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Adorker Wochrnblatt. MittheLluugen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post S« Neugroschcn, bei Beziehung de» Blattet durch Botengekgenheit IS Neugroschcn. 43. Erscheint jede Mittwoche. 26. Okt. 1842, Der Dombau zu Köln. Gedicht von Robert Pruz.') Mit Festgeläut', Standarten, Ehrenbogen, Den König grüßt dec königliche Rhein: Wie glänzt der Strom! wie drängen sich die Wogen, Wie schaun die Ufer stolz und froh darein! Die Freude jauchzt aut tausend muntern Kehlen Und donnernd trägt der Wiedcrhall sie fort. Doch darf zum Guten nicht das Beste fehlen: Das ist, o Herr, ein freies Wort! Du kommst, o Herr, zum Kölner Dombaufeste, Mit eig'ncr Hand den zweiten Grund zu weih». Sie rührten Dich, der Borzeit edle Reste, Laut sprach zu Dir das brökelnde Gestein. Du winkst, o Herr: und die Gerüste steigen, Sich wiederspiegclnd in dem goldnen Strom! Und was sich auch für Wetterwolken zeigen: Fortbau'n willst Du den Kölner Dom. Fcrtbau'n, fürwahr! da hast Du es getroffen, Das ist ein Klang, der unserm Ohr gefallt, Das ist es, das, was Deine Völker hoffen, DaS ist die Losung der verjüngten Welt! Nicht Dome blos, nicht Burgen und Paläste Bau' fort, o Herr, an einem andern Haut, Bau' fort, bau' fort an einer andern Veste: Den Dom der Freiheit, bau' ihn aus! Fortbau'n allein, fortbaucn heißt Erhalten! Dieselbe Huld, die Du dem Dom bescheert, O laß sie auch im Vaterlande walten, Auch dies, o Herr, ist einen Grundstein werth. .m ') Anmerk. Wir haben schon früher einmal, bei Gelegen heit des nun glüklich beruhigten SrurmeS über das Beker sehe Lrcd vom „freien teutschen Rhein", ein Gedicht von Pruz mit- gethcilt. Erinnern wir uns daran, welchen Beifall dasselbe da mals bei unseren Lesern gefunden, so glauben wir gerechtfertigt zu sein, wenn wir auch das Obige, das schon verschiedene grö ßere Blätter gebracht Haden, unserem Leserkreise vorführen. D. Red. j Dem Dome gleich, halb fertig, halb Ruine, Erwartungsvoll, steht unser theures Land: Es schaut Dich an, es fleht mit stummer Miene — Auch ihm, auch ihm ein Wink der Hand! Warum nicht jhm? warum nur Steine tragen, Nur Heil'ge Meisseln, Wölbungen erbaun? Kein Herz wird Dir in diesen Mauern schlagen, Kein Auge wird aus diesen Säulen schaun. Dann aber kannst Du Herzen Dir entzünden, Zum Tempel dort kannst Du Dein Volk Dir weihn - O lökt's Dich nicht, den Tempel auch zu gründen? Bauherr der Freiheit auch zu sein? Dem Krahn» gleich dort auf des ThurmeS Maue^ Der regungslos manch' ein Jahrhundert stand, So steht die Presse, Herr! Sie steht voll Trauer, Weil sie noch nicht die volle Freiheit fand. O laß auch sie, auch sie sich neu bewegen, Wie Du den Krahn sich neu bewegen heißt, Und wonnevoll, der ganzen Welt zum Segen, Grüßt: t*rotectori! Dich der Geist. Herr, zürne nicht! Wir wissen, was wir wollen, Und dass wir's frei bekennen, das ist Pflicht, Herr, die Geschichte drangt! Die Räder rollen! Und wollt' es Gott, Gott selber hielt' sie nicht Gieb frei den Weg! Fürwahr es ist das Beste, Du baust zugleich, o Herr, den eignen Thron: So sprich das Wort zum zweiten Dombaufest», Sprich aus das Wort: Konstituzion! Das ist der Bau, zu welchem Du berufen, Auf diesen Säulen gründe sich Dein Ruhm^ Hier knie Du mit uns auf denselben Stufen! Denn auch die Freiheit ist ein Heiligthum. Palläste fallen, Dome können brechen, Die Freiheit nur währt ewig, ewig fort, Und ewig dann zu Deinem Ruhm wird sprechen, Das heut Dich grüßt: das freie Wort!