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Nr. 92. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 3. August 1909. Seite 2. — Daß die aus unserer Bahnlinie Kamenz—Arnsdorf verkehrenden Züge zu schnell fahren, dürfte bislang wohl noch nicht behauptet worden sein. Ein junger Mann, der am Sonnabend den nachmittags 5 Uhr 42 Min. in Kamenz einfahrenden Personenzug benutzte und jedenfalls kein Freund von Schnellzugsgeschwindigkeit ist, hatte aber dstse Ueberzeugung und setzte, vermutlich auch in der an erkennenswerten Absicht, ein Unglück zu verhüten, zwischen Pulsnitz und Bischheim kurz entschlossen die Notbremse in Tätigkeit. Die Wirkung blieb nicht aus: der Zug hielt mitten aus freier Strecke. Nachdem der Täter festgestellt war, wurde darauf die Fahrt nach Kamenz fortgesetzt. Ein Strafmandat, vor dem ihn auch das Zeugnis einiger Reisegefährten, daß der Zug tatsächlich „geschwankt" habe, nicht bewahren wird, dürfte den jungen Mann künftig etwas weniger ängstlich machen. — (Jagdzeit.) Im August können in allen deutschen Staaten geschossen werden männliches Rot- und Dam wild, Rehböcke, RehkUber, Enten, Trappen, Schnepfen, Bekassinen. Der Hase kann schon geschossen werden in Sachsen und Waldeck, Ende des Monats auch in Baden und Elsaß-Lothringen. Weibliches Rehwild kann bereits erlegt werden in Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Gotha und Ende des Monats auch in Elsaß-Lothringen. Mir der Rebhühnerjagd kann schon Ende des Monats in Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen begonnen werden. Die Hauptjagdzeit aber nimmt erst im nächsten Monate ihren Anfang. — (Sonne und Mond im August.) Astronomisch be trachtet ist der August der Monat, in dem die Sonne in das Zeichen der Jungfrau tritt. Ihr Eintritt in das Zeichen der Zwillinge erfolgt am 23. April 9 Uhr abends. Die Dauer des Tages sinkt im Verlaufe des August um nahezu 2 Stunden. Die Sonne, die uns am ersten des Monates um 4 Uhr 35 Minuten begrüßt und um 7 Uhr 57 Minuten verläßt, geht am letzten erst um 5 Uhr 22 Minuten auf und bereits um 6 Uhr 58 Minuten unter. Der Mond präsentiert sich uns am 1. August 10 Uhr abends als Vollmond, am 8. nachmittags 1 Uhr als letztes Viertel, am 16. morgens 1 Uhr als Neumond, am 24. morgens 5 Uhr als erstes Viertel und am 31. vormittags 6 Uhr als Vollmond. Wir können also in dem diesjährigen August zweimal den Eintritt des Voll mondes beobachten. Am 4. August befindet sich unsere nächtliche Leuchte in Erdnähe, am 19. in Erdferne. — (Die Pflicht der Presse) Im Tageblatt für Aschers leben waren in einem Artikel verschiedene Maßnahmen der Schuldeputation kritisiert worden. Magistrat und Schul deputation fühlten sich dadurch beleidigt und erstatteten Anzeige beim Staatsanwalt zunächst gegen den Redakteur des Tageblattes. Unverzüglich meldete sich darauf der Lehrer Petzold als Verfasser des Artikels, worauf auch gegen ihn Strafanzeige eingereicht wurde. Der Staatsan walt erhob Anklage wegen Beleidigung und beantragte Er. össnung des Hauptverfahrens. Die Strafkammer beschloß aber die Einstellung des Verfahrens, dessen Kosten der Staatskasse zur Last gelegt wurden. Dis Begründung für diese Entscheidung ist außerordentlich beachtenswert, weil darin das Recht der Presse, öffentliche Mißstände zu rügen, anerkannt, ja dies geradezu als ihre Pflicht be zeichnet wird. Es heißt in der Begründung: Wenn der Artikel auch teilweise objektiv eine Beleidigung der Schul deputation enthält, so war doch den Angeschuldigten der Schutz des 8 193 de§ Strafgesetzbuchs zuzubilligen. Der Angeschuldigte Petzold ist Lehrer in Aschersleben und Mitglied des dortigen LehreroereinS; außerdem noch Vater schulpflichtiger Kinder Als solcher hat er ein selbstver ständliches Interesse daran, daß die Schulverhältnisse in Aschersleben sich günstig gestalten und daß Mißstände in der Schule sowohl wie in der Schulverwaltung beseitigt werden. Mangel des Interesses an der Weiterentwicklung der Schule würde bei ihm, dem Lehrer, fast zur Pflicht widrigkeit werden, jedenfalls einen Mangel an Berufs eifer darstellen. Dem angeschuldigten Redakteur Eckardt muß gleichfalls der Schutz des § 193 des Strafgesetzbuchs zugebilligt werden, da er als Ascherslebener Bürger als berechtigt angesehen werden muß, die deshalb auch ihn angehenden Verhältnisse zu besprechen, und da zu den ersten Aufgaben der Presse auch gehört, auf die Abstellung öffentlicher Mißstände hinzuweisen. — Für die Ortschaften Obersteina, Ohorn, Oberlich tenau, Friedersdorf mit Thiemendorf, Mittelbach, Puls nitz M. S., HauSwalde, Niedersteina, Gersdorf, Weißbach b. P, Bischheim, Lichtenberg, Großröhrsdorf, Bretnig, Vollung und Möhrsdorf ist auf die Dauer von 3 Mo naten, also bis mit 31. Oktober dieses Jahres, die Hunde sperre verhängt worden. Großharthau, 2. August. Die erste geteilte Zöglings gauturnfahrt des Meißner Hochlandganes führte gestern Sonntag nach unserem Ort. Trotzdem ver Himmel seine Schleusen den ganzen Vormittag geöffnet, hatten sich im Gasthof „zur Grenze" in Frankenthal als Sammelplatz des 3. und 4. Bezirks 256 Mitglieder und Zöglinge ein gefunden. Wenn auch noch stark bewölkt, so hatte der Regen nachgelassen, so daß »/-2 Uhr nachmittags der Marsch nach unserem Ort unter Vorantritt der vom Gastwirt Dachsel unentgeltlich gestellten Bischofswerdaer Stadtmusikkapelle erfolgte. Der Zug führte durch den Schloßgarten, in welchem die Jünger JahnS vor Sr. Durchlaucht Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt einen Vorbeimarsch hielten, begrüßt aufs herzlichste von Sr. Durchlaucht. Auf der Festwiese angekommen, wurde so fort unter Leitung des Bezirksturnwart Petzold-Bretnig zu den Freiübungen aufmarschiert, an denen 158 Zög linge und 58 Mitglieder, zusammen 212 Turner teinah- men. Nachdem man die Kleider links vor sich hingelegt, begrüßte der Leiter die erschienen Zöglinge und Mitglie der, wies auf die Bedeutung der Turnfahrt hin, und schloß seine Rede mit einem dreifachen „Gut Heil!" auf unsern Gau. Inzwischen war auch seine Durchlaucht Prinz von Schwarzburg Rudolstadt mit Familie auf der Festwiese erschienen und sprach höchstderselbe sich sehr lobend über die Fortschritte und Erziehung der Jugend in den Turnvereinen aus. Während der Freiübungen fand unter Leitung des Bezirksturnwart Börner-Bischofs werda Kampfrichtersitzung statt, welcher auch Leiter des nun folgenden WetturnenS war. Geturnt wurde in 9 Riegen und nahmen von 178 gemeldeten Wetturnern 143 daran teil. Auch hierbei kam der Fleiß und die Ausdauer der jungen Leute voll und ganz zur Geltung. Vt7 Uhr war das Wetturnen zu Ende und nahm si,7 Uhr unter Leitung des Bezirksturnwart Petzold-Bretnig der Kommers im vollbesetzten Saale seinen Anfang. Es erhielten aus Pulsnitz folgende Zöglinge Preise: und zwar aus der 1. Abteilung, 1. Preis: Oskar Führlich, 69 Pkt. Aus der 2. Abteilung, 3. Preis: Paul Kühne, 62 Pkt. 5. Preis: Paul Jürgel Pulsnitz, 59'/, Pkt. Aus der 3. Abteilung, 5. Preis: Georg Oswald, 49^ Pkt. 9. Preis: Georg Schmidt, 41'/, Pkt. Bautzen, 30. Juli. (Wechsel im Amte.) Seine Maje stät der König haben geruht, Herrn Amtshauptmann von Carlowitz, hier, die aus Gesundheitsrücksichten erbe- betene Versetzung in den Ruhestand unter Gewährung der gesetzlichen Pension vom 1. Oktober 1909 ab zu be willigen. Von diesem Zeitpunkte ab wird mit Allerhöch ster Genehmigung Herr Amtshauptmann Or. jur. v. Pflugk in Löbau zur Amtshauptmannschaft Bautzen ver setzt. Bis zur Wiederbesetzung der Stelle des Vorstan des der Amtshauptmannschaft Löbau ist zunächst mit deren Jnterimsverwaltung von dem Königl. Ministerium des Innern Herr Regierungsrat v. Polenz, jetzt bei der Amtshauptmannschaft Bautzen beauftragt worden. Nicderncnkirch, 31. Juli. (Tot aufgefunden) wurde auf dem Wege zwischen Klein-Gaußig und Bahnhof Seitschen der Sohn des hiesigen Fuhrwerksbesitzers Hartmann. Auf welche Weise Hartmann jun., der eine Fuhre Bretter mit dem Geschirr seines Vaters nach Nedaschütz fahren wollte, ums Leben gekommen, ist noch un.ermittelt. Man fand ihn am Rande des Weges auf einem Sandhaufen liegend, mit einer oberhalb des einen Auges verhältnismäßig nur kleinen Verletzung; während das führerlose Geschirr in Groß-Seitschen aufgehalten wurde. Der Verunglückte dient zurzeit beim 4. Infanterie-Regiment in Bautzen und war nur auf ein Gesuch der Eltern 10 Tage beur laubt worden. — Internationale Photographische Ausstellung Dresden 1909. Das Entzücken der Damenwelt erregt mit vollem Recht die von feinstem künstlerischen Geschmack zeugenden Schmucksachen in der französischen Abteilung der Inter nationalen Photographischen Ausstellung. Nur wenige Wunderwerke haben die Pariser Goldschmiede nach Dres- gesandt, aber diese in mattem Edelmetall zierlich geform- ten Broschen und Halsketten, die seingeschlungene Blät ter zeigen, oder eine Brosche mit zwei Vögeln im Jugend stil lassen deutlich genug die hohe Stufe erkennen, auf welcher sich Künstler vom Range des Parisers Arnold heute befinden. Als vollendet dürfen weiter die Zier gläser von Galle und Daum gelten. Nancy, die Heimat dieser mit recht berühmten Künstler, hat sich die Kunst der alten Venetianer völlig zu eigen gemacht. Die aus farbigen Pasten geformten Gläser entzücken besonders durch die schillernde Emaille und die diskreten Töne. Auch die Schönheit und Zierlichkeit der Form ist zu loben. Ueberhaupt ist es allein die ungemein entzückende Leichtigkeit und daS seltene Farbenspiel gewesen, welches den Gläsern von Nancy zu einer bevorzugten Stellung auf dem kunstgewerblichen Markt verhalfen hat, den bis dahin die böhmischen Kristallgläser und auch die geätzten und ausgeschliffenen bunten englischen Ornamentgläser einnahmen. Die M-jähr. Jubelfeier der AnwerM keWg fand mit dem Festmahl in der Albrechtsburg zu Meißen, das Seine Majestät König Friedrich August am Sonnabend den zur Feier erschienenen Fürstlichkeiten und Ehrengästen gab, ihr Ende. Die ersten Gäste, 280 an der Zahl trafen 5 Uhr 5 Minuten mit einem Sonderzuge von Leipzig kommend, ein. Ihnen folgten 5 Uhr 37 Min. von Dresden kommend, im fahrplanmäßigen Zug Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinz Mar, und mit dem Zuge S Uhr 39 Min. Prinzessin Mathilde. Der Hof-Sonder zug mit Seiner Majestät dem König, seinen Söhnen und den anderen Fürstlichkeiten traf pünktlich 6 Uhr 20 Min. ein. Seine Majestät der König wurde auf dem Bahnhofe vom Amtshaupt mann Freiherrn v. Oer, Bürgermeister Ay und Freiherrn v. Haugk empfangen. Ein dichtes Spalier von Schaulustigen säumte die Straßen und grüßte besonders die Mitglieder des königlichen Hauses mit freudigen Zurufen. Beim Einfahren des Königs in den Schloßhof erklangen vom Treppenturm der Albrechtsburg, den: Wendelstein, dessen prächtige Architektur durch Teppiche noch gehoben war, die Fanfaren der Hoftrompeter und beim Eintritt des Königs in den Saal wiederholte sich die Begrüßung. Die Tafel im großen Vankettsaal, im Kirchensaal und der Sammet- macherstube war mit den Prunkstücken der Silberkammer, präch tigen: Porzellan und zahllosen Rosen geschmückt und begann, 370 Gedecke zählend, um 7 Uhr. Aus dem Schloßhofe konzertierte die Kapelle des 1. Grenadier-Regiments Nr. 100 unter Musik direktor Herrmann. Als der Champagner gereicht wurde, erhob sich der König zu einer kurzen Ansprache, die folgenden Wortlaut hatte: „Am Schlüsse der für alle Teilnehmer unvergeßlichen Festtage habe ich Sie alle hierher gebeten, um in meinem alten Ahnenschlosse noch einmal alter Tage zu gedenken. Zweimal war die Universität schon hier, vertrieben durch näßliche Verhältnisse aus Leipzig. Daß wir heute unseren Festen hier einen würdigen Abschluß geben, ist deshalb um so erfreulicher. Daher fordere ich Sie auf, auch einmal hier in: alten Schlosse, wie so oft in diesen Tagen, zu rufen: Hlms matsr lipsisnsib vivst crescrt klarest! Hoch, hoch, hoch!" Nach der Tafel wurde der Kaffee eingenonimen, und der König hielt Cercle ab, bei welcher Gelegenheit der Monarch die studen tischen Korperationen durch Ansprachen auszeichnete. Um sistO Uhr verließ der König mit seinen Gästen die Burg, um die Be leuchtung derselben in Augenschein zu nehmen. Was hierbei ge boten wurde, übertraf alle Erwartungen. Die ganze Albrechtsburg erstrahlte in einer großartigen, farbenprächtigen Helle, die an den Außenfronten und vom Schloßhof aus in Szene gesetzt wurde. Auch von der Stadtkirche, der Fürstenschule und den die Stadt umgebenen Höhen leuchteten die bengalischen Feuer weit hinein in die Lande; es war ein großartiger, unvergeßlicher Anblick. In der elften Stunde verließ der König mit seinen Gästen die Stadt. Der Hofzug und ein Sonderzug fuhren nach Dresden, ein zweiter Sonderzug fuhr nach Leipzig zurück. ver vranv auf Ver Vogelwiese. „Die Dresdner Vogelwiese steht in Flammen!" so meldete uns gestern Abend 7 Uhr Herr Hermann Brück ner aus Pulsnitz M. S. Nr. 41, und durch Aushang gaben wir die ersten Meldungen bekannt. Wir lassen hier die uns zugegangenen Nachrichten folgen: 5,40 Minuten brach in dem sogenannten Langschen Bratwurstglöckletnzelte, das von etwa 1000 Personen ge füllt war, infolge Explosion eines Benzinmotors plötzlich Feuer aus. Die Feuergarben schlängelnden im Nu an den leicht entzündlichen Stoffwänden nach dem Dache zu. Des Publikums bemächtigte sich eine furchtbare Panik. Schreiend drängte die Menge nach allen Ausgängen ins Freie hinaus, wobei es ohne Verletzungen nicht abging. Rasch schlugen die Feuergarben zum Dache hinaus und entzündeten, obwohl ein leichter Sprühregen niederging, die benachbarten Schankzelte. In wenigen Minuten stan den auch diese in Hellen Flammen, und das ungeheure Flammenmeer schlug züngelnd am Himmel empor. Da aus einmal ein donnernder Krach; der erste Dampfkessel war explodiert und sauste mit seinen Kesselplatten hoch in die Luft, um nach dem Königsplatz zu niederzufallen. Und nun folgte eine Detonation nach der anderen; hier ging ein Benzinbehälter in die Höhe, dort knallte wieder eine Karbidgasanlage auseinander, und mitten drin in dem Flammenmeer die rotglühenden Maschinen und Kessel, die unter den Strahlen des Wassers zerbarsten. Im ganzen zählte man dreizehn Explosionen. Mäch tige Rauchwolken wälzten sich nach dem Innern der Stadt und kündeten dort der Einwohnerschaft das Un heil auf der von etwa 40 000 Menschen besuchten Fest stadt. Man sah in den Straßen der Stadt Väter, Müt ter und Kinder nach dem an der Elbe gelegenen Festplatz eilen, um nach ihren dort weilenden Angehörigen, die sie in höchster Not glaubten, Umschau zu halten. Ver brannt sind u. a. das Zelt des Waldschlößchens, daS Fritzschesche Bratwurstzelt und mehrere kleine Bierzelte, etwa 40 Buden und Verkaufsstände. Die vom Feuer verschont gebliebenen Karussels sind alle geräumt worden, sodaß nur noch die nackten Gerüste in die Luft ragten. Das in der Nähe garnisonierende Jägerbataillon Nr. 13 rückte rühmlicherweise sofort nach Einlauf der Alarm- meldung in Eilmärschen nach dem Brandherd und suchte durch Bahnen einer Gasse, durch Wegreißen von Zelten, Schaukeln, Karussells usw. das Feuer zu lokalisieren. Die Grenadiere waren ebenfalls in großer Stärke ange rückt. Sämtliche Samariterabteilungen und Unfallwagen waren innerhalb einer halben Stunde zur Stelle. Die Dampfspritzen schleuderten ungeheure Wassermassen von der Elbe her auf die Riesenzelte, sodaß gegen 8 Uhr abends die Hauptgefahr beseitigt schien. Oberbürgermeister Beutler war mit dem gesamten Rate zur Stelle. Wie sich bis jetzt hat seststellen lassen, befinden sich unter den Verletzten nur wenige, die erheblich verwundet wurden, Tote sind bisher keine gesunden worden. Viele der aus gestellten Tiere und Seltenheiten sind ein Raub der Flam men oder durch die ungeheuren Wassermengen vernichtet worden. Die meisten der Aussteller sind um ihre ganze Habe gekommen. Verbrannt ist der Block zwischen der Straße 2 und 4 und der Straße 1 und 3. Die Brandstätte bietet einen überaus traurigen Anblick. Bierfässer, Biergläser, Würste, saure Gurken, Backwaren und alle die hundert und aber hundert von Sachen, die auf der Vogelwiese verkauft werden, liegen umher. — Ein eigenartiges Schauspiel bot sich gegen 8 Uhr, als der Ballon „Graf Zeppelin", der in Reick aufgestiegen war, in sehr niedriger Fahrt gerade über den Vrandplatz hinwegflog. Dresden, 3. August. Wie gestern Abend 9 Uhr amt lich sestgestellt wurde, ist kein Menschenleben zu beklagen. Ein Mann, der bei der Löschung helfen wollte, stürzte infolge Unvorsichtigkeit über einen Strauch und brach ein Bein. Bis 9 Uhr abends waren 20 bis 30 Verletzungen amtlich festgestellt worden. Der Betrieb der Vogelwiese wird aufrecht erhalten, doch fällt das Schießen aus den großen Vogel aus. Für die Opfer der Brandkatastrophe wurde sofort eine allgemeine Sammlung eingeleitet; die Felsenkellerbrauerei stiftete 1000 M, ebenso die Radeberger und Feldschlößchenbrauerei je 500 M, die vereinigten Dresdner Schank- uud Gastwirte 100 M. üagssgsscklckts. Deutsches Reich. Berlin, 2. August. Die „Nordd. Allg. Ztg." stellt nach Erkundigungen an maßgebender Stelle gegenüber Blättermeldungen über angebliche Aeuße- rungen tes Staatssekretärs Frhr. von Schön, die sich auf den Verein für das nördliche Schleswig beziehen, folgendes fest: Während einer Reichssitzung in den letzten Märztagen gab der Staatssekretär im Laufe einer Unter haltung, angeregt durch eine Bemerkung des Abg. Struve, dem Bedauern Ausdruck, daß trotz des Optantenvertrages und anderer versöhnlicher Maßnahmen der preußischen Staatsregierung noch immer nicht die erhoffte Beruhi gung im nördlichen Schleswig eingetreten sei, eher viel leicht eine Verschärfung der Gegensätze zwischen Deutschen und Dänen. ES sei an der Zeit, daß auf beiden Seiten, zunächst auf dänischer, aber auch auf deutscher, von aus sichtslosen Bestrebungen und unfruchtbarem, verbitterdem Streiten und Kämpfen Abstand genommen werde, damit die reichen Kräfte des schleswigschen Volkstums in posi tivem Schaffen zur Entwickelung gelangen. Vom Deut schen Verein hat der Staatssekretär nicht gesprochen. England. London, 2. August. Daily Telegraph ver öffentlicht folgendes Telegramm seines Madrider Korre spondenten aus dem hervorgeht, daß die Lage sich im allgemeinen gebessert habe. Die Gebirge von Friaret und Monserrat und die Pyrenäen sind mit Revolutio nären angefüllt, deren Zahl fortwährend zunimmt. Es