Liebscher selbst. Anlaß zu der Tat sind zerrüttete Vermögensverhältnisse. 82K. Dresden, 4 April. (Ballonfahrer-Erleb nisse) Weitere Kreise dürften kurze Mitteilungen über die Fahrten der einzelnen Ballons, die an den Wettfahr ten des Nationalen Wettfliegens um 1. Osterfeiertage zu Dresden teilnahmen, interessieren. Es ist daraus ersicht lich, daß namentlich am 2. Tage der Fahrt von den Kon kurrenten der Versuch gemacht wurde, hoch über die Wol ken zu gehen und in den großen Höhen schnelle Luftströ mungen auszusuchen Auch die verschiedenartige Ausnahme in den Landungsgebieten gibt nicht uninteressante Ein blicke ins Volksleben, hat doch e<n Ballon bei der Land bevölkerung eines exotischen Staates die Panik hervorge- rusen, der Komet käme herab, um die Welt zu zertrüm mern. Ballon „Erfurt", voraussichtlich Sieger der KlasseIV, Führer Or. W. Treitschke, fuhr 6 Uhr 46»/z Min. abends von Reick ab. Die Fahrt ging über die Sächsische Schweiz, das Schlachtfeld von Königgrätz, aus die weißen Kar pathen zu, die noch bei herrlichem Vollmond überflogen wurden. 8 Uhr morgens führte der Kurs über Budapests Häusergewirr und die Donau, ein landschaftlich sehr reiz volles Bild; dann kamen Wolken und die kühnen Fahrer suchten größer« Höhen auf. In 4250 Meter Höhe wurde eine Temperatur von 16 Grad Celsius sestgestellt. Der dort oben herrschende Wind führte das Luftschiff in flotter Fahrt über die transsylvanischen Alpen in die Gefilde Rumäniens, wo sich baldige Landung nötig machte, da der Ballast zu Ende. Durch einen Gutsbesitzer wurden die Reisenden sehr liebenswürdig ausgenommen. Die Landung geschah bei der kleinen rumänischen Stadt Türger- Xor, der kleinsten Stadt deS Landes, deren Präfekt und Behörden in größter Zuvorkommenheit den Gästen aus der Luft die Sehenswürdigkeiten des Ortes mit Stolz zeigten. Der in Serbien gelandete Ballon „Harburg", der als Sieger der Klaffe III in Betracht kommt, ftartete 4 Uhr 45»/, Min. in Reick. Er nahm ungefähr dieselbe Fahrtlinie wie „Erfurt", schwenkte jedoch in Ungarn mehr nach Süden ab. Größte Höhe 4500 Meter. Die letzten 4 Stunden der Fahrt führten sehr flott fast ausschließlich über geschlossene Wolkenbänke, nur zeitweilig Durchblicke. Als der Ballast dem Ende nahe, erfolgte der Abstieg. Di« Landung geschah glatt auf Bäumen, da zum Aus weichen kein Ballast mehr vorhanden; einige Bäume mußten gefällt werden. Die serbische Bevölkerung bei Bukovice war sehr zuvorkommend, Behörden anfangs mißtrauisch (Spionage), aber stets höflich. In Serbien seien Ballons überhaupt noch nicht gesehen worden. Die Bevölkerung habe vor Rätseln gestanden. Ganz Serbien schreibt und spricht von den deutschen Ballons. Man staunte die Lustfahrer als überkühne Menschen an. 8. Dresden, 4. April. „Der letzte Jonas". Der schwer nervenkranke frühere Kapellmeister des hiesigen Re sidenztheaters, Rudolf Dellinger, hat noch kurz vor seiner Erkrankung, die seine Uebersührung in die Piersonsche Nervenheilanstalt zu CoSwig notwendig machte, eine hei tere, melodienreiche dreiaktige Operette, „Der letzte Jonas", vollendet, die am letzten Sonnabend an der Stätte der langjährigen Tätigkeit ihres Verfassers ihre Uraufführung erlebte. Vom Direktor Karl Witt aufs prächtigste insze niert, erzielte das letzte Werk des bedauernswerten Künst lers einen großen Erfolg. Dresden, 4. April. (Dementi.) Zu dem von einem Berliner Blatt gemeldeten Gerücht, daß es in einer Sitzung des Ministerrats in der über die zum Geburts tage des Königs zu verleihenden Ordensauszeichnungen beraten wurde, zwischen den Ministern zu Differenzen gekommen ist und Finanzminister von Rüger die Sitzung verlassen hat, erfährt das H. T. B., daß dieses Gerücht unbegründet ist. Am vergangenen Freitag hat unter Vorsitz des Königs und in Gegenwart des Prinzen Johann Georg die Sitzung des Gesomtministeriums stattgefunden, in welcher die Auszeichnungen für Königs Geburtstag am 25. Mai beraten wurden. Sämtliche Minister sind zugegen gewesen und zwar bis zum Schluß der Sitzung. Dresden, 4. April. (Mord und Selbstmord.) Auf der stark belebten Dresdner Straße in Loschwitz erschoß heute nachmittag 5 Uhr der Kaufmann Fevter aus Kötzschenbroda bei Dresden seine mit ihm in Scheidung lebende Ehefrau und richtete dann die Waffe gegen sich selbst, verwundete sich aber nur schwer. Das im Anfang der 30 Jahre stehende Ehepaar hat sich, um nochmals einen Versöhnungversuch zu machen, gerade eine Zu sammenkunft gegeben. Dabei gerieten aber die Ehegatten in so schwere Differenzen, daß die Frau das Etablisse ment sofort verließ. Ihr Ehemann folgte ihr in kurzer Zeit und zwar in großer Aufregung. Seine Frau ging die Dresdner Straße entlang nach dem Weißen Hirsch zu. Als er sie einholte, schoß er sie auf der um diese Zeit stark belebten Straße nieder. Die Kugel hatte sie sofort getötet. Dann warf der Rasende den Körper seiner Frau in den Straßengraben hinab und gab auf sich selbst einen Schuß ab, der ihn aber nur schwer am Kopfe verletzte. Er wurde in die Loschwitzer Polizei wache gebracht, wo er bald von seiner Bewußtlosigkeit wieder erwachte. Der Staatsanwalt ordnete sofort alles weitere an. — Ueber die furchtbare Bluttat in Mitt weida, von der wir schon in letzter Nummer berichteten, schreibt das „Chemnitzer Tageblatt": Gestern mittag durcheilte die Stadt Mittweida die Schreckenskunde von einer entsetzlichen Bluttat. Die Feuerwehr war nach dem Ortsteil Röß gen gerufen worden, wo im hochgelegenen Hause Ringethaler Weg 14, gegenüber dem Stadtpark, ein Brand ausgebrochen war. Das Feuer hatte sich schnell über den ganzen Dachstuhl des Häus chens, das nur aus Parterregeschoß und einem Erker be stand, verbreitet. Die Brandstelle war der Schauplatz eines vierfachen Mordes! Das Haus gehörte dem Zimmer mann Oehme. Außer der Familie des Genannten wurde das Haus nur noch von der Familie des 28 Jahre alten Arbeiters Max Mann bewohnt. Seit dem 3. Feiertag fühlte sich Mann unwohl und blieb zu Hause, auch be fand er sich in ärztlicher Behandlung. Heute früh war Frau Mann, wie immer, in die Fabrik zur Arbeit ge- gegangen, ebenso der Hauswirt Oehme und seine älteste, 18 Jahre alte Tochter. Im Hause haben sich befunden: die 45 Jahre alte Frau Selma Ida Oehme, deren 14- jährige, am Palmsonntag konfimierte Tochter Martha Liddy Oehme, ferner die 5jährige Martha Ella Mann und derer 2jähriges Schwesterchen Ella Paula Mann. Alle vier Personen sind ermordet worden! Als mittags gegen 12 Uhr die 18jährige Tochter des Hauswirts nach Hause kam, sand sie sämtliche Eingänge zum Hause ver schlossen. Das Mädchen hörte aber daß sich Mann im Hause befand und begehrte Einlaß. Mann hieß das Mädchen noch ein wenig warten und nun hörte sie, wie er sich nach dem Dachboden begab. Gleichzeitig wurde der Ausbruch eines Feuer bemerkt Aus dem Dache brachen Rauchwolken hervor. Unterdessen müssen sich im Hause furchtbare Szenen abgespielt haben. Mittlerweile war nun auch Frau Mann von ihrer ArbeirSstätte heim gekehrt. Fräulein Oehme hatte bereits ein Fenster ern- geschlagen und war in Manns Wohnung eingestiegen, deren Tür ebenfalls, und zwar von außen, verschlossen war. Aui dem Tisch standen die mit Kreide geschriebenen Worte: „Leb' wohl meine Martha! Ich habe mich mit unsern lieben beiden Kindern erhängt. Melde es der Polizei!" Frau Mann, welche einen Stubenschlüssel bei sich hatte, eilte nun nach den bereits brennenden oberen Räumen des Houses und sah ihren Mann in der Kammer am Balken hängen. Die beiden Kinder lagen erwürgt in ihren Betten und die 14jährige Tochter Oehmes mit durchstochenem Halse in derselben Kammer. Frau Oehme dagegen wurde in ihrer Wohnstube, deren Tür offen stand, mit zerschmettertem Schädel tot am Boden liegend auf gefunden. - Der Mörder hatte die unglückliche Frau mit einem Zimmermannsbeil niedergeschlagen. Der Tod muß sofort eingetreten sei , man sand in der Stube Knochen- teile und Gehirnmasse vor. Inzwischen gr'ff das Feuer schnell um sich und das Haus brannte trotz des schnellen Eingreifens der Wehren dis aufs Parterre nieder. Bei dem Mörder, der sofort aus der Schlinge befreit worden war, hatten die an gestellten Wiederbelebungsversuche Er folg. Er ist ins Stadtkrankenhaus gebracht worden, während man die Leichen nach der Totenhalle überführte. Nachmittags 4 Uhr hatte der Mörder die Besinnung noch nicht wieder erlangt. Vertreter der Königl. Staats anwaltschaft Chemnitz erschienen noch am Nachmittag zur Aufnahme des Tatbestandes an Orr und Stelle. Leipzig. Abermals durcheilte am Sonnabend eine Schreckenskunde unsere Stadt. Eine neue gräßliche Bluttat war durch Verbrecherhand vollsührt worden. Im benachbarten Taucha hatte ein Agent Namens Jepp die sehr vermögende Frau Lehmann zu ermorden und zu berauben gesucht. Dem Räuber war die Tatsache be kannt, daß die Dame am 1. April größere Summen von Zinsen in ihrer Wohnung aufbewahrt hatte. Er stand überdies mit ihr in einem allerdings nur weitläufig.n Verwandtschafts-Verhältnis. Ihr in der Wohnung gegen übertretend, forderte er von der Fau ein Darlehen, und als dieses verweigert wurde, zog er einen großen Hammer unter seinem Rock hervor und hieb damit unbarmherzig auf die Wehrlose ein. Durch ihr lautes Schreien stürzt« ihr Sohn und dessen Ehefrau herbei, die im Parterre des Hauses ein Kolonialwaren-Geschäft betreiben. Der Verbrecher stand teilnahmslos im Zimmer. Die am Boden liegende Frau blutete aus mehreren Kopfwunden. Als ihr Sohn, der seine Mutter verunglückt glaubte, sich zu ihr niederbeugte, versetzte ihm der Räuber ebenfalls einige Hammerschl^ge auf den Kopf. Die Schwiegertochter würgte er am Halse und warf sie die Treppe hinab. Dann ging er nach Leipzig und stellte sich selbst der Polizei. Die Aerzte hoffen, die Ueberfallenen am Leben zu erhalten. Die sich häufenden schweren Verbrechen haben die gesamte Bevölkerung naturgemäß in die größte Aufregung versetzt. — Der Königl. Sächs. Militärverein „China- und Afrika-Krieger" für Leipzig und Umgebung erläßt einen Aufruf zur Sammlung für die Errichtung eines Denk mals für alle während der Chtnawirren und der afrika nischen Aufstände gebliebenen sächsischen LandeSangchöri- gen in Leipzig. Zur Annahme von Beiträgen sind bereit die sächsischen Haupt- und Nebenkassen der „Allgemeinen Deutschen Creditanstalt". 8. Sachsen-Altenburg, 5. April. (Schlachtfeste sind keine Vergnügungsfeste.) Schlachtfeste unterliegen keiner Steuer. Dieses für das Gastwirtsgewerb so wichtige Urteil fällte vor kurzem das Landgericht in Sachsen-Altenburg. Der Stadrrat zu Schmölln, welcher die Schlachtfeste als unter die Vergnügen fallend erklärte und hierfür Lustbarkeitssteuer forderte, wurde gericht- licherseits abschlägig beschielen. Das Landgericht stellte fest, daß ein Schlachfest in steuerlicher Beziehung nicht als e n Vergnügen angesehen werden könnte. — In Sachsen ist noch keine derartige gerichtliche Entscheidung gefällt worden, obgleich es auch in Sachsen Gemeinden gibt, welchen es von der Amtshauptmannschaft erlaubt worden ist, Schlachtfeste zu besteuern. Der geschästs- -führende Vorstand deS Sächsischen SaalinhaberverbandeS gibt seinen Mitgliedern mit Bezug auf obige Entschei dung anheim, die Entrichtung der Steuer zu verweigern und im Falle der Pfändung oder Klage gerichtliche Ent scheidung zu beantragen. SScdsiscber LomSt-ag. Dresden, 5. April. In der Zweiten Kammer gab heute vor Eintritt in die Tagesordnung Präsident Dr. Vogel folgende Er klärung : Der Kammer ist ein Antrag Fraßdorf und Sindermann zugegangen, zu beschließen, daß eine Untersuchung eingeleitet werde, ob, wie die „Leipz. Reuest. Nachrichten" und die „ZwickauerZtg." behaupten, Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion versucht haben, das amtliche Stenogramm in der Angelegenheit eines Zwi schenrufes zu beeinflussen. Die Kammer hatte zunächst beschlossen, den Antrag zur allgemeinen Vorberatung auf eine Tagesordnung zu setzen. Nach den Mitteilungen der beteiligten Beamten kann die Angelegenheit schon heute als abgeschlossen betrachtet werden. Der Vorstand des Stenographischen Landesamtes Oberregierungs rat Dr. Liemens und der Bureaudirektor der Ständekammern Arans? haben auf Umfrage bei den beteiligten Beamten erklärt, daß keinerlei Versuch von sozialdemokratischen Abgeordneten unter-