enthaltend: die Beschreibung aller natürlich vorkommenden Erdfarben, deren Gewinnung und Zubereitung; Handbuch für Farben-Fabrikanten, Maler, Zimmermaler, Anstreicher und Farbwaren-Händler
Die künstliche Kreide. 115 Bei Gegenwart von Kalk in der Flüssigkeit entsteht sogleich ein starker, krystallinischer Niederschlag von Kalkoxalat, einem in Wasser sehr schwer löslichen Salze. Wenn die Flüssigkeit durch die Lösung des Kleesalzes nur mehr schwach getrübt wird, so enthält sie nur mehr so wenig an Kalk, daß man für die praktischen Zwecke die Fällung als beendet ansehen kann. Nachdem die Sodalösung gewöhnlich viel höher zu stehen kommt, als die Lösung des Kalksalzes, so läßt man zweckmäßig eine kleine Menge des Kalksalzes ungefällt in der Flüssigkeit zurück. Wenn man bei der Fällung mit der gehörigen Aufmerksamkeit vorgegangen ist, und namentlich wenn man ziemlich concentrirte Lösungen benützte, erhält man einen blendend weißen Niederschlag von kohlensaurem Kalk, welcher sich in einem so hohen Zustande der Ver- theilung befindet, daß man nur unter Anwendung von stärker vergrößernden Mikroskopen die einzelnen winzigen Krystalle, aus denen der Niederschlag entsteht, erkennen kann. Nachdem sich der künstlich gefällte kohlensaure Kalk schon in einem so hohen Zustande der Vertheilung befindet, bedarf derselbe keiner weiteren Behandlung und kann, nach dem er ausgewaschen ist, sogleich als ausgezeichnet schönes und deckendes Farbmaterial verwendet werden. Nach beendeter Fällung läßt man den Niederschlag absitzen und zieht die überstehende klare Flüssigkeit langsam ab, damit der zarte Bodensatz nicht aufgewühlt werde, übergießt den letzteren mit reinem Wasser und rührt nun den Bodensatz tüchtig auf. Nachdem sich derselbe abermals zu Boden gesetzt hat, behandelt man ihn wieder mit Wasser und breitet ihn dann auf Tücher, die an den vier Enden aufgehängt sind, zum Trocknen aus. Das über schüssige Wasser tropft ab und der Rückstand nimmt all-