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Adorkev Wochenblatt. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. SiebenterJahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post S1 Neugroschcn, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegm,.» IS Neugroschcn. 7 7 - >»-- . . .. c . s——SV 38. Erscheint gebe Mittwoche. 21. Sept. 1842. Bekanntmachung. (Dos Scharlachfieber betreffend.) Zn mehrern Orten des obcrn Vvigtlandes hat sich seither das Scharlachsieber gezeigt. Da nun diese Krankheit bei fehlerhaftem Verhalten leicht bösartig wird, so halte ich eS für Pflicht, nachstehende Verhaltungsregcln zur öffentlichen Kcnntniß zu bringen: n) Verhalten bei der Krankheit. Sobald ein Kind über Lieblichkeit, Leib- Hals- und Kopfschmerzen klagt und Frösteln, oder Frost mit abwechselnder Hitze bekömmt, muß solches zu Bette gebracht und darin erhalten werden. Das Belte des Kranken stelle man so, daß es nicht zu nahe am Fenster, Thüre und Ofen steht. Jeder, der zum Kran ken geht, muß sich vorher erwärmen, ehe er an das Bette tritt. Für Zugluft, schnelle Abkühlung und Erkäl- lung müssen die Kranken sorgfältig in Obacht genommen werden, weil dadurch leicht Rücktritt des Scharlachs erfolgt, wodurch bösartige Zusälle, als Bräune, Krämpfe, Hirnentzündung, Schlagfluß herbciacführt werden. Große Vorsicht ist daher auch bei dem Wechsel der Wäsche und dem Bettenmachen nothig. Neuwa schene Wäsche ist nicht zuträglich und altwaschene muß vorher gut durchwärmt werden, ehe sie dem Kran ken angezogen wird. Umkleiden und umbetten thue man den Kranken so selten, als möglich. Hat der Kranke ein Bedürfniß, so bringe man die erwärmten Geschirre in das Bette und setze den Kranken nicht heraus auf dieselben, weil dadurch die Hautausdünstung unterbrochen wird. Nöthig ist auch, daß eine Per son beständig am Krankenbette bleibt, damit sich der Kranke nicht ausdeckt und erkältet. Ist die Krankheit gelinde und das Fieber und Halsentzündung nicht heftig, so bedarf es nur deS fleißigen Trinkens dünnen Hollunder - oder Lindenblüthenthee'ö, warmen Hafergrützschleims, oder Eibisch- rhee's. Diese Getränke, reichlich genossen, unterhalten die Hautausdünstung und tragen sonach dazu bcy, daß der Scharlach regelmäßig verläuft. Um den Hals binde man dem Kranken ein wollenes Tuch, wolle nen Fleck, oder wollenen Strumpf und lasse ihn mit Malven, oder Hollunderblüthcn in Milch gebrüht gur geln. Zn Hinsicht der Diät, reiche man schleimige Wassersuppen von Gries, Hafergrütze rc. Bier, Warmbier, Wein, Kaffee, Chocolade und überhaupt Alles, was erhitzt, müssen vermieden wer den. Schädlich sind auch: zu große Stubenhitze und zu starkes Zudecken des Kranken mit Betten. Tritt aber die Krankheit heftiger auf, ist das Fieber bedeutend, der Hals angeschwollen, das Schlin gen erschwert, oder der Kopf benommen, oder tritt Diarrhoe ein, oder wird die Haut trocken, der Schar lach blässer, oder bläulicher, so säume man ja nicht, sofort ärztliche Hülfe in Anspruch zu nehmen, da Ge fahr im Verzüge ist. V») Verhalten nach der Krankheit. Zn der Periode deS Abtrocknens und der Abschuppung, welche gewöhnlich den 7. — 10. Tag der Krankheit beginnt, droht dem Kranken, wenn er nicht für Erkältung geschützt wird, eine zwar weniger schnel le, aber nicht geringere Gefahr. Die geringste Erkältung während dieser Zeit veranlaßt eine Geschwulst des ganzen Körpers, Wassersucht, die nicht selten mit dem Tode endigt. Diese Krankheit wird sicher verhütet, wenn man den Kranken bis die Abschuppung völlig vorüber ist, im Bctre erhält und unter 4 Wochen nicht an die freye Luft läßt, so wohl er sich auch befindet. Zeigt sich Geschwulst der Füsse, des Gesichtes, Halses rc. so ist unverzüglich ärztliche Hülfe zu suchen, da die Krankheit besonders, wenn sie hitziger Natur ist, ost rasch üorschreitet. Oelönitz, am 17. September 1842. Der König!. Bezirks-Arzt vr. Schreyer.