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WMkM-LiMIM WM Amtsblatt für tts Amtsitticht mit lea Ztüttrit zil Hlihtiifttin-kriWal. Orga« aller Gemeindeverwaltungen der umliegende« Ortschaften. Anzeiger HohenfteiN'Srnftthal mitHättengrnnd, Oberlungwitz, GerSdorf, Hermsd^ Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Reichenbach, LangenchurSdorf, Callm- berg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Verugspreis frei ins Hau» virrlrl- jRhrlich A.7b Wk., monatlich 3.25 Wk. Durch dir Post bei Abholung auf dem Postamke virrlel- tährlich S.75 Wk., monatlich 3.25 Wk., frei ins Haus oiertrljShrlich 1V.65 Wk., monatlich z.55 Mk. Rür dir Rückgabe unverlangt ringrsandkrr Schriflfiückr wird keine Verbindlichkeit übernommen. Geschäftsstelle: Schulstraße Dr. 3t. Vrirfr und Telegramme an das Amtsblatt Hohrnstrin-Ernfilhal. Fernsprecher! Nr. 11. Bankkonto: Chemnitzer Bankverein, Chemnitz. 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In parlamentarischen Krei sen sieht man der Neugestaltung des Kabinetts mit einiger Nervosität entgegen. Das ungemein wichtige Reichsschatzministerium ist seit Wochen unbesetzt, weil inan den geeigneten Mann nicht finden kann. Für den Reichssinanzminister weiß man noch keinen Nachfolger und um den Posten des Reichsverkehrsminislers stehen Dr. Bell und Oeser in Konkurrenz. Im Reichswirtschastsmini- sierium erscheint Robert Schmidt den ungeheuren Aufgaben nicht gewachsen. Doch fehlt es auch hier an einem Mann, der sich dec dortigen Nach folge im Reichswirtschaftsministerium unterziehen würde. Daß Deutschland zurzeit außenpolitisch durch Hermann Müller nicht genügend vertreten wird und daß wir gerade jetzt einen Minister des Aeugern brauchen, der in der diplomatischen Welt des Auslandes Bescheid weiß, wie kein anderer, liegt klar auf der Hand. Es sind also eine ganze Reihe von Ministerposten vakant. Aber es fehlt an Männern, sie zu besetzen. Man sucht inner halb der Parteien, um dann schließlich wieder an die Stelle des einen Ungeeigneten einen anderen Unzulänglichen zu setzen. Es ist das leidige Spiel, das sich in der Nationalversammlung seit dem Tage von Weimar immer und immer wiederholt, daß alles, aber auch alles, selbst die wichtigsten Fragen nicht vom Standpunkt des allgemeinen Vvlksinteresses, sondern durch die Pap,eibrille an gesehen wird. Die eine Partei wachi eifersüchtig darüber, daß die andere auf keinen Fall einen Minister mehr im Kabinett hat, als ihr nach dein Stärkcoerhältnis zusteht. So entsteht eine förm liche Minister-Inzucht Anstatt von dein Stand punkt auszugehen, der rechte Mann an den rech ten Platz, anstatt Bethmann Hollwegs Wort: freie Bahn dem Tüchtigen, wahr zu machen, wer den die Ministersitze wieder hübsch der Reihe nach verteilt: Zentrum, Demokratie, Sozialdemo kratie. Dabei ist die Ansicht in parlamentarischen Kreisen ganz allgemein vertreten, daß nur noch Fachmiüister Deutschland aus seiner jetzigen Lage retten können. Andererseits sürchlet aber jede Par tei, einen solchen Mann vorzuschlagen, weil sie dann im Ministerrat nicht durch einen gewiegten Varlamentarier vertreten ist. Deutschland braucht eine Koalitionsregierung, aber die Koalition — die an sich gewiß kein Ideal ist — muß nun auch einmal beweisen, daß sie regieren kann. Mit den bisher beliebten Palliativmitteln ist unse rem Vaterlande nicht mehr zu helfen. Es muß endlich reine Bahn geschaffen werden. Die große zielsichere Linie fehlt und dazu braucht man Männer, die etwas können, Fachleute, und nicht im Parieikamps beschlagene Parlamentarier. NMkMlM-WM Berlin, 8. März. In der heutigen Verhandlung des Erzberger- Prozesses ergriff Erzberger, nachdem die Repliken und Gegenrepliken der Anklagevertreter und Verteidiger längere Zeit in Anspruch genom men hatten, selbst das Wort zu einer Verteidi gungsrede, in der er ausführt: Der Kampf gegen seine Person gelte der Demokratie. Im Juli 1917 wollte er unser Volk aufklären. Seine Aktion war die Rettung vor dein drohenden inneren Zusam menbruch. Die Oktoberversassung von 1918 war ein großer Sieg der Demokratie. Zur Unterzeich nung des Waffenstillstandes habe er sich nicht ge drängt, sondern sich der Notwendigkeit gebeugt. Hindenburg habe ihm damals telegraphiert, ge linge die Durchführung der Punkte nicht, in denen eine Erleichterung angestrebt wurde, so wäre trotz dem abzuschließen. Die Nichtigkeit dieser Ausfas- sung habe die Folgezeit bestätigt. Erzberger be spricht dann die umfangreit)e Gesetzgebung, die nach seinem Eintritt in das Reichs finanzministe- rium geschaffen worden sei, und wendet sich dann gegen die wider ihn erhobenen Vorwürfe bezüg lich seiner Tätigkeit ass Abgeordneter. Das vor Gericht entrollte Bild seiner Persönlichkeit sei ein abstoßendes Zerrbild. Erzberger tritt sodann dem Staatsanwalt entschieden entgegen und bestreitet, daß eine Verquickung von Politik und Geschäft erwiesen worden sei. Er habe Millionen verdie nen können, aber er habe es abgelehni und nur durch ehrliche Arbeii. ein ganz bescheidenes Ver mögen erworben. Sein ganzes Sein und Wol len sei dem Vaterlande, der Kirche und den Hilfsbedürftigen gewidmet gewesen. Helfferich erwidert Erzberger, indem er die Behauptung des Nebenklägers zurückweist, daß es ihm an Veramwortlichkeltsgefühl gefehl Hütte. Gegenüber dem Versuch, ihm das Attentat des jungen Hirschfeld an die Nockschöße zu hängen, betont Helfferich mit größter Bestimmtheit, er mache sich nicht zum Verteidiger des Meuchel mörders. Starke Zweifel an der Charakterfestig keit Erzbergers seien ihm schon vor seinem Fort gang nach dem Orient gekommen. Als er Erzber ger im Kriege wiedersah, habe er sofort gegen seine Tätigkeit als Propagandachef die größten Bedenken gehabt. Die erste Iulihälfte 1917 sei seine (Helfferichs) furchtbarste Zeit gewesen. In der Regierung wußten damals alle, wie nahe wir dem Frieden waren. Da habe Erzberger mit sei ner Friedensresolution eingegriffen. Er, Helffe rich, habe den damaligen Wahnsinn vergeblich bekämpft. Einflüsse von Wien und vielleichi auch andere Einflüsse waren stärker als die Vernunft. Die Verhandlung wurde darauf auf Freitag 9s^ Uhr vertagt. Man nimmt an, das; es gleich zur Urteilsverkündung kommen wird. Für und gegen die Revision -es Versailler Vertrags. Wie „Daily News" meldet, sprach Lord Grey in einer Versammlung der liberalen Wäh lerschaft in Glasgow. Grey führte unter dem Beifall seiner Zuhörer aus: Die Bewegung für Revision des Versailler Vertrags werde so lange durch die liberale Partei Englands gehen, bis die Alliierten die Unmöglichkeit der Durchführung des Versailler Vertrags einschen. Die Forderung nach Revision bedeute kein Mitle i d mit Deutschland, sondern nur Rücksicht auf die Interessen der Alliierten und aus die Ziele, für die England in den Kamps getreten sei. Daß England kein Mitleid mit uns hat, braucht Lord Grey nicht zu versichern. Wir alle missen, daß England als Anstifter des Weltkrie ges lediglich unseren politischen und wirtschaft lichen Untergang im Auge Hal. Aber die Herren über dein Kanal sehen allmählich ein, daß unser Untergang auch unsere heut gen Feinde mit ins Verderben ziehen würde und suchen darum krampfhaft nach Mitteln, uns wenigstens eine Sklaveneristenz zu ermöglichen, um nicht selbs dem Unheil zu verfallen. Anders klingt es aus Frankreich. Wie die amtliche französische Nachrichtenstelle mittelst, dauern die Verhandlungen zwischen den alliierten Negierungen, um das vorbereitete Wirt schaftsabkommen zum Abschluß zu brin gen, fort. Der Entwurf entbält eine Ncihe von Vorschlägen, um der wirtschaftlichen Krisis abzu helfen. Die französische Negierung hat sich haupt sächlich gegen die Stelle verwahrt, die von der Nevisicn des Versailler Vertra ges handelt und der Wiedergutmachungskom- mission ihre Vorrechte am Vertrage nimmt, sowie Deutschland die Freiheit läßt, über die Ausdeh nung seiner Verpflichtungen zu bestimmen. Der Oberste Rat, der bis zur Abreise Nittis in Lon don tagte, hat ihre Einwendungen zu Recht er kannt und hält die Verantwortung der Wieder- gutmachungskommiffion vollständig aufrecht. Er iügte eine Stelle hinzu, in der die Wichtigkeit der Wiederherstellung der verwüsteten Gebiete hervor- gohoben wird. Ueber andere Punkte derselben Frage werden die Verhandlungen noch fortgesetzt. In Frankreich sind nach wie vor Haß und Rachsucht die treibenden Kräfte, welche alle Ver nunft ersticken. Es will nicht einsehen, daß der Versailler Vertrag nicht erfüllt werden kann, und sucht immer noch nach einer Handhabe, um die Rheinlande dauernd in Besitz zu nehmen. Der Widerstand, den ihm England, Amerika rind Italien hier entgegensetzen, gibt uns die Gewähr, daß die annerionistischen Pläne der Franzosen ewiges Hoffen bleiben werden. Die gefährdete Brotversorgung. In einer Sitzung des Lebensmittelverbandes Berlins wurde mitgeteilt, daß die V 0 rr ä t e an Brotgetreide höchstens bis Ende ^dieses Monats reichen würden. Die zu ständigen Neichsstellen seien aus den Ernst der Lage anfmerksam gemacht worden. Die Anleihe an Deutschland Die Verhandlungen der Alliierten über die Höhe der an Deutschland zu bewilligenden in ternationalen An bleiche sind, so wird aus französischer Quelle gemeldet, formell abge schlossen. Die Anleihe wird unter Bedingungen und Sicherheiten an Deutschland gegeben, über die in Paris zurzeit weiter verhandelt wird. Die Eisenbahner gegen die Beamten- Besoldungsreform. Wie aus Berlin berichtet wird, sprachen sich die Eisenbahnerversammlungen der letzten Tage für eine Gegenaktion wider die ge plante Beamtenbesoldungsresorm aus. Es wurde von mehreren Rednern wieder einmal mit einem allgemeinen E i s e n b a h n e,r st r e i'k für das Frühjahr gedroht, falls die Zurücksetzung der Eiscnbahnarbeitcr hinter die Beamten nicht auf- höre. Die Telephon-Zwangsanleihe. Der Verkehrsbeirat im Reichspostministerium hat auch dem in der Sitzung am 2. d. M. un erledigt gebliebenen Antrag Les Reich spöstmini- sters, von jedem Inhaber eines Fernsprech-An- schlusses 1 000 Mart zur Wiederin standsetzung der Vctricbsanlggen einzuzie hen. am Sonnabend seine Zustimmung erteilt. All WWl ZlvWlM In der Stacht zum Sonntag hat sich im Hotel Adlon, denl Hauptquartier der verschiedenen, be sonders der französischen Kommissionen, die sich zurzeit in Berlin aushallcn, eine höchst peinliche Szene abgespielt, die für die zu nächst Beteiligten nicht ohne Folgen bleiben wird. In den Neistaurationsräumen des Hoels hat man um -L11 Uhr von der Musik „Deutsch land, Deutschland über alles . . ." spielen lassen. Die Anwesenden haben sich dabei von Len Plätzen erhoben, und als zwei Franzosen und die Gatftn eines französischen Hauptmanns sitzen blieben, soll der P r i n z I 0 a ch i m Albrecht von H 0 henz 0 Ilern eine Blumenvase aus den Tisch der Franzosen geschleudert haben und andere Gäste sollen sie barsch zum Aufstehen auf gefordert und sie dann mit Gläsern und Flaschen bombardiert haben. Es kam zu Tätlichkeiten, bei denen die französischen Herren Beulen und Quet schungen davontrugen. Das Auswärtige Amt hat sich Mon tag vormittag nach dem Befinden der Verletzten erkundigt und ihnen das Bedauern über den Vorfall ausgesprochen. Gegen Mittag sprachen der französische Geschäftsträger und der General Rollet in der Angelegenheit beim Außenmini ster vor. Minister Müller drückte ihnen Las Bedauern der Negierung aus, er erklärte, daß eine strenge Untersuchung des Falles eingeleite! worden sei und die Schuldigen bestra t werden würden. Dem N e i ch s w e h r m i n i st e r wurde von dein Vorfall am Sonntag Meldung crstal.ct. Er gao darauf sofort dem Polizeipräsidenten den Auftrag, den Sachverhalt sestzustellen. Aus den summarischen Bericht hin ordne)e er die F e st- nähme des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen an. Der Prinz bestreitet, an der Radau- szene irgendwie beteiligt gewesen zu sein. Der Prinz wurde zunächst unter Bewachung gestellt und später in Schutzhaft gebracht. Die wei tere Verfolgung der Angelegenheit haben die Staatsanwaltschaft und die Polizei übernommen. Von einem Augenzeugen wird der „Tel. Union" über den Vorfall mit der Bitte berichtet, auch diese Darstellung aus Billigkeitsgründen zur Veröffentlichung zu bringen. Zunächst wird fest- gestellt, daß sich P r i n z I 0 achim AIbre ch 1 in keiner Weise an den Tätlich kei len, zu denen es leider gekommen ist, beteiligt hat. Es wird weiter behauptet, daß der eine Herr der französischen Mission ostentativ sitzen blieb, während drei andere Mitglieder, der Situa tion Rechnung tragend, den Saal unauffällig ver ließen. Plötzlich sprang der sitzengebliebcne Herr vom Tisch auf und schlug einem neben ihm stehen den Herrn mitderFaustins Geiicht, worauf das Publikum in berechtigter Empörung zur Selbsthilfe griff. Der französische Herr wurde gezwungen, sofon den Saal zu verlassen. Daß der Prinz an den Vorgängen, die im übrigen auch von den nationalen Blättern streng verurteilt werden, gar nicht teilgenommen habe, wird jetzt auch von zahlreichen Anwesenden be stätigt. Ueber die Dinge selbst schreibt ein Herr 0. Winterfeldt dem „Berl. Lok.-Anz.": „Die Schuld an den bedauerlichen Ausschreitungen liegt ganz zweifelsohne in dem provozieren d e n Verhalten der Franzosen. Diese füh len sich in allen Hotels als die Sieger und be nehmen sich direkt aufreizend. Im Gegensatz hier zu benehmen sich die hier weilenden Englän der und Amerikaner sehr zuvorkommend. Sie achten unsere Rationalgefühle und erheben sich fast ausnahmslos bei vaterländischen Kund gebungen von ihren Plätzen. So auch am Sonn abend im Hotel Adlon. Deshalb muß die ge färbte Darstellung des Vorfalles jeden Rechtden- lenden empören." Eine neue Verbandsnote in der Kaiserfrage? Nach einer Londoner Meldung vom Sonn abend sprach Lloyd George über die Hol- laud-Rote in der Kaiserfrage, daß die Nole eine neue Antwort der Alliierten notwendig mache. Ohne reale Garantien für die U n- s ch ä d I i ch m a ch u n g des früheren Kaisers sei die Angelegenheit für die Alliierten nicht als er ledigt anzuschen. Die Ueberfiedelung -es Kaisers nach Doorn. „Daily Mail" meldet aus Amervngen: Der Kaiser wird Anfang April zum dauernden Aufenthalt von Amerongen nach Schloß Doorn übersiedeln. Der Kaiser und die Kaiserin halten sich schon seit Wochen meist in der Umgebung des Schlosses Doorn auf, um bei den Bauarbei ten zugegen zu sein. Auf besonderes Verlangen des Kaisers werden um das Gebäude zwei Draht zäune und eine Ziegelfteinmauer geführt, um ihn vor Neugierigen zu schützen. In dem kleinen Torfe Doorn, das den ehemaligen Herrscher be reits als Mitbürger ansieht, sind die Bodenpieise um 50 Prozent gestiegen, seitdem das Schloß von Kaiser Wilhelm gekauft ist. Der „Giftbaum"i Die „Kaiastrophcnhausse" an der Berliner Börse, die auf der Entwertung der dcmschen Valuta anfgebaut war, hat durch die Ankündi- zung der Ausländsanleihe einen argen Stoß er- illen. Zu einem Börsenkrach, wie er am Sonn abend abend in Spekuf-amenkreifen erwartet wurde, ist es zwar noch nicht gekommen. Eine gründ liche Ernüchterung ist aber dem Taumel der letz ten Wochen gefolgt, starkes Angebot von Wert papieren und beträchtliche Kursrückgänge lassen erkennen, daß den zahlreichen Spielern aller Ge sellschaftsklassen, die sich unbefuglerweise an Bör- scugejchäften beteiligten, der Boden unter den Füßen heiß zu werden beginnt. Tatsächlich ist oas Angeool einer internationalen Anleihe zur Stützung Deutschlands noch lange kein Grund, um auf eine nachhaltige Besserung unserer wirt schaftlichen Verhältnisse rechnen zu können, aber ebensowenig hat die bisherige Spüüolation auf den Ruin des Reiches, soweit sie in übertriebe nen Wertpapierkursen zum Ausdruck gelangte, irgendwelche Berechtigung. Eine Reinigung ist dringend nötig betreffs der Neichssinanzwirtschaft, und nicht minder auf dem Markt der Börsen papiere, wofür die schwache Börse am Montag vielleichi als ein erster bezeichnender Schritt gel ten kann. Dieser Neinigungsprozeß wir- auf Schwierigkeiten stoßen, weil die Großbanken die nächsten vier Börsemage die Annahme neuer Auf träge abgelehni haben. Infolgedessen wird es manchem Spieler schwer sein, jetzt aus der Mause- alle, in der er sitzt, hcrauszukommen. Englands Herrschaft in der Ostsee. „Dagens Tidningen" schreibt: Ein britischer Gouverneur residiert in Danzig. In Neval arbeitet man an britischen Werften, und an der ganzen Ostseeküste spricht man von Englands „höchst legitimer Notwendigkeit", maritime Stütz punkte zu errichten, um die bedrohten Kleinstaaten an der Ostsee zu beschützen. Englands Streben ist ftaglos darauf gerichtet, die baltische Hegemo ne an sich zu reißen und die Ostsee zu einem -rilischen geschlossenen Meer zu machen. Worauf diese Politik hinausläuft, ist jetzt lein Geheimnis