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Adorkev Wochenblatt Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 2t Ncugroschen, bei Beziehung bei Blatter durch Botengelegenheit IS Reugroschen. 2^. Erscheint Hede Mittwoche. 6. ^uli 1842. Die Wahl eines bäuerlichen Deputirten im ULI Bezirk. Die nöthig gewordene Wahl eines bäuerlichen Ab geordneten hat unsere obervoigtländischen Landleute nicht wenig in Bewegung gebracht. Soll Schiller, der bisherige Deputirte, wieder oder soll ein anderer gewählt werden, das war die Hauptfrage. Als neue Kandidaten traten auf: der Amtsrichter Neudel aus Oberhermsgrün, der Richter Werner zu Hundshübel und der Ablösungöcommifsar Büchner zu Voigtsberg. Außerdem wurden noch einige Adeliche genannt, wel che als Besitzer bäuerlicher Grundstücke bei der Wahl belheiligt und fähig waren. Für Schillern waren die unabhängigen Wähler und kann man ihn mit Recht als den Candidaten der liberalen Partei bezeichnen. Für Neudeln waren die Amtsdörfer und der Adel, auch hatte er sich der Gunst des Justizamtes zu er freuen, dem die Leitung der Wahl zustand. Büchner hatte als Ablösungscommissar mehre Bekannte, die aus ihn sehen mochten. Alle diese waren Voigtlän der. Zum siebenzehnten Bezirk gehört aber der um Eibenstock gelegene Theil des Erzgebirges. Diese verhältnismäßig geringe Wählerschaft zeigte sich aber rükrig und gewandt. Ihr Candidat, obschon nicht ihr Führer, war der Richter Werner. Schon im Monat Mai hatten von daher die Demonstrationen zunächst wider Schillern begonnen.*) Der Letztere fand sei nen Lertheidiger'*) und es entspann sich eine kleine Debatte, die bis zum 15. Juni dauerte und nicht ganz uninteressant war, weil man daraus ersah, wie weit unsere Landleute in Wahrnehmung ihrer consti- ') Siche Nummer IS. des Adorf. Wochenblattes. ') Siebe Nummer St. dct Adorf. Wochenblattes. tutionellen Rechte gediehen waren. Hören wir nun, was uns ein Wähler über den Wahlact selbst berich tet hat. Die Wahl eines Abgeordneten für den 17. bäuer lichen Wahlbezirk fand den LI. dies. Mon. unter Leitung des Justizamtmann Hantusch aus Voigtsberg, der von der hohen Staatsregierung als Wahlcommis» sar dazu ernannt wurde, auf dem Tannenhause bei Schöneck statt. Von 55 dazu bestellten, durch die vorher stattge- fundenen Urwahlen erwählten Wahlmännern hatten sich 53 eingefunden. — Nur der Major von Petri- kowski Lindenau aus Olbernhau und der Hammer werksbesitzer Lattermann aus Tannebergsthal waren, wie verlautet, durch Geschäfte abgehalten, nicht er schienen. — Die erste Abstimmung gab: 18 Stimmen, Amtsoberrichter Neudel aus Oberherms grün; 17 „ „ Bauer Schiller aus Schönbrunn, aus ¬ getretener Deputirtcr; 9 „ „ Büchner, Bauer und ökonomischer Spe- cialcommissar aus Voigtsberg; 6 „ „ Richter Werner aus Hundsbübel; 2 „ „ Hammerwerksbesitzer Lattermann auS Tannebergsthal und 1 „ „ Hoyer, Bauer aus Raasdorf. Da die absolute Stimmenmehrheit auf 28 festge setzt war, so ergab natürlich die erste Wahl kein Re ültat. — Bei der zweiten Abstimmung siel die Mehrzahl der Stimmen, 28, dem Oberlichter Neudel aus Oder hermsgrün zu, während Schiller aus Schönbrunn nur 19 Stimmen erhielt, die übrigen 6 Stimmen aber