Volltext Seite (XML)
Adorter Wochenblatt. Mittheiluugen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post Si Neugroschen, bei Beziehung des Blattet durch Botengelegenheit 15 Ncugroschen. Erscheint jede Mittwoche. 16. Mr. 1842. Gerechte Klagen und Wünsche der sächsischen Landwirthe und aller derje ¬ nigen, welche Dienftgesinde brauchen. (Eingcscndet.) So gewiss und erwiesen es ist, dass das regsame Betreiben und Blühen der Gewerbe eines Landes, besonders wenn deren Erzeugnisse nach dem Auslande versendet werden, auch für die Landwirthe von nutz barem Einflüsse ist, indem dadurch mehre Kvnsumen ten der landwirthschaftlichen Erzeugnisse, und also si chere und nahe Abnehmer derselben vorhanden sind; so muss doch auch jedem nur cinigermaaßen Nachden kenden einleuchten, dass die Wohlfahrt eines Volkes nur so lange für alle Stände desselben vorhanden ist, als die Zahl der Gewerblreibenden einer- und der den Landbau Bestellenden anderer Seils in richtigem Ver hältnisse stehen. Eine Ueberzahl der einen oder an dern Gewerblreibenden wird auf den einen oder an dern Stand drückend, und hemmend auf dessen Wohl fahrt einwirken. Blicken wir nach jenen fruchtreichen Ländern, wo der Naturreichthum der Produkte gros, dagegen die Thätigkeit der Gewerbtreibenden fast allein auf das Inland beschränkt ist; was sehen wir, als höchstens einen Mittelstand und bei aller Fülle der Segnungen keine reichen Landwirthe. Ein reiches Fruchtland ohne Gewerbe, ganz auf sich selbst beschränkt, mag eben so wenig ein reiches Land genannt werden, als dasjenige, in welchem blos di« Fabriken und Gewerbe oben an stehen, wenn auch nicht geleugnet werden kann, dass des Ersteren Wohl stand wenigstens weit sicherer ist, als des Lczteren, welcher blos auf dem glücklichen Fortgange der Ge werbe nach Aussen beruht, und welcher daher so leicht durch Krieg, Gränzsperren und dergl. gestört werden kann. Sehnen wir uns daher auch gerade nicht nach je nem Ueberflusse der Natur-Produkte, für welche Abnehmer und angemessene Preise fehlen — ein Fall, in dem man oft bei überfüllten Speichern weniger im Beutel hat, als hier bei dem mit vielen Kosten- und Arbeits-Aufwande erkämpften kärglichen Ertrage des Landbaues; so drückt uns gleichwohl anderwärts der Schuh nichts desto weniger. Wir sächsischen Landwirthe, besonders die, in den Fabrikgegenden d«S Voigtlandes, Erzgebirges und vielleicht einem Theile der Oberlausitz, leiden in ganz entgegengesetzter Be ziehung an einem viel schlimmeren Uebel, und haben die Aussicht, dass durch die schnell und wohlfeiler be fördernden Transportmittel der Eisenbahnen, welche in Hinsicht auf die Preise der Landes-Produkte eine schreckensvolle Gleichheit für die Landwirthe der dürf. tigern Gegenden herbeiführen müssen, vollends aller Ertrag unserer Bodenrente verschwindet. Man könnte glauben, dass uns wenigstens jetzt noch, bei dem kleinen Umfange des Landes, ein viel höherer Preis zu Theil würde. Es ist aber die- durchaus nicht der Fall, indem schon jetzt von allen Seiten, aus dem fruchtreichen Lande Böhmen u. s. w., das Getreide billig zugcschafft wird, was für unsere Gewerbtreibenden recht nützlich ist. Für die Land- wirlhe ist dies aber desto schlimmer, weil sich nun vollends gar Alles dem Gewerbstande zuwendet, so dass, namentlich in den bemerkten Gegenden unserS Vaterlandes, der Mangel an den nöthigen und brauch baren Arbeitern nicht nur sehr fühlbar zu werden be ginnt, sondern auch die vorhandenen übermüthig, trotzig, böswillig und träge sind, nur von großem