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Nr. 1S8. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 26. Oktober 1909. Seite ». die die Gemüter der Scheidungslustigen bereits Schlim mes vorauSahnen lassen. Bisher war es in Reno sogar möglich, noch an demselben Tage, an dem man eine Scheidung erlangt hatte, eine neue Ehe in aller Form einzugehen; jetzt wird diese Bequemlichkeit aufgehoben, die Gesetzgeber ziehen andere Saiten auf, und künftig werden die Geschiedenen erst dann heiraten können, wenn die Scheidungsurkunde auch schriftlich ausgestellt ist, was immerhin doch zwei oder drei Tage dauern mag. Die braven Bürger von Reno fürchten bereits, daß riese erste Erschwerung die alljährlich in Scharen eintreffenden Schei dungsgäste abschrecken könnte. Denn unter den 15000 Bewohnern der kleinen Stadt weilen fast immer 300 bis 400 Fremde, die sich sechs Monate lang in der Stadt aufhalten, um damit das Recht auf eine Scheidung zu erlangen. Die meisten Scheidungen, die in Reno ausge sprochen werden, werden von Frauen beantragt; jeder Vorwand genügt, um als Grund für die Lösung des Ehebundes zu dienen; mit fabelhafter Geschwindigkeit werden diese Scheidungsangelegenheiten geordnet; schlimm stenfalls geht eine Debatte, die kaum mehr als eine halbe Stunde dauert, der gerichtlichen Aufhebung der Ehe vor aus. Die Tochter eines bekannten Schriftstellers aus Newpork erlangte ihre Scheidung nachmittags um 2»/, Uhr, Ist, Stunden später, um 4 Uhr, erschien sie wieder vor dem Richter, nun in Begleitung eines Herrn, der am selben Tage seinen vorschnftsmäßigen sechsmonatlichen Aufenthalt in Reno erreicht hatte. Die beiden verlang ten, sofort ehelich verbunden zu werden. Der Richter hatte kein Wort einzuwenden, er erhob sich und sprach gelas sen die Formel: „Kraft der mir von den Gesetzen dieses Staates verliehenen Autorität verbinde ich Sie ehelich." Eine halbe Stunde später saß das junge Ehepaar ver mutlich im Eisenbahnzuge, um South Dakota zu ver lassen — bis zum nächsten Male. ^bsatsr im Scbützsnkaus. Als fünfte Abonnements- und letzte Gastvorstellung des Kamenzer Stadttheater - Ensembles wird morgen, Mittwoch, den 27. d. M. die epochemachende und überall das Tagesgespräch bildende heitere Lustspiel-Novität: „O diese Leutnants" in Szene gehen. Seit der kur zen Erscheinung dieses neuesten Bühnenwerkes hat es im Fluge seinen SiegeSzug über fast sämtliche deutsche Büh nen gemacht und sich als ein Kassenmagnet allerersten Ranges bewährt. Es sind mit „O diese Lev tnants" bis jetzt überall die durchschlagendsten Erfolge erzielt worden. Die bühnenwirksamen Situationen sind mit einem witzigen Dialog und gesundem Humor verpfloch- ten, sodaß die Zuhörer tatsächlich aus dem Lachen nicht herauskommen. Dabei wird die Handlung von Szene zu Szene spannender bis zum Schluß sich alles in größ ter Heiterkeit auflöst. Auf die jetzt gehabten Siege über alle Aufführungen kann der Autor stolz sein. Der große drastische Heiterkeitsersolg des Stückes ist ein vollständiger und somit der Zweck der Novität erfüllt, lleberall waren bei „O diese Leutnants" ausverkaufte Häuser. Wie wird eS hier morgen, Mittwoch sein? Dresdner Produkten-Börse, 25. Oktober 1909. Wetter: Trübe. — Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Westen, weißer, — — — M, brauner, neuer, 74—78 Kilo, 212—220 M, do. feuchter M, russischer rot 240—248 M, do. russisch, weiß M, Kansas 250—254 M, Argentinier 250—255 M, Amerikanischer, weiß 245—253 M. Roggen, sächsischer 70-73 Kilo 166—172 M, russ. 186-190 M. Gerste, sächsische, 170—185 M, schlesische 180—195 M, Posener 175—190 M, böhmische 195—210 M, Futtergerste 138—146 M. Hafer, sächs. alt. M, do neuer 164-169 M. schles. u. Pos. 164-169 M., russischer 160-169 M. Mais Cinquantine M, neu 184-191 M, Laplata, gelb, 154—157 M, amerikan. Mired-Mais 166—171, Rundmais, gelo, alt 152—156 M, do. neu, feucht M. Erbsen, M, Wicken, sächs. M. Buchweizen, inländischer 200—205 M, do. fremder 200—205 M. Gelsaaten, Winterraps, feucht —, —, trocken 230—250 M. Leinsaat, feine 295-305 M, mittl. 285—295 M, Laplata 300—305 M. Bombay 305—310 M. Rüböl, raffiniertes 61,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 14,00 M, runde — — M. Leinkuchen (Dresdner Marken) 1 18,50 M, II 18,00 M. Mast 32—34 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 37,50—38,00 M, Grießlerauszug 36,50—37,00 M, Semmelmehl 35,50—36,00M, Bäckermundmehl 34,00-34,50 M, Grießlermundmehl 26,50 bis 27,50 M, Pohlmehl 20,00-21,00 M. Roggenmehle (Dresdner Marken) Nr. 0 26,50—27,00 M, Nr. 0/1 25,50—26,00 M, Nr. 1 24,50- 25,00 M, Nr. 2 22,00—23,00 M, Nr. 3 18,50—19,00 M, Futtermehl 15,20-15,40 M, e.rcl. der städtischen Abgabe. Weizenkleie (Dresd. Mark.): grobe 11,60—11,80, feine 11,20-11,40. Roggenkleie (Dresdner Marken): 13,40—13,60 M. XVocksn -Spislplan der königlichen IZoktkeatsr su Dresden. Freitag: Revolutionshochzeit. (>/z8 Uhr.) Sonnabend: Ein idealer Gatte. ('/,8 Uhr.) Sonntag: Götz von Verlichingen. (>/z7 Uhr.) Montag, 1. November: Herodes und Mariamne. (>/,8 Uhr.) Mettervsrherfsge der Königlich Sichst scheu Kuudesmet-epMarte zu Dresden. Mittwoch, den 27. Oktober: Süd-West-Wind — heiter — später wolkig — kühl — kein erheb licher Niederschlag. Magdeburger Metterosrhersage. Wechselnd bewölkt, nur bisweilen aufheiternd, windig, milde, zeit weise Regen, später kälter werdend. kauptgswinns vsr IT. S Landsslottsrie. 5. Klasse. — Gezogen am 23. Oktober 1909 — Ohne Gewähr. 5000 41 15366 19925 89613 104242 108272. 3000 >1 14009 14489 15577 18166 26212 38565 49354 50662 53406 55351 56549 57347 58543 61484 63980 68238 79001 79389 79899 84501 85189 88187 89165 104082. 2000 L 4274 4947 12597 12660 13150 19403 24520 33187 34204 36667 qf4863 45321 47216 48218 57036 57415 65712 66237 68883 78458 74636 75741 78632 95926 102216 104675 105458. 1000 Sl 1781 2386 7015 9174 9517 12471 13557 18823 14450 14525 14686 16708 17713 18225 18580 25787 33380 33935 37474 38174 38883 43221 44816 45288 45303 51498 52046 52291 58755 60154 60192 60707 63180 66097 66161 68191 71778 73143 79540 81999 82122 84975 85426 85851 87752 91022 91700 91842 93404 97582 99137 101197 101863 103506 108394. 500 H 5951 8573 9498 10484 14596 15586 20032 20938 S1V68 23773 25046 26648 28131 34530 34825 35491 39157 39534 42974 44279 44323 46899 48136 51702 52854 53787 68310 71095 75467 75591 79920 82S48 834K0 88506 88552 91422 92230 92459 93304 95276 95829 98745 100007 100348 100734 101170 103047 103304 104639. Gezogen am 25. Oktober 1909. 5000 L 20625. 3000 Ll 288 7356 17141 19369 24489 26010 26708 32432 88392 40706 67158 73494 76414 78595 79214 82950 86221 89246 94721 99558 100723 102408 104790. 2000 Ll 6638 26569 31894 33687 38261 41575 42598 42639 43725 46855 48570 50517 54851 57364 58028 61749 63152 03622 68631 69227 71924 73148 80027 87383 90424 92331 91392 96270 104077 106744 109154 109858. 1000 » 594 1503 4427 8687 10450 13051 18227 18297 20603 21056 22519 23284 23377 24112 24282 26309 27149 28152 30587 32159 33961 34824 38951 44832 49284 49887 51191 53791 57241 57928 63304 63355 63702 65788 66012 68840 69264 71994 73227 73796 76363 76868 80082 84454 85943 87404 88531 91648 93330 93697 95388 96932 97352 98018 101798 102258 108003 109776. 500 L 7211 7247 10072 11565 12415 17124 20329 20941 25695 26511 26513 26904 28899 31492 34212 34565 36444 39680 45342 46402 46820 49110 53688 53988 56340 58790 60525 61724 62368 65339 66814 67024 68404 70638 72000 72007 77582 78137 78301 89996 90511 100362 103226 103377 104465 105538 105730 107323 109244 109780. MM; Kami »ii-ö au8 äem gökig- N6t8ten Matsris! mit pein- iiokLtsr Loi-Mit ruböfkiwt. flir Wei-Viks u. Mgenleiäsmis ist «tssisr Samt äss gvsllnävsw unü kökvmmlivkstv Kvtränk. Königliches Opernhaus. Mittwoch, 27. Oktober: Der fliegende Holländer. Anfang '/z8 Uhr. Donnerstag: Elektra. ('/z8 Uhr.) Freitag: Der Meistersinger von Nürnberg. ('/-8 Uhr.) Sonnabend: Fidelio. (V-8 Uhr.) Sonntag: Amelia. (>/,8 Uhr.) Montag, 1. November: Tannhäuser. (7 Uhr.) Königliches Schauspielhaus: Mittwoch, 27. Oktober: Donna Diana. ('/-8 Uhr.) Donnerstag: Iphigenie auf Tauris. ('/s8 Uhr.) I Mit I I tt I 12^1» II 2 scher Landwirte Klagen darüber laut geworden, daß alle Arbeit viel fach erfolglos ist, weil von den Bahndämmen aus das Unkraut sich stets von neuem über ihre Felder verbreite. Und in der Tat, die Bahndämme sind im allgemeinen Mustergärten gerade für die ge fährlichsten unserer Unkräuter. In einer Gegend, wo man mit aller Energie die Wucherblume bekämpft, tritt dieses lästige Unkraut nur deshalb immer wieder auf, weil der Same von den Bahndämmen stets von neuem auf die Felder übertragen wird. Vorbeugende und heilende Uitlel bei den KoMden — der Hühner. - Unter den unangenehmen Erfahrungen, die man bei der Ge flügelhaltung machen muß, sind wohl immer die verschiedenen Krank heiten, denen das Geflügel anheim fallen kann, die unangenehmsten. Wenn kräftige Tiere nun auch im Winter nicht so leicht von Krank heiten der Ernährungsorgane, wie Cholera u. s. w. heimgesucht wer den, so sind es dafür in dieser Zeit die Atmungsorgane, die am leichtesten erkranken. Es ist unser rauhes Klima, welches den Hühnern schaden kann, sei es innerlich durch Erkältungskrankheiten, sei es äußer lich durch Erfrierungen. Es wird im allgemeinen gar nicht so ernst genommen, wenn im Winter sich die Hühner die Kämme und Kehl lappen erfrieren- Und doch übt auch dieser Schaden, so rein äußer lich er anscheinend auch sein mag, für längere Zelt einen ungünstigen Einfluß auf das Allgemeinbefinden der Tiere und ihre Leistungsfähig keit aus. Wenn auch der Frostschaden nur gering war. so dauert er doch immer geraume Zeit, ehe er wieder ausgeheilt ist, und bei star kem Frost ist auf eine vollständige Heilung überhaupt nicht zu rech nen, da z. B. ganz ersorene Kammzacken vollkommen absterbcn. Man hat dann später das zweifelhafte Vergnügen, auf seinem Hofe Hühner mit verstümmelten Kämmen und Hähne, denen man die Kammzacken amputiert hat, umherlaufen zu sehen. Es sind eigentlich nur geringe Mittel, mit denen man diesen Frostschäden etwas vorbeugen kann. Das an sich Einfachste, aber in der Anwendung wohl Umständlichste wäre das Eiureiben der Kämme und Kehllappen mit Fett, um die Nässe von den Teilen fern zu halten und auf diese Weise die Ge fahr des Erfrierens zu verringern. Mit diesem Mittel könne man einzelne, besonders wertvolle Tiere, z. B. Zuchthähne, deren Schön heit und Wert durch Frostschäden am Kamm u. s. w. erheblich herab sinken dürften, wenigstens etwas schützen. Die anderen Mittel beziehen sich eigentlich mehr auf die allgemeine Haltung des Geflügels, laufen aber schließlich auch darauf hinaus, die gefährliche Nässe non den Z empfindlichen Teilen, wie Kamm und Kehllappen fernzuhalten. So ist es z. B. garnicht ratsam, die Tiere bei tiefem Schnee ins Freie zu lassen, weil sie einmal direkt „schneeblind" werden können, und weil zweitens die feuchte Kälte des Schnees ihnen außer erfrorenen Gliedern auch noch Erkältungen verursachen kann. Da nun aber an derseits den Hühnern die Bewegung im Freien durchaus zur Erhal tung der Gesundheit nötig ist, so wird man, besonders in Ermange lung eines Scharr-Naumes, gut tun, wenigstens immer einen kleinen sonnigen Platz von Schnee rein zu halten, um den Tieren auf diese Art einen Auslauf und eine Bewegungsmöglichkeit zu verschaffen. Ein Umstand, der besonders bei Hühnerrassen mit großen Kehllappen Schuld am Erfrieren trägt, ist die häufig unzweckmäßige Beschaffen heit der Trinkgefäße: Ja, ost genug kann man leider garnicht von besonderen Trinkgefäßen fürs Geflügel reden. Da wird entweder eine alte Schüssel für diesen Zweck bestimmt, oder die Hühner müssen gar am Brunnentrog versuchen, ihr notwendiges Teilchen Wasser zu be kommen, in beiden Fällen wird man natürlich die Beobachtung machen, daß die Hühner und Hähne ihre schönen langen Kehllappen mit ins Wasser tauchen. Der im Winter dadurch verursachte Schaden liegt klar auf der Haud; die nassen Teile bedecken sich mit einer ganz dünnen Eiskruste und erfrieren natürlich leicht Gegen das Eintau chen der Kehllappen ist aber ein wirksamer Schutz in den automati schen Trinkgefäßen gegeben, welche so eingerichtet sind, daß aus einem besonderen Behälter nur immer soviel Wasser in die Trinkschale fließt, daß dieselbe bis zu einer bestimmten Höhe gefüllt ist Um das Ein tauchen der Kehllappen zu verhindern, müssen die Trinkschalen so kon struiert sein, daß die Tiere nicht ans der Mitte des Gefäßes, sondern mir in der Nähe des Randes, der die Kehllappen genügend zurückhält, trinken können. HaMersm-mW sm eine» MM ZtMiM sind folgende: l. Aus dem Stalle darf keine Jauche herausfließen, darum sind die Löcher sofort zuzumauern. 2. Der Dünger must feucht und fest erhalten bleiben, alle Konservierungsmittel schaden sonst. 3. 15 Prozent Mergel muß auf den Dünger geführt werden. — Es gibt mehr Mergel bei uns, als man glaubt, vor allem muß man danach mit Kräften streben, daß nach Mergel gesucht wird. Hot man keinen Mergel, dann nehme man 15 Prozent kohlensauren Kalk; auch einfache Ackererde, auf die Dungstätte geführt, wird ähnliche Wirkung haben. Durch diese Mergelschicht behält der Dünger seine Feuchtigkeit.