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2 8 L ^8 G - stände, bei deren Herstellung noch immer die alte, bewährte Arbeitsmethode mit ihrem „langsamen Schritt" Geltung hat. weil alle Versuche zur Beschleunigung der Arbeit mißlungen sind, weit grösser, als man gemeiniglich glauben mag. Ein Klavier zum Beispiel besteht aus fünf oder sechs verschiedenen Holzarten, die drei bis fünf Jahre lagern und „resten^müffen, ehe sie verwendet werden können. Ern Handschuh muß durch fast dreißig Hände gehen, bevor er als fertiges Stück die Hände einer schönen Käuferm bedecken kann, und keine Maschine der Welt kann Korksiüpsel so schneiden, daß dafür garantiert werden kann, daß sie eine Flasche lufidicht ver schließen werden. Eine Lümcher Firma erwarb vor einiger Zeit für fast zwei Millionen Mark eine neu erfundene Pfropfenschneidemaschine: sie mußre jedoL schon nach wenigen Monaten den Malchinendetrieb wieder einnelien und zur schlichten Handarbeit zurückkehren. Ter Champagner muß drei lange Jahre im Keller reifen, bevor er zum Verkauf ge stellt werden kann, und die Herstellung der 'einen Vorzellan arten nimmt manchmal einen ganzen Monat in Anspruch. Die Temperatur im Krankenzimmer ist ost für die Be haglichkeit des Kranken, namentlich des Fieberkranken, von grober Bedeutung. Im Sommer stellt man, um die Wärme aus dem Raume zu vertreiben, unter das Bett eine grobe Schüssel mit Eis. Es mub jedoch darauf Rücksicht genommen werden, dab das Schmelzwasser nicht überläuft. Um das Eis länger zu erhalten, wickelt man es in ein grobes, reines Scheuertuch. Ist aber die Temperatur sehr drückend im Zimmer, dann hängt man in kaltes Wasser getauchte Leinen tücher, an die man am oberen Ende zwei Ringe angenäbt hat, an das geöffnete Fenner, in dessen Rahmen man, um die Tücher befestigen zu können, an der Seite einen Haken einzu« schlagen hat. Die Tücher müssen, sobald sie durch die Luft ausgeirocknet sind, wieder von neuem befeuchtet werden. Die kleine Mühe wird durch die große Annehmlichkeit für den Kranken reichlich belohnt. Die Temperatur sinkt im Zimmer soiort um einige Grade, die Luit wird feuchter und leichter atembar. Man muß möglichst große Laken nehmen und natürlich für eine Vorrichtung sorgen, die das abiropfende Wasser auffängt. Auch in lehr warmen Nächten sollte man bei Fieberkranken dieie einfache Methode anwenden, denn gerade die Nächte sind meist für derartige Kranke am aual- volGen, da das Fieber steigt und bei Schlaflosigkeit während der Nackt jeder krankhafte Zustand viel unerträglicher wird. Ist die Luft im Zimmer aber nicht warm, sondern nur stickig und schlecht, so ieumiei man Leinentücher mit Terpentin an und bangt dieie über die Bettstelle; schon nach wenigen Minuten wird inan die Erfrischung im Zimmer wahrnehmen. Im Herbst und im Winter kann die für das Kranken;'innrer erforderliche Temperatur natürlich nur durch zweckmäßiges Heizen erreicht werden. Was noch nicht erfunden ist. Die Geschwindigkeit, mit der die in den Dienst der Industrie gestellte Maschine die Märkte mit Fabrikaten überschwemmt, die noch vor wenigen Jahren erst nach tage- oder wochenlanger Handarbeit, an der nicht selten ganze Scharen von Handwerkern oder Arbeitern beteiligt waren, beraestellt werden konnten, hat uns derart verwohnt, datz der Gedanke, es könnte immer noch einige Gegenstände geben, die keine noch 10 schnelle Maschine in wenigen Stunden oder in wenigen Tagen zu fabrizieren imstande wäre, uns geradezu überrascht und beinahe unglaub lich klingt. Sind wir doch gewohnt, Brot zu essen, das gestern morgen noch auf dem Halm stand und auf die Sichel -Les Schnitters wartete, einen Strumpr anzuziehen, der in voriger Woche noch als Wolle das Fell eines weidenden ! Schafes zierte, eine Zeitung zu lesen, deren Papier noch vor einigen wenigen Stunden Holz war. Wie sollten wir uns > also das moderne Leben anders als in wirbelnder Eile dahin- liausend denken rönnen? Und doch ist Lie Zahl Ler Gegen A 8 ,L sLi Deutsche Dichtung. O, sieh die Perlen auf der Schnur. O, sieh die Perlen auf der Schnur, In lichtem, funkelnd Hellem Strahl -c Zerreib das seid'ne Fädchen nur: Die Perlen fallen allzumal! Du siehst sie fallen, suche nur Und sammle sie mit emi'ger Hand — Zerrissen ist die seidne Schnur, Die alle schön zusammenband. Und was in meinen Liedern klingt ,Und meine ganze Herzenswelt; Du bist's, um die sich alles schlingt. Die alles schön zusammenhält. Ich halte fest, zerreibe nicht! Die Perlen fallen mit der Schnur — Und nur durch dich lebt mein Gedicht, Und auch durch dich ich selber nur! Fr. v. Badenstedt. - Europäische Vöge! in Australien. Tiere, die in fremde Länder eingeiührt werden, pflegen dort eine ungewöhnlich starke Verbreitung zu gewinnen, wenn ihnen das Klima nur einigermaßen zusagt. Dieie Erscheinung erklärt sich daraus, dab in seiner Heimat jedes Tier eine gewiffe Zahl von Feinden besitzt, die seiner zu groben Vermehrung ein Ziel setzen, während in einem fremden Lande dieie Feinde wenigstens zunächst fehlen Besonders eindrückliche Er fahrungen sind in dieser Hinsicht auf der Jniel Neu-Seeland mit der Einführung kleiner Vögel aus Europa gemacht worden. Das Landwirtschastsministerium von Ncu-Seeiand bat eine Schrift herausgegeben, worin die Folgen dieser Maßnahmen mitgeteilt werden. Die Spatzen taten anfäng lich der Kolonie viel Gutes, indem sie unter den JnEen auftäumten, sind aber seitdem zu einer wahren Seuche ge worden. Ebenso wird eine Anzahl von Vögeln, die in ihrer Heimat einen vollkommenen Schutz genießen, wie Finken, Stare und sogar Leichen und Drosseln, in Neu-seeland als höchst schädlich betrachtet, besonders die Lerchen, die im jungen Weizen ungeheure Verwüstungen anrichten sollen. Diese Tatiachen zeigen wieder einmal recht deutlich, daß über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit einzelner Tiere kein allge mein gültiges Urteil abgegeben werden kann, sondern daß sich die Enischeiüung nach Len Verhältnissen richtet. Die Einwohnerzahl in China wird wohl niemals genau festzustellen sein. Nicht als ob Volkszählungen im Reiche der Mitte etwas Unbekanntes wären: im Gegenteil, die chine sischen Mandarine galten in der Kunst, die Zahl ihrer Unter tanen iorgfälttg und gewissenhaft festzuslellen, schon als Meister, als die Staatswirtschaftslehrer des Abendlandes sich ohne nennenswerten ErMlg bemühten, die Bevölkerungszahl der zivifierten Staaten Europas auch nur annähernd richtig festzustellen. Es muß jedoch bemerkt werden, dab, wenn die früheren Schätzungsmethoden der hohen chinesischen Beamten richtig gewesen sind, d e Gesamtzahl der Untertanen des Sohnes des Himmels schwer zu eiklärenden Schwankungen unterworfen gewesen le n mub: man zählte im Jahre 1761 180 Millionen Einwohner, im Jabre 1812 360 Millionen, im Lahre 1842 413 Million n, im Jahre 1882 381 Millionen, im Jabre 1885 377 Millionen. Genau so wechseln die Schätzungen der Ausländer. Im Jabre 1805 behauptete Herr Nockbill, Gesandter der Vereinigten Staaten in Edina, in einem oifiziellen Bericht an seine Regierung, dab die Zahl dec Einwohner des Himmlischen Reiches 270 Mil lionen nicht überstiege. Herr Calhoun aber, der Nach folger dieses Diplomaten, verficheite in einem nicht minder oifiziellen Bericht, dab die von seinem Vorgänger angegebenen Zahlen unrichtig wären, und daß die Zahl der Untertanen des Solmes des Himmels sich sicherlich auf 328 Millionen be laufe. Dab zwischen den Schätzungen eines eingeborenen Nationalökonomen und denen eines beim Pekinger Hof be glaubigten ausländischen Diplomaten eine Differenz von 103 Millionen bestehen kann, ist nicht besondeis auffallend, denn der chinesische Patriotismus verlangt natürlich eine so hoch Ivie möglich angenommene Beoölkerungsziffer. Die Zählnngs- methoden, die in China gebräuchlich sind, haben mit den Methoden, die in andern Ländern zur Anwendung gelangen, nicht? gemein. Die mit der Feststellung der Bevölkerungs- zahl betrauten Beamten suchen nicht die einzelnen Individuen zu zählen, wndern verzeichnen nur die Zabl der Wohnungen und auf Grund der erlangten Ergebnisse Lie Zahl der Familien. Wissen Sie schon? Nur sehr wenig Kohle wird auf der südlichen Halbkugel der Erde gewonnen. 80°/» des Gejamtbedarss wird nördlich vom Äquator geschürft. Die Flügel einer Mücke vibrieren 15 000 mal in der Minute. * Eine Biene kann zwölfmal mehr Honig in einem Fluge forttragen, als sie selbst wiegt.