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Adorker Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. PreiL für den Jahrgang bei Bestellung von der Post St Neugroschcn, bei Beziehung des Blattes durch Botcngelegenheit >s Neugroschcn. ^0 Erscheint jede Mittwoche. 27. Auii 1842. Bolksblätter unterscheiden sich von ihren Geschwistern, den Zeitun gen, einfach dadurch, daß sie für den Bürger und Bauer geschrieben werden. Adel, Beamte, Honora tioren, Bürger und Bauern zusammen bilden „das Publikum"; die Letzteren, Bürger und Bauern, allein heißen das Volk. In Bezug auf diesen Unterschied nennt man die für einen höhern Kreis berechneten Zeitschriften die große Presse, wahrend die sür Bür ger und Bauer gedruckten Bogen die kleine Pres se ausmachen. Irren würde man, wollte man der Letzteren eine geringere Bedeutung beilegen, als der Ersteren. Beide sind gleich wichtig; ja, die kleine Presse ist der großen beinahe über den Kopf gewach sen. Auswärtige Politik, ofsiciellc Nachrichten, lei- tende d. h. von hohen Staatsbeamten für die Oef- fentlichkeit berechnete Aufsätze bilden noch immer das Wesen aller größeren Zeitungen. Ob der Einfluß die ser größeren Tageblätter, wie der beiden allgemeinen und einiger anoeren Staats-Zeitungen außerordentlich sei, dürfte dahin gestellt sein. Der Kreis ihrer Le ser ist ziemlich abgestumpft und beim Lesen wenig in- teressirt; das Volk aber liest sie nicht oder traut ih nen nicht über den Weg. Auch dürsten sie für's Volk in der Thal nicht interessant genug sein. Ueber in nere Politik, d. h. über h-i-e freundschaftliche oder feind selige Stellung der deutschen Staaten unter einander, über die Art, sich selbst zu regieren, über den Einfluß dieser innen, Sisteme auf die eigenen und die benach barten Länder wird in Deutschland ohnehin wenig und am wenigsten von den größeren Zeitschriften ge schrieben. Daß aber gerade diese inneren Zustände für uns die wichtigsten und weit anregender sind, als z. B. die Streitigkeiten in Paris, London, Madrid und Constantinopel wird Jeder zugeben. Man küm mert sich zuerst um den eigenen Heerd. Weil nun die Volksblätter das begreifen und sich an das Nächste mehr, als an das Entfernte, an das Innere mehr, als an das Acußere halten, so ist das ein erster Grund ihrer Bedeutsamkeit worden. Dazu haben Volksblät ter nicht jene Rücksichten zu nehmen, welche größere Zeitungen beachten zu müssen glauben. Im Gcgen- theil: Rücksichtlosigkeit ist gerade das Element, in welchem die kleine Presse lustig herumplätschert. „Nur nicht ängstlich" und „kommt Zeil, kommt Rath" heißen die Hauptgrundsätze der Volkspolitik. Was schiert es uns, das Volk und seine Blätter, was der Hof in Petersburg oder Paris spinnen. Wir, un seren Theils, können Beiden nicht viel thun, wozu uns also spreizen? Thut uns Jemand was, wird sich's wohl finden. Wo's fehlt, wissen wir freilich so gut, wie andere große, kluge Herren; aber, waS hilft's. Ich kann nichts, als dich beklagen, weil ich zu schwach zum Helfen bin, lautet Vers so und so viel. Wir müssen's abwarten. Wie es aber in Sach sen aussieht, was wir für Minister, was für Stände haben, nach welchen Grundsätzen wir regiert werden, ob bei uns Verfassungsmäßigkeit und Humanität in den obern Regionen, ob Rechtlichkeit, Ehrgefühl, Hochsinn und Bildung Unten immer mehr Herrschaft gewinnen, das können die Volksblätter fragen, daS ist ihnen erlaubt, zu besprechen. Dürfen sie nicht darüber schreiben, was die auswärtigen Staaten z. B. Preußen und Oesterreich eigentlich mit sich und un sern Ländchen vorhaben, dürfen unsere Blätter nicht allzuviel drein reden, was unsere Regierung zu ihrer Erhaltung nach Außen thun könnte oder sollte, so ha ben wir doch das Recht, unsere eigenen und nächsten