Volltext Seite (XML)
bedeutet das?" fragte Franz .Meine Herren, ich kann Ihnen einen großen Dien'', erweisen; aber nicht hier. Folgen Sie mir hinaus!" Als Veit zurückkam, war er nicht wenig überrascht, zu sehen, daß seine Kunden gegangen waren, ohne ihm gute Nacht zu sagen. Franz beschloß, sein Erbteil zu verkaufen, um sich für ren geringen Erlös einen kleinen neuen Hof zu oer- chaffen. Er hatte seinen Anwalt beauftragt, ihm einen Käufer zu schaffen. Doch da bewiesen seine Brüder unerwartet ein über raschendes Interesse für das geschmähte Stück Erde. Karl f verhältnismäßig hohen Preis Emil ihm einen ähnlichen abzukaufen. Bald darauf machte Vorschlag. .Was in aller Welt seine Else. .Verkauf' nicht", antwortete diese. „Geh' zu meinem Vater und sprich mit ihm." Als Klemm erfuhr, daß Karl und Emil sich zu sammengetan und ihr Angebot bereits auf eine be deutende Summe gesteigert hatten, da Franz auf ihre ersten Vorschläge nicht eingegangen war, riet er ihm, sich nicht zu übereilen. .Je mehr Zeit du ihnen läßt, desto eifriger werden sie. Laß uns zunächst zu deinem Advokaten gehen und hören, was er dazu sagt." „Sehr aufgeräumt kam ihnen der pfiffige kleine An walt entgegen. „Sich, Herr Brinkmann, gut, daß? Sie kommen, ich hatte gerade die Absicht, Sie aufzusuchen. Sie haben wohl ganz vergessen, daß heute die Frist abgelaufen ist, die Ihr verstorbener Herr Vater bis zur Öffnung des verfiegellen Dokumentes gesetzt hatte. Nun wohl, ich habe es soeben geöffnet, fand aber nur einen an Sie adressierten Brief darin. Hier ist er." Franz nahm das Schreiben und erbrach es mit zitternden Fingern. Da stand in seines Vaters Handschn t: „Wenn man in Betracht zieht, daß Du der beste meiner Söhne warst, bin ich recht streng gegen Dich ge wesen, Franz. Nun hattest du einen ganzen Monat Zeit, Dich über mich zu ärgern. Jetzt soll's aber genug davon sein. Nimm den guten, brauen Klemm mit Dir und hebe die Mauersteine von dem Schacht, den ich aus Deinem Stück Erde gegraben habe. Du wirst ein gut Teil des Brinkmanuschen Reichtums finden." Erstaunt und verwirrt übergab Franz seinem Be gleiter den Brief. .Was bedeutet das?" „Das null ich dir gleich sagen," antwortete Klemm, nahm Franz unter den Arm und führte ihn hinunter aus die Straße. Eine Stunde später tauchte er aus dem Eingang des Schachtes auf, in der er allein hinuntergestiegen war, und ergriff Franz' Hand. „Laß mich der erste sein, der dir gratuliert, du bist reich." .WaS heißt das?" „Kohlen, mein Freund, Kohlen!" Franz war stumm vor freudiger Überraschung .Nun verstehe ich das Ganze," sagte Klemm. „Dein Vater war klüger, als wir alle es ahnten. Ich erinnere mich, daß er mich schon vor zwanzig Jahren davon über zeugen wollte, daß sich an dieser Stelle des Landes Kohlen finden müßten. Ich machte mich über seinen Einfall lustig, den ich für eine Torheit hielt. Nun verstehe ich auch sein plötzliches Interesse daran, hier einen Brunnen zu bauen, was wir alle sür unnötig hielten. Aber seitdem gehörte das Geheimnis nicht mehr ihm allein; der Kerl, der den Eingang zu dem Schacht gemauert hat, weiß mehr, als dein Vater ahnte. Ihn habe ich in der letzten Leit oft in Gesellschaft deiner Brüder gesehen, und daher stammt ihr großes Interesse für das Stück Erde. Ich freue mich, daß du dich nicht hast überreden lassen, es zu verlaufen. Nun bist du Millionär, Franz — Millionärs Und er trat seine große Erbschalt a», indem er sich zunächst mit seiner Else em behagliches Heim gründete. Wer zuseht lacht, lacht am Vesten. Erzählung nach dem Norwegischen von Hans Günther. (Nachdruck verboten.) „Karl und Emil haben die Heimat verlassen, weil sie eS hier nicht länger aushielten; warum soll ich nicht das selbe tun?" Franz Brinkmann war mit sekner Geduld zu Ende, und Elie Klemm mußte zugeben, daß er es schwer batte. „Aber er ist nun doch mal dein Vater, Lieber", flüsterte sie. „Selbstisch und grob ist er, das muß ich zu geben. Doch du darsst nicht vergessen, daß er drin Vater ist. Deine Brüder sind fort. Desto mehr Ursache für dich, Leinen alten Vater nicht allein sterben zu lasten. Du darfst nicht fortgehen, Franzl" Und Franz, der «in liebevoller und pstichtgetreuer Sohn war, blieb — zur großen Überraschung für jeden, nur nicht für Elfe, die ihm versprochen hatte, seine Frau zu werden. „Franz ist ein Dummkopf", sagte Veit, der Gasthofs wirt. .^r rechnet wohl gar auf die Dankbarkeit feines Alten. Na, da verrechnet er sich nicht schlecht!" Und wenige Monate später kam der Tag, an dem Veit triumphierend an seinen Ausspruch erinnerte. Der Alte war nämlich gestorben, und sein Testament wurde verlesen. Franz' ältere Brüder bekamen den Hauptanteil an der Hinterlassenschaft, und Franz glaubte schon, er sei ganz vergessen, als der Notar fortfuhr: „Meinem jüngsten Sohn, Franz, vermache ich das Stück Erde, das allgemein „Brinkmanns Augapfel" ge nannt wird, und iür das ich ein kleines Vermögen ge- .opsert habe . . . Franz hat ja weniger Geld als seine Brüder und wird seine paar Pfennige nicht in die Goffe werfen wollen, indem er sie diesem Stück Erde opfert." Franz' Gesicht wurde noch bleicher, als er das Lächeln seiner Brüder sah über das ihm zugefallene Erbteil. „Ehe wir schließen," fuhr der Notar fort, erlaube ich mir die Mitteilung, daß mein verstorbener Klient mir ein versiegeltes Dokument in Gewahrsam gab, dessen Inhalt ich nicht kenne, und das erst einen Monat nach seinem Lode geöffnet werden soll. Dann werde ich das Siegel brechen und diejenigen, die Interest« an der Sache haben, den Inhalt wissen lassen." .Gott weiß, was daS bedeuten mag," sagte Karl. .Ich habe keine Ahnung," meinte Emil, „aber es ist mir auch ganz gleichgültig, ich bin mit dem Testament zufrieden." „Das bin ich natürlich auch, wir haben ja beide all« Ursache dazu," sügte Karl hinzu. Und die beiden glücklichen Brüder gingen zu Veit inS Wirtshaus. „Na, Veit, haben Sie schon von Franz' Erbteil ge hört?" lachte Karl. „Ja", erwiderte dieser. „Ich bin zwar nicht über rascht, aber es tut mir leid um Franz." „Er hat sich's selbst zu verdanken", meinte Emil. „Er hätte mehr Selbständigkeit beweisen sollen — wie wir eS getan haben. Aber schließlich ist er ja nicht ganz leer ausgegangen." .Ja", sagte Veit, .das beste, was er mit seinem groß artigen Erbteil machen kann, wäre, es so schnell wie mög- . lich los zu werden. Ich habe jahrelang beobachtet, wie der alte Brinkmann mit diesem wertlosen Stück Erde experimentiert hat. Er hatte ein merkwürdiges Ver trauen dazu. Erst versuchte er es mit Weizen, aber es wurde nichts. Dann mit Erbsen, so weit ich mich ent- sinne, aber da kam eine gefräßige Vogelschar, und eines Morgens war es mit der ganzen Herrlichkeit aus. Ich hörte einmal erzählen, daß sich da etwas in der Erde be finden soll, und das wäre ja möglich. Aber dann muß diese Kostbarkeit jedenfalls gut und tief verborgen sein. Euer Vater ließ auch einen Bmnnen dort graben, aber nicht mal einen Tropfen Master soll er gefunden haben. Und da ließ er schließlich Mauersteine über das Loch legen, damit nicht noch mehr unnützes Geld an den un seligen Boden vergeudet werde. Ich bin wahrhaftig neu gierig, was Franz damit anfangen wird." Er hatte sich die Kehle trocken geredet und ging hin aus in die Küche, um sich eine Erfrischung zu holest. Plötzlich tauchte neben den Brüdern ein fremdes Ge sicht auf und eine heisere Stimme flüsterte: meinte, plötzlich sehr empfindsam geworden, es sei eine Schmach, etwas von dem väterlichen Gut, und sei eS rlbst noch so wertlos, in fremde Hände übergehen zu lassen, und aus diesem Grunde wollte er dem Bruder bas Stück Erde für einen