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Gott im ehrenvollen Alter starken und meines Vaters Ziel erreichen lassen wolle. Diese treue Freundin trug die Schwächen seines Alters mit schonender Liebe, ver- süssete ihm seine letzten Lebensjahre durch ihren aufheiternden Umgang mit grosser Treue, und erwarb sich nm ihn nie zu vergeltende Verdienste, die ihr Golt im ver gnügten Alter belohnen wolle. Jndcß fingen doch seine Kräfte an nach und nach abzunehmcn, sein Gedachtniß wurde stumpf, seine Augen schwacher und sein sonst so lebhafter Geist blickte nur noch schimmernd bcy augenblicklichen Anstrengungen hervor. Es war also nicht unbillig, daß er nun das Consisiorium in Sorau gezie mend um einen Substituten ersuchcte, und er erlangte zu seiner grossen Freude, daß sein jüngster Sohn, der damahls Cantor Substitutus in Sorau war, vom Consi- siorio im Jahre 1789 dazu ernennet wurde. Ich hatte selbst diesen Wunsch, den letzten denklichen, schriftlich gegen ihn bei) seiner Amtsvcränderung Ao. 176; gcaus- sert, ihn aber damahls kaum für möglich gehalten, weil dieser künftige Substitut noch ein unmündiges Kind war, und Gott crfüllete diesen Wunsch. Dis war nun für ihn die süsseste Belohnung, indem er demselben die öffentlichen Vorträge von nun an ganz abtrat, ihm nur bcym Zuspruch der Kranken, vorzüglich aber mit sei nem Rath und Erfahrung beystand, und dabey die innigste Freude hatte, sich in desselben und seiner lieben Gattin täglichen Umgang zu erquicken. Fast vier Jahre verstrichen ihm so angenehm, so ruhig, den Tod seiner jüngsten Tochter ausgenom men , daß er nnn nie zu lange zu leben schien. Doch da die bey seinem Anzüge schon äusserst baufällige Pfarrwohnung nun den gänzlichen unvermeidlichen Umsturz dro- hcte, und alles Stützen, damit er gar oft fo sorgfältig beschäftiget war, nichts mehr helfen wolte, so war vom Sorauischen Consistorio ein neuer Aufbau derselben be schlossen und sclte dieses Jahr vollzogen werden. Es kann seyn, daß diese Verän derung, da der gröste Theil dieses Hauses schon abgetragen war, auch auf sein Ge- mülh würkete. Mit einem Worte, er wurde unvcrmuthet so schwach und kraftlos, daß man nun dem Umsturz feiner morschen Leibeshütte entgegen sehen muste und da her mit dem völligen Ausräumen noch verzögerte. Co beschloß er noch in seiner al ten Wohnung ungestört an einer blossen Entkräftung am -. Jul. dieses Jahres die Laufbahn seines so thatvoklen Lebens, beweint von seiner Gemeinde, die ihn herzlich liebele, geschätzt von allen Redlichen und kindlich verehrt von denen, welchen er als Vater alles war, was dieser Name in ssch fasset. Nur 5 Monathe fehleten um das ^ste Lebensjahr zu erreichen. Merkwürdig ist, daß die drey Perioden seines Lebens,