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104 ger gern missen, als uns eingedenk ist, daß ein Wasser, welches keine Ab - und Zuflüsse hat, leicht versumpft und seine Frische verliert. In der Nerwaltung muß Leben und Bewegung sein. Diese kann aber nur er halten werden, wie bei dem Wasser durch Ab - und Zu flüsse, durch regen Ideenverkehr und raschen Umschwung der Meinungen. Werden auch gute Ansichten auf diese Weise zeitweilig verdrängt; was gut ist, gewinnt doch endlich die Oberhand, ein Ab - und Zufluß ändert die ganze Lage der Sache. Wenn nun hiesige Gemcindeangelegenheiten von eini gem Belang zeithcr nicht zu besprechen waren, und die Spalten unseres Blattes daher, zugleich im Interesse unserer vielen auswärtigen Leser, der „Mittheilung vaterländischer Angelegenheiten" d. h. die allgemeinen Fragen deS Lebens in jeglicher Beziehung betreffender, vorzugsweise gewidmet werden konnten, so schließt das freilich nicht aus, vaß nicht wenigstens die städtischen Rechnungen abgedruckt und, wie früher, die Proto kollauszüge über die Verhandlungen der Gemeindever treter mitgetheilt werden konnten. Daraus haben unsere hiesigen Leser, weil sie nicht blos unsere Leser, sondern unsere Mitbürger sind, gewissermaßen ein Recht. Allein was das Letztere, die Protokollauszüge der Ge- meindcvcrlreter, anlangt, so konnten wir etwas, was wir nicht hatten, unmöglich mittheilen. Und was die Rechnungen betrifft, so haben wir schon im Eingänge angedeutet, daß nicht böser Wille, sondern, wie sollen wir sagen — die Macht der Verhältnisse daran Schuld war. Ein 21 monatliche Abwesenheit des nothwendig- sten Arbeiters wird von den Geschäften schon übel ver merkt. Wärcnd man im Walde Holz hackt, kann man auf der Wiese nicht gleichzeitig auch Gras mähen. Also eine billige Entschuldigung wird es wol verdienen, wenn wir zeither die öffentliche Rcchnungsablegung unter brochen haben. Da aber heutzutage mit dem guten Willen allein, von welchem wir oben angedeutet, daß er Trotz dem vorhanden gewesen, es noch nicht abgc- than ist, so wollen wir fortan die städtischen Rechnungen pünktlichst nachtragen. Die Stadtkassen - Rechnungen auf die letzten beiden Jahre mögen den Anfang machen. Weiter zurückzugehen möchte doch am Ende zu wenig Interesse gewähren. Die vorletzte Rechnung aber mit der letzten zugleich zu geben, scheint schon um der Ver gleichung willen nicht ganz unzweckmäßig zu sein, nicht gerechnet, daß diese vorletzte Rechnung auch noch nicht zu alt ist. So hätten wir denn wieder einmal zurückgeschaut und — wie der Wanderer, der aus einem aussicht reichen Berge angekommen, den zurückgelegten Weg noch einmal überblickt — der Rückerinnerung an Ver gangenes eine kurze Betrachtung geweiht. Hätte auch Manches anders und besser sein können, schlecht — wir glauben es sagen zu dürfen — ist es darum nicht gewesen. Menschenwerk bleibt sreilich auch das, was die Stadträthe neuer Stiftung vollbringen. Aus einem aussichtreichen Berge, wie der Wanderer, hoffen wir angekommen zu sein, besonders, nachdem vor Kurzem nicht allein die zwischen der Stadtgemeinde und den Mitgliedern des alten Stadtrathes schwebend gewesene Differenz, die lange gedauert hat und ohne dieß noch länger hätte dauern können, durch einen To talvergleich gänzlich niedergeschlagen und beseitigt, son dern auch der Nachtrag zum sogenannten Schafhutungs prozesse, der so lange Jahre alle Wurzeln eines fried lichen Bürgerverkehrs hier zerstört hatte, durch Ueber- nahme der vorhandenen Schulden auf die Stadtkasse erst recht eigentlich beendigt und aus dem Wege ge räumt worden ist *). Wohl sind noch einige Reste aus der Vergangenheit dessenungeachtet übrig. Wie aber alles Alte neben dem Neuen unmöglich auf einmal gefördert werden kann und daher auf Nachsicht gewiß ein gegründeter Anspruch vorhanden sein möchte, so können wir aus der andern Seite nicht mit Unrecht sagen, daß wir eine weite Strecke zurückgelegt haben und auf einem aussichtreichen Berge angekommen sind, da mit Beseitigung jener beiden Ueberbleibsel aus der alten Zeit ein tüchtiges Stück Arbeit geliefert ist und die Aussicht aus kommende Friedenszeiten und reichere Tagewerke durch die kleineren Unebenheiten der noch übrigen Verwaltungsrückstände nicht getrübt wird. Nach diesem „freundlichen Gruß zuvor" an alle unsere Mit bürger nun zur Sache selbst, nach dem allgemeinen Umblick zur Rechnung. *) Ucber diese städtischen Angelegenheiten behalten wir und zu seiner Zeit eine besondere Mittheilung vor.