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Nr. S9. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 18. Mai 1909 Seite 8. Lüttich, lH- Mai- Ein schweres Automobilunglück er eignete sich gestern abend in Streupas an der Gurthe. Lin Automobil, das einen anderen wagen überholen wollte, rannte mit voller Wucht gegen ein Wohnhaus, das teilweise einstürzte, vier Dnfassen des Automobils, darunter zwei Rinder wurden getötet, eine Person schwer verletzt. Durch Stücke der einstürzenden Hausmauern wurden 2 Damen in einem Abteil eines gerade vorüberfahrenden Lisenbahnzuges verletzt. * Zu einer grausigen Tat ließen sich, wie dem „Leipz. Tageblatt aus Petersburg geschrieben wird, russische Eltern in der höchsten Lebensgefahr gegen ihr Kind Hinreißen, das wie durch ein Wunder gerettet wurde. Bei Astrachan hatten sich ini letzten Winter bis in die ersten Apriltage massenhaft Wölfe gezeigt, die eine wahre Landplage für die Reisenden bildeten, da sie durch die langanhaltende grimmige Kälte und den Hunger rasend gemacht waren. Die Reisenden versahen sich auch stets mit Waffen, um die hungrigen Pestien abzuwehren. Erst in den letzten Tagen, als der nahende Frühling die Raubtiere ver scheuchte, wagten die Bauern wieder, Reisen über Land zu unternehmen. So fuhr am 20. April ein Bauer mit seiner Frau und seinem Kind nach dem Dorf Bolchuni bei Astrachan. Gegen Abend waren sie nur noch S Werst von Bolchuni entfernt, da bemerkten sie plötzlich viel Wölfe, die auf sie loskamen. Der Bauer schlug auf das Pferd los. Waffen hatte er nicht. Die Wölfe sprangen dem Pferde an die Kehle, doch gelang es ihnen vorläufig nicht, das Pferd niederzureißen. Die Bäuerin war in Todesangst und fchlug ihrem Manne vor, das Kind den Wölfen als Beute zu geben. Der Bauer peitschte das Pferd und hoffte doch noch davonzukommen; das Kind den Raubtieren vorzuwerfen, dazu wollte er sich nicht verstehen. Aber als die Wölfe immer wieder in den Wagen zu springen versuchten, und die Kräfte des Bauern erlahmten, sie durch Schläge und Stöße abzuwehren, ent schloßen sich die Leute, das Kind zu opfern. Als nun die Raubtiere wieder gegen sie ansprangen und Miene machten, sich auf den Bauer zu stürzen, warfen sie in ihrer Bedrängnis das kleine Kind den Bestien zum Fraß hin, nachdem sie von ihm unter Tränen Abschied genom men hatten. Die Wölfe aber achteten garnicht einmal auf das kleine Bündel, sondern griffen das Pferd immer wütender an. Schließlich packten die grauen Waldhunde den Bauer an seinen Kleidern und zerrten ihn aus dem Wagen heraus. Was weiter geschah, weiß die Frau nicht anzugeben. Das staub- und schweißbedeckte Pferd kam ins Dorf gejagt und die Bäuerin lag besinnungslos im Wagen. Nun machten die Bauern sich zur Unglücksstätte auf: sie sanden -die blutigen, zerrissenen Kleider des Mannes, auch seines Stiefel, aus denen glatt abgenagte Fußknochen herausstanden, und weiter auf dem Wege — das völlig unverletzte, ruhig schlafende Kindchen. * Lessing war bekanntlich ein geschworener Feind des weiblichen Geschlechts und er versäumte selten eine Gelegenheit im Gespräche mit Freunden, seinem Frouen- haß Ausdruck zu verleihen. Einst sprach nian in einer Herrengesellschaft, in welcher auch der Dichter des „Nathan" zugegen war, von gelehrten Frauen. Lessing hörte eine Weile schweigend zu, dann sagte er mit einer verächtlichen Handbewegung: „Reden wir von etwas anderem. Eine Frau, welche denkt, ist mir ebenso zuwider, wie ein Mann, welcher sich schminkt." Das Aamitienkreuz. Roman von M. Gräfin v. Bünau. 8. Nachdruck verboten. .Lernt er denn gut?" „Nicht besonder». Ich hoffte so sehr, er hätte irgend ein Talent oder würde sich sür irgend ein Fach interessieren, in dem man ihn dann anSbilden kaffen könnte; aber bi» jetzt zeigt er nur Talent zum Apfelmausen und Hosenzerreißen. — Heinerle, komm mal her!" Der Junge ließ die Harke fallen und lief auf Käthe zu. „Da sehen Sie, wie er wieder au«schaut!" Sie schob den Kleinen an der Schulter dem Doktor zu. „In einen alten Bade anzug haben sie ihn gesteckt, den armen Schelm. Da« ist sein Tenniranzug, darin muß er die Bälle anfsammeln." „Nun, da» schadet ihm nicht«." „Hast du denn deine Aufgaben schon gemacht;?" fragte Käthe .So ist es Immer. Dabei soll er nun wa» lernen." Heinerle zog ein wehleidiger Gesicht. Daß er stundenlang im Garten herumgestrolcht war und eingehende botanische Stu dien am Tafelobst getrieben hatte verschwieg er wohlweislich. „Ich muß mich nun empfehlen, gnädige» Fräulein," lenkte Dr. Hartung ab. „Können Eie nicht zum Esten bleiben?" bat sie schnell. Papa läßt Sie abend» zurückfahren." Sie sind seh- gütig, gnädige» Fläulein. Ich bliebe ja sehr gern, aber mein Anzug —" „Ach, der Anzug schadet nicht». Wenn Papa und Bodo sehr hungrig von der Jagd lommen, sitzen sie oft in einem wahren Räuberzivil am Tisch." Hartung schwankte. E« war sehr verlockend, noch länger mit Käthe zusammen zu sein, aber im übrigen waren die Diner» n Lukow meist recht peinlich für ihn. Er hörte den leicht gön nerhaften Ton sehr wohl herau», mit dem sich der alte Herr von Rochlitz nach seiner Praxi» erkundigte. Käthe» Schwestern, die Gräfin Sponeck und Frau von Mellenthin, ignorierten ihn meist vollkommen. Nur Käihe und ihre Mutter waren freund lich fast herzlich, ohne protegierenden Be geschmack. Aber er fühlte e» selbst ganz gut, wie wenig vorteilhaft er sich in der ihn befangen machenden Umgebung präsentierte. Die Interessen, die hier im Mittelpunkt standen, teilte er nicht. Personen und Verhältnisse, von denen gesprochen wurde, kannte er kaum dem Namen uach. Wa« sein Leben auSsüllte, fand hier wiederum keine oder nur sehr geringe Beachtung. Kühle wollte ihm noch weiter zureden al« sie sich plötzlich von hinten umklammert fühlte. Heinerle suchte ängstlich hinter l^SklarnEtsN. Das renomierte Spezialhaus für elegante Herren-, Knaben-, Mädchen-und Kinder-Garderoben von Heinrich Esders, Dres den, Pragerstraße, Ecke Waisenhausstraße, dessen ncuerbautes Ge schäftshaus an sich schon eine Sehenswürdigkeit bildet, hat jetzt noch oben zwischen den Dachfirsten einen höchst originellen Dachgarten eingerichtet, in dessen Mitte sich eine Aussichlswarte befindet. Man genießt von hier einen herrlichen Rundblick des Häusermeeres von ganz Altstadt bis zum Heller, der Lößnitzberge, Pillnitzer Höhen, Plauenschen Grund <Semmeringbahn) und hat einen Fernblick bis zum Lilien- und Königstein, welche im Hintergründe hervorragen. In dieser einzigartigen Gartenanlage befinden sich jetzt blühende Obstbäumchen, alle Beerensträucher und blühende Blumen und wurde dieselbe zur Belebung mit exotischen Vögeln in Käfigen ver sehen. Sogar eine Bauernstube als Gartenhäuschen ist vorhanden, welche mittels elektrischem Licht in bunten Farben erleuchtet wird. Bei Besuch des Esdersschen Geschäftes wolle man nicht versäumen, diesen sehenswerten Dachgarten in Augenschein zu nehmen, es ist gern und bereitwilligst gestattet und mittels Fahrstuhles ist er schnell- stens zu erreichen. Dit Meinung eines afthmalranlen Arztes über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma-Cigarillo« Derselbe schreibt wörtlich: „Ich kann nicht genug danken für dis gefällige Sendung des Asthma - Pulvers, das gerade zu einer Z-it eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine Vorzügliche." vr. Kirschner, Arzt, Polzin Pommern. Erhältlich nur in den Apotheken, die Dose Pulver Llk. 1,50, oder den Karton Cigarillos Mk. 1.50. Apotheker Neumeier. Frankfurt a M. Best.: Nitr. BrachhcladuS Kraut 45, Lobest Kraut 5, Salpeters Kali 5, Salpetrigs. Natr. 5, Jodk. 5, Rohrzucker 16 Teile. MsLisrVOrtzrL'sMe Lev Königlich Sächsischen KÄrrdeswettetkRssste M Dresden. Mittwoch, ly. Mai: Nord-lvest-lvinde, v.ränderlich, kühl, zeitweise Regen. Magdeburger Wettervorhersage. Abwechselnd heiter und wolkig, ohne wesentliche Niederschläge, Nach kühler, Tag ein wenig wärmer als am 8. Mai. Dresdner Prodnkteu-Bölse, 17. Mai 1909. -Wetter: Schwül. Stimmung: Fest. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: weiset«, weißer, 260—268 M, brauner 75—78 Kilo 256—262 M, do. fcmhter 70—74 Kilo 246—264 M, russischer rot 260—271 M, do. russisch, weiß M, Kansas Ak, Argentinier 266—270 M, Amerikanischer, weiß 257—267 Ak. Roggen, sächsischer 70—74 Kilo 174-182 M, russ. M. Gerste, sächsische neu — M, schlesische M, Posener M, böhmische — M, Futtergerste 144—148 M. Hafer, sächsischer 197—203 M, schlesischer und Posener 197—203 M. russischer 189—199 M. Mais Cinguantine M, neu 192—199 M, Laplata, gelb, alt 175—180 M, amer. MiXed-Mais 177—182, Rundmais, gelb, alt 175—180 M, do. neu, seucht 162—170 M. Erbsen, Futterware 190—205 M, Wicken, sächs. 185—200 M. Buchweizen, inländischer 205—215 Ak, do. sremder 205—215 Ak. Leinsaat/ feine 260—27OM, mittl.250—260 M, Laplata 245—250 M. Nnböl, raffiniertes 62,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M. Leinkuchen (Dresdner Marken) I 18,00 M, II 17,50 M. Malz 32-34 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 40,00—40,50 M, Grießlerauszug 39,00—39,50 M, Semmelmehl 37,50—38,00 M, Bäckermundmehl 36,00—36,50 M, Grießlernnmdmehl 28,00 bis 29,00 M, Pohlmehl 22,50-23,50 M. Roggenmehle (Dresdner Marken) Nr. 0 28,00—28,50 M, Nr. 0/1 27,00—27,50 M, Nr. 1 26,00—26,50 M, Nr. 2 23,50—24,50 M, Nr. 3 20,00-20,50 M, Futterniehl 14,40-14,60 M, Ml. der städtischen Abgabe. Weizenkleie (Dresd. Mark.): grobe 12,20—12,40, feine 12,00—12,20 Roggenkleie (Dresdner Marken): 13,20—13,40 M. ihr Deckung, denn der Gärtner kam eben mit zornrotem Gesicht au« dem Obstgarten geschossen. Ohne von dem Doktor oder Küthe Notiz zu nehmen, zerrte er Heinerle am Arm nnd ohr feigte ihn link« und recht«. „Wa« fällt Ihnen ein? Sind sie toll gewotden?" Käthe fiel dem zornigen Mann in den Arm. „Wie können sie sich unterstehen, da« Kind zu schlagen! Noch heute verlaffen Eie den Dienst, — ich werd'« dem Herrn sagen. Diese bodenlose Frechheit!" Da« Geschrei de« Jungen rief Frau v. Rochlitz, und Käthe« Geschwister von dem Tennisplätze Hüter dem Hause herbei. „Um Gotte«willen, wa« geht da vor? — Natürlich wieder der Unglück-junge! — so lauteten die Bemerkungen, die die herbeieilenden unter sich tauschten. Frau v. Rochlitz, eine stattliche Frau mit einem freundlichen Gesicht und hoch au« der Stirn zurückgekämmlem weißen Haar, wandle sich, da der Gärtner in seiner Erregung ziemlich unver ständlich blieb, an Len Doktor um Aufklärung. Aber Käthe fuhr dazwischen. „Zuerst soll Doktor Hartung Heinerle untersuch:«. Der rohe Mensch hat dem Kind vielleicht da« Trommelfell zerschlagen. — Kannst du noch hören, Heini? — Hör doch endlich auf wit Schreien! Ob du noch hören kannst, will ich wissen." Käthe« jüngster Bruder, ein schlank aufgeschossener junger Herr mit zwei breiten „Durchziehern" aus der rechten Backe, die den Korp-studenien deutlich verrieten, lachte laut auf. „Stell dich bloß nicht wieder so an, Käthe! Dem Jungen fehlt nicht» weiter, al« daß er im Leben viel zu wenig Hiebe bekommen hat" Der Gärtner grinste beifällig. „Das ganze Tafelobst zum heutigen Diner hat der Bengel gestohlen, dabei die Hälfte bloß angebiffen und weggeschmissen. „Jedenfalls war es nicht Ihre Sache, das Kind zu bestrafen, fiel Käihe mit fliegendem Atem ein „JH werde e» meinem Vater sagen." „Blamier' dich nicht, Käihe", flüsterte Paula Sponeck ihr in» Ohr. „Papa ist seh- mit Jeu» zufrieden. Der Junge hat die Prügel reichlich verdient Wenn du nicht willst, daß er noch mehr knegt, schweig lieber still" „DaS konnte ich mir denken, daß ihr gegen mich sein wür det!' warf Käthe bitter hin. „Der Junge ist wirk ich ganz heil und gesund," sagte der Doktor lächelnd. Er wandte sich zum Gehen. Aber Käthe hat rasch: „Sie haben mir versprochen, zu T,sch hier zu bleiben." Hartung erörterte leicht. Ec sah, wie die Geschwister sich erstaunt ansahen, und bereute sein voreilig gegebene« Versprechen. KliAW ZMklisse Mmitz jetzt geöffnet: lagliÄr vorm. 8—12, nachm. 2—4, dagegen Sonnabends nur vormittags 8—1 Uhr. Mittwoch, den 19. Mai: 1 Uhr Schulkommunion in Niedersteina, anschließend Hauskommunion; 3 „ Schulkommunion in Obersteina, anschließend Hauskommunion. Pastor Resch Donnerstag, den 20. Mai, Himmelfahrt: 8 Uhr Beichte. s „ '/,9 „ Predigt (Marc. 16, 14—20). j Pastor Resch. Zahresfest des pnlsnitzer Gustav-Adolf-Aweigverein» in vischbeinr. 3 Uhr Festgottesdienst: Predigt des Pfarrers Domaschke. Großpostwitz. ö „ Nachpcrsammlung im Gasthof: Ansprachen des Pastorprimarius Döhler-Kamenz, Pfarrers Krän» kel-Br-tnig, Pfarrers Molwitz-Bischheim, Kassen bericht des Stadtrat Cunradi-Pulsnitz. IW. Der Jungfrauenverein versammelt sich zur Teilnahme am Fest '/z2 Uhr am Friedhof. Lkttrlsnbsrg. Donnerstag, den 20. Mai, Himmelfahrtsfest: 8 Uhr Begräbnis. '/29 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Sonnabend, den 22. Mai: 3 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier. Getauft: Ida Llse T. des Bernhard Btto Klatsche, hier — Martin Walter, S. des Lmil Robert Schäfer, Bandwebers und Haus- beßtzers hier. Aufgeboten: Max Mwin Weitzmann, Kutscher, hier, ledig und Nnna Milda Koch. Fabrikarbeiterin in Niedersteina, ledig. Getraut: Hülms Btto Hartman», Maurer in Vberstcma, ledig und kinna Lina Siegemund, Fabrikarbeiterin hier, ledig. OdsrNttrtonau. Donnerstag, den 20. Mai, Himmelfahrtsfest: Hz9 Uhr Predigt über Marc. 16, 14—20. Nach dem Gottesdienste findet Beichte und Feier des heili gen Abendmahls statt. Freitag, den 21.Mai, vorm.9Uhr: Wochenkommunion. Srotznaundork. Donnerstag, den 20 Mai, Himmelfahrt: 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Abschieds - Predigt deS Pfarrers Kunze.) l „ Abendmahlsgottesdienst. 3 „ Taufe. Sinn- unv vsnkspruck. Wohltaten, still und rein gegeben, Sind Tote, die im Grabe leben, Sind Blumen, die den Sturm bestehn, Sind Sternlein, die nicht untergehn. „Es wird uns eine Freude sein, wenn Sie nm fünf Uhr mit un« essen wollen," sagte Frau v. Rochlitz. Sie wußte, daß ihr Mann und bie übrigen Kinder e« nicht gern sahen, aber kränken wollte sie Hartung, den sie aufrichtig schätzte, nicht. „Bi» fünf Uhr haben wir noch lange Zeit. Ich denke wir fangen nun endlich unser Tennis an," schlug Benno vor. Keiner dachte daran, den Doktor zur Teilnahme am Spiel aufzufordern. „Ich habe noch beim Rektor vorzusprechen. Da» kleinste Kind ist krank. Um 5 Uhr bin ich pünklich hier, wenn die Herz schäften meinen Anzug entschuldigen wollen." „Bitte — bitte." Der Ton der Gräfin Sponeck klang ge- nau so, al» ob sie eigentlich sagen wollte: „Wer achtet wohl darauf wa» du für einen Rock anhast!" Käthe sah Hartung nach. Sie hielt den heulenden Heinerle noch immer umschlungen. „Konntet ihr Doktor Hartung nicht etwa» freundlichem auf- fordern?" wandte sie sich vorwurfsvoll an ihre Geschwister. „Ungezogen seid ihr gegen ihn, obgleich sein kleiner Finger mehr Nützliche» tut, al» ihr alle miteinander den lieben langen Tag." „Du hast dich wohl in den rotblonden Landdoktor verliebt, Käthe?" Die Gräfin Sponeck schob ihren Gürtel herunter; ihre schlanke, graziöse Gestalt sah in dem kurzen Lodenrock sehr zier lich au«. Sie lachte hell auf, Al cs und Benno stimmten ein. „Nein, ich habe mich nicht in ihn verliebt!" antwortet« Käthe. „Aber ich würde ihn tausendmal lieber heiraten, wie einen Mann, der nicht« weiter kann, wie Rebhühner schießen, Pferds einsühren und bei Hof dienern. Dieser Mann, auf d«n ihr so herabseht —" „Bitte, spar un« den Rest!" Benno schob seine Hand unter Paulas Arm. „Wir können un« da« Ende denken. E« ist wieder eine Litanei aus unser Faulcnzertum. Da« soll un« aber nicht hindern, jetzt endlich Tenni« zu spielen. — Heinerle, wenn du aulgeflennt hast, lauf voran." „Heinerle bleibt bei mir!" entschied Käthe kurz. Benno wollte widersprechen, aber Paula winkte ihm zu. „Liß sie in Ruhe und reize sie nicht noch mehr! Sie ist sonst wirklich imstande und bringt un» demnächst den Doktor al« zu künftigen Schwager an." „Nee — dazu ist sie selbst nicht verrückt genug! lachte der Student. Käthe wandte beiden voll da« Gesicht zu. „Wenn er mich haben will, würde ich ihn sehr gern heiraten," sagte sie fest und wandte sich zum Gehen. Paula und Alice sahen ihr starr nach. Frau v. Rochlitz seufzte. Benno aber drehte sein Schnurrbärtchen und sagte: „Sie ist und bleibt eben unser Familienkreuz. (Fortsetzung folgt.)