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A-orker Wochenblatt. » Mittheiluugeu über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechster Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 21 Ncugroschen, bei Beziehung des Blattes durch Botengclcgenheit 15 Ncugroschen. 41. Erscheint jede Mittwoche. 13. Oetbr. 1841. Nit Ibrlvtlvxlrtvn 8t8»«Ke. Tyrannen, Gewaltherrscher, hat es zu allen Zeiten gegeben und wird es stets geben, so lange es Begün stigungen Einzelner des Volks und Erhebung dersel ben über das übrige Volk geben wird. Es ist der größte Jrrthum, den Frciheitseifercr und Volksfreun de begehen können, des Unheils, das die Staaten traf, die Fürsten anzuklagen. Nichts ist unwahrer, als der Vers eines alten Dichters: „Was die Fürsten in Thorheit gethan, das büßten die Bolter." Der Wille eines Einzigen kann ein Volk beglücken; weil das Volk gern und bereitwillig die Segnungen empfängt, die ihm vom Throne zufließen; aber der Wille eines Einzigen kann, ist er ein eigennütziger, böser, verderblicher, nie dem Volke schaden, da es sich nicht schaden lassen will. So lange das Volk nur einig zusammcnstcht, hat es Einen, unbezwinglichen Willen. Trennen sich aber einzelne Theile desselben von ihm, schieben sich Vcrräther des allgemeinen Glücks zwischen Thron und Volk, dann entsteht erst Gewalt herrschaft, dann hat der an sich ohnmächtige Allein herrscher Mittel zu seinen selbstischen Zwecken in den Händen. Aber dann klage das gedrückte Volk nicht seinen Fürsten, es klage vielmehr die untreuen Kinder seines eignen Schooßes an, welche des Einen Gewal tigen Hände und Geißeln wurden. Blicken wir, die Geschichte aller Völker in der Hand, den langen Strom vergangener Jahrhunderte hinan, und wir finden allüberall die Bestätigung obi ger Behauptung; Söldner und Miethlinge, Pfaffen und Orden, Hochgeborene und Hochbetitelte waren von jeher die Schling- und Schmarozerpflanzen, die an des Thrones Stufen üppig emporschießend, den VüU. kern die ewigen Strahlen fürstlicher Gerechtigkeit und Huld entzogen, und gierig das weggehaschte Licht in ihren fetten Boden sogen. Laßt uns nur der Kunde neuester Geschichte gedenken. Frankreich erkrankte im innersten Lebensmarke, als die Louis des 18. Jahrhunderts über seine schönen Lan de regirten. Adel- und Pfaffenthum hielt die schwa chen Könige gefaigen, nistete sich ein am Hofe, wie im Kabinette; sylau wußten die Landesverräther die Gunst der MajMtcn zunächst auf sich zu lenken und fesselten dann die fürstlichen Blicke auf Schöngeister, Künstler und Buhlerinnen, damit ihr Schalten und Walten in der Regierung des weinenden Landes dem Auge des Königs unentdeckt blieb. Die Revolution, "ie endlich ausbrach, war eine nothwendige Folge je» ner Regierungssünden, aber sie verfehlte ihr Ziel. Wir bleiben bei der Geschichte Frankreichs stehen und gedenken noch des Napoleonischen KaiserthumS. Konnte der geniale Gewaltherrscher sich so lange auf seiner kühn erstiegenen Höhe halten und bewegen, wenn sich nicht Frankreichs Heer durch schwülstige, jedoch schmeichelnde Anreden, Belobigungen, Orden und schnelles Aufrücken in Ehrenstellen und Adelsbriefe für die Zwecke des Gewaltigen erkaufen ließ? — Die Tyrannen der tcutschen Lande übergehen wir mit Stillschweigen und fragen nur im Allgemeinen, ob weltliche Szepter ohne erste und einzige Kammern, ohne Militärschulen, ohne Belehnungen u. s. w. je hätten drückend auf ihre Unterthanen einwirken kön nen, wir fragen, ob ohne Jesuiter- und Mönchsorden, ohne reuige, machtvolle Sünder je der heilige Stuhl Roms auf vier unerschütterlichen Beinen hätte stehen können? u.