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Nr. 141. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag den 25. November 1909. Seite 2. bahn zu Reick ist des schlechten Wetters wegen bis zum nächsten Frühjahr verschoben woroen. Der Ballon „Luna", der am Sonntag in Weißig ausgestiegen war, landete am Sonntag abend in Löbau in Sachsen. Dresden, 24. November. Ein eigenartiger Feuerlärm erfolgte am Sonntag abend gegen »/zH Uhr bei der hiesigen Hauptseuerwache. Dort wurde die Feuerwehr nach dem Dippoldiswaldaer Platze alarmiert, wo ein öffentlicher Feuermelder in Tätigkeit gesetzt worden war. Als die Feuerwehr dort anrückte, stand neben dem Feuer melder ein anständig gekleideter Herr mit der Uhr in Hand, der den Feuerwehrleuten seine Anerkennung über ihr schnelles Eintreffen aussprach. Auf die Frage, wo es es denn eigentlich brenne und ob er den Feuermelder in Tätigkeit gesetzt habe, bejahte er dies und sagte, daß es überhaupt nicht brenne. Er sei jedoch zu dieser Prü fung der Feuerwehr berechtigt, denn er sei der Stadt kommandant von Dresden. Der Kommandant des Lösch- zugeS merkte nunmehr, daß er es mit einem Geistesge störten zu tun habe, den er nach der Heil- und Pflege anstalt bringen ließ. 8. Dresden, 22. November. (Neue Bankfus ion.) Die Aktiengesellschaft „Dresdner Bankverein" ist laut Beschluß der Generalversammlung aufgelöst worden. Ihr Vermögen ist als Ganzes an die Aktiengesellschaft Magde burger Privatbank in Magdeburg, deren Firma jetzt Mitteldeutsche Privatbank, Aktiengesellschaft" lautet, gegen Gewährung von Aktien dieser Gesellschaft über tragen worden. Pirna. Auf dem Elbstromamt wurde ein neuer eiser ner Kahn von 1053 Tonnen mit je 1000 Kilogramm Trag fähigkeit eingetragen. Ein Fahrzeug von dieser Größe ist in der hiesigen Schiffsrolle noch nicht verzeichnet ge wesen. Dieser Elbriese ist auf der Werft Grünewalde bei Schönebeck für einen Schiffer aus Königstein erbaut. Mittweida. Hier waren zehn Stadtverordnete zu wählen, unter denen vier Sozialdemokraten zum Siege kamen. Wehlen (Elbe.) Als die Glöcknersfrau die Kerzen des Kirchenkronleuchters zum AbendgotteSdienste anzün den wollte, stürzte der Leuchter plötzlich herab und streifte die Frau an Rücken und Schulter. Wäre der schwere Messingleuchter direkt auf die Frau ausgetroffen, so dürfte sie nicht mit dem Leben davongekommen sein, während sie nur leichte Verletzungen erlitt. Die Untersuchung er gab, daß das Mittelgewinde des Kronleuchters nicht ver nietet gewesen ist. Der andere Kronleuchter befand sich in demselben Zustande. Crimmitschau. Eine Baumwoll-Plantage errichtet die hiesige Firma Reinhard Strauß bei Lindi in Deutsch- Ostafrika. Ein größeres Gelände ist bereits erworben. Reichenbach i. B. Mit einem seltsamen Fall von „Fahnenflucht" hatte sich die hiesige Polizei zu befassen. Der Rekrut Baumgärtel war von hier nach Colmar zu den Jägern zu Pferde ausgehoben, hatte aber nur «soweit Gelegenheit, die Freuden oder Leiden des Dienstes kennen zu lernen, als er, kaum angekleidet, die ersten Instruktionen im Stalldienst erhielt. Dabei erlitt Baumgäxtel, d^r herzleidend ist, einen OhnmachtSansall, ynd Erhielt später, wieder zu sich gekommen, bei der Untersuchung vom Arzt den Bescheid, daß er „jedenfalls keinen Dienst zu machen brauche und nachhauje gehen könne." Diese Woxte be folgte der junge Mann und reiste in seipe Heimat, nach Reichenbach ab. Dagegerr glapbten Kie Aerzte, daß PgM- gärtcl sich zur eingehenden Untersuchung ifn Lazarett zu Colmar befinde. Allmählich wurde der Irrtum entdeckt, und jetzt gelangte die Meldung von „Fahnenflucht" an die hiesige Polizei, die sich alsbald mit Bquptgärtel in Ein vernehmen setzte. Etwas anhaben wird qmn ihm wohl nicht können. Hohenstein-Ernstthal. Am Sonntag in den späten Abendstunden ist die am Bahnhofe gelegene Lstaschinen- sabrjk von Theodor Lieberknecht bis auf den neugebauten Parterresaal des Kontorgebäudes und Pas Kesselhaus niedergebrannt. 80 Arbeiter sind brotlos. Der Schaden dürfte eine halbe Million Mark betragen. Die Ent stehungsursache ist wahrscheinlich auf Fahrlässigkeit zurück zuführen. — Falsche Scham. Unter sonderbaren Umstän den ist in Zwickau ein junger Mann zu Tode gekommen. Der Siebzehnjährige machte eines Tages mit mehreren Freunden und Freundinnen einen Ausflug, als ihm ein Bedürfnis antrat. Er unterdrückte dieses aber, weil er sich schämte, in Gegenwart der Damen davon Mitteilung zu machen, wohl auch, weil er mcht die rechten Worte dafür fand. Diese falsche Scham sollte sich jedoch bitter rächen. Beim Ueberspringen eines Grabens platzte ihm infolge der Erschütterung die Harnblase, und einige Tage später ist der gesunde und kräftige Jüngling nach qual- wllen Leiden gestorben. lagssgsscdrcbts. Deutsches Reich. Der Kaiser hat den Herzog Georg >on Sachsen-Meiningen eingeladen, der Taufe des neuen Linienschiffes „Ersatz Beowulf" in Bremen beizuwohnen oder einen Vertreter zu entsenden. Der Herzog hat mit Rücksicht auf sein hohes Alter seinen Sohn, den Prinzen Friedrich, beauftragt, an den Tauffeierlichkeiten in seinem Namen teilzunehmen. Braunschweig, 24. November. Der „LandeS-Zeitung" zufolge kommt das Kaiserpaar am 15. Dezember zur Hochzeit des Regenten nach hier. — Zur Präsidentenwahl im Reichstage be- steht die Zentrumspartei darauf, aus ihrer Mitte die Persönlichkeit für das Amt des ersten Vizepräsidenten zu stellen. Dahin wird es wohl auch kommen. — Die bevorstehende Vermählung des Herzogs- Regenten von Braunschweig mit einer Prinzessin von Stollberg-Roßla ist u. a. auch daraus zurückgeführt, daß derselbe Thronerbe in Mecklenburg-Schwerin sein würde, wenn die Ehe des dortigen Großherzogs kinderlos blei ben würde. Jetzt melden mehrere Zeitungen, in Schwerin hoffe man aus einen Erben. In Holland wird ein zwei tes glückliches Ereignis erwartet. Friedrichshafen, 23. November. Die schwimmende Reichsballonhalle bei Manzell, die von den Erbauern, der Firma Buß L Co. in Wylen bei Basel, dem Reich wieder abgekauft wurde, soll am Freitag durch zwei Dampfer nach Ludwigshafen am See geschleppt werden zur Ab montierung. » « « 8 Der Wunsch « » » « ! »ach tilmu flotten Ukihnlichts-EesHäst beseelt mit dem gegenwärtigen November sicher jeden Ge schäftsmann. Um ein flottes Geschäft zu erzielen, ist es vor allen Dingen nötig, gerade für diese Zeit, als die beste Verkaufsgelegenheit des ganzen Jahres, eine wohl durchdachte Propaganda ins Werk zu setzen. Am ein fachsten und billigsten erreicht man diesen Zweck durch Inserieren in einer gut verbreiteten Zeitung. Dabei kom men vor allem zwei Dinge in Betracht: Erstens die rich tige Ausstattung und die richtige Form der Anzeige, die vornehm, aber doch eindrucksvoll sein soll, zweitens, daß der richtige Zeitpunkt eingehalten wird. Auch muß der Plan der Weihnachtspropaganda schon vorher genau be stimmt werden. Wenn die Reklame schon jetzt einsetzt, um in steter Steigerung ihre Wirkung tun zu können, so wird es am rechten Erfolg gewiß nicht fehlen. Nur nicht an falscher Stelle — an Jnsertionskosten — sparen! Durch geschickte Inserate, durch besonderes Hervorheben eines preiswerten Artikels, durch ein Sonder angebot usw. lassen sich immer Käufer ins Geschäft ziehen, die bei aufmerksamer Bedienung oft sehr leicht zu i ver mehrten Einkauf bewegt werden können. Wie schon angedeutst, kommt es beim Inserieren aber ganz wesentlich auf die Verbreitung der in Frage kommenden Zeitung an, und zwar in zweierlei Hinsicht: Mit Erfolg wird man nur dann inserieren, wenn man eine Zeitung benützt, die einesteils am Platze selbst eine genügend starke Verbreitung hat und zum andern auch in der Umgebung recht viel gelesen.wird. Ein jedes Geschäft, das sich nicht nur seinen Kundenkreis erhalten, sondern ihn auch noch erweitern will, möge namentlich beachten, daß es sich nur mit Hilfe der Zeitungs anzeige bekannt machen kann in Kreisen, die ihm bisher noch sernstehen. Das beste Mittel hierzu aber ist eine Zeitung, die ihren Einfluß auf einen größeren Bezirk auSübt. Die beiden erwähnten Erfordernisse, die man an eine Zeitung in dieser Hinsicht stellen soll, treffen in ganz her vorragendem Matze bei unserm „Pulsnitzer Wochenblatt" zu, das mit einer Gesamt-Auflage von 16SO """ Exemplaren nicht nur in der Stadt Haus für Haus, son dern auch mit 848 Exemplaren auf dem Lande verbreitet ist. Wenn man nun berechnet, daß das Wochenblatt in der Stadt von zwei Familien, auf dem Lande aber von vier zusammen abonniert wird, so braucht nicht erst ge- s«gt zu werden, daß das „Pulsnitzer Wochenblatt" eine vorherrschende Stellung etnnimmt und damit sowohl für Stadt und Land dasjenige Blatt ist, welches den An sprüchen der Inserenten nach genügender Verbreitung entspricht. Zwecks vorteilhafter Ausstattung der Weihnachts- Inserate bitjen wir, die Aufträge möglichst zeitig, die größere« sch*« tags vorher, an uns gelangen zu lassen; es liegt dies wie wir nochmals betonen, ganz besonders im Interesse ihrer Ausstattung. Mit vor herigen Kosten-Anschlägen stehen wir gern zu Diensten. Vom 27. Mo. bis 23. Dez. erhöhter UMM Hochachtungsvoll Verlag ves Pulsnitzer V-ocdsnblattss. 7^1» Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. November. Bei den Recherchen nach dem Absender der Giftbriefe wurde die Polizei gestern aus neue wichtige Spuren geführt. Ein Apothekergehilfe aus Baden bei Wien teilte mit, daß in der ersten Hälfte des Novembers ein Mann in der Apotheke erschienen sei, der sich nach der Herstellung von Oblaten aus Pulver erkundigte. Ferner sagte ein Tischler gehilfe aus, ein Mann habe ihm in Mariahils Briefe und 4 Kronen übergeben, damit er die Briese auf das Hauptpostamt trage. Er erkannte an den KouvertS mit Bestimmtheit die ihm übergebenen Briese wieder. Gestern hat ein Postexpedient unter den als unbestellbar zurück gekommenen Briefen einen neuen Gistbrief entdeckt. In der Wiener Bevölkerung ist noch immer das Gerücht ver breitet, daß es sich um einen serbischen oder anarchistischen Anschlag handelt. Es wurde auch bereits eine Haus suchung bei einem serbischen Studenten vorgenommen, die aber resultatlos verlies. In Budapest erschoß sich gestern der aus Brünn zugereiste Johann Ritter von Pfefferkorn, angeblich der Sohn eines mährischen Groß grundbesitzers. Man nahm zuerst an, daß der Selbst mörder der Absender der Giftbrtefe sei. Die Polizei stellte aber fest, daß der Mann aus unglücklicher Liebe seinem Leben ein Ende gemacht hat. — In der Wiener Giftmordaffäre erfährt die „Franks, Kl. Presse": Nach dem Tode des Hauptmanns Mader wurde auf dem Schreibtische seines Zimmers ein angefangener Brief an ein Fräulein Anni Myrtley ge sunden. Diese Dame ist in Wien in den Kaiserhallen als Artistin engagiert und war nicht die Geliebte des Verstorbenen, sondern, wie sie einem Berichterstatter gegen über äußerte, seine Braut. Sie hatte ihn vor 5 Jahren in Krakau kennen gelernt u-.d sich im Jahre 1906 mit ihm verlobt. Beide unterhielten einen Briefwechsel. Mader hatte die Absicht, nachdem er Hauptmann ge worden, seinen Abschied zu nehmen und sich in Wien mit der Dame zu verheiraten. Serbien. Ein Millionenprozeß um das Erbe König Alexanders. Königin Natalie, die. Gemahlin Milans und Mutter des ermordeten König Alexander, hat eine Klage gegen die Erben des Generals Lazar Petrowitsch, der seinerzeit Generaladjutant ihres Sohnes war, auf Herausgabe von fünf Millionen Dinar angestrengt. Der General erhob diese Summe im April 1903 auf Konto der königlichen Zivilliste, hat jedoch die Summe nie zur Abrechnung gebracht. Er benutzte die Verwirrung, die durch die Ermordung des Königs Alexander entstanden war, die Summe für sich selbst zu verbrauchen. Der Prozeß hat gestern bereits begonnen, und es sind außer- gewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen, die allgemein das größte Erstaunen erregen. Truppen bewachen den Eingang zum Sitzungssaal, während Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett hinter dem Vorsitzenden und dem Staatsanwalt Posto gefaßt haben. Griechenland. Athen, 24. November. Die Kom mandanten der Kriegsschiffe traten zu einer eingehenden Beratung zusammen und formulierten ihre Forderungen, die in einem Protokoll niedergelegt wurden, das der Milikärliga zugestellt wurde. Sie verlangen, daß der Militärverband sich nicht in die Marinefragen einmischt, sondern die Entscheidung den Marineoffizieren überläßt. Ferner fordern sie strengste Justiz gegen die Meuterer von Salamis. Schließlich verlangen sie Bestellung zweier Torpedozerstörer bei der Vulkanwerft. Amerika. Newyork, 24. November. In republika nischen Kreisen wnd Propaganda gemacht für die Auf stellung des Expräsidenten Roosevelt zum Gouverneur des Staates Newyork Sei der nächsten Wahl. Man glaubt, daß Roosevelt nach seiner Rückkehr zur Annahme des Gouverneurspostens sich werde bewegen lassen. Newyork, 24. November. Die französische Regierung wird in Washington ein eigenes Botschaftsgebäude er richten, dessen Herstellung eine Million Dollar betragen werden. Der Bau wird in französischem Renaissancestil gehalten sein. Newyork, 24. November. In der Ctzerry-Grube wurde gestern noch ein Lebender unter einem Haufen Leichen aufgefunden. Er war völlig bewußtlos, doch ist Aussicht auf Rettung vorhanden. Admiral Freiherr von Senden-Bibran der ehemalige Chef des Marinekabinetts, In dem Admiral Gustav v. Senden-Bibran hat die deutsche Seemacht einen ihrer verdientesten und tüchtig, sten Offiziere verloren. Der Admiral wurde am 23. Juli 1847 in Reistcht in Niederschlesten geboren. Er trat 1862 in den Marinedienst. Als Kommandant des Pan zerschiffes, das den Kaiser im Jahre 1888 auf seiner Nordlandreise begleitete, trat er zum erstenmal in die Umgebung des Monarchen. Bald darauf wurde er zum Flügeladjutanten des Kaisers ernannt. In den Jahren 1889—1906 war er dann Chef d?s MarinekabinettS. In diesen maßgebenden Stellungen wirkte er so verdienst lich für den Ausbau des deutschen Flottenwesens, daß man ihn im Jahre 1907, als er aus dem Frontdienste schied, von allen Seiten mit Sympathiebeweisen über- schüttete. Nsuvsts Qlrskts Mslüungen von Htrsch's Telegraphenbureau. Hannover, 25. November. Hier herrscht seit gestern Mittag startes Tauwetter. Da in Süd-Hannover be deutende Schneemassen gefallen sind, so ist für die Harz wässer Hochwassermeldedienst eingerichtet worden. Prag, 25. November. Das seit drei Tagen in Nord böhmen herrschende Schneetreiben hat sich zu einem furcht baren Schneesturm entwickelt. Der Verkehr stockt in den Gebirgsgegenden völlig. Nicht einmal die Postschlitten können sich durcharbeiten. Wien, 25. November. Zur Beurteilung der Lage dürste folgende auihentische Mitteilung eines leitenden ungarischen Staatsmannes von Interesse sein: Wir können keine kaiserlichen Kommissare sein, die auf Wiener Befehle Ungarn regieren. Wir dürfen das Land aber auch nicht ohne dringende Not in einen nationalen Kampf hineintreiben, dessen Ausgang überaus ungewiß wäre. Ein Ausweg muß also gefunden werden. Budapest, 25. November. Bisher ist eine neue Be rufung zum Kaiser nicht erfolgt. Nunmehr wird bekannt, daß der letzte Kronrat mit einem völligen Mißerfolg endete, da der Monarch die militärischen Forderungen