enthaltend: die Beschreibung aller natürlich vorkommenden Erdfarben, deren Gewinnung und Zubereitung; Handbuch für Farben-Fabrikanten, Maler, Zimmermaler, Anstreicher und Farbwaren-Händler
als in chemischer Beziehung bedeutende Verschiedenheit zeigen. Die sogenannte spanische Kreide ist z. B. ein Mi neral, welches in die mineralogische Gruppe der Steatite gehört und deren Bezeichnung als Kreide eine ganz will kürlich gewählte ist; mit der Kreide hat dieses Mineral gar nichts gemein als den Namen und allenfalls noch die weiße Farbe, die übrigens bei der eigentlichen Kreide ein ganz anderes Aussehen zeigt, als ihn die spanische Kreide besitzt. Wir müssen daher im Interesse der richtigen Be nützung die verschiedenen unter dem Namen Kreide vor kommenden Producte von einander trennen und wollen mit jenem Minerale beginnen, welches sowohl von den Mine ralogen als auch von den Chemikern als Kreide bezeichnet wird. Ihrer chemischen Zusammensetzung nach ist die echte Kreide kohlensaurer Kalk, welcher aber den Charakter eines Fossils zeigt. Wenn man nämlich Kreidestaub unter einem sehr stark vergrößernden Mikroskope betrachtet, so erkennt man deutlich, daß die Kreide aus den Schalen winziger Thiere besteht und somit als eine Versteinerung aufzufassen ist. Die organische Substanz der Thierkörper ist längst ver schwunden, die anorganische Substanz, die aus einem sehr reinen kohlensauren Kalk besteht, ist aber übrig geblieben. Man ist so weit gekommen, daß man die zoologische Stellung der Thierchen, welche die Gehäuse bewohnten, von denen wir in einem Stückchen Kreide viele Tausend in der Hand halten können, mit ziemlicher Sicherheit kennen gelernt hat, und weiß in Folge dieser Untersuchungen, daß diese Thiere Bewohner des Meeres waren. Figur 11 giebt das mikroskopische Bild der in der Kreide von Meudon vorkommenden Thierreste in sehr starker Vergrößerung, oben im durchfallenden, unten im auffallenden Lichte ge sehen. Bersch. Die Fabrikation der Erdfarben. 7