Volltext Seite (XML)
Nr. 56 Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 11. Mai 1909. Seite S. Nus aller V^elt. Berlin, 10. Mai. Eine neue schwere Bluttat rief gestern abend im äußersten Norden der Stadt große Auf regung hervor. Dort verwundete der 18 Jahre alte ArbeitSbursche Richard Rehbeck aus der Pappe.allee 53 seine Geliebte, die 17 Jahre alte Tochter Wally des Fensterputzers Krage, die ihn verschmäht, und den I7jäh- rigen Schmiedelehrling Xaver Wiese aus der Fransecky- straße 43 durch Messerstiche so schwer, daß sie nach dem Krankenhause gebracht werden mußten. R. wurde verhaftet. München, 10. Mai. Am Sonnabend nachmittag er schienen in einem Juweliergeschäft in der Maximilian straße zwei vornehme Damen, um Schmuckstücke zu be sichtigen Als sie sich wieder entfernt hatten, vermißte man einen ziemlich wertvollen Brillantschmuck. Der Ge schäftsinhaber verständigte die Polizei, und die beiden Diebinnen wurden verhaftet. Es handelt sich um die 57 Jahre alte Baronin Albertine von Scegau und ihre Begleiterin, die 52jährige Baronin Rotgi, beide aus Prag, welche seit kurzem in einem hiesigen erstklassigen Hotel Wohnung genommen hatten. Bei einer Durchsuchung ihres Gepäcks fand man eine größere Geldsumme und viele Brillanten, welche von Diebstählen herrühren dürsten. Im Laufe der Untersuchung gestand die Baronin Rotgi ein, einen Terl der Brillanten in Reichenhall, Meran und Bozen gestohlen zu haben, während die andere Baronin ihr dabei behilflich war. Baronin Scegau wurde noch gestern abend ins Untersuchungsgefängnis gebracht, wäh rend ihre Begleiterin sich noch in Polizeihaft befindet. Die Polizei zieht noch von einer ganzen Reihe Badeorte telegraphische Recherchen ein, um weitere Aufklärung über die Person der berden Verhafteten zu erlangen. Wien, 10. Mai. Der Wiener Gemeinderat beabsichtigt, und dieser Plan steht fest, zur dauernden Erinnerung an die werktätige Unterstützung, die Deutschland während der Balkankrise Oesterreich-Ungarn gewährt hat, eine Straße im Innern der Stadt Kaiser Wilhelmstratze zu nennen. Ein diesbezüglicher Beschluß wird in allernäch ster Zeit gefaßt werden. Wien, 10. Mai. Kaiser Wilhelm hat den Wiener Bildhauer Professor Edmund Hillmer mit der Ausführung einer dem Salzburger Denkmal nachgeblldeten Statue der Kaiserin Elisabeth beauftragt. Das Denkmal soll im Achilleion in Korfu aufgestellt werden. Genua, 10. Mai. Bei der Explosion in San Eusebio wurde das Fabrikgebäude völlig zerstört. Die Fenster der umliegenden Gebäude wurden eingedrückt. Die Lei chen, die bisher geborgen worden sind, sind vollkommen unkenntlich. Truppen sind an Ort und Stelle zur Teil nahme an den Aufräumungsarbeiten. Paris, 10. Mai. Die französischen Konsulatsdepeschen bestätigen die Fortdauer der Metzeleien im Golfe von Alexandrette ungeachtet des Erscheinens der europäischen Schiffe. Die jungtürkischen Kommitees haben trotz ihrer Zusagen, die Gewalttaten zu unterdrücken, keine wirksamen Maßregeln getroffen. Beim neuen Sultan ist eine ar menische Abordnung erschienen, um energische Maßregeln zum Schutze der Armenier zu heischen. Nsue Masckinenindustrlszweigs eine Solge unserer kTolonialwirtsckakt. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee in Berlin, von dem wir diesen Artikel mit der Bitte um Aufnahme er- halten haben, veranstaltet in der Zeit vom 13. bis 27. Mai in der Ausstellungshalle des Instituts für Gärungsge werbe, Berlin, Seestraße 4a eine Ausstellung, welche zum erstenmale deutsche Baumwoll-Erntebereitungsmaschinen und Palmöl- und Palmkern-GewinnungSmaschinen der Oeffentlichkeit vorführt. Die Baumwoll - Ausstellu-g ist durch eine finanzielle Unterstützung des Reichsamts des Innern, die Palmöl Ausstellung durch eine Beihilfe des ReichSkolonialamts ermöglicht worden. Auch das Preu ßische Handelsministerium bringt der Veranstaltung Inte resse entgegen. Sämtliche Maschinen werden im Betrieb vorgeführt. Der Zweck der Baumwoll-Austellung ist, die Leistungs fähigkeit der deutschen Erntebereitungsmaschinen gegen über erprobten englischen und amerikanischen Maschinen sestzustellen. Der Zweck der Palmöl-Ausstellung ist, einen Vergleich zwischen dem deutschen und französischen Ma- schinen-System zu ermöglichen und koloniale Interessenten aus die wichtige maschinelle Erntebereitung der Oclpal- menfrüchte hinzuweisen. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 13. Mai statt. Die Ausstellung ist täglich von 10—6 Uhr geöff net. Die Vorführung der Maschinen im Betrieb findet täg lich zwischen 11 und 1 Uhr und 3 und 5 Uhr statt. Um auch der Arbeiterschaft Gelegenheit zu geben, die Ausstellung zu besichtigen, werden die Maschinen auch an den Sonntagen, und zwar am 16. und 23. Mai, von ffz12 bis '/z2 Uhr im Betrieb vorgeführt werden. Der Eintritt ist kostenfrei. Der Eröffnung der Ausstellung wird eine Vorbesich tigung durch geladene Gäste vorausgehen, die am 12. Mai 10 Uhr vo mittags stattfindet. Mit der Baumwoll-Ausstellung ist eine Ausstellung von aus deutscher Kolonial-Baumwolle gefertigten Fab rikaten verbunden, die die Fortschritte in der Verarbei tung deutsch-kolonialer Baumwolle vor Augen führt. Die Baumwollgesellschaft Caravonica wird Proben von in deutschen Kolonien gezogener Caravonica-Baumwolle und daraus gefertigten Fabrikaten zur Vorführung brin gen. Außerdem wird eine Ausstellung des Kali-Syudi- katS, Leopoldshall-Staßfurt, die Vorteile der Düngung bei der Baumwollkur veranschaulichen. Schließlich werden von der Firma A. Holle öc Cie einige Tableaux mikro photographischer Arbeiten auf dem Gebiete der rohen Baumwollfaser ausgestellt werden. Die Ausstellung ist von allgemeinem Interesse, da es sich um neue Industriezweige handelt, die das Kolo nialwirtschaftliche Komitee in Deutschland eingeführt hat. Leipzig. An der 500jährigen Jubelfeier der Univer sität nehmen sämtliche deutsche Universitäten Oester reichs teil. Wettervorhersage der KSvigiich KKchftschev Aavdesmetterwarts M Dresden. Mittwoch, den 12. Mai: Westwinde, wolkig, zeitweise Regen. Magdeburger Wettervorhersage. Teils heiteres, teils wolkiges Wetter, ohne wesentliche Niederschläge. Gefahr vor Nachtfrost und Reif, Tag etwas wärmer als 11 Mai. Dresdner Produkten-Börse, 10. Mai 1909. Wetter: Veränder lich. Stimmung: Fest. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: tvenen, weißer, 253—261 M, brauner 75—78 Kilo 249—255 M, do. feuchter 70—74 Kilo 239—247 M, russischer rot 258—269 M, do. russisch, weih M, Kansas M, Argentinier 264—268 M, Amerikanischer, weih 255—265 M. Roggen. sächsischer 70- 74 Kilo 173—181 M, russ. M. Gerste, sächsische neu 192—205 M, schlesische 205—215 M, Posener 200—210 M, böhmische 225—235 M, Futtergerste 144—148 M. ffafer. sächsischer 191-198 M, schlesischer und Posener 191 -198 M. russischer 185—195 M. Mais Cinquantine M, neu 190—197 M, Laplata, gelb, alt 173—178 M, amer. Mired-Mais 175—180, Rundmais, gelo, alt 173—178 M, do. neu, feucht 160—168 M. Erbsen, Futterware 190—205 M, Wicken, sächs. 185—200 M. Duehn'enen, inländischer 205—215 M, do. fremder 205—215 M. Leinsaat, feine 260—270M, mittl.250—260M, Laplata245—250M. Rüböl, raffiniertes 60,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M. Leinkuchen (Dresdner Marken) l 18,00 M, II 17,50 M. Mal, 32-34 M. Uleiwnnrehle (Dresdner Marken): Kaissrauszng 40,00 —40,50 M, Griehlerauszug 39,00—39,50 M, Semmelmehl 37,50—38,00M, Bäckermundmehl 36,00—36,50 M, Griehlermundmehl 28,00 bis 29,00 M, Pohlmehl 22,50-23,50 M. Roqgennrehle (Dresdner Marken) Nr. 0 28,00—28,50 M, Nr. 0/1 '27,00—27,50 M, Nr. 1 26,00-26,50 M, Nr. 2 23,50 24,50 M, Nr. 3 20,00—20,50 M, Futtermehl 14,40 -14,60 M, ercl. der städtischen Abgabe. weffenkleie (Dresd. Mark.): grobe 12,20—12,40, feine 12,00—12,20. Roggenkleie (Dresdner Marken): 13,00—13,20 M. Der Hleihe nach. Humoreske von E. Rolfs. Nachdruck verboten. „Wie gesagt, mein lieber Herr Sekretär, gegen Ihre Per son habe ich nicht da« geringste einzuwendcn, im Gegenteil! Ich bin sehr für Männer in Beamtenstellung. Und wenn sie meine Rosa wollten, mit Kußhand! Es ist bei mir Prinzip: immer hübsch der Reihe nach. Al« Geschäftsmann könnt' ich'« auch nicht verantworten, wenn ich die älteste Ware am längsten lie gen ließe und sie zuletzt mit Schaden loischlagen müßte Ebenso ist« mit meinen Töchtern." „Aber, Herr Drehahn, dieser Vergleich „ „Stimmt auffallend. Ist die jüngste zuerst verheiratet, so wirst da« ein ungünstiger Licht auf die älteren Schwestern, in den Augen der meisten Käufer — wollt' sagen HeiratSkandi« baten, und die Ladenhüter — wolle' sagen, die älteren Töchter werden schwer Nehmer finden. Also muß ich Ihren mich ehren den Antrag dankend ablehnen, denn ich kann ihnen nicht zumu te», zu warten, bi« Nörchen und Julchen unter der Haube sind." „Er kann Ihr Ernst nicht sein, Herr Drehahn; bedenken Lie doch, daß ich und Lierchen bereit« einig sind Sie machen Ihr Kind unglücklich, und dann — Lierchen wird ja in zwei Jah ren mündig, und Sie können ihr nicht« mehr in den Weg legen, wenn sie — " „Freilich nicht. Aber ich kann ihr die zehntausend Mark Mitgist verweigern, d e jede meiner Töchter bekommt. Und ich kann sie in meinem Testament auf den Pflichtteil setzen Doch dazu wird e« nicht kommen. Meine drei Mädel« sind gute Kin der und fügen sich den Bestimmungen ihrer Eltern." Der Sekretär Schröder seufzt:; er mußte die Richtigkeit die ser letzten Behauptung anerkennen. Niemal« würde Lierchen ohne Einwilligung ihre« Vater« die Seine werden. Er wagte noch einen letzten Einwurf: „Wenn nun aber Ihre ältesten Töchter sich überhaupt nicht verheiraten, dann —" „Bleibt die jüngste auch ledig, unbedingt! wenigsten« solange ich lebe. E« muß doch nicht partout geheiratet sein! Meine Mädel« haben mal zu leben, da« macht mir keine Sorge. Im übrigen hoff« ich, daß wir gute Freunde bleiben, mein lieber Herr Sekretär. Und weil Sie einmal hier sind — Ihre Sorge ist seit ein paar Tagen wieder auf Lager. Ein feine» Kraut diesmal, sag' ich Ihnen." Franz Schröder murmelte em paar undeutliche Worte, die ebensogut eine Verwünschung al» einen Absch'rdSgruß bedeuten konnten und verließ da« Kontor de« Kau mann« durch die auf den Hof führende Hintertür, an der ihn ein bildhübscher Mäd chen erwartete. Er warf einen Blick ringsum — es war kein Mensch zu sehen, und rasch stahl er sich einen Kuß von den fri schen Lppen. Lieschen ließ sich'« gefallen und fragte, wieder freigegeben, ängstlich: „Nun, wa» hast du au-gerichtet?' „Nicht«, liebe» Herz! Leider, hattest du recht mit deinen Befürchtungen Dein Vater hat meine Werbung abgewiesen au» einem ganz lächerlichen Grunde. Ihr sollt der Reihe nach heiraten oder garnicht!" „Ich mußt'» ja, Franz, aber natürlich im stillen Hoffr' ich doch, Vater würde sich erweichen lasten." Halb betrübt, halb schelmisch setzte sie hinzu: „Du mußt nun eben da» Nörchen neh men, Franzl." Der lachte trotz seine» Kummer» hell aus: „Nein, so haben wir nicht gewettet, Lieschen. — Du — nur du wirst meine Frau, so wahr ich Franz Schröder heiße. Ich werde schon ein Mittel finden. Und inzwischen treffen wir un» eben bei Tante Male. Die gute Seele hat zum Glück Verständnis für liebende Herzen. Also bis übermorgen, kleiner Schatz." Noch einmal fanden sich di« Lippen de« Pärchen«, dann lief Lierchen schnell in« Hau« zurück, und Franz ging in Gedanken verloren durch die Straßen des Städtchen- dem nahen Walde zu. Im Walde kamen ihm stet» die besten Einfälle, da« wußte er genau. * * * „Na, alter Junge, du bist nun auch fest angestellt, wie ich gehört habe," so begrüßte Franz Schröder ein paar Tage später den Seminarlehrer Wilhelm Hurtig, seinen Schulfreund, mit dem er sich sehr gut stand — „gratuliere herzlich! Nun fehlt nur die Frau —" „Hast recht, Franz; ich bin durchau» nicht abgeneigt, zu hei raten. Nur, e» ist eben eine schwierige Beschicht l Ich bin gar- nicht bewandert in solchen Dingen, bin kein Courmacher, kein flotter Tänzer und auch kein Frauenkenner. Und dann, ja, ein bißchen wa» haben müßte sie ja auch, für Notfälle, weißt du " „Hm, da hast du recht, Wilhelm. Ein Notpfennig ist nicht zu verachten. Aber e« gibt ja doch noch genug Mädchen, auch welche mit Vermögen. Ich wüßte dir gleich eine — da ist die älteste Drrhahn, die gäb 'ne prächtige Frau." „Die älteste? Ich finde die beiden anderen hübscher, be- sonder» die Kleine, da» L e»chen; die älteste ist mir zu blond." „I, sieh ma an. Und da» will kein Frauenkenner sein! Na, dann kannst du ja die zweite nehmen." „Warum denn nicht die Jüngste? Die ist entschieden am nettesten, soweit man nach dem Aussehen urteilen kann." „Kann sein! Ist übrigen» Geschmacksache. Aber die jüngste ist, wie ich bestimmt weiß schon heimlich verlobt." „So, so. Na, die mittlere ist auch recht annehmbar; so krause», dunkle« Haar, da» ist mein Geschmack. Wie steht e» denn m't der Mitgift?' „Zehntausend Mark kriegt jede bar, und da« schöne Hau» mit dem guten Geschäft ist auch noch da. Wenn dir wa» daran liegt, will ich dich morgen beim Konzert der Liedertafel mit Fräulein Julchen bekannt machen. Ich steh' mich gut mit der Jüngsten. Im Vertrauen gesagt, ihr heimlicher Verlobter ist ein guter Bekannter von mir. Sie trifft ihn manchmal bei mei ner Tante Male." „Ach, daher die genaue Kenntni« der Verhältn sse! Ja, wenn ich mir aller überlege, so könnt« mir der Vorschlag schon paffen. Fragt sich nur, ob ich dem jungen Mädchen gefalle." „Ich bitte dich — so'n hübscher Kerl wie du. Und der Alte ist sehr für Angestellte, die Sache wird sich schon machen." Die Sache machte sich wirklich. Da» heißt, Wilhelm Hurtig machte seinem Namen Ehre und eroberte sich schnell da» Herz de» braunlockigen Julchen Drehahn Nach kurzer Zeit stand er im Kontor de» Vater« und bat um die Hand der Zweit«» Toch ter des Hauser. Und er erh elt dieselbe Au-kunft wie der Se- kretär: immer hübsch der Reihe nach. Erst die älteste, dann die zweite und zuletzt die jüngste. „Sie wären mir sonst sehr an genehm, lieber Herr, ich bin sehr für Männer in fester Stellung, aber ich kann nicht von meinen Grundsätzen abgehen." Ganz gekn ckt verließ der Seminarlehrer das Kontor, und auf dem Hof spielte sich eine ähnliche Szene ab, wie zwischen dem Sekre- tär und Lieschen, nur das der Seminarlehrer lange nicht so ver trauensvoll in die Zukunft sah, wie sein Vorgänger. Zu dem lief er spornstreich», um ihm die mißglückte Werbung mitzuteilen und Rat und Hilf« von ihm zu erbitten, denn er konnte sich ein Leben ohne sein Julchen gar nicht mehr vorstellen. Sehr getröstet ging er nach einer halben Stunde wieder, und noch an demselben Tage forderte er einen Kollegen, den Zeichenlehrer de« Seminar«, Max Zeuner, zu einem Spaziergang auf. Und kaum waren sie zum Städtchen hinaus, als er die Rede ausS Heirat.n brachte. Zeuner hörte anfänglich nur mit halbem Ohr zu und wurde erst aufmerksam, als ein Nams fiel: Drehahn Da meinte er: „Ja, die Drehahn« sind sicher gut er zogene und wohlhabende Mädchen, eigentlich ein Wunder, daß sie noch zu haben sind." „Na, sie sind doch auch noch jung genug, die älteste erst zweiundzwanzig,' erwiderte Hurtig „Und übrigen» sind die beiden jüngeren, wie ich bestimmt weiß, heimlich verlobt." „So, mit wem denn?" „Da» darf ich nicht verraten, aber eS ist sicher wahr. Sie kriegen auch eine schöne Mitgift, 10000 Mark bar, und da« hübsche Hau» mit dem guten Geschäft istZ doch auch noch da." „Hm, da wäre ja die Rosa 'ne gute Partie für Sir, Kollege," warf der Zeichenlehrer ein. Hurtig lächelte verschmitzt: „Nee, für mich kommt sie nicht in Betracht — ich — mein Herz ist bereit« in festen Händen; ich hoffe sehr bald meine Verlobung veröffentlichen zu können; e« hängt nur noch an einer Kleinigkeit." „Gratuliere, lieber Hurtig, da sind Sie also schön rmS." „Allerdings, das Junggesellenleben kriegt man nach und »ach satt. In so 'nem kleinen Nest besonder». Wenn man da nicht e.n gemütliche» Heim hat, ist'» ja nicht zum Aushalten." Zeuner wurde sehr nachdenklich Besonder« hübsch war die Rosa Drehahn ja nicht, aber sie hatte ein liebe» Gesicht und sine gute Figur, dazu ein netter, frische« Wesen. Und die beiden Schwestern waren bereit« versorgte, auch ganz angenehm! Gewiß würde di« Aelteste sich da auch gern verloben, und man hatte also die besten Chancen! * „Mit tausend Freuden gebe ich Ihnen meine Rosa, lieber Herr Zeuner. Ich bin bin sehr für d'e Angestellten, müssen Sie wissen, sehr. E» ist doch etwa» Sichere«. Zehntausend Mark kriegt jede meiner Töchter mit und später kommt auf jede noch mindesten» doppelt so viel. Und die Frau eines Beamten hat «in bequemere« Leben, al» die eines Geschäftsmannes. Wa» hat meine gute Alte sich all de Jahre mitplagen müssen! Morgen Abend wollen wir die Verlobung feiern." Dir«mal spielte sich die Kußszene nicht heimlich auf dem Hof, sondern ganz korrekt im Familienzimmer ab, und Julchen und Lierchen strahlten ebensosehr w'.e die glückliche Braut. — Vater Drehahn schrieb noch an demselben Tage zwei Briefe ziemlich gleichen Inhalt«, enien an den Gericht-sekretär Schröder und den anderen an den Seminarlehrer Hurtig Und am fol genden Nachmittag waren die Bewohner des Städtchens nicht wenig überrascht, al« im KreiSblatt zu lesen war: Rosa Drehahn Max Zeuner, Zeichenlehrer; Julie Drehahn Wilhelm Hurtig, Seminarlehrer; Elise Drehahn Franz Schröder, Gericht-sekretär empfehlen sich al» Verlobte.