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Adorker Wochenblatt. Mittheiluugen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechster Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post Sl Neugroschen, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit >5 Neugroschen. , — " ! ! > ! ! '7 M Erscheint jede Mittwoche. 27. Octbr. 1841. Drei kurze /ragen mit einer langen Einleitung. Der Kriegslärm, welcher vor noch nicht allzulan ger Zeit einmal über Europa hinweg ertönte, ist wieder verstummt. Zum wirklichen ernsthaften Aus rücken der überall kampflustigen Truppen ist es zwar nicht gekommen und man weiß daher nicht ganz ge wiß, wer nach der langen Friedenspause noch das Kriegshandwerk vor Anderen am praktischsten zu üben verstanden hätte, denn die „musterhafte Haltung", ckito „der gute Geist", llit« „die Fertigkeit im Manö- veriren" u. s. w. wird von fast allen Soldaten der Welt gerühmt. Aber die Zeughäuser sind geöffnet, die rostigen Gewehre sind hervorgcholt und geputzt, die Stückgie ßereien in Bewegung gesetzt, hier und da neue Regi menter errichtet oder doch die Kontingente ergänzt und verstärkt, Pferde und Menschen rekrutirt, die Uniformen der Soldaten ausgebeffert und erneuert, große militärische Schauspiele und Uebungen veran staltet, in Tculschland namentlich gegenseitige Exa mina und Beaufsichtigung der einzelnen Bundesheer- abtheilungen eingesührt, und wer weiß welche andere Massregeln in's Leben gerufen worden, die älle da. rauf hinaus laufen, kampfgerüstet zu sein, wenn es noch zum Kriege kommen sollte. Man hatte sich ein gebildet, es sei Alles schon ohnedies im besten Stan de und bedürfe keiner Verbesserung. Man hat je doch, nachdem die nöthigcn Untersuchungen veranstal tet worden waren, gefunden, daß es allüberall ge fehlt hat und fast keine Abtheilung des kricgsmuthi- gen Heeres im alten Zustande hätte ausrücken kön nen. Millionen sind dafür aufgewendet und allent halben sind die Militärbudgets mit neuen Ausgabe sähen geschwängert worden. Und doch war es schon vorher nicht wenig, was die Erhaltung der stehenden Heere gekostet hat und in manchem Staate frißt der Aufwand für das Militär schon im regelrechten Gange die Hälfte der ganzen Einnahme hinweg. Nun sind wir wieder im Stande, dem Feinde Trotz zu bieten und der Franzose soll nur kommen und den „freien teutschen" Rhein haben wollen, „er soll es im Tode bereuen." Mag immerhin Frankreich eine Partie neuer Regimenter geschaffen, die Befesti gung von Paris dekretirt und sich sonst zum Kriege gestärkt und vorbereitet haben, wir fürchten uns nicht. Der gute Geist unserer Truppen war schon vorher da und da die vollständige Rüstung derselben hinzuge- kommcn ist, so kann cs uns gar nicht fehlen, wir müssen die Oberhand behalten, unserer vor einiger Zeit kund gegebenen heißen Vaterlandsliebe gar nicht zu gedenken. Gerade so steht es aber in Frankreich auch. Auch dort hält man sich sür unüberwindlich, nachdem man zumal gleichfalls sich in aller Weise gerüstet und ge stärkt hat. Und wie in Frankreich, so anderwärts. Namentlich wird und wurde dieses Sistem, was wir kleinen Leute erst jetzt angefangen haben, in denjeni gen Staaten schon seit langer Zeit befolgt und auf recht erhalten, die an der Weltgeschichte mit arbeiten und die Geschichte der Völker durch Protokolle be stimmen Helsen. Und das nennen sie den „bewaffne ten Frieden." Da wird gegenseitig controlirt und manövcrit, kalkulirt und politisirt, gefürchtet und ge lauert, geächselt und gedroht, daß es eine wahre Lust ist, vorzüglich für alle diejenigen, die am Ende dk?fc Raritäten bezahlen müssen. Und jeder Theil glaubt nicht anders handeln zu können, jeder Theil behält die alten Heeresmassen nicht nur bei, sondern ver-