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6 den. Hier wünschete er sich in dieser Lage, darinn er sich so vergnügt und glücklich sähe, recht lange bleiben zu können, um sich zu wichtigem Aemtern vorzubereiten. Allein da, durch baldige Wegbcrufung des erst gewählten Cantoris in Sorau zu ei nem Predigtamte, dieser Platz schon im folgenden Jahre wieder ledig wurde, so wurde er ohne weitere Probe auf Veranlassung des Grafen vom Magistrat dazu be rufen, und trat dieses Amt im Dccember des Jahres 17Z2 zur grossen Freude seiner Mutter, da indeß sein Vater gestorben war, freudig an. Wider Vermuthcn fand er hier bald Gelegenheit sich noch mehr als nützlichen Schulmann zu zeigen, da eben zu dieser Zeit der Rector Zeiske Sorau wieder verließ, und der noch junge Conrec tor Schwartz ganz verbündete. Dadurch wurde mein Vater genöthiget, beyde obe re Hörsäle eine geraume Zeit allein zu versehen, bis Hr. K1. Keyselitz, zu Ende'des Jahrs 17z; als Rector und Hr. Thcune Ao. 17)4 als Conrector Substitutus beru fen wurden, und da letzterer 17)7 ins Rectorat rückte, diesem Hr. Achilles folgcte, von welchen Männern in Hm. Rector di. Kühns Nachrichten von der Sorauischen Schule, zlcn, 6tcn und 7ten Einladungsschrift ein mehreres zu finden ist. Durch den Ruf, Gaben und Eifer dieser Männer, davon die bcyden letzten schon von Hal le aus seine Freunde waren, wuchs die Schule in kurzen dergestalt, daß die Hörsäle fast zu klein werden wollen, und niehr als zo adeliche und noch mehr bemittelte bür- gerlicheJünglingc aus bcyden Lausitzen und dein benachbarten Schlesien sich daselbst einfandcn. Mein Vater hatte sich indeß im Jahr 17z; in eine eheliche Verbindung eingelassen mit Christiana Dorothea, der ältesten Tochter des um die Sorauischen Herrschaften so verdienten Cammcrsecrctair Meußels, der mit grosser Klugheit, Treue und Erfahrung dem Hause Promnitz über 60 Jahre die nützlichsten Dienste geleistet, und an dieser meiner seligen Mutter hatte er eine so treue, thätige und klu ge Gchülfin gefunden, daß er sich im Stande fahe, dem Flor der Schule noch mehr zu nutzen. Denn seine Amtstrcue wurde bald weit bekannt, daß viele Eltern und Vormünder sich glücklich schätzten, ihm ihre Kinder auch zur häuslichen Aufsicht anzuvertrauen. Aber der enge Raum scinerAmtswohnung verstattcte dis nicht, doch sähe er sich durch den Ankauf zweycr Häuser, die unmittelbar damit zusammenhin- gen, in den Stand gesetzet, diesen Wunsch mehrerer Acltem befriedigen zu können. Dis war für ihn ein überaus mühevoller Zeitpunkt. Denn da er sich keinen Privat- lehrcr oder Erzieher hielt, um den Acltem die Kosten nicht zu erschweren, so über nahm er selbst nicht nur die Aufsicht allein, und ließ, um sich diese zu erleichtern,