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A-orker Wochenblatt. Mittheil uu gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechster Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Ncugroschen, bei Beziehung der Blatte» durch Botengelegenheit 15 Ncugroschen. 42. Mischens jede Mittwoche. 20. Vctbr. 1841. Plan zu Gründung einer sächsischen Colonie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika: Colonie Wettin. ^en nachcrsichtlichen Plan zu Gründung einer Sächsischen Kolonie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der be reit» mit «44. der „Sächsischen Valcrlandsblätter" zur Kennt nis de« Publikum» gebracht worden ist, hat der Herr Verfasser mit dem Ersuchen, denselben in unserem Blatte zu besprechen, auch uns mitg'ethcilt. Da im letzten Jahrzehent und bis in die neueste Zeit herauf auch im Voigtlande und selbst in unserer unmitteldaren Nähe Auswanderungen nach Amerika öfter vor- gekommen sind und daher der vorliegende Gegenstand schon in dieser Beziehung nicht ohne Interesse für die hiesige Gegend sei» dürfte, so entsprechen wir dem Wunsche des Herrn Ver fasser» um so bereitwilliger, als das Kapitel vom Auswandern in diesem Blatte schon öfter verhandelt worden und nach Lage der Sache gewiß noch nicht für beendigt anzusehcn ist. Veran laßt werden zum Auswandern soll durch diesen Aufsatz Niemand und wer „im Lande bleiben und sich redlich nähren" will, der bleibe nur. Hat aber Jemand schon di« Absicht, die vaterlän dische Erde zu verlassen und im fernen Amerika sich eine neue Heimath zu gründen, so thut er allerdings wohl, dies nicht ohne genügende Vorbereitung, wo möglich im Verein mit an deren Gleichgesinnten vorzunehmcn. Schon öfter ist zwar dis Idee zu derartigen Vereinigungen angekluogcn worden, obnä daß dieselbe jedoch sich eines entsprechenden Erfolgs zu erfreuen gehabt hat. Inwieweit nun der gegenwärtige Plan geeignet sein möchte, seinen Zweck zu erfüllen, darüber enthalten wir uns vor der Hand eines Urthcils, zumal da derselbe seinem ganzen Inhalte nach Jedem zur Prüfung vorlieat. Wir kom men darauf nach Befinden spater zurück. Vorläufig bemerken wir nur, daß, wenn Orts- und Sachkenntnisse erforderlich sind, um einen Plan zur Auswanderung nach Amerika zu entwerfen, der Schäfer'sche schon insofern Vertrauen verdient, als derselbe jeden Falls unter Mitwirkung des Hofbuchhändlers Bromme zu Dresden, eines Mannes von tüchtiger Gesinnung und um fassenden Kenntnissen, der selbst längere Zeit in Amerika gelebt und mehre sehr schätzbare Schriften über dasselbe herausgegcben hat, entstanden ist. Die Redakz. des Adorfer Wochenblattes. «jährlich sehen wir Tausende das teutsche Vaterland verlassen, um in Amerika ein besseres Loos zu errin gen, als ihnen hier zu Theil ward. Tausende sind Ibei diesen Bestrebungen untergegangen, — Tausen de noch werden dem gleichen Schicksale unterliegen, wenn sie die Klippen nicht meiden, an denen jene scheiterten. Diese Klippen aber, diese Ursachen des Mißlingen- liegen nicht sowohl in der Sache der Auswanderung selbst, sondern fast durchgängig in ungünstigen äußern Umständen, in der Mangelhaftigkeit der getrrffenen Anstalten und Vorkehrungen. Der Mangel eines festen, schon hier be stimmten, umsichtig ausgewählten, gemein samen Vereinigungspunktes in Amerika — dieser Mangel hauptsächlich ist es, dem das Mißge schick so vieler unserer Auswanderer beizumessen ist. Einzeln stehend im fremden Lande, ohne Kenntniß der Sprache und Sitten, irren sie rath- und sreundlos herum, eine Beute gewissenloser Speculantenj und statt an einer bleibenden Stätte sofort nutzbringend für sich und ihre Familie anwenden zu können, ver geuden sie sic, namentlich bei nothgezwungenem län ger» Aufenthalte in größern Seestädten, durch kost spielige nutzlose Versuche. So ward nur zu oft das Land ihrer Hoffnung das Land ihrer Reue. Und doch, trotz aller dieser Vorgänge ungewarnt nud unbelehrt, folgen sich in immer neuen Zügen Aus wanderer auf Auswanderer auf gleich verderblichem Wege. Auch unser sächsisches Vaterland sieht alljähr lich in dieser bedauerlichen Weise nicht Wenige seiner Söhne scheiden, und ihre Zahl wird in unabwendbarer Folge der Zeitverhältnisse eher zu- als abnehmen. Hier unternimmt es nun der Unterzeichnete, wel cher selbst im Begriff steht, sich mit seiner Familie nach Amerika zu begeben, vermittelnd einzutretcn, indem er an diejenigen seiner Landsleute, welche Sachsen zu verlassen und in Amerika sich anzusiedcln beschlossen haben, hiermit den Aufruf erläßt, sich ihm zur Gründung einer sächsischen Colonie daselbst an- zuschließen. Möge der nachfolgende Plan, nach welchem diese Colonisation — unter bleibender Mitwirkung des be währtesten Kenners amerikanischer Verhältnisse, des Herrn Hofbuchhändlers Traugott Bromme allhier,—