Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer MckendlaN Vezirks-Nnzeiger Fernsprecher: Nr. 18. lelegr.-NLr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts des l^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsbsn. Dis künk mal gsspaltens Zeile oder deren Naum t 2 p?., Lokalpreisl 0 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larit. Erfüllungsort ist Pulsnitz. und Zeitung Matt Mit „Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Sei läge" und „§ür Saus und köerd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich Mk. 125 bei kreier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. siin umkassend Lis Ortschakten: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, SrotzrShrsdork, vrstnig, Sauswalde, Ohorn, Obersteina, Diedsr- DtllUSUIUU I Ul OE I l klilUSgOllchlSUE^U I > PUlolllr), steina,Wsitzbach, Ober-u.Diedsrlichtsnau,§risdsrsdork-1'hismendorf, Mittelbach, Orotznaundork, Lichtenberg, k^lsin-Dittmannsdork. Druck und Verlag von C. L. Torster's Erben (!nh.: I. W?. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Vismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nsdaktsur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Ar. 36 Dienstag den 29. März 1910. 62. Jahrgang. UMG dm 4. AM 191V: Vieh- und LoPM in NniMM. Ursprungszeugnisse sind mitzubringen. Arbeitsnachweis. Gesucht wird: 2 Arbeiterfamilien für Landwirtschaft für sofort in dauernde Stellung von Rittergut Straggräbchen in Sachsen. Aiis dem Leiche des Negus. Wieder einmal soll im Zustand des Negus oder Kaisers Menelik von Abessinien, der in der letzten Zeit wiederholt von Schlaganfällen heimgesucht worden ist, eine so bedenkliche Verschlimmerung eingetreten sein, daß angeblich der Eintritt einer Katastrophe zu befürchten steht. Allerdings ist Menelik seit reichlich Jahresfrist meh rere Male direkt totgesagt worden, und doch hat er seine allerdings sehr schweren Krankheitsfälle schließlich immer wieder bis zu einem gewissen Grade überwunden. Es ist darum möglich, daß seine zähe Natur auch diesmal das Schlimmste wieder übersteht, ebensogut kann es freilich nunmehr mit ihm wirklich ein Ende nehmen, da er durch die öfteren Schlaganfälle zweifellos doch erheblich ge schwächt worden ist. Sollte nun der Negus tatsächlich jetzt das Zeitliche segnen, so würde dies offenbar das Sig nal zum Ausbruche ernster innerer Unruhen in Abessinien abgeben, deren Symptome in den letzten Monaten bereits mehr wie einmal hervorgetreten sind. Denn lediglich der tatkräftige Menelik vermochte noch das erst durch ihn ge einigte abessinische Reich mit fester Hand zusammenzu halten; sobald diese Hand eines Tages fehlt, wird bei den gegenseitigen Eifersüchteleien der über die einzelnen Teile des Landes gesetzten Fürsten oder Ras sicherlich ein heftiger und blutiger Kampf zwischen ihnen um das politische Erbe Meneliks ausbrechen. Zwar hat Kaiser Menelik erst vor einigen Monaten seinen Enkel, den noch sehr jugendlichen Prinzen Lidy Jassu, testamentarisch zum Thronfolger ernannt und zugleich den RasTasame zum Vormunde des Thronfolgers und zum Regenten im Falle des Ablebens des Negus bestellt. Aber es scheint, daß die sehr ehrgeizige und herrschsüchtige Gemahlin Meneliks- die Kaiserin Taitu, im Gerüche steht, sich wenig um diese Verfügungen ihres Gemahls zu kümmern, sondern selbst nach der Herrschaft zu streben. Wenigstens wird aus Addis Abeba, der abessinischen Hauptstadt, berichtet, daß infolge der erneuten plötzlichen Verschlimmerung im Be finden Meneliks mehrere tausend Schoaner unter ihren Häuptlingen in Addis Abeba etngerückt seien und die Absetzung der Kaiserin Taitu erzwungen hätten, um hier durch der Möglichkeit vorzubeugen, daß sich Taitu nach dem Tode Meneliks selbst als dessen Nachfolgerin prokla mieren könnte. Weiter hieß es, die Schoaner hätten die Kaiserin genötigt, den kaiserlichen Palast zu verlassen; vom Regenten Tasama sei ein beruhigendes Manifest er lassen worden. Schließlich wurde versichert, daß in Addis Abeba augenblicklich Ruhe herrsche und für die Sicher heit der dortigen Europäer zunächst nichts zu befürchten stehe. Indessen scheint sich die Situation in der abessinischen Hauptstadt über Nacht wieder verschärft zu haben. Denn in einer vom „B.T." veröffentlichten Privatmeldung wird berichtet, die Kaiserin habe ihre alte Position wiederge wonnen, da der Kaiser ohne seine Gemahlin die Nahrungs aufnahme verweigere; die Situation sei gefährlich, es würden Unruhen befürchtet. Unter solchen Umständen kann es allerdings leicht zunächst zu einem Kampfe zwi schen den schoanischen Häuptlingen einerseits, der Kaiserin Taitu und ihrem Anhänge anderseits kommen, woraus sich dann wohl rasch ein allgemeiner Bürgerkrieg in Abessinien entwickeln dürfte. Es ist ziemlich wahrschein lich, daß ein solcher innerer Krieg die Anfänge moderner kultureller Entwickelung, welche Abessinien dem tatkräf tigen Menelik zu verdanken hat, vernichten und auch die verhälrnismäßig jungen handelspolitischen Beziehungen der europäischen Staaten zu Abessinien wieder zerstören würde. Darüber, ob die hierbei hauptsächlich in Betracht kommenden Länder, also Frankreich, England, Italien und Deutschland, vielleicht schon irgendwelche gemeinsamen Schritte zur Wahrung ihrer Interessen in Abessinien bei einer etwaigen Revolution in diesem Lande ins Auge ge faßt haben, ist bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Es ist auch gar nicht zu leugnen, daß eine fremdländische Intervention im Reiche des Negus bei der Empfindlich keit der Abessinier gegenüber den Ausländern und speziell den Europäern eine recht heikle Sache wäre, und darum werden es die in Abessinien interessierten europäischen Mächte denn auch durchaus nicht so eilig mit einer even tuellen Intervention haben. OsrtNcbss unv Sücdslscdss. Pulsnitz. Verhallt ist der Osterglocken Klang, vorüber die als Einleitung einer besseren, ja der schönsten Jahres zeit nach des Winters Bedrängnissen herbetgesehnten Oster feiertage; nach den stillen Feiertags- und Erholungsstun den begann das Werktagsgetriebe aufs neue. Heiter und verschönt vom Sonnenglanz stieg der Ostertag heran. Die Besitzer gastlicher Stätten in der Umgegend hatten für eine reiche Auswahl an leiblichen Genüssen und aller hand Zerstreuungen gesorgt und werden wohl bei dem herrschenden schönen Frühltngswetter auf ihre Rechnung gekommen sein. Als während der Feiertage in unserer Stadt einzige Veranstaltung ist der Familien ab end des Ev an gelischen Arbeitervereins zu verzeichnen, welcher am ersten Osterfeiertag im Saale des Gasthofs zum Herrnhaus abgehalten wurde. Der gutbesuchte Abend sand seine Einleitung durch eine herzliche Begrüßungs ansprache seitens des Vorstandes. AlSdann folgten Ge sänge und Vorträge. Den Glanzpunkt der Veranstaltung bildete ein sehr interessanter Lichtbilderoortrag: „Eine Reise nach Mecklenburg, an die Ostsee" des Herrn Pastor Resch. Auch einige von den Herren Kantor Bartusch und Pastor Prehn gebotene musikalische Vorträge trugen viel zur Verschönerung bei. Alles in allem: Es waren wie der anregende, genußreiche Stunden, die man im Evan gelischen Arbeiterverein verleben konnte. Pulsnitz. Vom 1. April ab werden die Schalter des hiesigen Kaiserlichen Postamts bereits um 7 Uhr morgens geöffnet. — Die offizielle Gewinnliste der 10. (letztest) Geldlotterie zur Erneuerung des Domes in Meißen ist eingegangen und liegt in der Expedition des Pulsnitzer Wochenblattes zur Ansicht aus. — Eine Dauerfahrt um die Meisterschaft der Lausitz veranstaltet am 24. April der Lausitzer Radfahrer- Bund für seine Mitglieder auf der Strecke: Bischofswerda, Neukirch, Sohland, Bautzen, Kamenz, Pulsnitz, Bischofs werda. Die Strecke beträgt ca. 87 Kilometer. Außer 100 M in Geldpreisen sind noch 14 Medaillen ausgesetzt. Nennungen nimmt der Bundesfahrwart, Herr Fabrikbe sitzer Hans Schicktanz in Sohland a. d. Spr. entgegen. Prospekte gratis. — Der Halleysche Komet eilt jetzt seinem Peri hel entgegen, durch das er Mitte April gehen wird, um nachher früh am Morgenhimmel zu erscheinen und dann dem bloßen Auge sichtbar zu werden. Bei Eintritt der Dunkelheit steht er des Abends schon tief im Westen und geht gegenwärtig schon vor 8 Uhr unter. An die Auf fälligkeit seiner Erscheinung werden vielfach übertriebene Erwartungen geknüpft. Weder Ende April, wenn der Komet am Morgenhimmel steht, noch um den 25. Mai, wenn seine Helligkeit am Abendhimmel am größten ist, dürfte der Glanz des Kernes und des Schweifes unge wöhnlich groß werden. Denn die lange Abenddämmer ung der Sommernacht wie der frühe Aufgang der Sonne Ende April müssen die Helligkeit des Kometen störend beeinträchtigen. Wenn er, wie bei seiner Erscheinung im Jahre 1835, sein Perihil im Herbst und Winter hat, wo der Himmel dunkler ist, dann ist auch der Glanz seiner Erscheinung größer. Das wird auch im Jahre 1985 wieder der Fall sein. Wir erleben's freilich nicht me' r. Großröhrsdorf. Das Konzert der Männergesang vereine „Radeberg" und „Liedergruß-Dresden", das am ersten Osterfeiertag im schmucken Saale des Mittelgast. Hofes (Hotel Haufe) stattfand, bot seinen Veranstaltern das erfreuliche Bild eines vollbesetzten Zuhörerraumes. Und nicht nur der große Saal war gefüllt, sondern auch noch der kleine Saal wies eine stattliche Besucherzahl auf. Die Vortragsfolge des Konzertes war eine gefällige, ja anheimelnde zu nennen und die zu Tage getretene Ge samtleistung war eine schöne, abgerundete und durchaus anerkennenswerte. „Im Liede stark!" Diese Devise kam so recht zur Geltung. Stark in der Zahl der auf dem Podium erschienenen Sängerschaft und stark in der Pflege des Gesanges und in der Hingebung an die Intentionen des von hoher Kunstbegeisterung erfüllten Dirigenten, Herrn Walter Richter-Dresden. Massen- und Einzelchöre kamen in vortrefflichster Weise zu Gehör. Die gesang lichen Sololeistungen des Abends gaben die Herren Arno Bienemann, Mitglied des Männergesangvereins „Lieder- gruß"-Dresden un Ernst Lange, Mitglied des Männer gesangvereins-Radeberg, beiderseits mit bestem, wohlver dientem Erfolg. Eine wertvolle Bereicherung sand das Programm durch die Vorträge der Konzertsängerin Frau Amanda Sylva-Hunger aus Dresden. Ihre vollen stimm lichen Reize entfaltete die Sängerin ganz besonders in „Tkema con VLria2one8" von Heinrich Proch; die Helle Frische und biegsame Ausdrucksfähigkeit ihres schönen Organes bestand dabei mit Ehren. Lebhafter Beifall und Hervorruf folgten dem Vortrage. Dem mit vollster Beifallssreudigkeit getragenen Konzert schloß sich ein fideler Kommers an, der den Besuchern noch einige recht heitere Stunden in Lied und Wort brachte. —n. Rammenau, 24. März. Vom Ministerium des öffent lichen Unterrichts wurde Herrn Kantor Hentschke der Titel eines „Oberlehrers" verliehen. Bischofswerda. Reichstagsabgeordneter Gräfe wird bei der nächsten Reichstagswahl wieder sür unseren 3. Wahlkreis kandidieren, wie der Landtagsabgeordnete Rentsch in einer konservativen Versammlung in Kamenz erklärte. Gräse macht zur Bedingung, daß ihn außer seiner Partei die Konservativen und der Bund der Land wirte unterstützen. Dresden. Der Geistliche des Stadtvereins für Innere Mission, Herr Pastor vr. Jeremias hat einen Ruf nach Jerusalem erha ten, wo er vom 1. April d. I. ab die 1. Pfarre.stelle bei der deutschen evangelischen Gemeinde übernimmt und den Charakter als Probst erhält. Der neue Probst soll am 10. April durch den Oberkonsisto- rtalrat vr. Lahusen eingewiesen werden, nachdem am 9. April die Weihe der Oelbergstiftung und der Himmel fahrtskirche vollzogen worden ist. Die Festpredigt bei der Einweihung hält bereits der neue Probst vr. Jeremias, der auch die Oelbergstiftung und die Himmelfahrtskirche zu verwalten hat. Dresden. Die diesjährigen Rennen auf der neuen Dresdner Radrennbahn sind für den 10. April, den 1. Mai, den 12. Juni, den 10. Juli, den 4. September und den 2 und 16. Oktober in Aussicht genommen. 8. Dresden, 29. März. Berliner Einbrecher beim sächsischen Kriegsminister. Berliner Ein brecher und Geldschrankknacker haben in Dresden eine verwegene Gastspielrolle gegeben und hatten als Opfer den sächsischen Kriegsminister Freiherrn von Hausen aus erkoren. Am Gründonnerstag trafen aus Berlin sechs Verbrecher in Dresden ein, um einen in der dem Kriegs minister gehörenden in Obcrloschwitz gelegenen, zur Zeit nicht bewohnten Villa geplanten Einbruch auszuführen. Allem Anscheine nach war der Besuch beim Kriegsminister schon einige Tage zuvor in allen seinen Einzelheiten durchberaten worden. Dresdner Helfershelfer standen den Berlinern helfend zur Seite; doch die „Arbeit" selbst sollte den Berlinern vorbehalten bleiben. In der Nacht zum Karfreitag waren sechs verwegene Einbrecher, lauter schwere Jungen in die Villa eingebrochen. Mit Brech- und Stemmeisen wurden alle Behältnisse geöffnet. Alle Kleinodien, Möbel, hervorragende Kunstschätze und son- Kostbarkeiten zusammengepackt und verschnürt, um sie auf einem bereitstehenden Wagen fortzuschaffen und noch in derselben Nacht nach Berlin zu verladen DaS durch die Arbeit verursachte Geräusch hatte einen Laternenwär-