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Nr. S9. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 18. Mai 1S0S. Seite 2. setzt, welche für Interessenten im Schaufenster der Buch binderei von Oskar Hecker zur Besichtigung ausgestellt sind. — Wünschen wir,, daß der Himmel zu diesem Feste ein recht freundliches Gesicht zeigt. All Heil! — Die Gauturnfahrt der Zöglinge des Nördl. Ober lausitzturngaues nach dem Schwedenstein am Sonntag Nach mittag war zahlreich besucht. Auf dem Wiesenplan an der Philippschen Restauration entwickelte sich in den Nach mittagstunden ein recht reges turnerisches Leben. Nach Eintreffen der verschiedenen Vereine wurden die Zöglinge vom Gauturnwart Fichte-Großröhrsdorf auf luftiger Höhe herzlich begrüßt. Freudigst ausgenommen wurde auch ein Kartengrutz des Kreisvertreters Fickenwirth-Dresden. 260 Zöglinge traten zu den Freiübungen an. Hieran schloß sich das Gerätewett - Turnen. Die turnerischen Leistungen waren dabei, wie Gauturnwart Fichte bei der späteren Preisverteilung betonte, sehr gute, und er freue sich, daß der kleinste der Zöglinge den 1. Preis im Drei kampf daoongetragen habe. Er wünsche nur, daß der Gau so, wie seither, weiter arbeiten und sich in der Ausbildung sortentwickeln möge. Mit einem dreifachen „Gut Heil!" auf die Deutsche Turnerschaft, den Gau und die Sieger schloß der Gauturnwart Fichte seine Ansprache. Es er hielten im Dreikampf (Reck, Barren, Pferd) den 1. Preis Erwin Gebler, Großröhrsdorf m. 81 Punkten 2. „ Georg Horn, Großröhrsdorf „ 80^ „ 3. „ Erwin Nitsche, Großröhrsdorf „ 78>/2 „ 4. „ Georg Forke, Großröhrsdorf „ 75>/g „ 4. „ Ernst Steglich, Turnv. Kamenz „ 76^ „ 6. „ Arthur Schäfer, Großröhrsdorf „ 74 „ 5. „ Otto Boden, Großröhrsdorf „ 74 5. „ Paul Kubisch, Schwepnitz „ 74 „ 6. „ Otto Kubisch Schwepnitz „ 71'/, „ 7. „ Walther Schier, Schwepnitz „71 „ 7. „ Max Fichte, Großröhrsdorf „71 „ 8. „ Walther Arnold, Turnv. Kamenz 70'/, „ 9. „ Karl Steinert, Großröhrsdorf „ 70 „ 10. „ Emil Kaiser, Ohorn „ 69 „ 10. „ Arthur Schreier, Großröhrsdorf „ 69 11. „ Karl Müller I. Turnv. Kamenz „ 68 „ 12. „ Max Richter II.. Großröhrsdorf „ 66'/, „ 12. „ Karl Richter l„ Großröhrsdorf „ 66'/, „ 13. „ Walther Thieme, Turnv. Kamenz,, 66 „ 14. „ HermannLiebe, Turnv. Kamenz,, 65 15. „ Mart.Ziegenbalg, GroßröhrSdf. „ 64'/, „ 16. „ Rudolf Kühne, Turnv. Kamenz „ 63'/, „ 16. „ Otto Dittrich, Großröhrsdorf „ 63'/, „ 16. „ Franz Teubel, Ohorn „ 63'/, „ 17. „ Max Mißbach, Großröhrsdorf „ 62'/, „ Beim volkstümlichen Turnen errangen beim Weit-Hoch- springen (1,30 m hoch, 2,60 m weit) je einen 1. Preis: Otto Pflug, Königsbrück Otto Kubisch, Schwepnitz Erwin Nitsche, Großröhrsdorf. Beim Dreisprung: 1. Preis Ernst Steglich, Turnverein Kamenz 10,50 Meter 2. „ Karl Waurich, Turnverein Kamenz 9,70 „ 3. „ Georg Horn, Großröhrsdorf 9,37 Beim Kugelstoßen: 1. Preis Paul Hartmann, Elstra 10,90 Meter 2. „ HermannLiebe, Turnverein Kamenz 9,65 „ 3. „ Alfred Frenzel, Ohorn 9,00 Jeder 1. Sieger erhält ein Jahrbuch der deutschen Turnerschaft ausgehändigt, während die klebrigen durch Schleifen ausgezeichnet wurden. — Nach der vom Königlich Sächsischen Statistischen Landesamte zusammengestellten Uebersicht über die bei den Sparkassen im Königreiche Sachsen erfolgten Ein- und Rückzahlungen erfolgten solche im Monat Januar 1909 bei den Sparkassen im hiesigen Bezirke in nachstehender Weise: Kamenz: 2004 Einz. im Betrage von 170543 M 1005 Rückz. „ „ „ 155240 „ Elstra: 186 Einz. „ „ „ 11080 „ 54 Rückz. „ „ „ 6774 „ PulSnitz: 1688 Einz. „ „ „ 130490 „ 605 Rückz. „ „ „ 69 014 „ Königsbrück: 1011 Einz. „ „ „ 89 683 „ 652 Rückz „ „ „ 86463 „ Bretnig: 310 Einz. „ „ „ 20001 „ 117 Rückz. „ „ „ 13922 „ Großröhrsdorf: 1074 Einz. „ „ „ 73 397 , 389 Rückz. „ „ „ 47 866 „ Hauswalde: 124 Einz. „ „ „ 9 296 „ 44 Rückz. „ „ „ 3 209 „ Ohorn: 238 Einz. „ „ „ 15 757 „ 46 Rückz. „ „ „ 13431 „ Schwepnitz: 241 Einz. „ „ „ 13798 „ 37 Rückz. „ „ „ 8433 „ In allen 357 Kassen Sachsens betrugen die Gesamt- Einzahlungen 45 818450 Mark, die Gesamt-Rückzahlun gen 32 243189 Mark, während der Gesamt-Barbestand am Schluffe des Monats sich auf 9 666834 M bezifferte. — Warnung vor dem Maiglöckchen. Wer sieht es wohl dem keuschen, duftenden Maiglöckchen, das auch Maischellchen, Maiblümchen, Maililie, Zauke, Zäupchen genannt wird, an, daß es irgend etwas böses im Schilde führen, ein schwer schädigendes Gift bergen könne? Und doch ist dies der Fall! Die Pflanze, lateinisch Oonvallmia mchrM genannt, enthält das früher teilweise in den Apo theken gebrauchte Lonvallarin, und besonders ist es die Wurzel, die früher gegen Epilepsie und Herzkrankheiten, und der aus den bitter und scharf schmeckenden Blüten bereitete Maiblumenessig, der als Heilmittel gegen Kopf schmerz verwendet wurde. Auch werden letztere als Nies- und Schnupfpulver gebraucht. Nun ist es :a gerade kein tödliches Gift, das die Maiblume birgt, aber es kann immerhin ernstes Unwohlsein Hervorrufen, und Vorsicht ist gerade bei ihr darum angebracht, weil alle Teile der Pflanze, von der Wurzel bis zum zarten Glöckchen das Gift enthalten. Darum muß man besonders Kinder ernst lich warnen, den Blütenstengel der Pflanze nicht in den Mund zu nehme». — Bölkerschlachtdenkmals-Lotterie. Am letzten Ziehungs tage wurden gezogen: 5 Mark und die Prämie von 75000 Mark auf die Nr. 174440; 25000 Mark auf Nr. 55 832; 500 Mark auf Nr. 149960; 300 Mark auf Nr 25 151, 91995; 200 Mark auf Nr. 8812, 14417, 33 314, 100 Mark auf Nr. 26188, 33693, 56674 84201, 103803. 125 531, 127 765 139425, 147824, 179455. — Der 75 000 Mk.-Gewinn der Bölkcrschlachtlotterie fiel bei der Sonnabend-Ziehung auf die Nummer 174 440 in die Lotteriekollektion von Richard Zeiger, Drsden, Wettiner Straße 27. Großröhrsdorf. Unserer Geschäftswelt wird es lieb sein zu hören, daß jetzt auch direkte Billets von Berlin nach Großröhrsdorf an den Schaltern des Anhalter Bahn hofes aufgelegt sind, die sowohl zu den Zügen über Elsterwerda als auch über Röderau Giltigkeit haben. — Die Königliche Amtshauptmannschaft Kumenz gibt bekannt, daß nach einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern diejenigen Bäckereibesitzer des amtshauptmannschaftlichen Bezirks, welche in Backöfen eingebaute, walzenförmige und mit Unterfeuerung ver sehene Dampfkessel bereits im Betrieb haben oder einzu- bauen beabsichtigen, darauf hingewiesen sind, daß die er forderliche Genehmigung hierzu bei der Königlichen Amts hauptmannschaft nachzusuchen ist. — Wegen Reinigung der Amtsräume der Königlichen Amtshauptmannschaft Kameuz werden Freitag und Sonn abend, den 21. und 22. Mai 1909 nur dringliche Ange legenheiten erledigt. — Sächsischer Radfahrer-Bund. Die Ostbezirke des Sächsischen Radfahrer-Bundes hielten am Sonntag, den 16. Mai ein großes Sportfest ab, was einen vollen Er folg bedeutet. Früh 4 Uhr war in Bischofswerda der Start der großen Fernfahrt „Rund um die Lausitz" 163 Kilometer. Anfangs war schönes ruhiges Wetter, dann aber stellte sich Gegenwind ein, sodaß' nur 55 Fahrer das Ziel erreichten. Dar Rennen verlie, abgesehen von einigen leichten Stürzen, ohne Unfall, glatt. Nachge nannte Fahrer trugen die 10 Preise davon, während weitere 44 Mann, welche innerhalb 8 Stunden das Ziel passierten, mit Diplomen ausgezeichnet werden. Ergeb nisse: 1. Joseph Hübner, Dresden, S.S3 41; 2. O. Mühl berg, Althen 5.52.26; 3. R. Wagner, Hörnitz 6.9.3; 4. H.. Scheibe, Hörnitz 6.12.39; 5. E. Olbrich, Oberseifersdorf 6.12.58; 6. P. Rother, Dresden 6 17.45; 7. M. Harnapp. Bautzen 6.20.42; 8 P. Meisel, Reichenau 6 22.10; 9. R. Schmidt, Herwigsdorf 6.23.27; 10. P. Müller, Volkmars dorf 6.23.56. Vormittag passierten die Radfahrer die Stadt Pulsnitz, gaben an der Kontrollstelle auf der Bischofs werdaer Straße ihre Karten ab und nahmen bereitgestellte Erfrischungsgetränke entgegen. Die Radfahrer, zum teil sehr erschöpft nach der langen Fahrt, erwartete ein zahl reiches Publikum. Dresden. Der König besuchte am Sonntag nach der Familientafel beim Prinzen Johann Georg die Dresdner Pferde-Ausstellung und trat um 5,09 Uhr die Reise nach Sibyllenort an. Prinz und Prinzessin Johann Georg haben Montag vormittag ihre Rheinrerse angetreten und die Städte Köln, Aachen und Düsseldorf besucht. Prinz Johann Georg feierte am Sonntag seinen Namenstag. Aus diesem Anlaß spielte von '/,12 bis '/,1 Uhr die Schützenkapelle im Garteu des Prinzlichen Palais auf der Zinzendoristraße. Mittags 1 Uhr fand dort Fami lientafel statt, an der der König mit den Prinzen-Söh- nen und Prinzessinen-Töchtern und Prinzessin Mathilde teilnahmen. Dresden. An der kriegsmäßigen Ballonverfolgung, veranstaltet vom Sächsischen Automobilklub und dem Sächsischen Verein für Luftschiffahrt, nahmen 7 Mitglie des Freiwilligen Automobilkorps und gegen 15 Privat automobile teil. Der Ballon, von Hauptmann Mohr geführt, siegte, da innerhalb der vorgeschriebenen Zeit kein Automobil ihn an seiner Landungsstelle in der Tor gauer Ratsheide erreichte. Zehn Minuten nach Ablauf der Zeit erschien als erster der Viezepräsident Architekt Voigt. — Ehrung des Landtagsabgeordneten Geh. Oekouomie rat Hähnel. Die fünf Landwirtschaftlichen Kreisvereine im Königreich Sachsen, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Rei chenbach und Bautzen, haben dem Geh. Oekonomierat Landsabgeordneten Hähnel auf Kuppritz, um der Dank barkeit für die der sächsischen Landwirtschaft als lang jähriger Vorsitzender des Landeskulturrates, bei den Be ratungen der Ständekammer, sowie im Bereiche der ersten landwirtschaftlichen Korporationen innerhalb und außer halb Sachsens allenthalben gewidmeten Fürsorge sichtba ren und dauernden Ausdruck zu geben, anläßlich de: Feier seines 70. Geburtstages gemeinsam die silberne Medaille für Verdienste um die Landwirtschaft verliehen. Leipzig, 17. Mai. Heute früh wurde im Walde des Revierortes Prepstei ein anscheinend dem Arbeiterstunde angehörendes Liebespaar, das sich mit Lysol vergiftet hatte tot aufgefunden. Das Mädchen war bereits tot. Der Mann wurde in bedenklichem Zustande ins Kranken haus gebracht, wo er bald daraus gestorben ist. Deutsches Reich. Berlin, 17. Mai. Der Stand der Verhandlungen über eine Verständigung hinsichtlich der Reichsfinanzreform ist unverändert. Es wird hinter den Kulissen weitergearbeitet, ohne daß bisher etwas Positives erzielt worden wäre. Wahrscheinlich wird mit Zustim mung der Regierung in der Finanzkommission ein An trag wegen der Erbanfallsteuer in ähnlicher Weise einge bracht werden, wie es mit der Reform der Fahrkartensteuer geschehen soll. Hinsichtlich der Tabakssteuerung werden neuerdings aus beachtenswerten Interessentenkreisen fol gende Vorschläge gemacht: 1. Die Jnlandsteuer auszu heben. 2. Den Zoll auf 50 Mark für 100 zu er mäßigen. 3. Eine Wertsteuer, welche sämtliche Tabakfa- brikate dem Wert entsprechend trifft und an das Ende der Fabrikation zu legen ist, vom Fabrikat zu erheben. — Hierdurch soll der an Zoll und Steuern ausfallende Betrag, sowie die jetzt von der Tabaksteuer- und der Finanz kommission vorgesehene Mehrbelastung von etwa hundert Millionen gedeckt werden. Es wird erklärt, daß mit die ser einfachen Umgestaltung der bisherigen, verwickelten und vielseitigen Belastung des Tabaks, den Tabakpflan zern und -Händlern, den Fabrikanten, dem Groß- und Kleinhändler mit Fabrikaten und vor allem auch dem kaufenden Publikum gedient werden würde. Diese Vor schläge werden augenblicklich im Reichsschatzamt näher geprüft. Köln, 17. Mai. Nach einer Depesche der „Kölnischen Zeitung" aus Tanger berührt die bestimmt auftretende Nachricht von der Uebernahme des Hafenbaues in Tanger durch Franzosen bei den Deutschen sehr unangenehm. Es ist anzunehmen, daß die französische Gruppe die Zoll- magazinvcrwaltung übernehmen werde, falls der Machsen seine Verpflichtungen nicht pünktlich ersüllt. Wiesbaden, 17. Mai. Das Kaiserpaar ist heute hier angekommen. Zur Begrüßung hatte sich u. a. Prinzessin Viktoria Luise eingefunden. Das Kaiserpaar und die Prinzessin bestiegen die bereitstehenden Automobile und fuhren zum Schloß. Der Kaiser, der enthusiastisch be grüßt wurde, trat auf den Balkon und nahm den Pa rademarsch der Fahnenkompagnie ab. Berlin, 17. Mai. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, dürfte bei der morgen stattfindenden Wahl des neuen Vorsitzenden der Finanzkommission Abg. Frh. von Richthosen gewählt werden, da Abg. Dr. Paasche nach wie vor eine Wiederwahl ablehnt. Frankreich. Paris, 17. Mai. Aus verschiedenen Ortschaften laufen Meldungen ein über weitere Beschä digungen von Telegraphen- und Telephonleitungen durch Ausständische. Der Schaden ist in allen Fällen sofort repariert morden. Insgesamt sind bisher 14 Personen verhaftet worden, welche wegen Beschädigung von Drähten und wegen sonstiger verbrecherischer Attentate im Zusam menhang mit dem Postbeamtenausstand gerichtlich ver folgt wurden. Paris, 17. Mai. Die Zahl der ausständischen Post beamten hat um 240 abgenommen. In Toulon wurde von einer Versammlung Ausständischer eine Tagesord nung angenommen, worin der Allgemeine Arbeiterverband ersucht wird, die Initiative zu einem allgemeinen Arbeiter- auZstand zu ergreifen. ssersien. Teheran, 17. Mai. Heute hat der Schah mit großer militärischer Begleitung endgültig den Bag schahgarten verlassen und ist nach seinem Sommersitz Sal- tanetsbad übergesiedelt. Der Thronfolger, sowie viele Vertraute des Schahs begleiten den Herrscher. Türkei. Saloniki, 17. Mai. Nach Meldungen von zuständiger Seite haben das zweite und das dritte Armee korps von den im Aildiz beschlagnahmten Geldern je 300000 Pfund erhalten. — Die Lage im nördlichen Al banien ist nrch nicht geklärt; doch bieten einflußreiche Notable, selbst ehemalige Kreaturen Abdul Hamids, alles auf, um das Volk zu beruhigen. General Dschawid Pascha bleibt mit seinen Truppen in der Gegend von DjakowS, um die dortige ausgewiegelte Bevölkerung einzuschüchtern. Konstantinopel, 17. Mai. Heute früh wurden vor dem Parlamentsgebäude fünf Meuterer gehenkt, die Luchen aber bereits gegen 10 Uhr wieder abgenommen und be graben. Unter den Hingerichteten sind ein Artilleriehaupt mann und ein Leutnant aus der Selimie - Kaserne in Skutarie, drei Polizeikommissare sind die übrigen. veutscker l^slcdslag. Im Reichstage wurde am Sonnabend die Beratung des Bieh- seuchengesetzes fortgesetzt. Abg. Aobelt (b. k. Fr.) bezeichnete den Charakter des Gesetzes als durchaus agrarisch auf Kosten der All gemeinheit. Abg. v. Trffnski (Pole) machte die Zustimmung zu dem Gesetz von der Annahme eines von seiner Partei eingebrachten Antrages abhängig, dem Z 7 eine neue Bestimmung hinzuzufügen: „unter Wahrung geeigneter Schutzvorkehrungen seine Maßnahmen zu treffen, die der Grenzbevölkerung die bisher geübte und zulässige Fleischversorgung aus dem Grenzlande auch fernerhin gewährleisten". Abg. Wehl (natl.) erklärte, trotz mancher Mängel, welche das Gesetz habe, werde seine Partei der Vorlage doch zustimmen im Interesse der Landwirtschaft. Abg. Stolle (Soz.) erklärte, die Auslegung des Begriffes „Träger von Ansteckungsstoffen", wie sie zu befürchten sei, mache dis Paragraphen 6 und 7 für seine Partei unannehmbar. Abg. Hegter (frs. Vgg.) befürwortete namens seiner Partei, Rück sichtnahme bei allen Verboten und Beschränkungen auf die Fleisch versorgung der Bevölkerung an der Grenze. Die Abgeordneten Wachhorst de Wente (natl.) und Voigt-Lrailshein» (wictsch. Vgg) erklärten, ohne die Paragraphen 6 und 7 sei die Vorlage für sie unannehmbar, während die Abgeordneten Ooerksen (Reichsp.) und Siebenbürger (kons ) bestritten, daß das Gesetz eine Bevor zugung der Landwirtschaft darstelle. Paragraph 6 «Verbot der Ein- fuhr nicht nur seuchenverdächtiger Tiere, sondern auch von Erzeug nissen solcher Tiere), wurde unverändert genehmigt. Bei Paragraph 7 (Verbot der Beschränkung der Einfuhr von Gesenständen, die Träger von Ansteckungsstoffen sein können), erklärte Abg. Dr. ljahn (B. d. Ly, auch die Großgerbereien hätten sich 'm Interesse des Schutzes gegen Seuchen für das Gesetz ausgesprochen; eine Schädigung der Lederindustrie sei nicht zu befürchten. Daß der Bund der Landwirte auch die Interessen des kleinen Grundbesitzes vertrete, der hier am meisten interessiert sei, beweise ja gerade seine Stellung zu dem Gesetz. Paragraph 7 wurde darauf unter Ablehnung aller Anträge in der Fassung der Kommission angenommen. Bei Paragraph 17 befürwortete Abg. Dr. Struve (frs.Vp.) einen Antrag seiner Partei, die Polizeivollmachten für Ausführung des Gesetzes genauer zu um grenzen, sowie einen weiteren Antrag, Beseitigung der Vorschrift, nach welcher Viehhöfe und Schlachthöfe räumlich getrennt sein sollen. Die Anträge wurden abgelehnt. Bei Paragraph 67ck, betreffend Beschwerden gegen polizeiliche Anordnungen, bezweifelte Abgeord neter Singer (Soz.) die Beschlußfähigkeit des Hauses. Da sich das Bureau dem Zweifel anschloß, wurde die nächste Sitzung auf Mon tag 1 Uhr anberaumt, mit der Fortsetzung der Beratung. Schluß 4 Uhr.